Bahnhöfe und Bahnsteighallen

  • Der von Ben gepostete Artikel tangiert den Wiederaufbau des Hauptgebäudes des Anhalter Güterbahnhofs. Ein Vorhaben, das schon seit Anfang der 80er Jahre brodelt...und zwar seit Gründung des neuen Technikmuseums. Man war und ist sich der Symbolbedeutung eines Bahnhofs für ein Technikmuseum bewußt. Tatsächlich gehören zu dem Museumsareal schon eindrucksvolle historische Bauten, wie z.B. des Wohn-, Fabrik und Pferdestallgebäudes für Markt- und Kühlhallen, den Lockschuppen mit Beamtenwohnhaus, dem Wasserturm...
    Der Föderverein des Technikmuseum warb sogar mit der Vorderansicht des Bahnhofs.
    Es handelt sich dabei um einen 1874 gebauten klassischen Backsteinbau aus der Feder Franz Schwechtens ( Anhalter Bahnhof, Gedächtniskirche, romanisches Forum ), dessen 2 Seiten über einen Arkadengang verbunden waren. Die vordere Hälfte des rechten Teils wurde während des Krieges durch Bomben zerstört. 1971 riß man den rechten Gebäudeflügel + Arkadengang wegen eines U-Bahn Neubaus ab.

    Heute beherbergt der restaurierte, übriggebliebene Flügel das Spectrum, einen Teil des Technikmuseums.
    Geplant ist nun, daß sich mit Wiederaufbau der anderen Gebäudehälfte ein neuer Haupteingang für das Museum ergibt, sowie daß die Austellungsfläche auf einen Schlag signifikant erhöht wird. Dazu soll die Ladestraße zwischen den von dem Kopfbau ausgehenden, sehr langen Güterschuppen, überdacht werden und für den Besucherverkehr zugänglich gemacht werden.
    Die Schnittzeichnung des Morgenpostartikels zeigt dabei die Ansicht aus der Perspektive der Ladestraße .

    Wer das deutsche Technikmuseum aus der Zeit vor dem Neubau, über dem der Rosinenbomber schwebt, kennt, der erinnert sich vielleicht an das Wandbild auf der Brandmauer des Technikmuseums. Dort war, haushoch, der gesamte Museumspark einschließlich rekonstruiertem Schwechtenbahnhof abgebildet.
    Ich wünsche diesem Rekonstruktionsvorhaben alles Gute...das Riesenrad würde den Museumspark und die historische Bahnhofsanlage erdrücken.
    Man täuscht sich leicht über das noch vorhandene Bahnhofsensemble, wenn man mit der Hochbahn daran vorbeifährt...ein Besuch kann ich jedem empfehlen.


    P.S. Anfang der 80er Jahre war die Enttäuschung ausgesprochen groß, als man sich darüber klar wurde, welch' Weltnovität man mit dem Anhalter Bahnof ( am Askanischen Platz ) als Museumhauptgebäude gehabt hätte, wäre dieser nicht gesprengt worden.
    Nun hat man aber seitdem den Güterbahnhof, und die Chancen einer Rekonstruktion stehen ausgesprochen gut.

    -->Schnitbild des Bahnhofs ( Morgenpostartikel )

    von vorne macht der Bahnhof sogar noch eine weit bessere Figur

  • Kannst du nicht mal die Frontansicht dieses Güterbahnhofes posten? Ich finde da kein Bild zu.

  • @ Kai: Lübeck war mal schön... hab gerade durch Zufall etwas über die Renovierung herausgefunden:

    Lübeck war bis etwa der größte Großstadtbahnhof, der nur im Dieselbetrieb zu befahren ist. Damit die Elektrifizierung nicht unnötig teuer wird hat man darauf verzichtet, die historischen Bahnsteighallen zu erhalten und an den Stirnseiten entsprechend etwas herauszuschneiden, nein, man hat die gründerzeitliche Einsenkontruktion einfach komplett beseitigt.

    So sah es vorher aus:
    http://ods.schule.de/bics/son/verke…e/hl_hbf_12.jpg
    http://ods.schule.de/bics/son/verke…e/hl_hbf_13.jpg
    http://ods.schule.de/bics/son/verke…e/hl_hbf_11.jpg

    und so heute:
    http://www.bahnbilder.de/bilder/16755.jpg
    http://www.bahnbilder.de/bilder/39522.jpg

    eine neue Halle wird es eventuell - im modernen Stil - geben. Das letzte Bild lässt aber darauf schließen, dass es wohl eher stählerne Fußgängerbrücken mit Aufzügen geben wird.

    ... schade Lübeck, das hätte man besser lösen können. Aber die Deutsche Bahn ist sowieso nicht gerade berühmt für ihr Engagement bzgl historischer Architektur.

    Bildquellen:
    ods.schule.de
    bahnbilder.de

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Weitere schöne Bahnhofshallen gibt es in Bad Ems, in Gera Hbf, Berlin-Bellevue, Berlin-Hackescher Markt, Berlin-Alexanderplatz, Berlin-Spandau.

    Einer der schönsten Bahnhöfe Europas ist wie ich finde die Centraalstation von Antwerpen/Anvers in Belgien.

    Für weniger Ideologie!

  • Im Ausland gefällt mir auch die elegante Bahnsteighalle des Westbahnhofs in Budapest, der von Gustave Eiffel (Eiffelturm!) erbaut wurde. Witzig sind dort die reich verzierten Gründerzeit-Fahrkartenschalter (Abbildung bei Wikipedia)!

