Nürnberg in alten Ansichten

  • Lieber ursus carpaticus

    Dein Beitrag ist wohl gut gemeint, aber das APH ist keine Verkaufsplattform oder Werbeplattform für solche. Und als Sammler spekuliert man manchmal vielleicht, dass ein Angebot von möglichst wenig Leuten gesehen wird. Die angepriesene Ansichtskarte habe ich aber bereits.

  • Ich wollt halt einmal was Konstruktives zum Thema Nürnberg beisteuern. Das ist ein Sofortkauf-Angebot, das daher nicht gesteigert wird. Die AK kam mir selten (und daher preiswert vor), ist sie aber wohl nicht (hab dieses Motiv ein 2. Mal gesehen, wenn auch nicht als Photo). Mir liegt fern, für was Werbung zu machen. Es ist einfach eine interessante Detailansicht. Hast du dieses Bild GENAUSO oder nur ÄHNLICH?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ursus carpaticus Hier habe ich jetzt eine unscheinbare Ansicht gekauft, die sich auf den ersten Blick nicht von andern tausenden Blicken auf die Kaiserburg unterscheidet; im Gegenteil, der Vordergrund sieht nicht einmal so attraktiv aus. Aber es ist ein sehr seltener Blick auf das obere Ende der Stadtmauer beim Westtor. Ein Teil meiner Nürnberg-Sammlung ist der detaillierten Dokumentation der Stadtmauer mit all ihren Türmen, Mauern, Gräben und Zwingern gewidmet.

    Den gezeigten Mauerabschnitt hatten wir in diesem Strang bereits hier schon angetroffen, und nun kann ich ihn mit einer weiteren Aufnahme auch am oberen Ende dokumentieren. Und natürlich ausführlicher auch im Baukulturforum. Es ist der Mauerabschnitt, der offenbar erst für das 1957 wiederaufgebaute Altersheim geopfert wurde. Heute steht hier ein Fantasie-Stadtmauerturm. Zum Glück sind solche die historische Stadtmauer verfälschende Fantasiebauten die Ausnahme.

    Ak-Westtor-1941.jpg
    Westtormauer bei der Mohrengasse mit Blick zur Burg. 1941 gelaufene Ansichtskarte, Andro-Verlag, Nürnberg.

  • die historische Stadtmauer verfälschende Fantasiebauten

    Wieder einmal zeigt sich hier ein essentielles Problem, das durch das Jahrzehnt seiner Entstehung nicht einfacher wird. Es wurde offenbar originale, denkmalwürdige Substanz mutwillig abgerissen und in den Kontext des Wortes "Wiederaufbau" unter dem Verständnis der Zeit eingebunden. Sowohl der Abriß, im Kontext des "Wiederaufbaus", als auch die Errichtung eines reinen Fantasiegebildes, dazu an der Stelle einer Parzelle mit historischer Tiefenwirkung, können nicht anders als haarsträubend und absurd angesehen werden. Solche Fantastereien sind ebenso leicht als solche erkennbar, wie das "Dachlattenfachwerk" der Zeit, das sicher auch einen eigenen Strang füllen könnte. Es mag vielleicht sein, daß man es damals nicht besser wußte, aber ein solches Fantasiekonstrukt als "altes" Nürnberg ansehen zu wollen, wäre ein sehr großer Fehler.

  • Einige Aufnahmen Ferdinand Schmidts, größtenteils aus dem 19. Jahrhundert:



    Grolandhaus


    Laufer Gasse mit Laufer Schlagturm


    Sternhof (in den 1880ern abgerissen)


    Baustelle für den Erweiterungsbau des Rathauses am Fünferplatz zum Obstmarkt


    Der Weiße Turm


    Toplerhaus


    Hauptmarkt

    Der Obstmarkt



    Egidienkirche


    Als Bonus noch eine Kolorierung des Grolandhauses:


  • Der Erhalt einer solchen nördlich der Alpen gelegenen Altstadt würde heute immense Problem bereiten. Wahrscheinlich hätte Nürnberg heute schon fünf Altstadtsanierungsprojekte hinter sich und wäre entsprechend Eger auf ein Straßengerippe reduziert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bloß weil die übrig gebliebenen Altstadthäuser verwahrlost wurden und deswegen über viele Jahre saniert werden müssen, sollte man nicht darauf schließen, dass ein erhaltenes Nürnberg zu einem Problemfall geworden wäre.

    Natürlich setzt eine intakte Altstadt in der heutigen Zeit keine Impulse für vernünftige Stadterweiterungen.

    Beauty matters!

  • Wir wissen es nicht. Sämtliche einigermaßen durch den Krieg gekommene Großstädte in D haben sämtlich beträchtliche Einbußen erleiden müssen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    hier eine Radierung von Max Bach, 1874 veröffentlicht (von mir koloriert) - zu dem Foto am Weißen Turm von Ferdinand Schmidt aus dem Jahr 1902 mit dem Abriss der Häuser am Nadlersgraben (Ochsengraben) - veröffentlicht von East_Clintwood

  • Zitat

    Vergleichsbilder Obstmarkt mit Blick nach Süden. Foto Ferdinand Schmidt.
    Das Eckhaus in dem das Bratwurst-Röslein war ist noch verputzt, das Fachwerk wurde erst später (in den 1930er Jahren ?) freigelegt. An der östlichen Nordseite der Frauenkirche wurde um 1900 eine neugotische Kapelle angebaut, die hier noch fehlt.

