• Es gibt leider keinen Masterpläne für Bremen, die Abbruchwelle wird ungebremst weitergehen, die zu größeren architektonischen Einheiten werden bleiben und es werden wahrscheinlich immer mehr.


    Bremen ist wie Duisburg, Magdeburg, Berlin und Köln volkommen versaut worden nach 2. WK. In Berlin gleiche Tendenzen. Die Linken haben die Schönheit von Gebäuden nicht im Visier, es gibt einige schöne Initiativen.

    In Nürnberg besteht eine Status Quo.

    Besser geht es nur in Leipzig, Dresden, Frankfurt und Potsdam.

    Nicht Neues aus die 50 andere Grössere Städte. Hamburg ist und bleibt Abriss Stadt.

  • Man könnte sehr viel aus Bremen machen - wenn nur Wille und ein Sinn für Schönheit vorhanden wären! Ich denke mir oft: Bremen benötigt einen Masterplan für die nächsten 50 Jahre, um die Innenstadt zu revitalisieren. Das geht nur mit Rückbau der Martinistraße und Bürgermeister-Smidt-Str. sowie dem Abriss der Hochstraße Breitenweg. Zudem der rigorose Abriss von Bausünden (zB Parkhaus am Brill). Dann könnte man nach und nach ehemalige Plätze und Straßenfluchten wiederherstellen, bedeutende Gebäude rekonstruieren (zB Essighaus) und Lücken mit historisierenden Häusern auffüllen, wie zB in Lübeck. Kleinteilige Bebauung wäre Pflicht.

    Das bleibt wohl leider ein Traum.

    Zur von Dir erwähnten Hochstraße Breitenweg: Der Weser-Kurier berichtete im letzten Jahr über den Besuch des stellvertretenden Bürgermeisters der belgischen Stadt Gent, der sagte: "Ich konnte meinen Augen kaum glauben, als ich die Hochstraße am Bahnhof gesehen habe". Es sei die Verkehrsplanung aus den 60er/70er-Jahren. So eine Straße gehöre nicht in die Innenstadt.

    Ich glaube, da können wir alle zustimmen.

  • Eine vielfach vertretene Position in der Bremer Politik ist, dass die Hochstraße erst abgerissen werden kann, wenn der Autobahnring geschlossen ist. Das haben andere Städte schon in den 80er Jahren geschafft, weswegen vielerorts auch schon in den 90er Jahren begonnen werden konnte, die innerstädtischen Verkehrsfehlplanungen der 60er Jahre zu revidieren. In Bremen dauert das alles etwas länger, dabei hatte der Planer der Hochstraße schon kurz nach ihrer Errichtung sinngemäß gesagt, dass der erhoffte städtebauliche Effekt vollkommen verpufft sei.

    Geschockt war ich, als ich Pläne zum Umbau der Bahnhofsvorstadt sah, die einen Abriss gar nicht mehr vorsahen, sondern die Hochstraße als Fahrrad- und Fußgängerboulevard erhalten sehen wollen. Man kann nur hoffen, dass das nicht kommt. In der letzten Zeit werden immerhin einige in dieselbe Richtung gehende Renovierungen an den nicht gerade hübschen Häusern entlang der Straße vorgenommen. So ist etwa das Gewobahochhaus von einem dunklen Klotz eigentlich ganz gelungen renoviert worden:

    Von Florean Fortescue - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9560029

    Jetzt:

    Viel mehr kann man aus so einer Kiste eigentlich nicht machen, und da flächige Abrisse in der Gegend leider vollkommen unrealistisch sind, ist das wohl das obere Limit dessen, was zu meinen Lebzeiten aus den Gebäuden am Breitenweg noch werden kann.

  • Es gibt leider keinen Masterpläne für Bremen, die Abbruchwelle wird ungebremst weitergehen, die zu größeren architektonischen Einheiten werden bleiben und es werden wahrscheinlich immer mehr.


