Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Ich finde die beiden "Füllbauten" zwischen dem Klingerschen und dem Hellmund-Piernschen Haus auch ganz anständig. Die von Unify gezeigten Vorgängerbauten waren ohnehin Neubauten aus der Zeit nach dem Brand, teilweise in der Kaiserzeit unschön aufgestockt. Nur diese Blechinstallation am Hellmund-Piernschen Haus verunklart die Architektur erheblich - wird aber auch nicht ewig halten. Unter den obwaltenden politischen Mehrheiten ist das schon gut - die Denkmalpflege hat vieles zudem verbessert.

    Wenn man sich entschlossen hätte die friderizianische Großfassade vor dem Brand zu wiederholen, wäre das etwas anderes gewesen. Aber wie immer: hätte, hätte.

    Insofern kann ich mit der Front zum Markt hin meinen Frieden machen. Wenn die Gastronomie noch stimmt und der Platz im Sommerhalbjahr begrünt wird ist Potsdam schon ein größes Stück weiter.

  • Die wechselnde Geschosshöhe finde ich eigentlich gut, die belebt das Ganze.

    Leider hat der rechte Füllbau gegenüber den Visualisierungen doch deutlich verloren. Aber all das zählt zu "Luxusproblemen". Letztlich zählt nur das: Der Alte Markt hat auf dieser Seite seine Fassung wiedererhalten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Leider hat der rechte Füllbau gegenüber den Visualisierungen doch deutlich verloren.

    Also wenn du damit den Bau meinst, der auch zum Los der "Karl Marx" gehört, sehe ich das komplett anders.

    Im Wettbewerb gab es kein Hauptgesims, keine Faschen um die Fenster, kaum Plastizität (jetzt mit Kanneluren), kein abgehobenes Sockelgeschoss.

    Insofern finde ich, dass das Gebäude deutlich gewonnen hat.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Der CG Vogel-Bau am Markt ist trotz der leichten Vereinfachung noch immer sehr schick geworden, und so ist die Fassade eine der attraktivsten neuen Fassaden des Quartiers. Nur die Neuinterpretation des Eckbaus Alter Markt/Erika-Wolf-Straße ist attraktiver, aber dort wird ja sehr stark der historische Vorgänger zitiert.
    Den Höhenunterschied finde ich ehrlich gesagt nicht ganz schlecht. Wirkt etwas pittoresker und..."historischer gewachsen". ;)
    Der Bau zwischen CG Vogel-Bau und dem Eckbau ist sehr viel schwächer, aber er ist auch nicht die Katastrophe geworden, die zu befürchten war. Wäre die Fassade nicht katzgrau (waruuum?!)...sie wäre durchaus annehmbar. Der Sockel, die Fensterfaschen und der Dachsims sind alle sehr vernünftig.
    Ich glaube, in Zukunft wird man diese Fassade ganz gut über das große und schöne Gesamtbild des Platzes ausblenden können.

  • Von solchen Neubauten können wir in Dänemark nur träumen. Ich kenne den Alten Markt schon aus 1989, es ist einfach schön zu sehen, wie er immer ansehnlicher wird. Wenn dann auch das Hotel Mercure wegkäme... Irgendwie wirkt der Alte Markt auf mich authentischer als der Neumarkt in Dresden, der sehr schön ist aber auch ein Bisschen kulissenhaft wirkt. Ich habe beide Plätze in 2023 gesehen und war sehr angetan.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Da die Gestaltung des Steubenplatzes nach der Fertigstellung vom Quartier III in Angriff genommen werden soll (soweit ich mich richtig erinnere), hier ein aktueller Beitrag zur Diskussion zur Aufstellung des Steuben-Denkmals auf den Steubenplatz:


    Neugestaltung vor Potsdams Landtag: Steubenplatz ohne Steubendenkmal?
    Der Steubenplatz soll neugestaltet werden. Dazu wurde auch ein Votum zur Standortfrage des Steubendenkmals eingeholt und im Kulturausschuss präsentiert.
    www.tagesspiegel.de