  • späteres Foto von Ferdinand Schmidt. Das Fachwerk am Eckhaus (Bratwurst-Röslein) schimmert durch. An der Nordostseite der Frauenkirche sieht man die um 1900 angebaute Herz-Jesu-Kapelle.

  • Regensburg ist doch im Großen und Ganzen intakt geblieben? Bin allerdings kein Experte, was die Stadt betrifft.

    Regensburg ist in weiten Teilen ziemlich totsaniert und dazu gespickt mit zahlreichen Bausünden.
    Ich bin auch kein Experte, was die Stadt betrifft, aber ich war sehr enttäuscht, als ich nach dem einzigartigen, hervorragenden Ruf, den die Stadt besitzt (inklusive dem UNESCO-Welterbe-Titel), diese zum ersten Mal selbst besuchen und ausgiebig erkunden konnte.
    Dort hat man nach dem Krieg und bis heute wohl ziemlich rigoros gewütet, und die Stadtväter, die das über Generationen zugelassen haben, hätten eigentlich viel Schelte verdient.

    Das alte Nürnberg wäre heute ein touristischer Hotspot wie Prag.

    Ein touristischer Hotspot sicher, aber wie Prag? Selbst wenn das alte Nürnberg tatsächlich vorbildlich erhalten geblieben wäre, was ich bezweifele (man schaue nur mal nach Regensburg) hätte der Stadt...wie beschreibe ich das...die Märchenhaftigkeit Prags gefehlt. Prag ist farbenfroh, überborden an Details und Schnörkeln. Ein Fest für die Sinne. Nürnberg war/ist sehr rost-braun, schlicht und einfach im direkten Vergleich.

    Wo wir bei Schlichheit sind:
    Es hätte Nürnberg nach dem Krieg eigentlich vergleichsweise einfach fallen müssen, weite Teile der Altstadt relativ originalgetreu wieder aufzubauen, so schlicht wie viele Fassaden tatsächlich waren.

  • Ja, schon Mozart gefiel Prag deutlich besser als Nürnberg. Mir gefallen die Bilder des alten Nürnbergs aber mindestens genau so gut wie das heutige Prag, einfach weil die Stadt mE. doch ein klein wenig einzigartiger war - vorbarocker Substanz gibt’s ja heute in dieser Fülle wohl nur noch in Italien, und dort ist der gängige Baustil überall ganz anders als im “Norden” (im Gegensatz zum “nordischen” Nordfrankreich, wo bis auf Troyes auch keine einzige mittelalterliche Großstadt wirklich gut erhalten geblieben ist)…

  • Wir wissen es nicht. Sämtliche einigermaßen durch den Krieg gekommene Großstädte in D haben sämtlich beträchtliche Einbußen erleiden müssen.

    Das glaube ich nun auch wieder nicht, zB. in Lübeck sind ja die meisten Gängeviertel fast vollständig erhalten geblieben, und da reden wir sogar von einer teilweise kriegszerstörten Stadt!

  • Wobei man m.E. nicht vergessen darf, dass das Bewusstsein über die Verluste die Wertschätzung für Altstädte erhöht hat. Wie die Baupolitik ohne Krieg ausgefallen wäre, bleibt also letztlich hypothetisch. Ich befürchte im Land des Bauhaus jedoch eine nicht unbedingt „sanfte“ Abrisspolitik. In meinem Land bzw. meiner Stadt gab es keine Kriegszerstörung. Das Bewusstsein für die Altsubstanz war dementsprechend eher gering ausgeprägt, man dachte lediglich an Wachstum, da war die Altstadt zu großen Teilen nur im Weg, von Gründerzeitlern ganz zu schweigen. Ob es in einem vom Krieg unzerstörten Deutschland anders gewesen wäre, weiß ich nicht, aber wage es zumindest in Zweifel zu ziehen. Ich sah mal eine Dokumentation über Berlin, sie war aus den 1920ern oder 30ern. Leider fand ich sie auf YouTube nicht mehr, es war aber nicht die bekannte „Sinfonie der Großstadt“. Jedenfalls: Da wurde in einer Zeichentricksequenz das alte Berlin durch wachsende Wolkenkratzer ersetzt und dazu etwas eingeblendet wie: das ist die Zukunft.

  • Ich habe eine Zeit lang sowohl in Nürnberg als auch in Freiburg gewohnt. Und ich würde mich immer wieder für Freiburg entscheiden, weil die Stadt einfach auf eine Art freundlicher wirkt, die ich eigentlich nicht näher beschreiben kann. Nürnberg war und ist eine sehr "steinerne" Stadt, vielleicht liegt es daran. Ich glaube, mir ginge es auch so, wenn beide Städte unzerstört geblieben wären.

    In dubio pro reko