Dresden - die Pirnaische Vorstadt

  • @Palantir
    Vielen Dank für den interessanten Fund dieser studentischen Arbeit. Daran kann ich mich kaum satt sehen (städtebaulich, nur bedingt architektonisch). Allerdings kann ich mir keine Entwicklung der Welt vorstellen, die es ermöglichen würde, dass die Pirnaische Vorstadt in dieser urbanen Form bebaut würde. Beginnend beim erforderlichen Abriss fast sämtlicher bestehenden Gebäude, der Verlegung und Verengung des Staßennetzes und endend bei der dichten Neubebauung ist momentan in Dresden nichts zu erhoffen - allerdings auch in keiner anderen Stadt.
    Erstaunlich finde ich auch, dass diese Arbeit als Studentenentwurf an der TU Dresden entstehen konnte. Würde mich interressieren, wie die Arbeit dort ankam und wie die Aufgabenstellung lautete.

  • In dieser Arbeit fällt sogar kaum noch das Hotel am Terassenufer auf. Es passt sich perfekt ins Stadtbild ein.
    Leider wird diese Arbeit wohl ein Traum bleiben

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • @palantir Danke fuer das Teilen dieses Fundes. Dieser Herr Jäkel hat großes Talent!!! Und eine wunderbare Vision. Wenn auch Utopie - allein die Visualisierungen wirken so gastlich, dass ich sofort in die pirnaische Vorstadt ziehen wuerde...

  • Keine Angst, keiner will euch den Historismus madig machen. Aber er ist halt von dieser Stelle verschwunden. Nicht, dass ich das gut fände, aber es ist so. Und dieser vorgestellte Entwurf ist einfach unrealistisch. Und würde er zudem verwirklicht werden, so entstünde letztlich auch nichts wirklich Bedeutendes.
    Meiner Meinung müsst ihr auch aufpassen, dass ihr mit dem Begriff "Urbanisierung" euch nicht verrennt. Ihr verwendet das schon so wie die Architektenschaft ihre hohlen Phrasen.
    Dass die Photos gegenüber der Wirklichkeit geschönt sind, mag ich slesiano gerne glauben. Mit dem Sozialismus und seinem Realismus ist es immer so, dass er in der Theorie oder auf Bildern besser aussieht als in echt. Ich muss zugeben, dass ich diesbezüglich "klassisch konditioniert" bin, muss ich doch damit positive Gefühle assoziieren, wie Urlaub, Besuche bei Freundinnen etc. Mein grauer Alltag ist das nie gewesen.
    Aber es ist doch so, dass diese Welt zurückgedrängt wird und irgendwann einmal Seltenheitswert erlangen wird. Warum dann nicht gerade hier, an einer so prominenten Stelle belassen? Ich glaub einfach nicht, dass was Besseres nachkömmt.
    Und die positiven Energien sollte man für andere, wichtigere Stellen, für andere Projekte bündeln. Nicht füreine Stelle, die man aktuell und wohl auch künftig nur als Verkehrshölle bezeichnen muss, deren Aufenthaltsqualität durch die angestrebte Enge nicht besser werden kann, im Gegenteil!
    Wie palantir geschrieben hat: für den Molkenmarkt wäre das hingegen eine sehr gute, stadtraummäßig wünschenswerte Lösung.
    Ich geb Palantir aber noch eines zu denken: schau dir meine Bilder von der Königgrätzer Neustadt an (Kotera etc, Galerie entlang der Elbe II). Dieser Jäkelsche Entwurf spielt etwas auf diesen Stil an, bleibt aber meilenweit dahinter, ist sozusagen eine billige Vereinfachung davon. Kann so etwas für das Herz von Berlin eine Lösung sein?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (15. Mai 2014 um 13:23)

  • Die Träume von der Wiederherstellung der Gründerzeit sind doch völlig unsinnig, unrealistisch und abwegig, dazu wirtschaftlich nicht vertretbar.


    Warum? Ein hübscheres Haus hat länger mehr Wert als eine hingerotzte Pappschachtel, die nach 10 Jahren wieder baufällig ist.

    Jetzt haben wir dort eine bereits historisch gewordene Neubebauung, die in sich stimmig ist und schon aufgrund der Nähe zum Zentrum einen gewissen Orginialitätswert besitzt. Dieses Nebeneinander sucht doch seinesgleichen. Warum nicht diese Ästhetik annehmen? In Anbetracht des Mists, der nachkommt (die Entwürfe taugen alle nichts).

    Pest statt Cholera? Es wäre ein leichtes, mal anzufangen und in Richtung des alten, weggebombten Stadtbildes wieder zu bauen. Es fehlt aber der Wille und allein das ist der Grund. Wenn man nur wollte, könnte man es. Aber nein, man rotzt z.B. einen hässlichen Supermarkt an den Straßburger Platz oder behält hässliche Hochhäuser nur wegen der Aussicht von drinnen für 30 Gäste, aber nicht das Aussehen der Stadt für 3 Millionen … Es ist einfach lcherlich, wie kleingeistig die ENtscheider in dieser Stadt denken. Man hätte schon längst viel weiter sein können.

