Dresden - die Innere Neustadt

  • Das Narrenhäusel steht am Ende bzw. teils aus der Tunnelrampe der Unterführung. Das dürfte einen Wiederaufbau durchaus erschweren, was aber der in dieser Hinsicht sehr ambitionierten SPD-Fraktion nicht aufgefallen zu sein scheint.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von bilderbuch

    Das Narrenhäusel steht am Ende bzw. teils aus der Tunnelrampe der Unterführung. Das dürfte einen Wiederaufbau durchaus erschweren, was aber der in dieser Hinsicht sehr ambitionierten SPD-Fraktion nicht aufgefallen zu sein scheint.

    Bilderbuch meinte sicher: "am Ende bzw. AUF (nicht AUS) der Tunnelrampe der Unterführung* (kleiner Tippfehler). Er hat damit auf den Punkt gebracht, dass die Errichtung des Narrenhäusels ohne gewisse bauliche Veränderungen an der elbseitigen Tunnelmündung nicht möglich sein wird. Zur Verdeutlichung 2 Bilder. Zunächst eine Aufnahme des Narrenhäusels. Man beachte die Treppe, die von der Augustusbrücke in den Garten/Grünanlage vor dem Narrenhäusel führt. Zwischen elbseitiger Fassade des Narrenhäusels und dieser Brücke liegt eine kleine Grünfläche (ich meine den Bereich unterhalb der kleinen Rasenböschung (letztlich eine rechtwinklige Rasenfläche, die von einem sandgeschlämmten, bräunlichen Fußweg umrandet wird). Unmittelbar südlich dieser kleinen Grünfläche beginnt die Baufläche des Narrenhäusels. Klick

    Und nun ein Luftbild, das den besagten Bereich im heutigen Zustand zeigt. Man erkennt die Mündung der Tunnelrampe und auch die kleine Grünanlage (umrandet von einem braunen Streifen - dem Fußweg). Also ich denke mal, dass man den Tunnelausgang verlegen müßte, um das NH bauen zu können. Vom Platz her wäre ein Abknicken in Richtung Osten möglich - aber ob das jemand bezahlen würde? Luftbild

  • So sieht man mal wieder: traue niemals den Sozis. Denn hiermit wurden wahrscheinlich die beiden Projekte "Narrenhäusel" und "Neustädter Markt" erfolgreich verhindert...

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (24. Mai 2016 um 17:22)

  • Wenn die sogenannten "Sozis" wirklich solche wären, hätten Sie den Abriss und die Verfüllung des Tunnels zur Chefsache erklärt. Aber da in Sachsen nur Wichtigtuer im Parlament sitzen, die wahrscheinlich selbst nicht wissen, wer ihre Zielgruppe ist, kommt schon mal so ein Murks dabei raus. Welcher Fußgänger lässt sich in Zeiten des Klimawandels noch von der Stinkerfraktion der Autofetischisten unter die Erde verbannen?!?!?

    Zeitgemäß wäre auch endlich ein bundesweites Gesetz, nachdem die Autoabgase generell erst in den Innenraum geleitet werden müssen, bevor sie nach draußen gelangen. Das würde dann die Elektromobilität erheblich beschleunigen!

  • Vorallem geht es ja noch weiter. Es betrifft nicht nur das Narrenhäusel, sondern die gesamte Entwicklung zwischen Blockhaus und Finanzministerium. Auch die Verschmälerung der Gr. Meißner ist so erstmal nicht realisierbar.

    Und in ein paar Jahren wenn der Masterplan mal in Angriff genommen wird, wird man festellen das man dann den Tunnel für viel mehr Geld und ohne Förderung verfüllen muss.

    Dumm, dümmer, unser Stadtrat!

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Zeitgemäß wäre auch endlich ein bundesweites Gesetz, nachdem die Autoabgase generell erst in den Innenraum geleitet werden müssen, bevor sie nach draußen gelangen. Das würde dann die Elektromobilität erheblich beschleunigen!

    :lachen::lachen::lachen:
    Ich stelle mir gerade vor, dass das auf viele andere Bereiche Anwendung finden würde. Z.B. müssten in der Gastronomie die Toilettendüfte nur über den Umweg des Restaurant-Wirtsraums ins Freie gelangen. Das würde viele Leute womöglich dazu verleiten, wieder mehr zu hause zu kochen. Oder zur Müllvermeidung könnte es beitragen, ein Entlüftungsrohr von den Mülltonnen direkt in die Schlafzimmer der Bürger bauen... :--)

  • Ich habe dazu mehrere Fragen die mich mit dem möglichen Wiederaufbau des Narrenhäusels beschäftigen.

