Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Ein wunderbarer Text, der richtigerweise auf die Emotionen hinweist , die Bilder und Abbilder hervorrufen.

    Nur ein Detail schießt weit über das Ziel hinaus und beeinträchtigt die positive Wirkung des Textes: "Oder wollen die Anhänger einer ausschließlichen Moderne mit tyrannischen Rekonstruktionsverboten die Faschisten des Antifaschismus werden?"

    Was soll dieser absurde Vorwurf einer Tyrannei (bereits im Titel) und des Faschismus? Wir befinden uns hier in einem legitimen Meinungsaustausch auf Grundlage demokratischer Institutionen, auch wenn uns die Ansichten der Gegenseite nicht schmecken. Derartige Vorwürfe, auch wenn sie als (rhetorische) Frage getarnt sind, beeinträchtigen den seriösen Diskurs zu diesem Thema. Das ist unnötig und wertet die sonst hervorragende Stellungnahme ab.

    Ist vom Forum aus schwer zu finden:

    Findet sich doch bereits auf der Startseite der Website. Und diese ist im Hauptmenü des Forums verlinkt.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Sicher überzeugt man im Diskurs dann schon eher mit Argumenten wie diesem:

    Der Nachkriegsbau ist zwar aus den Fünfziger Jahren und der Architekt auch vor 1960 geboren. Aber egal, Hauptsache mal was kritisiert.

    Andreas, Deine Reaktion ist doch ein Beispiel für „Hauptsache mal etwas kritisiert“, sonst hättest Du Klassikers Aussage und meinen Beitrag nicht nach deinem Belieben unsachlich verknüpft. Scharfe Kritik in der Sache ist hingegen gefordert an Frau Enss Haltung (und ihresgleichen), die vermutlich auch erst NACH 1960 geboren ist. Das ideologische Gedankengerüst der Älteren trägt sie offensichtlich und leider dennoch in sich.

  • Dieser (von tegula im vorletzten Beitrag zitierte) Satz trifft mE auch rein architektonisch-inhaltlich nicht ganz zu: der Mayer-Bau stellt eben nicht "ausschließliche Moderne" dar, sondern lässt sehr wohl starke Anklänge an die Vergangenheit erkennten, wie er ja auch einem überkommenem Erdgeschoss entwächst. Nicht mich falsch zu verstehen: ich halte ihn für völlig misslungen, unausgewogen, stillos, plump, einfach hässlich, günstigstenfalls ganz unbedeutend, mir würden noch weitere pejorative Adjektiva einfallen, aber dieses eine nicht unbedingt: modern oder modernistisch. Wer ihn verteidigt, ist kein Anhänger einer "ausschließlichen Moderne", und solche können leicht, allzu leicht dagegen argumentieren: was wollts denn, traditionelle Gliederung der Fensterachsen, angepasstes Material, sogar die Fassadengestaltung spielt auf Pilaster- oder Lisenengliederung an, dazu oben eine Attika- oder Ziergiebelchenbekrönung, die in ihrem Rundbogenmotiv geradezu renaissancehafte Züge trägt.

    Ich würde sogar umgekehrt argumentieren: halbherziger Traditionsverschnitt, Kitsch, unbedarfte Aneinanderreihung traditioneller Elemente, Disneyland. Mit so etwas hat man sich doch international nur lächerlich gemacht.

    Diesen Bau zur Ikone eines "fortschrittlichen Wiederaufbaus" zu küren, ist dagegen zuviel der Ehre.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nur ein Detail schießt weit über das Ziel hinaus und beeinträchtigt die positive Wirkung des Textes: "Oder wollen die Anhänger einer ausschließlichen Moderne mit tyrannischen Rekonstruktionsverboten die Faschisten des Antifaschismus werden?"

    Was soll dieser absurde Vorwurf einer Tyrannei (bereits im Titel) und des Faschismus? Wir befinden uns hier in einem legitimen Meinungsaustausch auf Grundlage demokratischer Institutionen, auch wenn uns die Ansichten der Gegenseite nicht schmecken. Derartige Vorwürfe, auch wenn sie als (rhetorische) Frage getarnt sind, beeinträchtigen den seriösen Diskurs zu diesem Thema. Das ist unnötig und wertet die sonst hervorragende Stellungnahme ab.

    Sehe ich auch so, diese unsachliche Bemerkung wertet den Beitrag leider stark ab. Aber ich verstehe die Motivation dahinter, denn in den Diskussionen wird man im Gegenzug oft als "Laie" banalisiert, der die "Wissenschaft" der Denkmalpflege nicht begreift, der die angeblich international anerkannten Leitprinzipien missachtet und sich einfach immer nur aussucht, was einem am Besten gefallen würde. In den Interviews und Stellungnahmen wie dem in der SZ abgedruckten mit Fr. Enss erkenne ich immer eine gewisse Übergriffigkeit einer konstruierten Wissenschaft, die sich als über den Dingen stehend, feststellend und mit Ewigkeitsanspruch vorausdenkend herausnimmt zu bestimmen, wie unsere Städte auszusehen haben und was wertvolle Kulturbeiträge sind und was nicht. Das als faschistisch zu bezeichnen ist krass, aber es ist in jedem Fall bevormundend, herablassend und übergriffig. Ist ja nicht so dass die SZ auch gegenteiligen Meinungen Platz geboten hat.

