• Ganz interessantes Projekt in Hannover-Kleefeld, den 1. Platz im Wettbewerb hat folgender Entwurf vom Hannoveraner Büro N2M gewonnen:

    Seite der Architekten:

    N2M Architektur & Stadtplanung GmbH

    Mehr Informationen auf

    1. Preis Baufeld 1 🏅 bei Wettbewerb in Hannover
    Wettbewerbe bei competitionline ansehen 👉 N2M Architektur & Stadtplanung GmbH BDA; nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek…
    www.competitionline.com
  • Sieht nicht schlecht aus! Geht auf jeden Fall in die richtige Richtung. Aber warum musste man bei den Giebeln so einen modernistischen Bruch einfügen? Die glatten Giebelfassaden mit den unregelmäßig angeordneten Schießschartenfenstern passen so überhaupt nicht zur sonst hohen Qualität des Entwurfs.

  • Stimmt. Diese ollen Strichfenster hätten nicht sein dürfen. Die Architekten hatten vielleicht die Befürchtung, daß der Entwurf mit harmonischen Fenstern nicht zeitgenössisch genug ausgesehen hätte.

    Der Bauplatz ist ja weit außerhalb des Stadtzentrums. Eigentlich wünsche ich mir solche Bauprojekte viel lieber für die Innenstadt von Hannover. Dafür könnten gern einige Riegel, Kisten und Klötze fallen.

    Hier ist der 2. Platz des Wettbewerbs:

    2. Preis Baufeld 1 🏅 bei Wettbewerb in Hannover
    Wettbewerbe bei competitionline ansehen 👉 BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH; Vogt Landschaftsarchitekten 👉 Grünes Viertel Stephansstift in Hannover…
    www.competitionline.com

    Und der 3. Platz im Wettbewerb:

    3. Preis Baufeld 1 🏅 bei Wettbewerb in Hannover
    Wettbewerbe bei competitionline ansehen 👉 dreibund architekten; FREIRAUMKONZEPT Architekt I Landschaftsarchitekt Blanik + Schiewer PartGmbB 👉 Grünes Viertel…
    www.competitionline.com

    Die anderen Baufelder sind auch ganz interessant. - Einfach durchklicken.

  • Das würde ich nicht so streng sehen, eher als einen erfreulichen Kontrast. Wie ich überhaupt die hier weitverbreitete Abneigung gegen unregelmäßige Strichfenster nicht so teile. Mitunter brechen diese mit dem Hauptmakel des modernen Bauens, nämlich mit der lähmend-primitiven Regelmäßigkeit. Diese würde sich hier auch unweigerlich einstellen, hätte man den "harmonischen" Fensterrhythmus in den Risalitflächen weitergeführt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich finde das eigentlich auch nicht schlecht. Eine gewisse Prise "Zeitgenössigkeit" ist nun nicht falsch. Es geht einfach grundlegend um die Richtung - das ist schon sehr nah an dem, was ich mir unter gutem Städtebau so vorstelle, gutes Material, gute, abwechslungsreiche Fassadengestaltung, gelockerter Blockrand mit Innenhof, und das ganze in einer ziemlich peripheren Lage. Und vielleicht anders als manche hier möchte ich auch gar nicht, dass man der Architektur ihr Baujahr nicht ansehen kann.

    Wie Neußer schon sagte, empfehle ich auch einen Blick auf weitere Baufelder, vieles ist dann eher "gehobene Standardware", nur etwas besser, als in Norddeutschland zur Zeit in städtischen Kontexten eben gebaut wird, aber es gibt noch weitere interessante Gewinner-Entwürfe, zum Beispiel für das Baufeld 4:

    1. Preis Baufeld 4 🏅 bei Wettbewerb in Hannover
    Wettbewerbe bei competitionline ansehen 👉 MOSAIK architekt:innen bda; GrünPlan Landschaftsarchitekten; 3B Bauconsult GmbH & Co. KG; - DREWES + SPETH Beratende…
    www.competitionline.com

    Das sind wirklich sehr gut durchdachte Entwürfe. Bei dem oben ist unter anderem ein notwendiger Turnhallenneubau für eine benachbarte Schule in eine Art "Multifunktionsgebäude" integriert mit weiteren Nutzungen. Früher hätte man einfach einen langweiligen Turnhallenbau auf eine Wiese gestellt. Man kann sich da wirklich mal durchklicken, da sind einfach viele richtig gute Sachen dabei.

