Hildesheim: Pro und Contra Rekonstruktion

  • genova
    Gelesen...herzhaft gegähnt...vergessen.
    Aber Danke für die Mühe, so haben wir das noch nie gelesen. :lachen:

    Ein Rat noch, Rekonstruktionen sind IN, geh mit der Zeit. :!:

    In dubio pro reko

  • @ Genova

    Hut ab, dass Du dich hier im Forum gemeldet hast.
    Aber bevor Du dich über ein Forum auslässt, dann solltest Du hier schon ein bisschen genauer lesen und Dir Zeit nehmen... und nicht einfach pauschal verurteilen. In deinem Blog, über den wir APH-ler uns ausgelassen haben, strotzt es leider von einigen Unwahrheiten. Und wenn das Knochenhauer Amtshaus einige "kleine bauliche Mängel" aufweisen sollte, dann ist das nichts Aussergewöhnliches, im Vergleich zu vielen modernen Neubauten, denen überdies nur eine Lebenserwartung für einige Jahrzehnte zugestanden wird ... Auch pickst Du herausgesuchte Details heraus, ohne diese aber mit dem Erfolg der Marktplatzumgestaltung abzuwägen.

    Dass das Innere des Hotels "Van der Valk" (http://exportabel.wordpress.com/2009/06/21/hildesheim-die-reko-fans-melden-sich-zu-wort/\r
    exportabel.wordpress.com/2009/06 ... h-zu-wort/) tatsächlich kitschig, und m.E. auch protzig ist, und nichts mit historischer Architektur oder Rekonstruktion zu tun hat, dann darf ich das stellvertretend für viele unserer Forumsteilnehmer auch bejahen (und ich nehme mir diese Freiheit, da ich denke, den Grundtenor vieler aktiver APH-ler zu kennen).

  • Zitat

    ich bin der Autor des bösen Modernisten-Blogbeitrags über den Hildesheimer Marktplatz.


    Es ist nicht ruhmvoll, bewusst Unwahrheiten und diffamierende Bahauptungen zu verbreiten. Ob nun im www oder im realen Leben.

  • genova: Vielen Dank, dass Du uns für die wahren Modernisten hältst !!! Denn die Zukunft gehört der Reparatur der verlorenen Stadträume !!!

  • Habe Genovevas Beitrag mal angeschaut und reichlich kritikfähiges Material entdeckt.

    Zitat

    Auffällig an dieser Kritik ist, dass die “Reko”-Fans (...) sich für nichts interessieren als Ästhetik.

    Das ist eine Halbwahrheit und Unterstellung. Natürlich ist das APH-Forum kein Fachforum für Bauingenieure. Insofern spielen die sichtbaren Ergebnisse von Architektur eine viel größere Rolle, als technische Fragen. Gleichwohl kommt es immer wieder auch zu konstruktiven Diskussionen (zum Beispiel zum Fachwerkbau) oder zu verwendeten Materialien usw.

    Zitat

    Die Regeln sind einfach: Alles, was alt ist, ist gut, alles, was neu ist, ist schlecht.

    Manche Rekonstruktion und mancher traditionell errichtete Bau ist "neuer" als dafür abgerissene Blocks der 50er oder 60er Jahre. Natürlich haben alte Immobilien oder Kunstgegenstände einfach einen anderen kunsthistorischen Stellenwert, als solche jüngeren Datums. Weniger "alt" oder "neu" bestimmt aber die Wertung der Rekonstruktionsfreunde, als vielmehr die sich hinter dem Bauwerk versteckende geistige Haltung.

    Zitat

    Schön oder nicht schön, Daumen rauf oder runter. Wodurch Geschmack bestimmt wird, wie Architektur gesellschaftlich zustande kommt, interessiert nicht.