    Bremen ist wie Duisburg, Magdeburg, Berlin und Köln volkommen versaut worden nach 2. WK. In Berlin gleiche Tendenzen. Die Linken haben die Schönheit von Gebäuden nicht im Visier, es gibt einige schöne Initiativen.

    In Nürnberg besteht eine Status Quo.

    Besser geht es nur in Leipzig, Dresden, Frankfurt und Potsdam.

    Nicht Neues aus die 50 andere Grössere Städte. Hamburg ist und bleibt Abriss Stadt.

    Diesem etwas verwirrenden Rant hingegen kann ich so nicht zustimmen, Klassiker. Es stimmt, dass auch nach dem Krieg noch schwere Fehler gemacht wurden in Bremen, glaube aber, dass wir hier einer gewissen Form von "selection bias" anheimfallen, wenn wir glauben, dass es hier schlimmer als anderswo war. Das liegt u.a. an der exzellenten Dokumentation der Nachkriegsabrisse durch "Pagentorn" und "findorffer" in den Bremen-Strängen. So entsteht natürlich vielfach der Eindruck, das gibt's ja gar nicht - ich sage hingegen, doch, das gab's, und zwar in fast jeder anderen deutschen Stadt auch, nur dass es nicht so exzellent und erschöpfend dokumentiert ist hier im Forum. Das soll keineswegs verharmlosen, was hier in Bremen für fürchterliche Fehler begangen wurden (und werden).

    Ich finde auch bei allem Respekt vor Städten wie Duisburg oder Magdeburg und selbst Köln nicht, dass Bremen im gleichen Maße versaut worden ist. In welcher 500.000-EW-Stadt in Deutschland gibt es denn noch einen vollkommen intakten alten Befestigungsring um die Stadt? Diese sind zumindest tlw. fast überall in Innenstadtringe, also Verkehrszonen umgewandelt worden. In welcher deutschen Stadt dieser Größe gibt es denn direkt "neben" der Innenstadt noch ein so intaktes gründerzeitliches Viertel wie das Ostertorviertel, welches nach Osten hin in die nicht minder intakten Steintorviertel und Peterswerder ausläuft? Man kann mit der Linie 3 von der Endhaltestelle in Hastedt bis zum Karstadt in der Obernstraße fahren, und wird sich fast durchgehend in Vorkriegsarchitektur befinden, das sind locker 5 km, abgesehen von einem Bereich in der Hamburger Straße, der erst nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt bebaut wurde und den nur im Steintorviertel mal flächigeren Kriegszerstörungen.

    Klar sieht es im Westen der Altstadt übel aus, hier würde ich sogar zustimmen, dass Bremen eine fast eigene Klasse von "vollkommen verrotzt" definiert hat mit den Bereichen westlich von Karstadt. Auch die Bahnhofsvorstadt und Utbremen sind übelst zugerichtet worden bzw. im Prinzip vollkommene Neuanlagen mit nur noch sehr punktuell durchscheinender Vorkriegsarchitektur.

    Aber ich empfehle Dir doch recht dringend mal einen Besuch in Bremen, und vielleicht nicht nur in den touristischen Punkten wie Marktplatz und Schnoor, sondern auch mal in die Vorstädte gehen. Kann man in Bremen ganz vorzüglich machen, die Wege sind kurz, die Stadt im Großen und Ganzen sehr fußgängerfreundlich. Einfach mal vom Bahnhof durch den Eisenbahntunnel Richtung Schwachhausen laufen oder von der Domsheide in 10 Minuten ins Herz des Ostertorviertels. Auch da gibt es viel zu sehen und ich behaupte einfach mal, dass Städte wie Duisburg oder Magdeburg oder Köln solche Viertel in dieser flächigen Intaktheit nicht haben.