    1. Geht es Frau Jaqueline Muth (die Linke) wirklich nur darum das man Kosten spart, es stehen ja 300.000 Euro Sanierung gegen 600.000 Euro Verfüllung
    2. Oder handelt Frau Muth (die Linke) ganz im Sinne ihrer Partei die in Dresden einen Wiederaufbau des Narrenhäusels verhindern möchten. Nachdem die "braune Fensterladentechnik" nicht gezogen hat versucht man es auf diesem Weg!
    3. Meint ihr das der Oberbürgermeister Hilbert (FDP) gegen seine Partei stimmen wird um den Tunnel doch noch zu verfüllen?
    4. Kann man das Narrenhäusel auf dem Fußgängertunnel aufsetzen bzw. müsste man als Kompromiss das Kellergeschoss wegfallen lassen und auf einen Biergarten verzichten?
    5. Wird es eine Stellungnahme des GHND geben, der als Verein zum Fußgängertunnel Stellung bezieht?
    6. Wäre das ganze Wiederaufbauprojekt "Narrenhäusel" gefährdet?

  • Das Narrenhäusel steht v o r der Unterführung (meines Wissens). Klar wird es etwas eng durch die Bauarbeiten, aber ich glaube, bei guter Zusammenarbeit könnte so mancher Kompromiss geschlossen werden. Durch den Tunnel zum Narrenhäusel u n d zur Augustusbrücke > das wäre doch was. Ich habe den Tunnel immer gern genutzt, bei guten Willen und etwas Verstand kann man den vorhandenen Tunnel bestimmt weiter nutzen und ihn optisch verbessern. Klar, da ist die Sache mit dem Hochwasser... Aber die gibt es doch immer wieder mal! Da müsste die Terrassenuferstraße auch abgerissen werden, denn die ist immer zuerst betroffen. :lehrer::opa:huh:)

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Und da wäre der Canalettoblick perfekt! cclap:)

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  • Zitat von kaffeesachse

    Das Narrenhäusel steht v o r der Unterführung (meines Wissens).

    Mich beschäftigt diese Frage außerordentlich, habe deshalb alle mir verfügbaren Plan- und Bildunterlagen diesbezüglich "unter die Lupe genommen". Also der Platz wird wohl nicht ganz reichen. Noch mal dieses Foto: Klick

    Demnach liegt die elbseitige Fassade schon im Bereich der Steinbrüstung, nicht im Bereich der Metallfelder. Und nun der heutige Zustand: Klick


    Die hofseitige Fassade liegt also etwa im Bereich der Straßenlaterne.
    Außerdem ist zu berücksichtigen, dass das Narrenhäusel (entlang der Brücke) eine ordentliche Tiefenerstreckung hatte, wie dieses Foto von 1898 belegt: Klick

  • Oh, da habe ich mich aber verschätzt, hatte an mehr Platz gedacht :--) Trotzdem könnte man verschiedene Variationen durcharbeiten, w i e es am Besten klappen könnte, oder? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! bin trotzdem noch ein Tunnelfreund... :?::?::!::buchlesen:

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  • OB Hilbert hat Widerspruch gegen den Beschluss zum Nichtverfüllen des Tunnels eingelegt. Die Verwaltung sieht den Beschluss als rechtswidrig und nachteilig für die Stadt.

    http://www.dresden.de/de/rathaus/akt…6/05/pm_043.php

    Bei der nächsten Stadtratsitzung wird erneut abgestimmt. Wenn es wieder zum selben Ergebnis kommt, soll es an die Landesdirektion zur Prüfung weitergereicht werden.

    Endlich wieder bisschen Licht am Ende des Tunnels ;)

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Das Ergebnis hat sich stark verändert: (Stand: 24.05.2016, 09:25 Uhr)

    Welche Lösung für den Fußgängertunnel am Neustädter Markt soll es geben?

    43,70%

    Den Tunnel verfüllen und einen Überweg bauen.

    56,12%

    Den Tunnel sanieren und wieder öffnen.

    Weiß nicht

    0,19%

    Übrigens kann die Stimme nicht mehrmals abgegeben werden, ich habe es getestet!