    Es ist einfach unsinnig, anzunehmen, dass selbst irgendetwas aus der Historismuszeit wiederkommen wird. Der Reparatur- und Rekobedarf in der Altstadt ist zu groß und wird auch in absehbarer Zeit nicht versiegen.
    Mir haben die Bilder von bilderbuch auf ihre Art gefallen, und ich wünschte, es würde so bleiben. Aus Dresden wird einfach keine normale Stadt mehr. Der Grad der auslöschung war einfach zu groß. Da ist es besser, man kultiviert das Abnormale, anstatt eine drittrangige Normalität anzustreben.

    Wie gesagt: Man muss nur wollen und mal anfangen. Ging beim Neumarkt ja auch. Muss ja nicht alles zurück kommen oder ähnlich aussehen, das verlangt ja niemand. Aber gleich von vorn herein zu sagen, das ist einem egal, lasst uns lieber Baumarkteinheitsschrott bauen, damit es erst recht keine Gründe mehr gibt, nach Dresden zu kommen, das kanns nicht sein.

  • Ich denke, dass zumindest im unmittelbar an die Altstadt grenzenden Bereich um Carolabrückenzufahrt/Pirnaischer Platz in Zukunft eine bauliche Verdichtung und Höhenreduzierung her sollte; soviel Ambition muss schon sein, sonst darf man überall die Flinte ins Korn werfen. Im Übrigen geht es dabei weniger um Rekonstruktion (wenn man von berechtigten Träumereien à la Kaiserpalast mal absieht), sondern um Wiedergewinnung eines verlorenen/vernichteten innerstädtisch-urbanen Raums inkl Platz- und Baukanten. Wie das in etwa aussehen könnte und vorstellbar wäre, ist auf dieser Seite dargestellt.
    So ähnlich könnte ich mir auch gut einige zukünftige Ansichten rund um den Berliner Molkenmarkt vorstellen.


    Wow, echt toller entwurff! So in etwa stell ich mir das auch vor! Zwar mit einigen (Teil)Rekos mehr und ohne diesen Treppenbau an der Carola (dort würde ich viel lieber einen rekonstruierten und translozierten Ausstelungspalast sehen mit großer Freitreppe zur Elbe hin, der das Elbufer dort elegant weiter richtung Sachsenplatz führen würde (mit dort rekonstruierter Jägerkaserne)), aber die Richtung ist allemal besser als dieser Playmobil-Schrott der da momentan so überall ausgekotzt wird und wurde. Die Leute würden nicht alle nach München ziehen wollen, sondern nach Dresden.

  • heiji
    Bitte nimm mir das jetzt nicht übel, aber beim Lesen Deiner Beiträge bin ich mir immer nicht so ganz sicher, ob ich mich ärgern oder schmunzeln soll. Natürlich soll und darf man die Fähigkeit zu träumen nicht verlieren. Ohne Phantasie bleibt jede Entwicklung auf der Strecke.
    Deine Wünsche gehen nur so derart weit an der Realität vorbei, dass sie mit einer sachbezogenen Diskussion m.E. nicht so recht kompatibel sind.

  • Ehm … Man wird doch wohl mal träumen dürfen. ;) Und es ist besser, wenn man erst hoch handelt und dann einen Kompromiss bekommt, als wenn man ohne irgendwas zu sagen gleich das erste seelenlos abnickt. ;) Anspruch auf Realität hat sowas sicher nicht, dennoch wäre es mit Willen möglich, aber dieser Wille fehlt dieser Stadt leider …

  • Na Gott sei dank. Die erste vernünftige Entscheidung im Stadtrat. Die Stadträte haben beschlossen, weiterhin für einen Rückbau des Hotels am Terrassenufer vor Gericht zu klagen. 45 Stadträte waren dafür, 13 dagegen, acht enthielten sich.
    Eigentlich ging der Antrag gegen ein weitere gerichtliche Auseinandersetzung.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Obzwar ich kein Jurist bin, rechne ich in zweiter Instanz mit keinem positiven Ausgang für die Stadt. Dafür war mir die Urteilsbegründung, inklusive der angeführten Zitate aus dem Vertrag, zu eindeutig.
    Und was wäre denn mit einem Abriss gewonnen? Das dahinterliegende Elend würde auf Jahrzehnte sichtbar werden. Schließlich gibt es – noch – keinen Verwertungsdruck seitens potentieller Investoren und die Stadt hat auch nicht die Kraft, hier weitere Entwicklungen anzuschieben. Vorher muss sie sich um andere Brennpunkte bemühen.

    Hier der aktuelle SZ-Artikel:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/st…er-2864819.html

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nun ist der Artikel zu den Visionen Herrn Jäkels für die Pirnaische Vorstadt auch für Nicht-Abonnenten frei verfügbar:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ei…dt-2869232.html

    Herzlichen Glückwunsch für die Note 1,3!

