Moderne Architektur als Tourismusmagnet

  • So stellt es jedenfalls ein Artikel in den Nürnberger Nachrichten dar:

    http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1115624&kat=27&man=2\r
    http://www.nn-online.de/artikel.asp?art ... t=27&man=2

    Wie man sieht ist dieser Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer nicht gerade begeistert davon, wenn in historischer Umgebung angepaßte Neubauten errichtet werden.

    Wenn moderne Bauten so anziehend auf Touristen wirken sollen, frage ich mich warum dann Langwasser, Neuperlach oder Schuhkartonstadt - pardon: die Parkstadt Riem keine großen Touristenmagnete sind, ganz im Gegensatz bswp. zu Rothenburg oder Neuschwanstein. Oder warum besichtigen Touristen lieber die Münchner Frauenkirche oder die Nürnberger Kaiserburg und Stadtmauer, anstatt die Firmensitze von BMW oder der Nürnberger Versicherung?

    Denn diese Architekten möchten keine Hundertwasser-Bauten errichten, sondern Beton- und Glasarchitektur. Ein Hundertwasser-Turm ist ein eher außergewöhnliches Objekt, etwas mit Wiedererkennungswert, während ein langweiliges Schuhschachtelhaus ja auch irgendwo in Shanghai, Rio oder Los Angeles stehen könnte.

    Und die erwähnte Kellerei Kaltern in Südtirol.... http://www.kellereikaltern.com/kellereiKalternShop/katalog/kontakt_105/unsere-verkaufsstellen\r
    http://www.kellereikaltern.com/kellerei ... ufsstellen naja im Vergleich zu dem, womit Bozen verunstaltet wurde, relativ harmlos.

  • Hier wird wieder einmal der "Bilbao-Effekt" beschworen. Doch die Gleichung "Verrücktmoderne Architektur = Mehr Touristen", geht leider meistens nicht auf. Das menschliche Auge sehnt sich nach harmonischen Formen. Deswegen empfinden Menschen Bamberg, Regensburg und Rothenburg als schöne Städte und modernistische Stilblüten aus dem modernen Formundfunktions-Kasten der Architekten als häßlich.

    ...

  • @ Altbaufreund: Die Frage solltest du in sachlicher Form mal dem Verfasser des Artikels zukommen lassen, ich bin gespannt auf die Antwort.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    in sachlicher Form


    Dazu gehört auch, "moderne" Architektur nicht ausschließlich mit Ghettovierteln und Bürozentralen in Verbindung zu bringen. Ab und an gelingt es ja nun doch auch der Moderne, Touristen zu besänftigen anstatt zu schocken. Pauschalverurteilungen werden jedenfalls keinen Kritiker überzeugen - lieber differenziert auf gängige Schwächen hinweisen (Ensemblefähigkeit, Regionalbezug, usw.).

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Es gibt einen weiteren Artikel zum Thema: http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=1116074&kat=30&man=2\r
    http://www.nz-online.de/artikel.asp?art ... t=30&man=2

    Auch hier komm Rudolf Scherzer zu Wort, wobei ich zumindest die Forderung nach ökologischen und nachhaltigem Bauen unterstüzte. Aber gerade da bietet sich ja das traditionelle Bauen an, wo dann eben (als Beispiel) Holzfenster statt Plastikfenstern verbaut werden - denn Holz ist ein nachwachsender und damit nachhaltiger Rohstoff, Plastik hingegen nicht.

    Auch die Schweiz, Österreich und Südtirol werden wieder als Besipiele aufgeführt, aber leider hat eben auch dort die Moderne schwere Bausünden verursacht.

    Ein zugegebenermaßen sehr extremes Negativbeispiel ist das kleine Dörfchen Kurzras in Südtirol. Das "Sporthotel Kurzras" http://www.geo-reisecommunity.de/bild/48906/Sporthotel-Kurzras\r
    http://www.geo-reisecommunity.de/bild/4 ... el-Kurzras - das ist architektonisch ja durchaus akzeptabel, wenn auch nicht optimal.

    Der Bau im Hintergrund des obigen Bildes jedoch - die "Top Residence Kurz" - http://www.topresidencekurz.it\r
    http://www.topresidencekurz.it - das ist eine Bausünde der Extraklasse, man könnte meinen, Le Corbusier hätte sich da in den Alpen austoben dürfen - in diesem Fall würde mich bereits die Architektur abhalten, ein Zimmer in diesem Hotel zu buchen.

    Dabei ist natürlich klar, daß die Hauptzielgruppe - Skifahrer aus Deutschland und Italien, wie auch der Tourismus insgesamt - für diese Alpenregionen einen enorm wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen.

  • Zitat von "Altbaufreund"

    Der Bau im Hintergrund des obigen Bildes jedoch - die "Top Residence Kurz" - http://www.topresidencekurz.it - das ist eine Bausünde der Extraklasse, man könnte meinen, Le Corbusier hätte sich da in den Alpen austoben dürfen - in diesem Fall würde mich bereits die Architektur abhalten, ein Zimmer in diesem Hotel zu buchen.
    Dabei ist natürlich klar, daß die Hauptzielgruppe - Skifahrer aus Deutschland und Italien, wie auch der Tourismus insgesamt - für diese Alpenregionen einen enorm wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen.

    Wobei die ja ins Innere dieses monströsen Riegels lieblich dörfliche Altstadtidylle gebaut haben. Zu viel Moderne wollten sie den zahlenden Touristen also doch nicht zumuten. So gesehen ist die "Top Residence Kurz" ein Beispiel für modernistische "Disneyland"-Architektur.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. April 2011 um 03:19)

  • Stimmt, das war mir auch aufgefallen - und da trifft "Disneyland" wirklich zu. Interessant wäre auch die Frage, ob in Kurzras historische Bebauung für das Skiresort plattgemacht wurde und wenn ja in welchem Umfang, denn wirklich viel ist dort an alter Bausbstanz nicht (mehr) vorhanden, jedoch soll der Ort bis weit in die 60er und noch frühen 70er Jahre noch ein kleines Dorf mit regionaltypischen Bauernhäusern gewesen sein.

  • Zitat

    Moderne Architektur als Tourismusmagnet

    Ob das in Oy (Oberallgäu) auch so sei, u.a. mit dem Ensemble Gotteshaus - Wirtshaus - Rathaus - Bankhaus?!

    (Bilder von Anfang April 2024)

    Das alte Rathaus, etwas südlich (wäre links außerhalb der Fotos 1 bis 4), wurde abgerissen. Nicht mehr zeitgemäß, wie an den lochauffüllenden Ersatzbauten in strikt alpenländischem Stil unschwer zu erkennen ist:

  • Kenn mich nicht ganz aus. Was ist / war nicht ganz zeitgemäß?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vierzig Jahre mag es vielleicht her sein, daß man eternitverkleideten Heustadeln noch in Natura begegnen durfte. Good old times... Daß nun die Entzugserscheinungen tatsächlich schon solche Auswüchse zeitigen sollten, daß man sie nun als Rathaus wieder aufbaut, ist nun wirklich etwas neues. Ein Unterschied liegt darin, daß früher die Ochsen meist draußen waren.