    Im aktuellen Flyer zur Potsdamer Mitte kann man einen Vorentwurf zum Steubenplatz sehen. Was auf jeden Fall positiv hier schon hervorzuheben ist, dass man dort das Stück des Steubenplatzes, wo früher die Schlossstraße auf die Kutchdurchfahrt zulief, dass aktuell noch Teil der unentwickelten Grünfläche ist, bereits frei gelassen hat und damit die Blickachse nicht verstellt ist. Jedoch weiß ich nicht, wie sehr dieser Vorentwurf bindend für die finale Gestaltung ist.

    https://www.potsdam.de/system/files/document/Potsdamer-Mitte-2024_DE_WEB.pdf

  • Preuss. UA, ich bin wohl irrtümlich von den Vogel-Renderings ausgegangen, die ja auch dieses Nachbargebäude anschneiden.

    Irgendwie bemerkenswert, dass die auch für diesen Nachbarbau sozusagen als Fleißaufgabe das schönste Rendering gezeichnet haben.

    Irgendwie wirkt der Alte Markt auf mich authentischer als der Neumarkt in Dresden

    Nun hat der Alte M. natürlich weit mehr Originalsubstanz als der N., sogar was die Stadtschlossfassade betrifft. Ansonsten ist der Alte M. natürlich noch ziemlich unbelebt, da dort noch niemand wohnt (werden am NM wohl auch nicht zu viele sein), bzw weil es dzt keine Restaurants oder Läden gibt. Auch liegt er eigentlich noch in einem toten Eck. Was den derzeit wiederhergestellten Teil betrifft, gibt es nur ein Schloss, eine Kirche, ein Altes Rathaus und palaisartige Gebäude (samt Altem Rathaus), aber keine eigentlichen Bürgerbauten. Daher hab ich den N. schon irgendwie lebendiger gefunden. Aber alles das wird sich jetzt zum Besseren wenden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man will also Steuben nicht zurück an den Steubenplatz bringen, obwohl es die Statue noch gibt und sie irgendwo im Abseits steht, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich fasse es wieder mal nicht...
    Außerdem wieder mal die Kontextualisierung... Ich will gar nicht erst fragen, was jetzt wieder cancelling-würdig an diesem Mann ist, der zum großen Helden der Amerikaner geworden ist, und historisch für die deutsch-amerikanische Freundschaft steht.

  • ... Ich will gar nicht erst fragen, was jetzt wieder cancelling-würdig an diesem Mann ist,......

    Er war ein schwuler Antisemit - soweit die minimalistische Kurzfassung.

    Wäre er "nur" Antisemit, hätten diejenigen, die dies behaupten, für sein Vergessen gesorgt. Da er aber auch ein Vor-Queerer war - so wiederum seine Kritikaster - muss er eben nicht die ewige Verdammnis erleiden.


    Ob es irgendwelche Belege für schwul oder Antisemit gibt, scheint völlig egal zu sein - einem "Militaristen" wird man schon irgendwie seine Traditionsunwürdigkeit nachsagen können.

  • Die Statue ist nicht mehr die Originale, sondern die Kopie der Statue aus Amerika, glaube ich. Sie wurde Potsdam irgendwann mal geschenkt. Vor einiger Zeit hatte Potsdam auch eine Statue von Friedrich Wilhelm I abgelehnt, die der Stadt geschenkt worden wäre. Deshalb hatte ich ein solches Ergebnis nun im Hinblick auf die Steuben-Statue erwartet.