    Hier noch einmal der Link zur Projektseite:

    http://www.fabianjaekel.com/pirnaische-vorstadt-dresden/

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich bin jetzt grad einigermaßen fassungslos... :schockiert:

    Es gibt also noch Männer mit E....n in der Hose in Dresden.. Was hat dieser Junge für einen ungeheuren Mut..... :applaus:

    Große Bewunderung und Respekt!!! cclap:)

  • Note 1,3 vom Prof.? So bauhausdurchseucht können die Unis dann doch nicht sein. Oder weht ein neuer Geist? Damit wäre das Problem
    an der Wurzel gepackt...

  • Haben meine endlosen Kontaktierungen von Archifakultäten wohl mal gefruchtet... Oder meine Wiki-Aufbauarbeit. Oder mein konstantes Beschwören der Blockrandbauweise. :thumbup:

    Genau in den aufgelockerten Gebieten wäre es vordringlichste Aufgabe, wieder ein urbaneres Umfeld zu schaffen, um die Lebensqualität zu erhöhen. Dann kann man die Platten entweder als temporäres Hindernis betrachten oder sie integrieren. Mit noch mehr aufgelockerter Bauweise manifestiert man das Problem jedoch nur für alle Zeiten und verschärft die "Ghettoisierung". Gerade dort müssen Blockrandquartiere, muss echte Stadt entstehen. Das gilt für das gesamte Zentrum und die Subzentren, wie etwa auch die Innere Neustadt.

    Von mir ne 1,0 für Jäckel, Glanzleistung gegenüber den unfähigen Profs im Lande! Eine neue Generation wird geboren.

  • Nein, nein und nochmals nein!
    Es wird mir wohl ein jeder hier beipflichten, dass diese Jäckelschen Entwürfe schon aufgrund des fehlenden Zierrates weit hinter historistischer Dutzendware zurückbleiben. Somit können sie einfach nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
    Rekonstruieren, neue Historismusfassaden entwerfen, oder einen originelleren Stil imitieren - wie wär's mit diesem da:

    Alles bessere Optionen.
    Von der Möglichkeit, einen neuen historisierenden Stil zu kreieren ganz zu schweigen!

    Aber Finger weg von einem solchen Neandertalismus!
    So einen uninspirierten unterdurchschnittlichen Mist hat sich Dresden nicht verdient!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Meine Güte, wer will denn hier schon einen neuen Schnörkel-Historismus??? Das kann es doch wahrlich nicht sein!
    Fehlender Zierat! Als wäre das das Problem dieser - Neumarkt hin, Neumarkt her - immer noch total verwüsteten Stadt

    Der fantastische neue Ansatz der Arbeit von Jäckel ist doch, endlich (d. h. fast zum ersten Mal seit 1945!) in Dresden wieder echten Städtebau zu betreiben, d. h.

    schlicht und ergreifend eine Stadt zu bauen

    Das ist es, was man erst einmal wertschätzen muss, bevor man es wieder kritisiert.
    Ich finde die Jäckel-Sachen super - auch die Fassaden!

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (27. Juni 2014 um 15:49)

  • Ich gebe hier Oktavian völlig recht, es ging Herrn Jäkel in erster Linie um städtebauliche Aspekte, und nicht um Fassadenentwürfe.
    Insofern läuft die Kritik von Ursus ins Leere...

  • Zitat

    wer will denn hier schon einen neuen Schnörkel-Historismus???

    Aber noch weniger etwas, das weit hinter dem geschmähten Schnörkelhistorismus zurückbleibt. Derartige historisierende Gebäude sind einfach nur dann sinnvoll, wenn sie es mit ihrem Vorbild aufnehmen können. Das ist bei diesem müden Abklatsch nicht der Fall. Warum eine Ästhetik schaffen, die sogar in Lobositz an der Elbe an allen Ecken und Enden übertroffen wird (oder - als besseren Vergleich, weil hier tatsächlich gewisse stilistische Ähnlichkeiten bestehen: von Waldenburg in Schlesien)?

    Zitat

    Fehlender Zierat! Als wäre das das Problem dieser - Neumarkt hin, Neumarkt her - immer noch total verwüsteten Stadt...
    es ging Herrn Jäkel in erster Linie um städtebauliche Aspekte, und nicht um Fassadenentwürfe.

    Tschuldigung, aber dass man irgendwelche schemenhaften Häuseln hinstellt, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Spätestens seit dem Barock war der Zierrat wesentlicher Bestandteil der Architektur, mit dieser fest verwachsen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was wäre denn die Alternative? Dass alles so bleibt wie bisher, denn ein neuer Historismus wäre nicht konsensfähig (zumindest noch nicht)? Sorry, aber wenn alle so kleingeistig denken würden, dann tritt man weiter auf der Stelle. Die gesamtheitliche Betrachtung des Herrn Jäckel ist nicht nur großartig, sondern auch notwendig, um diese so katastrophal entwürdigte Stadt auch außerhalb des kleinen Wiederaufbaugebietes um die Frauenkirche wieder erlebbar zu machen. Die Reaktion der Dresdenr Stadtplanung ist jetzt abzuwarten und natürlich auch die der Politik. Ich befürchte nur, dass in Dresden vermutlich ebenfalls nur die allseitsbekannten Pflichtdienstbeamte sitzen, dei weder Elan, Horizont noch Ambition besitzen. Die Banalität des xxxxx halt.