  • Eine vielfach vertretene Position in der Bremer Politik ist, dass die Hochstraße erst abgerissen werden kann, wenn der Autobahnring geschlossen ist. Das haben andere Städte schon in den 80er Jahren geschafft, weswegen vielerorts auch schon in den 90er Jahren begonnen werden konnte, die innerstädtischen Verkehrsfehlplanungen der 60er Jahre zu revidieren. In Bremen dauert das alles etwas länger, dabei hatte der Planer der Hochstraße schon kurz nach ihrer Errichtung sinngemäß gesagt, dass der erhoffte städtebauliche Effekt vollkommen verpufft sei.

    In der Tat, Heinzer! Die Baubehörde, die den Bau der sogenannten Nordtangente ausgeheckt hatte, distanzierte sich nach Fertigstellung von dem Ungetüm. Genauer gesagt: es war der Antreiber dieses Projekts, Senatsbaudirektor Franz Rosenberg. Ich habe dazu schon im Strang "Bremen - Bahnhofsvorstadt" , #44, was geschrieben. Rosenberg äußerte nach seiner Fahrt über die Hochstraße folgendes:

    "Für die Hochstraße als Bauwerk war eine formal elegante Form gefunden worden, auch die entlastende Funktion für den Bahnhofsvorplatz war evident. Trotzdem war ich entsetzt, als ich die Hochstraße zum ersten Male befuhr, denn von einem Raumerlebnis konnte keine Rede sein, weder für den Autofahrer oben auf der Hochstraße, noch für die Verkehrsteilnehmer auf dem Straßenniveau des Breitenweges. Es war ein schmerzhafter Mißerfolg, und es gab keine Entschuldigung, ich hatte mich vollkommen getäuscht, und daß ich mich in guter und zahlreicher Gesellschaft befunden hatte, war kein Trost."

    Zwei Bausenatoren, Eckhoff, CDU und Lohse, Die Grünen, haben sich in den letzten Jahren für einen Abriss der Hochstraße ausgesprochen. Darauf hagelte es nur so von Leserbriefen, die Schreiber wollten die Hochstraße behalten und sprachen von einem Aprilscherz. Wie sollten sie mit ihren schweren SUV´s von Schwachhausen zur Autobahn gelangen, ohne im Stau zu stehn? Das war so in etwa der Tenor.

    Ich erinnere mich noch an einen NDR-Bericht aus den 60er-Jahren über den geplanten Bau der Hochstraße, der wurde vor ca. 15 Jahren bei Buten un Binnen gezeigt. Darin sprach sich ein Vertreter der Baubehörde für einen Tunnel aus. Hamburg hat das ja vor seinem Hauptbahnhof gemacht und es zeigt sich heute, dass dies im Vergleich mit Bremen eine nachhaltigere Lösung ist.

    Ein Abriss wäre aus städtebaulichen Gründen das Beste, aber wer soll das bezahlen. Bremen hat durch die Entscheidung pro Hochstraße - contra Tunnel einen Fehler gemacht, der heute nicht mehr zu revidieren ist. Dabei wäre die Umwandlung des Breitenweg in einen Boulevard für die Hansestadt eine große Chance.

  • Bin mal gespannt. Es gab bereits in der Vergangenheit zu viele Verzögerungen und Probleme. Von den ganz großen Plänen mit flächendeckenden Abrissen der riesigen, überdimensionierten Klötze ist man ohnehin schon wieder abgekommen. Das wird am Ende ein besseres Facelift werden und keines der ästhetischen und strukturellen Probleme dieses Bereichs lösen.

  • Vor ein paar Monaten war ich in der Innenstadt von Bremen und mir viel ein Altbau in der Violenstraße auf der wohl seit seinem Erbauungsjahr sehr stark verändert wurde.

    Kennt jemand vielleicht den Ursprünglichen Zustand?

