Da ich in der englischen Wikipedia gerade einen Artikel über das Tal schreibe ( http://en.wikipedia.org/wiki/Jelenia_G%C3%B3ra_valley\r
en.wikipedia.org/wiki/Jelenia_G%C3%B3ra_valley ) dachte ich mir das ich mal ein paar Bilder davon machen sollte, da ich in Commons einiges vermisste. Also bin ich gestern mal hingefahren... und war so schockiert das ich das Bilder machen total vergessen habe.
Für Nichteingeweihte: das Hirschberger Tal am Rande des Riesengebirges war im 19. Jahrhundert der bevorzugte Sommeraufenthaltsort des preussischen Königshauses und Adels. Es gab drei Königsschlösser und an die 40 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser im Tal, oftmals umgeben von großen Landschaftsparks, teilweise von Lenne gestaltet. Zusammen mit der umliegenden Kulturlandschaft ein grandioses Ensemble. John Quincy Adams (amerikan. Präsident) hat es hier auf Seite 50 beschrieben:
http://books.google.com/books?id=2sQDAAAAYAAJ&printsec=toc&source=gbs_summary_r&cad=0\r
books.google.com/books?id=2sQDAA ... ry_r&cad=0
Ich wollte also die drei Königsschlösser samt Parks sehen und allgemein einen Eindruck erhalten. Es ist grauenhaft! Die Schlösser wurden in sozialistischen Zeiten runtergewirtschaftet. Das war auch in der DDR so. Erstaunlicherweise hat man das in Polen aber weit schneller und gründlicher geschafft, denn vielfach scheinen sie seit den frühen 70ern ohne Nutzung zerfallen zu sein. Nach der Wende hat man die Mehrzahl an Privatleute verkauft. An einigen Schlössern ist gar nichts passiert, einige kleinere Objekte (kunsthistorisch wertvoll!) wurden restauriert und sind der Öffentlichkeit unzugänglich, und wieder andere wurden bei der Restaurierung quasi entstellt und zerstört, weil der Denkmalschutz scheinbar überhaupt keine Mittel und Wege hat das zu verhindern. Oder es ist ihm egal.
Die Parks sind fast nicht mehr zu sehen! Wenn die polnische Seite von Bad Muskau schon ungepflegt erscheint, so ist das kein Vergleich mit den dortigen Parks. Die sind praktisch überhaupt nicht mehr vorhanden! Man sieht nichts mehr von geordneter Natur, die Objekte in den Parks sind zerfallen (haben ja keine Funktion mehr) und alles ist nur noch Wildnis. Auch die daran anschließende Kulturlandschaft, die geprägt war von weiten Wiesen, Alleen, Baumgruppen und bewaldeten Hügeln mit Aussichtspunkten, ist komplett zerstört. Die weiten Wiesenflächen sind beinahe ausschließlich häßliches, unbewirtschaftetes Ödland, verstrüppt und zugewachsen. Dieses Ödland wird zersiedelt durch festungsartige Grundstücke, bei denen reich gewordene Polen kitschige neue Häuser, umgeben von massiven Zäunen oder gar Mauern, mitten in die Landschaft setzen. Aber nicht wie bei uns quasi in Reihe sondern immer mit 10-30 Meter Abstand und gern auch versetzt, so das sich dazwischen wieder die Wildnis ausbreitet. In den alten Ortskernen wohnen die ärmeren Schichten, die entweder kein Geld oder kein Interesse daran haben diese alten Strukturen zu pflegen. Mitunter sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa.
Ich bin echt immer noch fassungslos! Ich glaube auch nicht das das in den nächsten 20 Jahren was wird. Wenn die Schlösser in Privathand sind fehlt ihnen die öffentliche Bedeutung und die Verbindung zu den umliegenden Parks. Die Parks kann man sicher mit viel Mühe wieder herstellen, aber ohne Verbindung zu den Schlössern wirken sie wie amputiert. Die Kulturlandschaft drumrum würde ich als verloren ansehen, denn ich sehe nicht das es dafür überhaupt ein Bewußtsein gibt. Man kennt ja nichts anderes.