    Doch, durchaus interessiert es. Es interessiert, wie Anhänger der Baumoderne immer noch durch ihren Einfluß auf Medien und Politikergruppen Geschmack zu lenken versuchen. Das sind gute Anschauungsbeispiele dafür "wie Architektur gesellschaftlich zustande kommt". Und gerade dieser Zusammenhang von architektonischer Lobby-Arbeit, von Querverbindungen zu Politikern und Entscheidungsträgern, von Einflußnahme auf junge Studenten im Lehrbetrieb, beschäftigt die Diskutanten dieses Forums regelmäßig.

    Zitat

    Sie merken auch nicht, dass sie gnadenlos alles zerstören wollen, was nach 1945 in Stadtzentren gebaut wurde. (...) Sie wollen eben keine behutsame Stadtreparatur, keinen Umgang mit Geschichte, kein Integrieren.

    Jetzt wollen wir nicht übertreiben, oder?

    Zitat

    Puppenstube (...) dass dieses Alte unwiderruflich verloren ist (...) Flucht in die Vergangenheit

    Die bekannte Phrasen-Leier...

    Zitat

    Sie ignorieren auch, dass die Funktionen von Architektur vor 200 oder 500 Jahren andere waren.

    Nun die Grundfunktionen von Architektur bleiben immer gleich - Menschen ein warmes Dach über dem Kopf zu sichern. Der Wandel spezifischer Funktionen wird hingegen selbstverständlich nicht ignoriert. Bloß fordert ja niemand die Rückkehr zu Bau-Funktionen von 1509. Auch alte Gebäude jener Zeit werden heute modern genutzt, haben moderne Funktion. Und Orientierung für eine Baureform bieten heute zudem Gebäude des 20. Jahrhunderts, des Historismus, des Jugendstil, des Expressionismus oder Neoklassizismus, die ebenfalls in der Moderne entstanden sind und sich der heutigen Funktion von Architektur nicht verweigern, ja, auch in der Gegenwart bestens funktionieren.

    Zitat

    Fast schon beängstigend ist, dass Gegenwart nicht vorkommt. Was können heute Architekten leisten? Was gibt es Neues? Was passiert im Hier und Jetzt? Egal.

    Diese Frage wird doch ständig in diesem Forum diskutiert. Aktuelle Bauvorhaben sind ein Dauerbrenner der Diskussion. Leider aber kommt es oft zu dem Ergebnis, daß viele Architekten womöglich theoretisch und technisch etwas leisten können, das Ergebnis aber nicht gelingt.

    Zitat

    die mutwillige Zerstörung vorhanderner Bausubstanz

    Ist doch das Wesen der Architektur. Es sei denn, sie plant auf bislang unbebauter grüner Wiese. Dann ist es nur mutwillige Zerstörung vorhandener Natursubstanz. (Übrigens verhalten sich hierbei die Rekonstruktionsfreunde ganz artuntypisch, denn für sie ist doch offenbar "alt" immer gleich "gut".)

    Witzig ist übrigens auch Genovevas Kritik an den beschriebenen Hildesheimer Rekonstruktionen. Sie werden gerade nicht wegen ihrer "alten" Elemente kritisiert, sondern wegen ihrer "neuen", "modernen", zum Beispiel Baumarkt-Türen, "profanen Fassaden aus den 1980er Jahren", der Verwendung von modernen Stahl.

    Zitat

    Wir leben nunmal im Jahr 2009, nicht im Mittelalter.

    Ach, jetzt bin ich aber baff. Aber danke für die Erinnerung... :lachen:

  • genova: Danke für deinen Link. Wie von den anderen schon angedeutet gibt es hier immer wieder mal lebhafte Diskussionen mit Modernisten, die ähnliche Argumente wie du vorbringen. Auch ich möchte nicht alle Argumente wiederholen. Nur eins, was mich immer wieder stört:

    Es wird so getan, als ob wir Reko-Befürworter borniert wären, weil wir ausschließlich nur noch so wie vor 100 Jahren bauen möchten.

    Da wir hier keinesfalls ein so homogener Haufen sind, wie du darzustellen versuchst, mag es hier zwar durchaus den einen oder anderen geben, der so denkt. Ich und die Meisten hier haben aber definitiv nicht diesen Absolutheitsanspruch gegen modernistische Architektur.

