Nun sind zwar schon schlappe vier Jahre seit dem letzten Eintrag vergangen, aber da mir dieses Gebäude in der Kritik zu schlecht wegkommt, möchte ich doch meinen Senf dazu geben und anmerken, dass es meiner Meinung nach ein gelungener Neubau ist!
Leipzig - Neue Marktgalerie
-
-
Nur ist es halt genauso ein Gebäude, das im Schatten von dem steht, was früher einmal dort stand. Und das ist das Problem der heutigen Moderne ...
-
Es ist auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung zum direkten Vorgängerbau aus DDR-Zeiten und für mich vielleicht einer der am besten gelungenen Nachwende-Neubauten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]!
-
^ Bei einem städtebaulichen Wettbewerb Anfang der 90er gab es folgenden Entwurf, der eine Reko von Äckerleins Hof vorsah:
Quelle: "Der große Wurf"Hier noch zwei Bilder aus etwas ungewöhnlicheren Perspektiven:
-
Das Innere der Marktgalerie und auch die Fassade haben durchaus Eleganz und Klasse, die seltsamen unproportionierten Ecktürme und die Gauben sind allerdings ziemlich misslungen. Klar eine Reko (oder was im Krier-Style) an dieser Stelle wäre natürlich der Traum gewesen.
-
Du sagst es, klingentor!
Danke fuer die Bilder und die Skizze der leider nicht wahr gewordenen Reko von Äckerleins Hof, Dase.
Aber andererseits: Es haete schlimmer kommen koennen.
-
Ich empfinde Mäcklers Marktgalerie als vorbildlich - Materialität, Exklusivität und Ensemblefähigkeit stimmen hier ebenso wie die Orientierung an lokalen Bautraditionen (Messehäuser).
-
-
Natürlich hat es standardmäßig die prächtigsten Bauten in der Reihe getroffen. Danke für die tolle Ansicht!
-
Das soll wohl ein Witz sein oder?
-
Wieso sollte es?....Es hat die prächtigsten Bauten getroffen, da beißt die Maus keinen Faden ab....Wie du zum Historimus stehst, ist hinlänglich bekannt, die Frage verwundert also nicht
Gruß DV
-
Recht hat er schon, es hat die jüngsten Gebäude im Block getroffen, und was für die prächtig anmutenden Historismusbauten an jahrhundertealter Substanz gerade in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] weichen musste, ist wohl hinlänglich bekannt. Insofern ein durchaus ambivalentes Thema.
-
und was für die prächtig anmutenden Historismusbauten an jahrhundertealter Substanz gerade in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] weichen musste,
Mich interessiert viel mehr, ob es durch den Ersatz der "jahrhundertealten Substanz" eine städtebauliche Verbesserung gegeben hat. -
-
Welch prompter Bilderservice!
Bin mir nicht sicher, welche Version ich bevorzugen würde. Letztlich sind eigentlich alle drei Situationen (Klassizismus/Barock - Historismus - Mäckler) verschmerzbar. Selten genug...
Lediglich der Sozialismusriegel war ein Graus.
-
Für mich sind Gebäude dann besonders beachtenswert, wenn sie besonders charakteristisch für ihre Entstehungszeit sind bzw. durch besonders aufwändige Ausführung aus der Masse heraus stechen. Bei Historismusgebäuden kommt als zusätzliches Kriterium die Stilechtheit und Angemessenheit hinzu. Dieses Eckgebäude erfüllt sicher die beiden ersten Kriterien, ist aber nicht stilecht (irgendein komplett durcheinandergemixter nicht-ortstypischer Neo-Barock) und -schlimmer noch- für diese Lage gegenüber dem alten Rathaus unangemessen prächtig. Es stellt damit die wirklich beachtenwerten Gebäude am Platz zu unrecht in den Schatten.
