Hannover - Innenstadt

  • Das ist natürlich ein Blödsinn. Es gibt sogar ein kleines, ziemlich homogenes Altstadtviertel. Ich meinte, er bezog sich auf die östliche Innenstadt, die eine Wüstenei sondergleichen darstellt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wenn wir hier Mutmaßungen anstellen müssen, wovon die Rede gewesen sein könnte und was nun wie zu interpretieren wäre, damit sich die Unwahrheiten, die einem unvermittelt entgegentreten, mit Müh und Not auflösen, dann beschließen wir doch lieber gleich, dass der Beitrag nicht nur provokant, sondern schlichtweg ironisch war. Dann müssen wir weniger geistige Verrenkungen machen. So oder so bleibt eine verwertbare Aussage freilich auf der Strecke.

  • Die letzten gründerzeitlichen (vorgründerzeitliche Bausubstanz gibt es meines Wissens gar nicht mehr) sollte verschwinden, damit H-Innenstadt die Ensemblewirkung der Moderne erreicht. In 100 Jahren wird dann die Innenstadt als Stadt des 20. und 21.Jhs. Weltkulturerbe sein.

    Hast du dich ins falsche Forum verirrt?

    In dubio pro reko

  • Auch wenn ich es völlig gegenteilig sehe, so hat Roland dennoch das Recht, seine Einschätzung zu äußern.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!


  • Den Verlust von isolierter historistischer Architektur halte ich auch für verschmerzbar, aber nicht, weil ich den Historismus ach so geringschätze, wie behauptet wird, sondern weil in dieser Ecke ohnehin alles wurscht ist.

    Ich unterstelle Dir aber, daß genau diese Geringschätzung der Grund ist, wieso du es für verschmerzbar hältst. Wenn an der Stelle noch ein Renaissancehaus stünde, würdest du dich wahrscheinlich auf den Kopf stellen für den Erhalt. Aber es ist ja NUR ein Historismusgebäude, also nicht viel wert in deinen Augen.
    Ich halte diesen Verlust für problematisch, sind doch derartige Altbauten auch in einer ansonsten verunstalteten Umgebung noch Fixpunkte und geben einen baulichen Maßstab vor, den man bei einer späteren Stadtreparatur berücksichtigen kann. Sind derartige Gebäude ganz weg, gibt es diese Anknüpfungspunkte nicht mehr. Dann ist wirklich alles wurscht.

    In dubio pro reko

  • Eine nennenswerte Reko-Bewegung wird es in H nicht geben. Dafür ist die Einbildung von der angeblichen Schönheit und der Wohlstand der Hannoveraner zu groß. Es gibt kein wirklich weitverbreitetes Bewusstsein über das alte Hannover. Hinzukommt, dass Rekos in H nur schwer möglich sind, weil der ebem. Stadtgrundriss durch ein vollkommen neues Straßennetz verformt wurde, sinnvolle Rekos - wo noch möglich - wären zusammenhangslos verortet. Die Disneyland-Wirkung würde es recht betonnt werden. Entscheident ist auch, dass wir in Zeiten leben, in der energetisches Bauen und aus Renditegründen wirtschaftlich unumgänglich ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass historistisch, was anderes wäre es nicht, gebaut wird, halte ich für ausgeschlossen. Das Hannover der Nachkriegszeit sollte auch für kommende Generationen als warnendes Beispiel erhalten bleiben.

    Einmal editiert, zuletzt von Roland (9. April 2012 um 20:02)

  • Die Disneyland-Wirkung würde es recht betonnt werden.


    Das inflationär gebräuchliche Disneyland"argument" vermag mich auch an dieser Stelle nicht zu überzeugen. Die originalgetreue Wiederherstellung eines zerstörten regionaltypischen Gebäudes - und sei es nur die Fassade - an dessen ungefähren Originalstandort hat nicht viel mit einer kommerziellen Fantasiewelt zu tun.

    Das Hannover der Nachkriegszeit sollte auch für kommende Generationen als wahrnendes Beispiel erhalten bleiben.