  • Der Platz vor dem Plögerschen Gasthof hiess bis 1911 Fiakerplatz, seit 1816 würde er auch "Kommandanturgarten" genannt, weil sich seit der napoleonischen Besetzung die preußische Standortkommandantur im Plögerschen Gasthof befand. 1911 schenkte der Kongreß der USA Deutschland einen bronzenen Zweitguss der Statue Steubens aus dem Lafayette-Park, als Gegengeschenk wurde ein Zweitguss der bekannten Statue Friedrichs des Großen in die USA verbracht, die nach wie vor in einer US-amerikanischen Militärakademie steht. Die Statue Steubens war ein Zeichen der deutsch-amerikanischen Freundschaft, da der Magdeburger Steuben großen Anteil an der Formung der Kontinentalarmee, den Sieg bei Yorktown und damit der Befreiung Nordamerikas von der britischen Kolonialherrschaft hatte.

    Die Statue wurde 1945 bei den Kämpfen um Potsdam stark beschädigt und von den Sozialisten eingeschmolzen. Eine Kopie der Washingtoner Steuben-Statue wurde in den 1980er Jahren vor dem ehem. US-Oberkommando in West-Berlin auf der sog. Truman-Plaza aufgestellt. 1994 erhielt auch Potsdam eine Kopie und benannte anschließend das Areal des ehem. Steuben-Platzes nach dem Generalinspekteur der US-Armee. Auch Steubens Geburtsstadt Magdeburgerhielt eine Kopie.

    Da der Steuben-Platz erst nach der Fertigstellung des Blocks III neu gestaltet wird kam die Skulptur ein paar Meter weiter in der Schloßstraße zur provisorischen Aufstellung. Auf dem Steuben-Platz wurde der Standort mit einer Gedenkplatte markiert. Die Aufstellung Steubens 1994 fand unter Teilnahme von viel Prominenz, aus aus den USA statt.

    Seit vielen Jahrenwurde um die Gestaltung des Platzes gerungen, der jüngste Entwurf der Hamburger Freiraumplaner WES lehnt sich stark an die historische gEstaltung an und soll nicht nur das Denkmal sondern auch am Standort des Staudenhofes zu rodende Bäume aufnehmen, die nach dem Pücklerschen Verfahren disloziert werden sollen.

    Im Kulturausschuss des Stadtverordnetenversammlung, der einst die Benennung nach Steuben befürwortet hatte, kamen nach der letzten Wahl 2019, die erstmals eine rot-rot-grüne Mehrheit ergeben hatte (vorhar war Potsdam stets rot-grün-schwanz regiert) Zweifel auf, ob man das Steubendenkmal von seinem jetzigen Standort wieder auf den Steubenplatz rückversetzt werden soll. Es geht also nicht um die Frage ob der Platz nach Steuben benannt werden soll (das ist schon der Fall) und auch nicht um die Frage ob die Skulptur wiederaufgestellt werden soll (die steht schon seit 1994) sondern lediglich um die Frage ob man die Statue zusammenhangslos an der nahen Schloßstraße läßt oder mit einer gewissen Logik auf den gleichnamigen Platz versetzt, wie man es 1994 in der Öffentlichkeit angekündigt hat.

    Die Kritiker des Steubendenkmals beziehen sich in der Masse auf seine Eigenschaft als hochrangiger Soldat, Grünen-Fraktionschefin Hüneke nannte Steuben einen Militaristen. Die Anderen und die Linkspartei lassen darüber hinaus klar ihren Antiamerikanismus erkennen. Antisemitische Äußerungen sind Steuben bis dato noch nicht öffentlich vorgeworfen worden (wohl weil in diesem Fall ähnliche Argumente gegen Karl Marx geltend gemacht werden könnten). Die angebliche Homosexualität Steubens ist nicht bewiesen, wenngleich Steuben in der Queer-Bewegung der USA hoch verehrt wird.

    Aktuell hat sich eine politisch besetzte Expertenkommission nicht zu einem einstimmigen Votum entschliessen können. Abschliessend entschieden wird die Frage vermutlich erst von der am 9. Juni 2024 zu wählenden SVV und nicht mehr in der letzten Sitzung des Kommunalvertretung am 15.5.2024.

    Eine umfassende Geschichte der Statue ist hier einzusehen.