    Kann sich jemand einen solchen Wettbewerb und solche Ergebnisse vor 10 Jahren vorstellen? Oder gar 20? In Hannover-Kleefeld? Ich nicht. Und das ist für mich die Kernaussage, die sich durch viele Wettbewerbe der letzten wenigen Jahre zieht: Es wird wieder qualitativ gut modern/neu gebaut. Die Beispiele kommen hauptsächlich aus norddeutschen Städten, was aber auch an meiner persönlichen Bias liegen kann oder daran, dass solche Dinge von unseren süddeutschen Foristen nicht beachtet oder gepostet werden, aber es ist eine Entwicklung in die richtige Richtung nicht abzustreiten. Hervorheben möchte ich hier auch noch einmal Köln, das wie Hamburg einen fast eigenen Neubaustil entwickelt hat für sehr gelungene Neubauprojekte/Umnutzungsflächen, aber auch Hannover und etwas schwächer sogar Bremen zeigen diesen Trend zu so einer neuinterpretierten klassischen Mid Century-Moderne, oft, aber (gottseidank) nicht immer mit Klinker als Material.

  • Aber das Traurige ist, dass solche Projekte irgendwo in Hinter-Hannoversch-Kleefeld stattfinden und nicht in den geschundenen Innenstädten, wo sie gut mit den erhaltenen Resten harmonisieren und so etwas wie ein Stadtbild ergeben könnten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Stimmt, hast du geschrieben. Die Strichfenster leben mE von der Unregelmäßigkeit. Genau die (innerhalb des Risalites) entstehende Asymmetrie ist gewollt. Da jegliche Ornamentik ideologisch verpönt zu sein scheint, ist das der einzige Weg, eine gewisse Komplexität zu erzielen. Das entspricht der traditionellen Praxis, Risalite hervorzuheben, und verfremdet diese gleichzeitig, denn letztlich sind diese doch ohne Friese, Bänderungen und durch die Monochromie sogar weit anspruchsloser und einfacher. Das kann man kritisieren, ich finde diese Art Dialektik jedoch einen hübschen Einfall.

    Letztlich ist das Ganze halt eine Zeitgeisterscheinung, die sich eh irgendwann zu Tode laufen wird. Die Horten-Kachel war schlimmer, wie für mich überhaupt alles aus dieser Zeit. Dass in diese Zeit gerade die immense Aufgabe des Wiederaufbaus und der Neugestaltung von bedeutsamen Stadtzentren liegt, ist architekturgeschichtlich das größte denkbare Unglück. Bei allem Pessimismus bin ich überzeugt, dass man das heute ungleich besser hingekriegt hätte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kurze Anmerkung zur unfassbar schönen ehemaligen Neuen Synagoge von Hannover:

    Bereits vor mehr als 2 Jahren ist diese zumindest virtuell wiederauferstanden. Eine farbige Innenansicht gibt es hier. Anders als bei der Hamburger Bornplatzsynagoge gibt es bei der 1870 eingeweihten Neuen Synagoge von Edwin Oppler sicherlich keine Chance, dass diese jemals wieder aufersteht. Kaum ein anderes Gebäude würde ich in Hannover so gerne rekonstruiert sehen - ein Jammer!

  • Anders als bei der Hamburger Bornplatzsynagoge gibt es bei der 1870 eingeweihten Neuen Synagoge von Edwin Oppler sicherlich keine Chance, dass diese jemals wieder aufersteht.

    Was ist der Grund dafür, dass du so urteilst? Ist der Bauplatz für immer verbaut? Oder gibt es keine aktive jüdische Gemeinde mehr in Hannover?