    Nein, im Gegenteil, worum es uns geht ist gerade den intoleranten Absolutheitsanspruch der Modernisten zu brechen, denen es nicht reicht 99,9% der Neubauten in Deutschland in ihrem Stil zu errichten und die jedes Mal wie wild aufschreien, wenn irgendwo wieder eine Reko angedacht wird. Nein, wir wollen nicht die modernistische Architektur ganz abschaffen, sondern wir wollen einen größeren Pluralismus, der auch mehr traditionalistische Architektur und mehr Rekos umfasst.

  • Sowas ist doch nur reine Provokation um uns aus der Reserve zu locken. Bin mal gespannt wie stark genova hier seine Argumente verteidigen wird oder auf die hier geschriebenen Gegenargumente eingehen wird.
    Dirk hat es hier auf den Punkt gebracht:

    Zitat von "Dirk"

    genova
    Gelesen...herzhaft gegähnt...vergessen.
    Aber Danke für die Mühe, so haben wir das noch nie gelesen. :lachen:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat

    Knochenhaueramtshaus (…) trotz kleiner baulicher Mängel


    Es handelt sich dabei um einen Backstein, dass zwischen Fachwerk etwas locker geworden ist. Das ist auch nichts ungewöhnliches, dass kann man auch anderen Fachwerkhäusern mit Backsteinfüllung sehen und jederzeit ausbessern.
    Dabei handelt es sich wohl gerade mal um 0, 001 % der gesamten Baumasse, dass jederzeit ausgebessert werden kann.
    Ansonsten habe ich nichts festgestellt am grössten Fachwerkhaus der Welt.

    Zitat

    Wedekindhauses (…)


    Ich habe mir das vor Ort angeschaut. Die Tonnen schwere Last des über 20 m hohen Gebäudes lastet auf dem Holzbalken. Das es sich nach einem Viertel Jahrhundert nach außen biegen kann, ist nichts ungewöhnliches und ist höchstens 0, 001 % der gesamten Baumasse.

    Zitat

    man kann nicht ans Fenster treten, man kann nicht hinausschauen


    Man kann jederzeit ans Fenster treten und hinausschauen.
    Die Sparkasse Hildesheim hat ihren Sitz seit über 150 Jahren an gleicher Stelle. Sie haben sich Ende der 70er dazu entschieden, ein neues Gebäude zu errichten, da sie mehr Platz benötigten. „Der Verwaltungsrat dachte zunächst keineswegs an eine Rekonstruktion des Wedekindhauses, doch die Bürger erkannten die einmalige Chance, die sich jetzt bot. Eine rasch gegründete Bürgerinitiative griff mit einer Spendenaktion ein, und als auch der Rat für eine Rekonstruktion stimmte, sagte die Sparkasse schließlich ja.“
    Ich habe erfahren, dass zu dem Zeitpunkt der Rohbau schon bereits angefangen hatte.
    Zudem gibt es überall in der Welt Beispiele für Bauwerke, dessen inneres modern und Äußeres eher historisch ist.

    Zitat

    Das gegenüberliegende Hotel (…)Dort haben die Architekten billige Türen aus dem Baumarkt verbaut.


    Falsch. Die Tür auf der Hausrückseite ist aus echtem Holz und mit einem Messing-Türgriff mit barocken Ornamenten.
    Die Haupteingangstür zum historischen Marktplatz ist in historischem Stil. Darüber hinaus gibt es am historischen Marktplatz genügend historisch schöne Türen.

    Zitat

    Wir leben nunmal im Jahr 2009, nicht im Mittelalter.


    :lachen::lachen::lachen:

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Nein, dieser alberne Blog verdient keinen eigenen Thread.


