Hallo liebes Schlossgespenst,
Ja, es ist traurig, was da im Osten passiert. Der Vorteil vieler ostdeutscher Städte war ja eigentlich, dass durch die fehlenden finanziellen Mittel in der DDR, eine flächendeckende Zerstörung ausblieb. Außer in den Pilotprojekten Berlin, "Karl-Marx-Stadt"oder Dresden, besitzen auch größere Städte noch allerlei zusammenhängende Albauquartiere. Eigentlich hatte die DDR ja vorgehabt,sämtliche Albauquartiere ihrer Städte dem Erdboden gleich zu machen, da sie Zeugen kapitalistischem Großbürgertum sind, und dafür Plattenbauten en masse an ihrer Stelle zu errichten. Das ist ihr Gott sei Dank nicht gelungen.
Zu Wiesbaden: Ich kenne die Stadt eigentlich ganz gut, da ich gleich nebenan in Frankfurt wohne. Klar, Wiesbaden macht auf mich in architektonischer Hinsicht einen viel besseren Eindruck als Frankfurt oder Mainz. Wohl auch deswegen, weil sie im Krieg kaum zerstört worden ist. Dennoch bin ich schockiert, was in den letzten Jahrzehnten so alles an Schund errichtet wurde. Die vielen Prachtalleen werden immer wieder von Bausünden unterbrochen, die das ganze klassische Ensemble empfindlich stören. Es gibt eigentlich kaum einen Straßenzug, geschweige denn ein Viertel, das nicht massiv mit hässlichen Betonbauten zugepflastert wurde. Mir tun regelrecht die Augen weh, wenn ich den kontrastreichen Anblick zwischen Altem und Neuem in Wiesbaden seh'. Und die Randgebiete vermitteln typisch hessische Langeweile, Einfalls- und Identitätslosigkeit. Ob man sich dort in Kassel, Offenbach, Hanau, Marburg oder Frankfurt befindet, ist optisch zumindest nicht auszumachen. Schade, Wiesbaden wäre ansonsten sehr, sehr schön.