  • Was sollen die Umfragen noch bringen? Ist doch eh alles schon beschlossene Sache. Bin immer noch für den Tunnelerhalt! Klar, das kostet alles Schweine Geld, aber warum muß er weg? Nur wegen Hochwasserschäden? Er ist immer noch die sicherste und bequemste Querung der Straße. Und er ist Rollstuhlgerecht (bin da auch schon mit Rollstuhlfahrern durch). Natürlich gibt es auch Mitmenschen, die ungern durch Tunnel gehen, habe dafür Verständnis. Aber warum soll ein intaktes (!) Verkehrsobjekt vernichtet werden? Heutzutage kann man auch im Tunnel mehr Licht erzeugen, auch am Tag! Nur ein Beispiel.

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  • sehe ich aber nicht so, man kann auch vieles schlecht reden

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  • Dann soll deiner Meinung nach nichts gegenüber vom Blockhaus entstehen und auch die im Masterplan geplanten, den Plattenbauten vorgelagerten, Quartiere nicht?
    Denn dort befindet sich zum einen die südliche Tunnelrampe und zum anderen die nordöstliche Tunnelrampe!

    Spätestens wenn der Masterplan mal umgesetzt wird, MUSS der Tunnel weg. Also wäre ein jetziger Erhalt sinnlose Geldverschwendung.

    Man könnte schon jetzt so schön auf den Masterplan hinarbeiten:
    Tunnel weg, Überwege schaffen -> Baufeld im Süden wird frei -> Narrenhäusel bauen, restliche Fläche zwischen Blockhaus und Finanzministerium entwickeln -> Große Meißner verschmälern(B170 umverlegen) -> Bauflächen nördl. der Gr. Meißner entwickeln.


    Oder man lässt den Tunnel und alles bleibt wie es ist. Willkommen in der Provinz...

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Veranlasst durch die Beiträge von bilderbuch und Exilwiener (liegen schon eine Weile zurück) zu den aktuellen Forschungsarbeiten über das Projekt *Porzellanschloss* hatte ich schon lange vor, mal auf verschiedene Aspekte möglicher/wünschenswerter Innenraumrekonstruktionen des Japanischen Palais näher einzugehen. Nun bin ich endlich dazu gekommen.
    Um die Gebäudekontur in Erinnerung zu rufen, hier zunächst ein Luftbild vom Mai 2004: Klick

    Das Palais liegt ziemlich „schräg“ zu den Haupthimmelsrichtungen, man verwendet in der Literatur trotzdem die Bezeichnung Südflügel (aber auch Gartenflügel) für den rückwärtigen Trakt, für den an der Straße (am Palaisplatz) befindlichen Baukörper die Bezeichnung Nordflügel.
    Bei den Bombardierungen des Jahres 1945 war das Gebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Im polizeilichen Lagebericht vom 15. März 1945 (Abschlussbericht über die Bombardierungen) heißt es wörtlich:
    .

    Zitat von Lagebericht

    Das zunächst[Anm.: beim Angriff vom 13.2.45] nur mittelschwer beschädigte Japanische Palais(Landesbibliothek) beim Angriff am 2.3.45 durch Spreng- und Brandbomben nunmehrschwer beschädigt


    Das war dann der Anblick im August 1949 (Front zum Palaisplatz): Klick

    Bemerkenswerterweise erfolgte eine zeitige Sicherung des Gebäudes und denkmalgerechte Rekonstruktion des markanten Daches, hier 2 Fotos von 1954:
    Klick
    Klick
    Zustand im Oktober 1957 (Gartenflügel und Westflügel): Klick
    Vergleichsbild (zu voran stehendem Link) vom Oktober 1949: Klick

    Kommen wir nun aber zu den Innenräumen, wobei ich mich heute ausschließlich mit dem Erdgeschoss beschäftigen möchte. Wie den meisten bekannt sein dürfte, residierte hier 100 Jahre lang die Dresdner Antikensammlung – von 1786 bis1887. Zehn der insgesamt 11 Räume, die diese Ausstellung belegte, wurden1835/36 von Gottfried Semper neu ausgestaltet. Bei dem einzigen in der Fassung von 1785/86 verbliebenen Raum handelte es sich um eine Nachbildung des 1726 an der Via Appia gefundenen Columbarium der Sklaven und Freigelassenen der Kaiserin Livia (Gemahlin von Kaiser Augustus).
    Columbarium: Grabbau, in dem sich über- und untereinander angeordnet Nischen für Urnenbefinden
    Die Entwürfe für die betreffende Rekonstruktion stammten von Hofbaumeister Gottlob August Hölzer (1744 – 1814); die Ausmalung des Raumes – stimmungsvoll als Grotte - war von dem Theatermaler Johann Benedikt Theil (1745 – 1797) vorgenommen worden. Hier 2 Fotos (*Mumienzimmer*, Saal 10, Raumfassung von 1785/86):
    Klick
    Klick