    Und nun bitte zum Titelthema, das da Hildesheim lautet, zurückkehren. Danke ;)


    So ist es, erbsenzaehler. Beide Artikel unterscheiden sich nicht und auch weitere werden es nicht. Wenn man den gesamten Marktplatz in Fotos zeigen würde, würden diese zwei Artikel unter der Last der Pracht zusammenbrechen.
    Es gibt ein Sprichwort: Neid ist die Wurzel des Bösen.


    Und jetzt geht es weiter mit vielen Bildern vom Bäcker-Amtshaus! :zwinkern:
    Folgt…

  • Nabend,

    ich versuche kurz, auf die Gegenargumente einzugehen.

    1. Dass dieses Forum mehr diskutiert als oberflächliche ästhetische Fragen, ist mir nicht aufgefallen. Aber das Forum ist ja groß, vielleicht gibt es auch Threads, die das tun. Bei dem, was ich gelesen habe, lief es nur nach dem Leitmotiv "Das ist alt, das ist toll, das wollen wir wiederhaben".

    2. Ich habe nichts gegen alte Gebäude, im Gegenteil. Es geht hier aber nicht um alte Gebäude, sondern um Fakes. Alles was alt AUSSIEHT, findet ihr toll, und wenn es nur eine schlecht rekonstruierte Fassade ist.

    3. Es geht hier nicht um moderne versus nicht-moderne Architektur. Es geht darum, dass man sich heute fragt, wie man heute bauen kann und man nicht 500 Jahre gesellschaftliche und bautechnische Entwicklungen unter den Tisch fallen lässt. Häuser exakt wieder so aufzubauen, wie sie vor hunderten von Jahren einmal errichtet wurden, mag ein lustiges Hobby skurriler Leute sein, hat aber nichts mit ernstzunehmender Architektur zu tun. Es gibt vielleicht auch Leute, die Dampflokomotiven nachbauen, aber die Deutsche Bahn wird deshalb nicht die ICEs abschaffen.

    4. Auf dem Hildesheimer Marktplatz ist alles zerstört worden, was nach 1945 gebaut wurde. Das nannte ich gnadenlos. Ihr verhaltet euch in diesem Fall wie die schlimmsten Modernisten, die ebenfalls ganze Stadtviertel abreißen wollten. Daraus habt ihr offensichtlich nichts gelernt.

    5. Die Grundfunktionen von Architektur bleiben natürlich immer gleich: Ein Dach über dem Kopf. Doch das war es auch schon. Das Hotel am Marktplatz macht das ja deutlich. Wären die Geräuschdämmung, die Energetik, die Festigkeit, die Statik, die Raumaufteilung, der Brandschutz etc. der gleiche wie seinerzeit: Das Haus wäre als Hotel völllig unbrauchbar. Deshalb ist es ja auch eine sehr halbherzige Rekonstruktion.

    6. Das Wesen von Architektur ist nicht die mutwillige Zerstörung vorhandener Bausubstanz. Das ist ein sehr sonderbarer Ansatz. Das Wesen von Architektur ist es, ein Haus zu bauen, wenn man eins braucht oder eins umzubauen, weil sich Nutzung und Geschmack geändert haben. Und nicht reihenweise Häuser abzureißen, weil sie einem gerade nicht gefallen. Das ist bestenfalls ein Ansatz aus finsteren städtebaulichen Zeiten. Mit Stadtreparatur hat das nichts zu tun.

    7. Hildi, die tonnenschwere Last des Wedekindhauses lastet natürlich nicht auf dem Holzbalken. Der sitzt ja nicht mal auf dem Fundament auf! Wenn es so wäre, würde da kein Sparkassenmitarbeiter mehr reingehen, wenn er nicht lebensmüde ist. Meine Güte.

    8. Die Fassade des Wedekindhauses ist künstlich vorgesetzt, dementsprechend muss man da durch zwei Fenster durchschauen und zwar in einem großen Abstand. Lassen sich die äußeren Fenster öffnen? Ich glaube nicht. Ein lustiges Fachwerkhaus mit nicht zu öffnenden Fenstern.