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Na ja, einerseits dürfte sich der Standort zumindest teilweise (?) mit dem ehemaligen Hauptsitz der Preussag AG überschneiden (siehe Google Maps), bei dem es sich um eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Nachkriegszeit in Hannover handelt. Das wird niemand ernsthaft abreißen wollen - ich auch nicht.
    Eine aktive jüdische Gemeinde gibt es schon. In den 1960er Jahren ist in der Haeckelstraße ein Synagogen-Neubau entstanden. Ich habe aber noch nie etwas von Rekonstruktionsbestrebungen gehört. Hannover ist schließlich nicht Hamburg. Und Rekonstruktionen hatten es in Hannover schon immer extrem schwer. Siehe z.B. die gescheiterten Bemühungen zur Rekonstruktion der Flusswasserkunst. Die (zumindest äußerliche) Rekonstruktion von Schloss Herrenhausen war ja vermutlich auch nur möglich, weil man nicht hinter Braunschweig zurück stehen wollte.

    Edit.: Geprüft, eine räumliche Überschneidung mit dem besagten Bestandsbau besteht nicht.

  • Die Neue Synagoge war schon ein tolles Schmuckstück. Die Bilder erinnern mich, der Kuppel wegen, immer direkt an unser Neusser Quirinus-Münster. Eine Reko wäre gewiss eine feine Sache.

    Doch, wie in allen deutschen Städten, gäbe es auch in Hannover noch zahlreiche Bauwerke, deren Ursprungszustand unbedingt wieder hergestellt werden sollte. Diese Maßnahmen sind einfacher zu realisieren und bringen viel für das Stadtbild.

    Ein Beispiel wäre die Polizeidirektion an der Hardenbergstraße 1. Man sieht sofort, daß an der Ecke eine große Kuppel/Haube fehlt. Eine weitere Haube, an der nächsten Ecke, fehlt ebenso. Bei einer zukünftigen Sanierung sollten die fehlenden Bauteile unbedingt ergänzt werden. Zumal das Prachtgebäude in der Nachbarschaft zum großartigen Neuen Rathaus steht.

    Hier sieht man den Ursprungszustand des Polizeipräsidiums:

    https://zukunft-heisst-erinnern.de/wp-content/uploads/2020/03/polizeipr%C3%A4sidium_1.jpg

  • In der Tat, Assoziationen zum schönen Neusser Münster drängen sich auf - danke für den Hinweis. Klar könnte man auch in Hannover viel rekonstruieren: Garnisonskirche, Markthalle, Hauptpost ... Die Liste wäre lang. Ob das immer sinnvoll wäre ist eine andere Frage. Sanierungen und Ergänzungen von Bestandsbauten lassen sich natürlich theoretisch einfacher realisieren. Aber schon daran scheitert es ja meistens.

    Die Polizeidirektion im Stil der Neo-Renaissance in der Hardenbergstraße war während des Krieges Sitz der Gestapo. Das Polizeigefängnis im Hof, in dem während des Krieges gefoltert wurde, ist noch beinahe im Originalzustand erhalten. Ich denke, eine Rekonstruktion der beiden Hauben wäre eine heikle Angelegenheit.
    Mit einer gewissen Wehmut sehe ich immer noch die Umwandlung des Goseriedebades in einen Museumsbau für die Kestner Gesellschaft. Seinerzeit wurde eine Zwischendecke in die Damenschwimmhalle eingezogen und damit das Erscheinungsbild des altehrwürdigen Bades unwiederbringlich zerstört. (Obwohl der Bau auch in seiner heutigen Form was her macht.) Mir fallen auch noch ein paar andere Negativbeispiele aus Hannover ein, aber das macht nur schlechte Laune ...

  • Es wäre wieder so typisch für unsere Gesellschaft und diesen ätzenden Zeitgeist, wenn die Rekonstruktion von Gebäudeteilen mit Verweis auf die dunklen Episoden der Geschichte unmöglich gemacht werden.

    Das Gebäude kann nichts für seine ehemalige Nutzung. Deshalb muss das Erscheinungsbild der Stadt nicht mit aller Gewalt schlechter gehalten werden, als es möglich wäre. Die Erinnerung, Information und Ausstellung zur Gestapo kann auch in einem intakten Bauwerk aufrechterhalten bleiben.