  • Mathias

    Stimmt, die Halle in Budapest ist wirklich besonders schön. Außerdem liegt der bahnhof eingebettet zwischen prachtvollen Gründerzeithäusern (abgesehen vom Hilton Westend) , die leider noch nicht alle hergerichtet wurden. Schade, daß das beim Dresdner Hauptbahnhof nicht mehr der Fall ist.

    Besonders gut gefällt mir auch der ehemalige Kaiser Franz Josephs Bahnhof in Prag (heute Wilson-Baghnhof). Die Eingangshalle hat etwas von einer Passage und einem runden Cafehaus.

    Gut gefällt mir auch die Bahnhofshalle in Görlitz.

  • Dahin fuhren die Hamburger zum Baden:



    Klein, aber oho! Und die Bahnhofsgegend ist in Travemünde über jeden Zweifel erhaben. Travemünde war auch im Vergleich mit anderen westdeutschen Ostseebädern sehr zurückhaltend in Sachen Nachkriegs-Bausünden.

    Bildquelle: http://www.travemuende-netz.de/kaleidoskop/bahnhof.htm\r
    http://www.travemuende-netz.de/kaleidoskop/bahnhof.htm

  • Nachdem ich hier die ganzen Bahnhöfe sehe, sollte ich doch auch mal ein aktuelles Bild des Hagener Hauptbahnhofes posten.
    Ausserdem wurde vor knapp zwei Monaten die Renovierung der Empfangshalle abgeschlossen und diese Bilder will ich Euch auch nicht vorenthalten. Muss mal schauen, dass ich morgen die Kamera mitnehme. Habe nämlich von der Arbeit aus in der "City" zu tun und so auch Gelegenheit Fotos zu schießen.

    Hier poste ich dann aktuelle Bilder der Bahnsteighallen und in meinen eigenen Thread aktuelle Bilder der Halle. Ob schon morgen weiß ich aber noch nicht... bin ein vielbeschäftigter Mann. :zwinkern:

  • Zitat von "Stadtmensch"

    Travemünde war auch im Vergleich mit anderen westdeutschen Ostseebädern sehr zurückhaltend in Sachen Nachkriegs-Bausünden.

    Das riesige Hochhaus am Strand macht aber einiges kaputt finde ich.

    ... und eine Halle hat der Bahnhof leider auch nicht.... Lübeck ist jetzt wohl Hallenlos.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Exilwiener

    Der Prager Hauptbahnhof bietet genau die (Jugendstil-)Pracht, die man in dieser einmaligen Stadt von einem Bahnhof erwartet! Ich finde dort aber schade, dass man den schönen Eingang wegen des Straßenverkehrs kaum benutzen und genießen kann, weil man gleich in eine finstere unterirdische Fußgängerpassage "geleitet" wird.

    Die Metrostation unter dem Bahnhof hat verstaubten sozialistischen Ufo-Charme.

  • Der Leipziger Bahnhof ist der abolute Wahnsinn! Als ich einmal einen Zug dort um 4 Uhr morgens genommen hab und ich in das, zu dieser Zeit, fast menschenleeren Gebäude ging, war ich einfach hin und weg...Diese weiten, hohen Hallen, fast gänzlich für mich allein... :schockiert:
    Neben dem Kölner Dom das einzig wirkliche Wunderbauwerk in Deutschland.

  • Jawoll: ein Hoch dem gründerzeitlichen Gigantismus - der Leipziger Bahnhof ist einfach klasse (sogar noch in seiner jetzigen zukontrastierten Form).

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Treverer"

    Neben dem Kölner Dom das einzig wirkliche Wunderbauwerk in Deutschland.

    Naja, also, Deutschland hat schon noch ein "bisschen" mehr zu bieten, als nur den Kölner Dom und den Leipziger Hbf.

    Für weniger Ideologie!

  • So, jetzt habe ich es auch endlich geschafft meine Bilder mal hochzuladen. Zwei der Bilder poste ich hier im Forum und die vier anderen könnt Ihr Euch dann in meinem Fotoalbum bei flickr anschauen. Es sind nicht so viele geworden, aber hoffentlich gibt Euch das einen Eindruck der Hagener Bahnsteighallen. Ich habe übrigens versucht so wenig Menschen wie möglich mit auf die Fotos zu bekommen, deswegen wirkt der Bahnhof irgendwie ausgestorben. Ist er zu dieser Tageszeit aber ganz und gar nicht. Nur falls sich jemand wundert. :gg:

  • Zitat von "Booni"


    München Hauptbahnhof
    Ob das Ganze jetzt schön ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Ich finde es immer noch besser, als eine normale Bahnsteigüberdachung. Der neue Bahnhof wird sicherlich nicht besser.

    Quelle: http://www.railfaneurope.net">http://www.railfaneurope.net

    Etwas kleiner, aber von ähnlicher Bauart ist der Chemnitzer Hauptbahnhof.
    Von der alten Vorkriegshalle habe ich leider keine Bilder gefunden, die jetzige stammt aus 1975.

    Mit effektiv 16 Bahnsteigen ist er wahrscheinlich auch der größte Bahnhof ohne Anbindung ans ICE-Netz.

  • @ Seraph Eleison:
    Meine Kommilitonen aus Ennepetal & Umgebung meinten, Hagen wäre eine der schäbigsten Städte Deutschlands und total heruntergekommen... war selber noch nicht da... aber die Innenstadt muss wohl wirklich nicht mehr viel bieten. Dafür halt Hohenhof etc.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)