    Fritz Löffler schreibt über die Sempersche Raumgestaltung (in: DAS ALTE DRESDEN):

    Zitat von Fritz Löffler

    Von der alten Ausstattung von 1784, die G.A. Hölzer und B. Theil entworfen hatten, blieb nur das Columbarium der Livia erhalten. Semper stattete aber nicht nur die Räume aus [Anm.: gemeint ist – er malte sie nicht nur aus], sondern behielt sich auch die museale Aufstellung der Antiken vor. Das war ein Anspruch, den die nachfolgende Zeit nicht mehr geneigt war, dem Architekten einzuräumen, weil er eine ästhetische und nicht eine wissenschaftliche Auffassung des Museums des Museums voraussetzt.

    Das folgende Foto zeigt bespielhaft einen der Semperräume, und zwar Saal 6, den so genannten*Saal der Herkulanerinnen* (aufgenommen kurz vor dem Auszug der Antikensammlung aus dem Johanneum): Klick

    Die Räume müssen einfach phantastisch gewirkt haben; einen Eindruck über die Farblichkeit vermittelt die folgende Aufnahme aus dem Farbdiaarchiv. Der dargestellte Bereich liegt – bezogen auf das voran stehende Schwarz-Weiß-Foto - über der 4. bis 6. Büste von rechts: Klick

    Aber noch einmal zurück zu dem vorletzten Foto (Saal 6). Man stelle sich vor, der Fotograf(der im Saal 6 steht) wäre durch den 1. Torbogen gegangen (in Blickrichtung seines Fotos), wäre nach Durchschreiten dann im anschließenden Saal 7 (sogenannter *Saal der Gruppen*) angekommen, hätte sich dort (etwa in Raummitte)um 180° gedreht und nochmals ein Foto gemacht – dies aber im Januar 1950. Dann wäre folgende Ansicht entstanden: Klick

    Wie man sieht, hatten sich in diesem Raum die Semper-Malereien in relevantem Umfang erhalten. Das mag der Grund gewesen sein, dass man hier eine weitgehende Rekonstruktion vorgenommen hat, realisiert ab 1974 durch den Radebeuler Künstler Gunter Hermann. Die Entscheidung befördert hat vermutlich auch der Umstand, dass das malerische Konzept hier kaum figürliche Darstellungen beinhaltet. Denn die Rekonstruktion solcher Malfelder wie das nachstehendverlinkte (nur als Beispiel gedacht) dürfte noch ein paar Schwierigkeitsstufenhöher anzusiedeln sein: Klick

    Fotos vom aktuellen Zustand des rekonstruierten Raumes (heute bezeichnet als *Semperraum*) sind im Netz ziemlich rar. Hier die 2 brauchbarsten Aufnahmen, die ich gefunden habe:
    Klick
    Klick

    Nach dem Auszug der Skulpturen verfielen die Malereien. Erst mit der Umgestaltung der Räumlichkeiten zum Buchmuseum der Landesbibliothek (laut Löffler von 1927 –1935 erfolgte ihre „Wiedergeburt“. Hier als Beispiel der Musiklesesaal (Aufnahme von 1935): Klick

    Ob die Malereien rekonstruiert werden, ist aktuell völlig offen. Die Quellenlage (Dokumentationsstand) ist jedenfalls exquisit. In der Museumskonzeption findet sich hierzu die Formulierung: REKONSTRUIERBAR. Aber vielleicht kommt auch nur eine Teilreko, wie in der SäZ vom 12.10. 2015 zu lesen:

    Zitat von Sächsische Zeitung

    Vielfach sei der Wunsch geäußert worden, die Semperräume zumindest mit ihrer geometrischen Malerei als Museum der antiken Skulpturen wiederherzustellen.

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (25. Mai 2016 um 00:58)