    Nebenbei, Dirk: Dein Spruch unter dem Posting: "Die alten Formen und Strukturen bleiben als Sehnsucht erhalten und wollen wieder in neuer Form ans Licht."

    Verstehst du das eigentlich selbst? Die alten Formen wollen in neuer Form ans Licht? Wie geht das? Wenn das überhaupt einen Sinn ergibt, dann doch den, dass man den alten Krempel nicht exakt so wieder aufbauen soll, sondern eben zeitgemäß oder? Geh noch mal drüber.

    Schade, dass die meisten von euch nicht willens oder in der Lage sind, sich konstruktiv mit Kritik auseinanderzusetzen. Obwohl ihr doch von eurem Oberguru dazu aufgefordert wurdet :augenrollen:

    Dennoch meinen ausdrücklichen Dank an die, die es trotzdem versucht haben.

    Weiterhin viel Spaß beim Bildergucken! :D

  • genova: Die Unzahl der Rekos der letzten Jahre hat doch gezeigt, dass sie zeitgemäß sind. Den Menschen gefallen sie, und sie halten sich gerne in ihrer Nähe auf, das siehst du an dem Marktplatz in Hildesheim aber auch am Bohlweg in Braunschweig.

  • Zitat von "genova"

    Es gibt vielleicht auch Leute, die Dampflokomotiven nachbauen, aber die Deutsche Bahn wird deshalb nicht die ICEs abschaffen.


    Aber die Dampflokomotiven sind weder im zweiten Weltkrieg zu 70-90 Prozent zerstört worden noch verbringt man sein tägliches Leben in und mit ihnen, was für ein unnützer Vergleich. Mal davon abgesehen, dass man "Architektur" im Automobil- oder Waggonbau nicht mit modernistischen Glasstahlkuben vergleichen kann, die mit der spezifischen Identität und Typik einer Stadt/Region brechen. Der Rest ist mir gerade echt zu anstrengend, wie oft habe ich das alles schon durchgekaut. Wie nervig, dass man bei jedem neuen Diskussionspartner immer wieder ganz von vorne anfangen darf.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "genova"

    Auf dem Hildesheimer Marktplatz ist alles zerstört worden, was nach 1945 gebaut wurde.


    Falsch.

    Zum Wedekindhaus:
    Dass nicht nur ein Holzbalken für die Last zuständig ist, ist ja wohl jedem klar. Der Holzbalken hat sich nach einem viertel Jahrhundert verbogen, weshalb die Spalte entstanden ist und darum ging es ja. Eine Spalte gab es mit Sicherheit nicht nach der Fertigstellung des Gebäudes.
    Ansonsten braucht man keine Debatte über die Original Fachwerkfassaden-Rekonstruktion des Wedekindhauses zu führen. Auf der ganzen Welt werden historischen Fassaden rekonstruiert, und das ist auch gut so.

  • Zitat von "Der Herzog"

    genova: Die Unzahl der Rekos der letzten Jahre hat doch gezeigt, dass sie zeitgemäß sind. Den Menschen gefallen sie, und sie halten sich gerne in ihrer Nähe auf, das siehst du an dem Marktplatz in Hildesheim aber auch am Bohlweg in Braunschweig.


    Richtig, Herzog.

    Die Menschen sind sehr gerne auf dem historischen Marktplatz. Nach dem einkaufen oder flanieren in den Hauptgeschäftsstrassen kommen die Menschen zum Marktplatz, um sich zu entspannen und die einzigartige Atmosphäre zu geniessen. Der Marktplatz ist eine urbanes Zentrum der Stadt, dort finden Stadtfeste, Konzerte, Veranstaltungen, Vorführungen, Feste, Theatervorführungen und vieles mehr statt.
    Ohne den Marktplatz wäre Hildesheim undenkbar und gerade aus diesem Grund haben die Hildesheimer ihren Marktplatz wiederaufgebaut.

  • Zitat

    Weiterhin viel Spaß beim Bildergucken! :D

    Soll wohl eine Art schulterklopfendes Witzchen sein ...
    har har har ...