  • Aber ich verstehe die Motivation dahinter, denn in den Diskussionen wird man im Gegenzug oft als "Laie" banalisiert, der die "Wissenschaft" der Denkmalpflege nicht begreift, der die angeblich international anerkannten Leitprinzipien missachtet und sich einfach immer nur aussucht, was einem am Besten gefallen würde.

    Das mag mancher vielleicht so empfinden, aber gerade Herr de la Riestra dürfte sich diesen Schuh kaum anziehen dürfen. Er ist als Architekturhistoriker vom Fach und hat auch diverse Publikationen zu kunsttopographischen Themen vorzuweisen. Da gehe ich davon aus, dass man einen sachlichen Diskurs unter Kollegen anvisiert. Diese polemische und populistische Entgleisung hat er nun wirklich nicht nötig.

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  • Vielleicht wollte er aber auch unterstreichen, wie emotional das Thema Architektur im Sinne seiner Argumentation ist.

    Denn die Quadratur des Kreises bei Architekturthemen besteht leider darin, dass man versachlichen will, was eigentlich ein emotionales Thema ist.

    Das ist als wolle man das Verliebtsein mit Neuronen, Hormonen oder Evolution beschreiben. Nachvollziehbar, aber eben überhaupt nicht hilfreich.

  • Pablo de la Riestra ist aber nicht irgend ein normaler Leserbriefschreiber, sondern ein anerkannter Lehrbeauftragter an diversen Universitäten (auch übersee!); von daher sollte er die Formulierung "Faschisten des Antifaschismus" besser weglassen.

    "mit tyrannischen Rekonstruktionsverboten" finde ich aber gut.

  • Was soll dieser absurde Vorwurf einer Tyrannei (bereits im Titel) und des Faschismus?

    Das ist - wie ja im Text ausgeführt wird - eine Anspielung auf Pasolini ("so hätte Pier Paolo Pasolini die Sache richtigerweise auf den Punkt gebracht") bzw. eine gleichnamige Sammlung seiner Texte, die bei Garzanti erschienen ist.

    Dabei versteht er unter dem "fascismo degli antifascisti" die "Konsumgesellschaft, die zu einer Nivellierung der Kultur ab den 60er Jahren führte" ("il sistema dei consumi, che a partire dagli anni Sessanta si è reso responsabile dell'omologazione culturale del paese").

    So gesehen paßt die Anmerkung gut in den Kontext, nur wird sie halt praktisch von niemandem in Deutschland richtig verstanden und ist daher kontraproduktiv.

  • So gesehen paßt die Anmerkung gut in den Kontext, nur wird sie halt praktisch von niemandem in Deutschland richtig verstanden und ist daher kontraproduktiv.

    Danke für den Hinweis. In der Tat habe ich die Aussage so nicht einreihen können.

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  • Der Text bleibt wie er ist, ich feil da nix dran rum !

    Das hat weder jemand ins Spiel gebracht oder gar verlangt, noch dürftest du an fremden Texten ohne Rücksprache Veränderungen vornehmen. Was für ein absurder Gedanke!

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  • Dann sollte man über gewisse Textstellen auch nicht so rumplärren, nach dem Motto "iii, das muß weg" ~:-[]

    Das hat hier niemand getan. Niemand hat geplärrt und niemand hat verlangt, etwas zu entfernen.

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  • Man sollte sich nicht zu sehr an Reizwörtern aufhängen. Im Markieren „politisch verdächtiger“ Begriffe sind die Gegner von Rekonstruktionen ohnehin besser. Das tut einer Diskussion nicht gut und bringt sie auf hysterisches Twitter-Niveau. Diesen Sumpf gegenseitiger Verdächtigungen überlassen wir besser mal unseren Gegnern. Ich wertete diese Passage als emotionalen Schluss eines -bei aller Sachlichkeit im Duktus- (zurecht) emotionalen Textes. Jedenfalls interessanter Kontext dieser Aussage, den ich, wie wohl die meisten hier, noch nicht kannte.

  • Dabei versteht er unter dem "fascismo degli antifascisti" die "Konsumgesellschaft, die zu einer Nivellierung der Kultur ab den 60er Jahren führte" ("il sistema dei consumi, che a partire dagli anni Sessanta si è reso responsabile dell'omologazione culturale del paese").

    So gesehen paßt die Anmerkung gut in den Kontext, nur wird sie halt praktisch von niemandem in Deutschland richtig verstanden und ist daher kontraproduktiv.

    Ja, vor dem Hintergrund von Pasolinis Überlegungen passt das Zitat sehr genau in den Kontext.
    Allerdings war es auch schon bei Pasolini selbst nicht sehr hilfreich, dass er alles, was er irgendwie als Fehlentwicklung der Nachkriegsmoderne gesehen hat, als "Faschismus" bezeichnet hat, in diesem Fall die kulturelle Nivellierung durch die Konsumgesellschaft.

    "Faschismus" war bei Pasolini immer eher ein Synonym für "finde ich falsch" und hatte mit dem historischen Faschismus begrifflich wenig zu tun. Das hat nicht eben zu trennscharfen Begrifflichkeiten beigetragen, hat zu Pasolinis Zeit aber auch niemanden groß gestört.