Diese Wertung gilt allerdings nur für das Stadtbild bis 1943 - seitdem ist aus meiner Sicht jedes überkommene Gebäude erhaltenswert, denn in den neu gefüllten bzw. noch zu füllenden Lücken wird es so viel schlechtes "Graubrot" geben, dass sich automatisch auch für jeden Historismusbau eine höhere Wertigkeit ergibt. Das heutige [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist halt kein Klein-Paris oder Klein-Wien mehr. Mäckler hin oder her. Ich finde übrigens bedauerlich, dass gerade Äckerleins Hof als wirklich beachtenswertes Bürgerhaus dieser Reihe nun in der Fassung von Mäckler durch die uninterssanteste Fassade charakterisiert wird - und das unwichtigste Haus, jenes schmale links von Äckerlein Hof, völlig unangemessen den Passagen-Zugang erhielt. In diesem Sinne war der nicht ausgeführte 1990er-Jahre-Entwurf sehr viel ausgewogener. -
schlimmer noch- für diese Lage gegenüber dem alten Rathaus unangemessen prächtig. Es stellt damit die wirklich beachtenwerten Gebäude am Platz zu unrecht in den Schatten
Dieser Argumentationskette konnte ich noch nie folgen. Ähnlich tönt es gerne von Modernisten, wenn banale Nichtigkeiten wie der Wilsdruffer Kubus verteidigt werden. Für mich ist es viel eher so, dass das prächtige Rathaus um weitere prächtige Gebäude ergänzt - und so der Gesamteindruck des Marktplatzes großstädtischer und repräsentativer wird. Der Brüsseler Grote Markt wäre ein Witz, wenn sich sämtliche Gebäude einem anderen unterordnen müssten. Stattdessen versucht jedes einzelne, die Krönung des Platzes zu sein. Das so entstehende Ensemble ist m.E. atemberaubend.
Am Neumarkt z.Bsp. hätte ich mir bei den Füllbauten weniger Zurückhaltung und mehr Kreativität gewünscht. Schade, dass dort ideologiebedingt nur ornamentfreie Einfachstfassaden möglich waren.
-
Letztlich bin auch ich der Meinung, dass der Verlust weit eher zu verschmerzen ist, als etwa der des Königsbaus gewesen wäre. Die Gebäude hatten abseits der ästhetischen Beurteilung keinen wirklichen historischen Tiefgang.
-
keinen wirklichen historischen Tiefgang
Interessant (und legitim), dass das vielen Menschen so wichtig ist. Mir ist es völlig egal, ob Goethe in irgendeinem Haus übernachtet hat, Hexen im Gewölbekeller verbrannt wurden, oder das tausendjährige Gebälk knarrt. -
Ich möchte noch einige Bilder beisteuern von unserem Stadtfotografen des späten 19. Jh., Hermann Walter, der das damalige Geschehen wunderbar dokumentiert hat.
Das erste Bild zeigt die Marktwestseite um 1890 noch vor den großen Abrissen, wovon betroffen das links angeschnittene Haus, das Haus rechts daneben mit Mansarddach und Erker sowie das 13-achsige Nachbarhaus desselben waren. Dieses letztere Haus, Stieglitzens Hof, wo im 18. Jh. der Leipziger Bürgermeister Christian Ludwig Stieglitz wohnte, ist das wichtigste der drei abgebrochenen Gebäude. Es stammte noch aus der Renaissance - Laterne und Spitze seines Treppenturms sind klar erkennbar, außerdem der Turmhelm der Thomaskirche weiter im Hintergrund.Ein Stich von Johann George Schreiber zeigt die Sitation um 1740 von hinten, zu einer Zeit, wo besagter Bürgermeister Stieglitz gerade regierte. Der Treppenturm von Stieglitzens Hof ist nahe dem unteren Bildrand erkennbar.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mark….jpg?uselang=deDiese Frontansicht, wieder von Hermann Walter, entstand um 1890. Die barocke Fassade war sicherlich nicht die prächtigste der Stadt.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stie….jpg?uselang=deWenige Jahre später begann der Abriss. Auch dies hat Hermann Walter dokumentiert - ein Bild das wohl heute in den Sanierungs- bzw. Abrisstrang hier im Forum passen würde. Das angeschnittene barocke Eckhaus links, die Stecknerpassage, wurde kriegszerstört, wie der gesamte anschließende Häuserblock.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Abri….jpg?uselang=deHier sehen wir die Stecknerpassage um 1870-1880. Diese südwestliche Ecke zum Marktplatz blieb bis heute unbebaut. Ich würde hier gerne evtl. einen Solitär sehen, um den Markt zu schließen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gesc….jpg?uselang=de
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stec….jpg?uselang=deZitat von Apollon:
" Ich finde übrigens bedauerlich, dass gerade Äckerleins Hof als wirklich beachtenswertes Bürgerhaus dieser Reihe nun in der Fassung von Mäckler durch die uninterssanteste Fassade charakterisiert wird"Dies könnte aber auch von Vorteil sein, denn wenn irgendwann in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Rekolust herrschen sollte - was ich in vielleicht naïver Hoffnung nicht für die mittelfristige Zukunft von 1-2 Jahrzehnten ausschließen will - wäre gerade diese uninteressanteste Fassade umso leichter abzureißen. Natürlich setzt dies voraus, daß die Dimensionen des jetztigen Hauses recht genau mit denen von Äckerleins Hof übereinstimmen, worüber ich keine Aussagen machen kann.
[url]http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aeck….jpg?uselang=de -