Manchmal erscheint mir das Geschichtsverständnis unserer "Konservativen" hier stark vom Ehrbegriff geprägt zu sein, also dass jeder kritische Blick auf einen Aspekt der deutschen Vergangenheit als ehrenrührig und somit unterlassenswert gesehen wird. Irgendwoher kenne ich solche Einstellungen ;). Das hat aber dann mit Geschichtsforschung eben nichts mehr zu tun. Das Kaiserreich ist genauso wie Deutschland selbst eine interessante Melange aus Vorzügen und Defiziten.
Wir diskutieren hier aber über die Kaiserzeit, und nicht über die Nazidiktatur, über welche es ähnliche Einstellungen geben mag. Und es hat tatsächlich etwas mit Ehrgefühl zu tun, dass man nicht sämtliche Vorgängergenerationen beschmutzt lassen möchte. Wie diese Verschmutzungen aussahen, ist diskutiert worden. Trotz deren Aufdeckung gibt es aber Kreise, die den Schmutz immer wieder neu aufwühlen und auch nicht vor dem Gebrauch der alten Vorwürfe zurückschrecken. Der WK1 war sogar nach SED-Definition ein allseitiger imperialistischer Raubkrieg, in welchem das Kaiserreich sich nicht hervor hob. Hier erneut eine Aussage über den Ehrbegriff von Linken zu tun, unterlasse ich, da sofort deaktiviert. Aber vor Jahren las ich mal, dass eine Umfrage unter der russischen Landbevölkerung ergeben haben soll, dass diese mit dem Begriff Ehre nichts anfangen konnten und nicht einmal eine Vokabel dafür kannten. Ähnlichkeiten sind rein zufällig.