    Ganz Deutschland ist ein "warnendes Beispiel". Diesen zerrütteten, identitätlosen Zustand muss man keineswegs landauf, landab konservieren. Wenn ein Teil des Hannoveraner Zentrums rekonstruiert würde, würde die Gefahr für einen dritten Weltkrieg wohl kaum steigen. Wovor soll man denn mit einem kaputten Stadtbild warnen und warum? Gäbe es nicht wichtigere Prioritäten?

    Die Wahrscheinlichkeit, dass historistisch, was anderes wäre es nicht, gebaut wird, halte ich für ausgeschlossen.


    Was aber nicht heißt, dass man das unkritisch so hinnehmen muss. Man kann sich argumentativ dazu äußern und versuchen, ein Umdenken zu eruieren.

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    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (9. April 2012 um 14:26)

  • Das Hannover der Nachkriegszeit sollte auch für kommende Generationen als warnendes Beispiel erhalten bleiben.


    Wer sollte hier wovor gewarnt werden? Die Generation, die in diesen Betonmonstern aufwächst, wird keine natürliche Sehnsucht nach einer historischen Stadt entwickeln. Sie wird, um die Schönheit ihrer gebauten Umwelt betrogen, ideelle Werte schwerlich entwickeln und funktionell und materialistisch denken. Vielleicht ist das letztere auch das Ziel der Modernisten: Eine Gesellschaft, deren Menschen völlig abgestumpft gegenüber städtebaulichen Reizen sind und unfähig, solche Gefühle zu entwickeln. Der austauschbare Bürger, den man auch in der Weise austauschen kann, dass man ihn überall hin tun kann, wenn überall derselbe Betonbrutalismus herrschst.

    Menschen aber, die in einer lebenswerten Umwelt aufgewachsen sind und diese zu schätzen wissen, werden Städte, die von der 60er-Jahre-Bauweise oder von der Moderne geprägt sind, verachten und versuchen, die wenige Jahre ihres Lebens woanders zu verbringen. Stuttgart scheint an diesem Vertreibungs- und Umschichtungsmechanismus zu arbeiten. Nun auch noch in Hannover, damit alle Menschen diese Stadt entweder verachten oder ihr gleichgültig gegenüberstehen?

    Und sich die Scheußlichkeiten des Wiederaufbaus wegen so einer untergeordneten und unglaubwürdigen Funktion des Warnens zu bewahren ist so, wie wenn jemand durch eine misslungene Schönheitsoperation verpfuscht wurde und er, nur um andere zu warnen, den Rest seines Lebens mit einem schrecklichen Gesicht herumläuft, anstatt zu einem anderen Chirurgen zu gehen, der das beste draus macht und dem vielleicht sogar die Wiederherstellung der alten Schönheit gelingt. Jeder aber, der diesen verunstalteten Menschen sieht, würde sich von ihm abwenden, weil er dessen Hässlichkeit nicht erträgt.

  • In der Innenstadt Hannovers gibt es - abgesehen von den Altstadt-Traditionsinseln - punktuell noch hervorragende gründerzeitliche Bausubstanz, die selbstverständlich nicht abgerissen werden sollte. Insofern sind derartige Gedanken "a Schmarrn".

    Hier Beispiele aus der Georgstraße:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Sch…orgspassage.jpg

    http://v1.cache5.c.bigcache.googleapis.com/static.panoram…irect_counter=1

    Opernhaus - spätklassizistisch
    http://www.andreas-praefcke.de/carthalia/germ…opernhaus_7.jpg