  • Aber das Traurige ist, dass solche Projekte irgendwo in Hinter-Hannoversch-Kleefeld stattfinden und nicht in den geschundenen Innenstädten, wo sie gut mit den erhaltenen Resten harmonisieren und so etwas wie ein Stadtbild ergeben könnten.

    Das sehe ich ganz anders. Diese schöne Planung (immerhin 3 der 5 Baufelder wirken doch ganz vielversprechend) kann das ohnehin schöne Kleefeld doch nur bereichern. Man stellt also nicht was schönes in eine Gegend die eh nicht mehr zu retten ist, sondern bereichert einen schönen Stadtteil um eine weitere Facette (wie in den letzten Jahren in Kleefeld bereits an der Lathusenstraße geschehen).

    Nichts ist schlimmer als unangepasste Neubauten in Wohnstadtteilen von Städten die noch ganz gut funktionieren. In Hannover wurden fast alle Kriegslücken bereits in den 1950er und 1960er Jahren geschlossen und zwar beinahe immer im Blockrand und meist in Traufhöhe und Fassadenmaterialität angepasst an die noch vorhandene Altbausubstanz. In den nachfolgenden Jahrzehnten passierte dann recht wenig. Was heutzutage in die Stadtteile gestellt wird, sehe ich deshalb immer sehr kritisch. Z.B. die quadratisch-praktisch-gut Klinkerkisten mit der ewig gleichen Minimal-Klinkerornamentik, wie man sie aus ganz Deutschland im Überfluss kennt.

    Deshalb sind Positivbeispiele hier immer zu begrüßen, wie z.B. auch die geplante Bebauung am Küchengarten in Linden oder das Neubauprojekt von Stefan Forster in der Calenberger Neustadt (zur Abwechslung mal eine richtig schöne Klinkerkiste).

    Die Innenstadt sollte man separat betrachten. Aber auch hier kommt seit einiger Zeit einiges in Bewegung. So wurde z.B. der Klagesmarkt neu bebaut und derzeit wird das Postscheckamt an der Goseriede abgerissen. Der Kaufhof an der Marktkirche soll nächstes Jahr folgen.

    Edit.: Übrigens wurde die Globusansicht von Google Maps kürzlich aktualisiert (neuer Stand offenbar Sommer 2022).

  • Und wieder einmal soll es Altbauten an den Kragen gehen. Die betroffenen Fachwerkbauten (hier) stehen nicht unter Denkmalschutz.

    Artikel Neue Presse hinter dem €

    Auch dieser Fall sollte erwähnt werden. Verfall einer Villa am Bünteweg in Kirchrode. Artikel ebenfalls hinter dem €.

    Villa im Dornröschenschlaf: Darum verfällt ein Prachtbau aus der Gründerzeit in Hannover
    Prachtvoll ist die Villa an Kirchrodes Bünteweg noch immer, doch seit über zehn Jahren steht sie leer – und verfällt zusehends. Der aktuellen Besitzerin fehlt…
    www.haz.de
  • In meinem neusten Video habe ich mich mit dem Backsteinexpressionismus beschäftigt. In Hannover sind im 19. Jahrhundert phänomenale stilprägende Bauten entstanden. Viele stehen sogar heute noch, aber seht selbst. 😀👍

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  • In meinem neusten Video habe ich mich mit dem Backsteinexpressionismus beschäftigt. In Hannover sind im 19. Jahrhundert...

    Ähm, kleine Korrektur: Bis auf diesen Tower fast ganz am Ende habe ich keinen Backsteinexpressionismus (1920er Jahre!) in dem Video gesehen. Das allermeiste ist Neugotik, was dann auch mit dem 19. Jahrhundert hinkommt. Das sind aber bis auf das Material zwei vollig verschiedene Stile. :lehrer: :wink:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Mein Icon zu dem Video von Sir Moc über Backsteingotik in Hannover bedeutet "super" und das bezieht sich ausschließlich auf die auf den Fotos vorgestellten wirklich großartigen und prachtvollen neugotischen Bauwerke. Der Backsteinexpressionismus (1920er Jahre) allerdings gefällt mit dem gegenüber überhaupt nicht.