Guben / Gubin - Streit um den Wiederaufbau der "Urvilla der Moderne"

  • Auf der polnischen Seite Gubens gibt es Bestrebungen die im Krieg zerstörte "Villa Wolf" im Stil der Neuen Sachlichkeit (Architekt: Mies van der Rohe) wiederaufzubauen. Doch noch ist das Projekt nicht in trockenen Tüchern.


    http://www.svz.de/regionales/bra…id12361741.html

    http://www.lr-online.de/regionen/spree…art1051,5401198

    https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Wolf_(Guben)

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ein auf der polnischen Seite von Guben favorisiertes Wiederaufbauprojekt erhält - wie üblich - Gegenwind von der bekannten Seite. Für das Wiederaufbauprojekt ist es diesmal wohl vielleicht von Vorteil, dass dieses nicht auf deutscher Seite liegt ;-).

    https://www.rbb-online.de/kultur/beitrag…uben-gubin.html

    Soll man einem weiterrecherchieren lassen. Es tauchen nun bestimmt unzählige Unterlagen dieses vergessenen Bauwerks auf. Zwar finde ich Mies v. d. Rohe nicht so dolle und Bauhaus selbst eher mies, aber jedes Rekoobjekt nimmt den ewigen Gegnern wieder ein bisserl Wind aus den bereits löchrigen Segeln.

  • Das Vorhaben ist lobenswert. Vielleicht wird es den dringend erforderlichen Impuls setzen, um endlich auch mit dem Wiederaufbau der fast komplett ausgelöschten Altstadt zwischen 'Dickem Turm' , Neißebrücke und Lubst zu beginnen. Vor allem aber sollte die Eindachung des Schiffes der Stadtkirche oberste Priorität haben, nachdem ja vor Jahren schon der Turmhelm zurückgekehrt ist...
    Dann hätte unser liebes altes Guben eine wirkliche Chance, wieder zur Perle der Niederlausitz zu werden - insbesondere im Frühjahr zur Zeit der Obstblüte !

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (19. März 2016 um 08:44)

  • Warum muss gerade so ein Bauhaeusel bei uns rekonstruiert werden. Da gaebe es sicher wertvollere Architektur, die es wert waere. Aber aus touristischen Aspekten natuerlich in Ordnung.

  • Die Bestrebungen zur Rekonstruktion der Villa Wolf sind weitergegangen. Die Villa war das erste moderne Haus im Schaffen von Mies van der Rohe. Ein Förderverein möchte sie wiederaufbauen und darin ein Mies-van-der-Rohe-Museum unterbringen. Die Rekonstruktion des Gebäudes könnte 3 Millionen Euro kosten. Die Finanzierung ist noch nicht gesichert. Das Projekt wird von den Stadtverwaltungen in Guben und Gubin unterstützt.

    Leider sind keine Baupläne erhalten. Deshalb war es besonders wichtig, die Fundamente auszugraben. Ursprünglich sollten die Grabungsarbeiten im Sommer 2020 stattfinden. Sie wurden aber wegen Corona um ein Jahr verschoben.

    rbb24.de/studiocottbus/panorama/coronavirus/beitraege_neu/2020/05/guben-gubin-villa-mies-von-der-rohe-wiederaufbau

    Am 3. Juli 2021 veröffentlichte der rbb nun ein Bild vom Grabungsgelände. Die Überreste der Villa waren zu dem Zeitpunkt zu etwa 80 Prozent ausgegraben. Dabei handelt es sich um das 300 qm große Untergeschoss.

    rbb24.de/studiocottbus/kultur/2021/07/guben-gubin-villa-wolf-mies-van-der-rohe-freilegung-ueberreste

    Und hier noch ein Bericht vom 27. April 2021, dem ein Foto vom Standort der Villa am Beginn der Grabung beigefügt ist:

    rbb24.de/studiocottbus/beitraege/2021/04/gubin-villa-wolf-grabungen-beginnen

    Erste Entwürfe für die Villa gibt es noch im Museum of Modern Art in New York. Im deutschen Guben sollen Ausstattungsstücke der Villa erhalten sein, die nach dem Wiederaufbau dorthin zurückkehren könnten. Auf polnischer Seite ist Bartłomiej Bartczak Bürgermeister. Er spricht sehr gut Deutsch und begeistert sich für das Projekt. Gubin auf Augenhöhe mit Barcelona und New York als Mies-van-der-Rohe-Stadt. Das ist schon was. Ich denke, dass es für die Mies-Reko EU-Fördermittel geben wird. Das Projekt ist auf einem guten Wege.

  • Ich bin vor einiger Zeit erst auf das Gebäude aufmerksam geworden - und hoffe, dass die Rekonstruktion kommt.

    Die Moderne mag städtebaulich nichts geleistet haben - im Bereich der Einfamilienhäuser hat es sie meines Erachtens durchaus: Die Bauhausmoderne brachte neue Impulse, die in den 30ern mit dem Heimatschutzstil eine Gegenbewegung bekamen und in den 1960ern mit den Bungalows abgeschlossen wurden. Seitdem kopiert man sich selbst, jedes Mal besser gedämmt aber ohne echte Innovation.

    Die Villa Wolf war ein Meisterwerk, ähnlich wie Haus Rabe in Zwenkau oder Haus Auerbach in Jena.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich will ja nicht ideologisch verbohrt daherkommen, aber was macht dieses Gebäude bitte zum "Meisterwerk"? Wir sprechen offenbar hierdrüber:

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    DSC08093.JPG

    Ich sehe da eine relativ beliebige Anordnung von Würfeln, gestaucht wirkende Fensterchen, ein in die Luft ragender Balkon... Wenn ich in ein beliebiges Neubaugebiet fahre, finde ich sowas, wenn ich Pech habe, in jeder Straße.

    Vielleicht kann ja einer der Anhänger dieses Gebäudes mal erläutern, was es so meisterhaft macht?

  • "Für die Umsetzung der Pläne werden voraussichtlich zwei bis drei Millionen Euro gebraucht. Dafür stellen die Städte Guben und Gubin Förderanträge, unter anderem bei der Europäischen Union. " https://www.rbb24.de/studiocottbus/…ueberreste.html

    Nebenbei bemerkt - steht eine solche Reko in Einklang mit der Charta von Venedig? Oder ist da Gegenwind von Oswalt & Co. zu erwarten?

    ...

  • Wikos

    Das hatte ich hier bereits im vergangenen Juli gemeldet. Es geht hier nicht um Venedig oder irgendeinen Professor aus Kassel. Rede bitte keine Probleme herbei, die es nicht gibt!

    Es ist gut, wenn die Villa Wolf rekonstruiert wird. Für die geschundene Grenzstadt Guben-Gubin ist das auf jeden Fall ein Gewinn. Deutsch-polnische Verständigung ist immer gut. Da lässt sich mit Fördermitteln was machen.