  • Na gut, aber das sind alles aufwändigere Beispiele, die für sich alleine zu sprechen im Stande sind und für sich alleine eine gewisse Wirkung entfalten können. Solche Bauwerke sind unbedingt und unabhängig von ihrer Umgebung oder Lage erhaltenswert.
    Dies aufs Abrissobjekt bezogen:
    Insofern würde ich auch Dirk widersprechen, wenngleich ich die Rede auf den historistischen Stil gebracht habe. Nein, der ist hier gar nicht das ausschlaggebende. Es ist eben ein Bau, dr sich überall gut einfügt und der darüber hinaus keine umwerfenden Qualitäten besitzt. Kein Pellerhaus, kein Ilgenhaus. Auch dass es einen baulichen Maßstab vorgibt, sehe ich nicht so. ein solcher müsst doch eher spätmittelalterlich oder fürhneuzeitlich sein. Diese Gegend war kein reines Historismusquartier.
    Das mit dem "warnenden Beispiel" ist auch so eine Sache. Das Problem ist mE, dass der Wiederaufbau, so wie er erfolgt ist, in der breiten Öffentlichkeit nicht als negativ gesehen wird. Man ist sogar eher stolz drauf, alles so gut hingebracht zu haben. Daher geht davon keine "Warnung" oder was auch immer aus.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bin nicht sicher, ob darüber schon berichtet wurde (ist ja nicht mein Haupt-Standort), habe nichts (auch nicht im Nord-Bereich) gefunden.
    Finde das sehr schade. :sad: Ein sehr schönes Gebäude. Sieht vollständig noch besser aus, als auf dem Link: Quelle: Wikipedia, Stand: 25.07.12


    Moderationshinweis (Palantir):
    Beitrag verschoben -
    Schau mal in diesen Strang, #122ff. sowie #135ff.

  • Dieser Abriss ist wirklich haarsträubend, wenn man die Umgebung bedenkt. Im Grunde gehört dieser Bau zu den einzigen zwei, drei erhaltenswerten Bauten in der Osterstraße. Die halbe Innenstadt könnte man in Hannover abreißen, aber man sucht sich natürlich eines der seltenen Exemplare aus, die NICHT stören, sondern im Gegenteil das letzte bißchen Identität ins Stadtbild bringen. Zumindest aus städtebaulicher Sicht grotesk.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Zitat von »Heimdall«
    Kommt jetzt sicher ein schöner, moderner Kasten aus Glas und Kunststoffplatten hin, oder?
    Wenn ich mich nicht irre, hast Du diese Frage im ersten Link von Beitrag 136 schon selber beantwortet :wink: .

    :peinlich: Oh ja, ich werde vergesslich. Hatte irgendwie nicht mehr im Kopf, dass es sich um das selbe Projekt handelt.

    Aber, freu´ Dich nicht zu früh. In Dein Pflegeheim lasse ich mich trotzdem noch nicht einweisen. Noch kann ich mir vorstehen. :schlafenbett: :wink:

  • Auch wenn ich auf kein Verständnis treffen, aber bei Hannover ist Hopfen und Malz ohnehin komplett verloren. Wie schon gesagt, sollte Hannover die restlich verbliebenen Altbauten ebenfalls noch entfernen und durch moderne Gebäude ersetzen lassen, damit die Stadt mal vielleicht als "Stadt der Moderne des späten 20. und frühen 21. Jhd." Weltkulturerbestatus erlangt... Ironie wieder aus.

  • Den Neubau am Hannoveraner Kröpcke auf dem Peek&Cloppenburg-Gelände empfinde ich als Riesengewinn. Natürlich ist nichts perfekt, aber ich könnte mir kaum eine gelungenere Lösung vorstellen. In jedem Fall ist das hier zu sehende tausendmal besser als die Einheits-Würfelbauten, die uns demnächst in Bremen erwarten.

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    Der Vorgänger in Hardcore-Brutalismus ist kaum verschieden und wird schon zur Lachnummer.

    515 (aus Wikipedia von Ni-He-Ba)

  • Also mit einem hohen Dach (am besten aus Kupfer) und einer besseren Fenstergliederung durch Sproßen würd mir das Gebäude echt gut gefallen

  • Ja, son Kupferdach fände ich auch gut (stehe ich eh total drauf). Aber mir gefällts auch so gut. Wär vielleicht bei der Form nicht so einfach, außer man setzt ne Kuppel o.ä. an die Ecke. Wogegen natürlich auch nichts zu sagen wär ;). Das war ja schlimm, was davor dort stand! :schockiert: