Sehr geehrter Tegula,
Ihren letzten Satz möchte ich - aufgrund der historischen Faktenlage - doch deutlich hinterfragen. Und bitte nehmen Sie das - immer gern vorgebrachte - Narrativ von der beispielhaften islamischen Toleranz in 'Al Andalus' als das was es ist: Nämlich keine Tatsache, sondern ein romantisches Konstrukt von Westeuropäischen Gelehrten des 19. Jahrhunderts, welches der objektiven wissenschaftlichen Nachprüfung nicht standhält. Es läßt sich - um mit den Worten Karl Poppers zu sprechen - recht rasch falsifizieren.
Was den Zuzug von Griechen "eis tan polis" (griechisch für "in die Stadt" - daraus haben die das Griechisch verballhornenden Türken "Istanbul" gemacht) angeht, so ist dieser recht einfach dadurch zu erklären, daß im Zuge der Transformation des christlich-griechischen 'Anatolikons' (welches bis 1071 eine blühende mittel- und kleinstädtische Infrastruktur aufwies) in ein vom Islam geprägtes Land, ein über die Jahrhunderte anschwellender Prozeß der Landflucht einsetzte, als dessen letztes Destinationsort für viele Griechen nur noch 'Constantinopoli' übrig blieb.
Inner-Kleinasien hat sich bis heute von diesem Prozeß nicht erholt. Wo es ehedem unzählige wohlhabende Diözesen (Begriff für byzantinische Verwaltungseinheiten, in etwa unseren Landkreisen entsprechend) gab, herrscht nach der Turkisierung größtenteils Ödnis vor.
Ein Grieche von vor 1071 würde uns nicht verstehen können, wenn wir mit 'Anatolien' finsterstes Hinterweltlertum zu bezeichnen pflegen. Denn er kannte es ganz anders !
Zu dieser Transformation Kleinasiens gibt es - nebenbei bemerkt - eine reichhaltige Forschungsliteratur. Aber das führt nun wirklich zu weit weg vom Thema Architektur ...