    Es handelt sich um diesen Altbau (Bild von Google Maps)

  • Ich weiß nicht, wie es in anderen Städten aussieht, oftmals entstehen ja gewisse Moden, Trends, die die Architekten dann untereinander austauschen....in Bremen scheinen sich jetzt bei der Fassadengestaltung immer mehr Rundbogenfenster im Untergeschoss durchzusetzen. Hier schon öfters dargestellt das Jacobshaus in der Obernstraße:

    Etwas weiter gegenüber entsteht jetzt ein Neubau der Berliner HD- Investorengruppe: Oben Raster, unten Pflaster.....

    Und neben dem Hauptbahnhof entsteht ein neuer Busbahnhof mit Reisezentrum und Hotel, bei denen es allerdings gewaltig dudlert:

    Grundsätzlich ist diese neue Gestaltung der Erdgeschosse positiv zu werten, sie schließt sich der historischen Architekturkursprache an, aber es sind auch zum Teil wieder die typisch für die Moderne endlosen Wiederholungen von Gestaltungselementen und in den Obergeschossen ist eh alles gleichförmig wie bisher. Dennoch ist die Abkehr vom rechten Winkel erst mal ein Rückschritt, der ein Fortschritt ist. Sozusagen zurück in die Zukunft.

  • Vor ein paar Monaten war ich in der Innenstadt von Bremen und mir viel ein Altbau in der Violenstraße auf der wohl seit seinem Erbauungsjahr sehr stark verändert wurde.

    Kennt jemand vielleicht den Ursprünglichen Zustand?

    Es handelt sich um diesen Altbau (Bild von Google Maps)

    In dem Haus habe ich von 1978-1981 eine Buchbinderlehre absolviert. Traditionsfirma "Brüggemann". Wie das Gebäude ursprünglich aussah, weiss ich nicht, nur das es damals noch einen sehr alten Keller mit Backsteingewölben hatte.

  • 408: Hat was von der stalinistischen Monumentalära...

    Wenn ein Staat anfängt, so zu bauen, sollte man nachdenklich werden...

    PS Brüggemann ist immer noch drin.

  • Der obere, so wie ich das verstanden habe. Es ist zumindest derjenige, der in den aktuellen Berichten (z.B. hier) gezeigt wird. Nicht vergessen sollte man, dass hier ein gar nicht so schlechtes Nachkriegshaus abgerissen wird, das von den Proportionen her so ähnlich dem geplanten Neubau war, dass ich zwischenzeitlich dachte, es handele sich um einen Umbau:

    Leider nur GoogleStreetView. Zumindest hätte man das Haus auch hochwertig sanieren können, dann wäre es eines der besseren Beispiele für den frühen Wiederaufbau in Bremen geworden. Nun bekommen wir da so einen generischen Kasten hin, der eben diesen aktuellen Trend der Aufnahme von Elementen der Nachkriegsmoderne widerspiegelt. Könnte natürlich alles schlimmer sein, aber die Innenstadt wird mit solchen Kisten eher nicht gerettet.

  • Und welcher der beiden Entwürfe wird gebaut?

    Das habe ich mich auch gefragt. Erst dachte ich, dass hier vielleicht, bedingt durch die Perspektive, eine Rundbogenanmutung erzeugt wird, aber ich glaube - Heinzer hat das ja schon ausgeführt - dass der erste Entwurf genommen wird.

  • Die Rundbögen sind harmonischer. Aber die Obergeschosse sind bei dem Parabel-Entwurf gelungener, da gestalteter. In dem Rundbogen-Entwurf sehen die Obergeschosse leider wie ein Plattenbau aus. Gut wäre eine Kombination der besten Teile beider Entwürfe gewesen.

  • Ja, aus dem Bau hätte man einiges machen können mit etwas Fingerspitzengefühl, die Erdgeschosszone und dieser relativ schreckliche Esprit-Umbau hätte man natürlich wiederherstellen oder neu gestalten müssen, aber sonst ganz sicher eines der besseren Gebäude in der Obernstraße.