    Ganz abgesehen davon, dass der implizierte Vorwurf völliger Humbug ist:

    Ich weiß nicht, warum Menschen, die "Moderne" toll finden und gegen Rekonstruktionen wettern, immer das Faible der Reko-Anhänger für das ästhetische Erscheinungsbild von Baulichkeiten als minderwertiges "Hobby" abtun.

    Schon aufgefallen? Ästhetisches Empfinden ist eins der Dinge, die uns zu Menschen machen ...
    Zweckbauten können auch einige Tiere herstellen.
    Und zum ausschließlich logischen und an der Funktion orientierten Denken sind auch Maschinen in der Lage.

    Wobei: Die Fähigkeit, Schönheit erkennen und genießen zu können ist sicher unterschiedlich ausgeprägt ...
    Das mag das Grundproblem von Menschen sein, die auf dem rekonstruierten Hildesheimer Marktplatz stehen und angesichts dieser imposanten Wiederaufbauleistung keine positiven Emotionen empfinden können ...

    Sagt der Gehörlose zum Beethoven-Fan:
    "Weiterhin viel Spaß beim Geräuschanhören!" ... und lacht sich tot.

  • Nochmals kurz zu Genovevas Auslassungen:

    Zitat

    man nicht 500 Jahre gesellschaftliche und bautechnische Entwicklungen unter den Tisch fallen lässt


    Macht niemand.

    Zitat

    ...sondern um Fakes. Alles was alt AUSSIEHT, findet ihr toll, und wenn es nur eine schlecht rekonstruierte Fassade ist. (...) Häuser exakt wieder so aufzubauen, wie sie vor hunderten von Jahren einmal errichtet wurden, mag ein lustiges Hobby skurriler Leute sein, hat aber nichts mit ernstzunehmender Architektur zu tun.


    Ja, wat nun? Einerseits ist Genoveva gegen "schlechte Rekonstruktionen", gegen "halbherzige Rekonstruktionen", andererseits wettert er/sie gegen "exakte Rekonstruktionen". Fazit: Genoveva ist eigentlich gegen alle Rekonstruktionen. Dementsprechned möge er/sie auch das offen sagen und nicht mit solchen Scheinargumenten herumeiern. (Abgesehen davon stellt sich natürlich die Frage, was denn "ernst" ist und wer etwas "ernst nimmt". Die Aufregung der Anti-Reko-Fraktion beweist ja gerade, daß sie die Rekonstruktionsbemühungen sehr ernst nehmen.)

    Zitat

    Das Wesen von Architektur ist es, ein Haus zu bauen, wenn man eins braucht oder eins umzubauen, weil sich Nutzung und Geschmack geändert haben. Und nicht reihenweise Häuser abzureißen, weil sie einem gerade nicht gefallen.


    Kleiner argumentativer Widerspruch, vermutlich selbst nicht bemerkt.

    Zitat

    den alten Krempel (...) eurem Oberguru

    Zitat

    Schade, dass die meisten von euch nicht willens oder in der Lage sind, sich konstruktiv mit Kritik auseinanderzusetzen.


    Ist man bei solch flapsiger Wortwahl offenbar selber nicht. Insofern Ende der Diskussion.

    Zitat von "Nibelgauer"

    Ich weiß nicht, warum Menschen, die "Moderne" toll finden und gegen Rekonstruktionen wettern, immer das Faible der Reko-Anhänger für das ästhetische Erscheinungsbild von Baulichkeiten als minderwertiges "Hobby" abtun.
    Schon aufgefallen? Ästhetisches Empfinden ist eins der Dinge, die uns zu Menschen machen ...
    Zweckbauten können auch einige Tiere herstellen.
    Und zum ausschließlich logischen und an der Funktion orientierten Denken sind auch Maschinen in der Lage.
    Wobei: Die Fähigkeit, Schönheit erkennen und genießen zu können ist sicher unterschiedlich ausgeprägt


    Bestens ausgedrückt, "Nibelgauer"... :!:
    Erstaunlich, wie wenig Sinn und Aufmerksamkeit manche Leute der Ästhetik und Schönheit entgegen bringen. Das ist übrigens auch eine der Krankheiten unserer Zeit, die sich in der Baukultur nur äußert.