  • Die Statue ist nicht mehr die Originale, sondern die Kopie der Statue aus Amerika, glaube ich. Sie wurde Potsdam irgendwann mal geschenkt. Vor einiger Zeit hatte Potsdam auch eine Statue von Friedrich Wilhelm I abgelehnt, die der Stadt geschenkt worden wäre. Deshalb hatte ich ein solches Ergebnis nun im Hinblick auf die Steuben-Statue erwartet.

    Es ist ein Abguß der Steubenstatue aus Berlin-Zehlendorf. Die Angelegenheit mit der Skulptur des Soldatenkönig liegt ja anders: der war kein antikolonialistischer Amerikaner sondern der Begründer des modernen Potsdams. Hier gab es ein Vermächtnis mit 50.000 Euro für einen Nachguß der Statue im Lustgarten, deren Original in Schloß Hechingen steht. Das hätte aber bei weitem nicht gereicht und wurde zudem schon von OB Jakobs abgelehnt.

  • Es ist schon ein wenig "nicht nachvollziehbar" - während meine minimalistische Zusammenfassung der Befindlichkeiten zum antisemitisch-schwulen Militaristen Steuben eher ablehnend gewertet wurden, ist die Langversion aus der Feder von Konstantindegeer nur zustimmend bewertet. Wie sind ablehnende oder traurige Bewertungen zum (relativ übereinstimmenden) Inhalt aufzufassen?

  • Es ist schon ein wenig "nicht nachvollziehbar" - während meine minimalistische Zusammenfassung der Befindlichkeiten zum antisemitisch-schwulen Militaristen Steuben eher ablehnend gewertet wurden, ist die Langversion aus der Feder von Konstantindegeer nur zustimmend bewertet. Wie sind ablehnende oder traurige Bewertungen zum (relativ übereinstimmenden) Inhalt aufzufassen?

    Ich fürchte, das liegt daran, dass deine Attribute "schwul" und "antisemitisch" bis dato völlig unbewiesen sind. Wenn Steuben homosexuelle Kontakte gehabt haben sollte, wofür es nur Indizien gibt, ist diese Frage aus der Zeit heraus zu beurteilen und nicht vom Standpunkt heutiger Moralvorstellungen, ähnlich wie bei Friedrich II.

    Ich fürchte die Unterscheidung in "schwul" und "hetero" gab es im 18. Jh. gar nicht und war gesellschaftlich nicht relevant. Zu angeblich antisemitischen Äußerungen müsste ich die Anwürfe kennen - beim Googlen erscheinen nur Vorfälle an einer "Steuben Gesamtschule" in Potsdam.

    Bleibt der "Militarist", der als Vorwurf seitens der Grünen nicht mehr haltbar ist, seitdem die Partei sich aktiv für eine militärische Unterstützung der Ukraine einsetzt.

    Generell halte ich persönlich eine Politisierung der Altstadt-Straßen- und Platznamen für falsch. Trotz aller Verdienste von Otto Braun verstehe ich nichtt, warum der Fischmarkt nicht mehr Fischmarkt heissen darf. Die drei politisch quotierten weiblichen Straßennamen fallen auch darunter: eine CDU-Politikerin, eine Sozialistin und eine Chefin der jüdischen Frauenvereine - alle drei für Potsdam von keinerlei relevanten Bedeutung - warum müssen diese Namen unbedingt in der neuen Altstadt sein? Für die Frauenrechte ist damit wenig gewonnen. Auch Fritz Ebert, der Chef der Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD hat nichts in der Innenstadt zu suchen, auch kein damit zusammenhängender "Platz der Einheit", der seinerzeit die Zwangsvereinigung meinte.

    Fischmarkt, Schloßstraße, Schwertfegerstraße, Kayserstraße, und Hohewegstraße, wären völlig ideologiefrei. Über den Platz der Einheit/Wilhelmplatz kann man ja streiten.

  • Und wie ist es mit der Hoditzstraße? Dann hätten wir noch Waisenstraße, Schockstraße

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.