• Unklarheiten beseitigt?

    Ja, danke. Ich mag anhand dieses aquarellierten Stichs zwar nicht beurteilen, ob das dieselben Säulen sind oder nur dieselbe Ordnung. Andererseits möchte ich aber auch nicht so streitlustig wirken, wie manche Mitmenschen es beim aktuellen Wetter sind.

    War ganz ehrlich nur leicht verwirrt. No offence, Vulgow!

  • Ich finde, die Nachkriegskuppeln haben irgendwie etwas orientalisches an sich, insbesondere mit den goldenem Zierrat in recht glatter Form.

    Wirkt tatsächlich etwas wie eine Moschee, liegt aber m.E. nach an den fehlenden bzw. arg modernisierten Laterne(n). Gerüchteweise war es wohl aus staatischen Gründen nicht möglich die originalen Laternen zu rekonstruieren, da der Dom wohl anderweitig wohl zu schwer geworden wäre - Grund für seine Instabilität war hier wohl die Grundwasserabsenkung durch den Bau des PdR.

  • Klar, der PdR war schuld. Ich finde die jetzigen Kuppeln nicht schlecht, die Hauptkuppel erinnert mich sehr an den Petersdom in Rom. Aber auch die historischen Kuppeln hatten ihren Reiz. Lasst duch den heutigen Zustand, wer weiß, was in paar Jahren ist...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • die Hauptkuppel erinnert mich sehr an den Petersdom in Rom


    Und das ist auch gar nicht mal so falsch – hat man den Berliner Dom doch als „Hauptkirche des Protestantismus“ gesehen und damit als protestantisches Gegenstück zu Sankt Peter.


  • Der alte Dom sah wirklich nicht schlecht aus, sehr ausgewogen und irgendwie ehrwürdig. :opa:
    Auf der Seite Historische Bilder - Berlin.de gibt es wunderschöne alte Photos zu sehen vom altem Berlin, wie es mal war und leider nie wieder wird. Von anderen Städten auch. Sehr interessant! :applaus::daumenoben:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
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  • Mich erinnert der alte Berliner Dom von Schinkel immer an eine Micker-Ausgabe vom Dom in Helsinki. Sicher nicht ganz schlecht, aber als Fokuspunkt am Lustgarten doch zu winzig, bescheiden und nicht eben einer Weltstadt angemessen - es sei denn man hätte ggf. einen Domneubau an anderer Stelle vorgenommen, vielleicht am Alexanderplatz. Der Stüler-Entwurf hätte mir am besten gefallen, aber Raschdorffs Originalversion war einfach imposant und sollte wiederhergestellt werden. Aktuell sieht der Dom schlicht gestutzt und verhunzt aus, machen wir uns nichts vor.

  • [...] zu winzig, bescheiden und nicht eben einer Weltstadt angemessen - es sei denn man hätte ggf. einen Domneubau an anderer Stelle vorgenommen, vielleicht am Alexanderplatz [...]

    Meine Rede. Man hätte den alten Dom als Hofkirche behalten und den monumentalen Neubau an anderer, geeigneterer Stelle errichten sollen. Das wäre auch der Polyzentrik der alten Innenstadt zugute gekommen.

    Wiewohl gerade das seinen Reiz hat, habe ich aber auch immer bedauert, daß in Berlin fast alle wichtigen Gebäude an einer Straße stehen. Etwas verteilt, hätten es der Stadt seinerzeit sicher interessante Entwicklungsimpulse gegeben.

    Der neue Dom hätte z.B. auch gut am östlichen Ende der Leipziger Straße stehen können. Oder irgendwo nördlich der Linden, jenseits der Spree. Oder in der südlichen Friedrichstadt.

    Auch wenn die umgebende Architektur aktuell teils nicht sehr ansehnlich ist, mag ich es, wie St. Paul's mitten im Häusermeer steht:


    cc by sa 3.0 - Elisa Rolle / Wikipedia

  • Ja, das ist eine besondere Eigenart vieler deutscher Städte, besonders in Berlin, dass fast alle großen, wichtigen Bauten auf einem sehr kleinen Raum verteilt sind. Einerseits ergibt es sehr schöne, imposante Ensemble. (Unter den Linden/Forum Fridericianeum/Lustgarten/Schinkelplatz,/Museumsinsel) wird, wenn alles einmal fertig ist, für mich zumindest eines der eindrucksvollsten europäischen Ensemble darstellen.) Leider wirkt es weniger großzügig und metropolisch, wie z.B. London oder Paris, wo ebensoviele bedeutende Gebäude auf einem vielleicht 5 mal so großen Raum gleichmäßig verteilt sind. Es macht das Entdecken auch irgendwie spannender, weil langwieriger und schwieriger. Unter den Linden hast du mit allen seinen Gebäuden an einem halben Tag besichtigt (wenn du nicht ein paar Stunden in einem der Museen verbringst).