    Nun zu den Fotos. Ich finde die Innenaufnahmen des Bäcker-Amtshauses sehr interessant. Ist diese Raumaufteilung aber historisch oder wurde sie dem modernen Café-Betrieb angepasst? Es wirkt alles sehr "offenräumig". Allgemein finde ich auch die Innenausstattung in diesem Rahmen völlig in Ordnung. Viele Café-Besucher und Touristen mögen das so. Ich persönlich plädiere bei neueren Rekonstruktionen mit neuen Nutzungen aber dafür, etwas den putzigen Charakter von Fachwerk-Innenräumen zu reduzieren, sondern die Gebäude hinsichtlich der Ausstattung etwas zu "modernisieren". D.h. nicht so sehr ein Kaffeemühlen-Museum zu gestalten und dann noch Plastik-Weingirlanden über die Regale zu hängen oder die Fenster mit rosa Vorhängen zu zieren, sondern die Räume mit etwas mehr modernen Chic zu gestalten. Das wäre dann womöglich auch ein Argument gegen das rein nostalgische Image von baurekonstruktiven Ambitionen.

  • Hallo genova,

    ich möchte gerne auch ein paar Dinge sagen. Positiv finde ich, dass du dich hier der Diskussion stellst und dass du in deinem eigenen Blog nicht irgendwie löschwütig agierst, d. h. dort Kritik an dir stehen lässt. Das spricht für dich.

    Was den Inhalt deines Artikels betrifft, sind einige Ausführungen jedoch schlichtweg falsch, was hier bereits nachgewiesen werden konnte (nebenbei: ein großer Teil der Forumsnutzer hier sind Laien, aber eben doch nicht alle - da ich einige Mitglieder persönlich kenne, weiß ich, dass wir auch Bauingenieure, Statiker und Fachwerkexperten hier versammelt haben).

    Zitat

    Dass dieses Forum mehr diskutiert als oberflächliche ästhetische Fragen, ist mir nicht aufgefallen.

    In der Tat kannst du hier nicht viel gelesen haben. In einigen Threads wurden Fragen aufgeworfen, inwieweit man die Rekonstruktion als teilidentisch mit dem Original betrachten kann, ob das Fehlen von Umbau-Spuren nicht selbst eine "Spur" darstellt (die nämlich auf die Zerstörung und Wiedererrichtung hinweist); ob das 'evolutionäre' Erneuern (irgendwann werden alle Fassadenteile des Kölner Doms einmal ausgewechselt und nichts mehr original sein) nicht am Ende zum selben Ergebnis führt wie eine Komplett-Reko; wie man mithilfe von Rekonstruktionen die Geschichtstiefe des Ortes wieder erfahrbar machen kann; inwieweit des Konzept der "Authentizität" angreifbar ist usw.
    Es geht keineswegs nur um ästhetische Fragen.

    Zitat

    Es geht hier aber nicht um alte Gebäude, sondern um Fakes

    Dir scheint die Bedeutung des Begriffes "Fake" in der Kunst nicht geläufig zu sein. Auf der Website von Stadtbild Deutschland heißt es hierzu: "Die Verwendung des Begriffes „Fake“ von Seiten der Rekonstruktionsgegner wiederum zeugt schlicht einfach von mangelnder Sachkenntnis, denn er stellt als Fachbegriff verwendet keineswegs ein Negativurteil dar. Es gehört vielmehr zum Wesen des „Fake“, dass die vermeintliche „Fälschung“ nicht aufgrund einer ideologisch motivierten Überhöhung des Originals abgelehnt wird."
    Nebenbei scheinen dir auch nicht die Theorien der Denkmalschützer Matthias Donath und Eckart Rüsch bekannt zu sein. Dazu aber später.