  • Berlin ist nunmal auch eine recht kleine Metropole im Vergleich zu London und Paris, beide haben allein heute mehr als doppelt so viele Einwohner. Ganz zu Schweigen von deren vielfachen Grösse im Mittelalter und der Barockzeit... Dort sind die Kulturgüter nicht nur auf einer grösseren Fläche verteilt, es gibt auch einfach mehr davon. Es liegt daran, dass Deutschland im Gegensatz zu GB und F erst seit 1871 (wieder) ein faktischer Nartionalstaat mit einer Hauptstadt ist, vorher war Berlin lediglich Hauptstadt von Preussen. Auch hat, glaube ich, kaum ein Land seine Hauptstadt/ sein geschichtliches Zentrum im Laufe der Jahrhunderte so oft gewechselt wie Deutschland (Aachen, Frankfurt, die zahlreichen Residenzstädte - bis hin zu Bückeburg - , Bonn...). Dafür sind hier die grossen Kulturgüter heute auf mehrere bedeutende Städte verteilt, während diese in anderen Ländern doch stark auf die Hauptstädte konzentriert sind - oder wo wären das französische Hamburg oder das britische München zu finden?
    Ich empfinde zwar Berlin auch als eine wiedererstandene riesige europäische Metropole, allerdings auch hauptsächlich deswegen, weil ich den Zustand als eingemauerte "Reststadt" (aus meiner ehemaligen, in der Kindheit geprägten westdeutschen Sichtweise) noch kenne, die einfach nur gross war, in der aber vieles im Vergleich zu London und Paris recht provisorisch bis skurril wirkte - ich denke z. B. an den Bauernhof in Kreuzberg direkt an der Mauer... Die (West-) Stadt war - künstlich von der BRD und der westlichen Welt am Leben gehalten - m. E. der Bevölkerung zur bestmöglichen Nachnutzung überlassen und irgendwie in Wartestellung auf einen hoffentlich netten Wink der Zeitgeschichte... Ostberlin kam mir dagegen vor wie eine eigentlich neu aufgebaute Hauptstadt eines kleinen Landes, die zufällig auch noch ein paar Altbauten zum Wohnen hatte und wenige, ausgewählte und wiederhergestellte historische Kulturbauten, die aber allesamt natürlich der neuen Gesellschaftsordnung dienstbar gemacht wurden (wir hatten an meinen Wohnorten in Hannover und im Kreis Celle DDR-Fernsehempfang...). Wobei ich, zugegebenermassen, die Stadt insgesamt zunächst lediglich in Büchern und aus den Medien kennengelernt habe und erst im Sommer 1991 das erste mal dort war. Seitdem geht es ja irgendwie steil bergauf (vielleicht auch manchmal ein bisschen zu steil?), aber einen Status entsprechend London und Paris hat Berlin noch lange nicht erreicht. Aber irgendwo zwischen diesen und z. B. Warschau.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

    3 Mal editiert, zuletzt von Ein_Hannoveraner (13. Juli 2015 um 15:24)

  • Der neue Dom hätte z.B. auch gut am östlichen Ende der Leipziger Straße stehen können. Oder irgendwo nördlich der Linden, jenseits der Spree. Oder in der südlichen Friedrichstadt.


    Dass er nicht zu Beginn des 19. Jhdts. in dieser Form am westlichen Ende der Leipziger Straße errichtet wurde, finde ich hingegen nicht bedauerlich.

    Entwurf eines 'Befreiungsdoms' nach K. F. Schinkel

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der schinkelsche Befreiungsdom wäre ein Koloss gewesen. Schier unglaublich und imposant. Er hätte natürlich überhaupt nicht berlinerisch gewirkt, aber das hätte er auch nicht müssen. Der Bau ergießt sich geradezu grotesk in ausufernden gotischen Spielchen, eigentlich gänzlich untypisch für Schinkel. Aber da wollte der gute Karl wohl einfach mal die Sau rauslassen. :wink: Ich hätte diesen Bau sicher grandios gefunden, wenn auch ziemlich skurril. Ein Gozilla-Bau wie der Brüsseler Justizpalast.

  • Raschdorffs ältere Pläne hatten auch was:

    Vielleicht wieder ein bisschen überladen...

    Dieser Entwurf von Radke fällt am Lustgarten irgendwie sehr aus der Reihe, aber ich liebe den ausgeglügelten Grundriss, mit den drei großen voneinander abgegrenzten jedoch verbundenen Hallen...

  • Er sah wirklich wie der Dom in Helsinki aus. Trotzdem finde ich den jetzigen Dom mit seinen heutigen Kuppeln sehr imposant - ja, auch etwas protzig. Warum müssen denn die alten Kuppeln unbedingt rekonstruiert werden? Die angesetzte Patina verleiht schon die Würde, die diesem Bauwerk gebührt. Wenn ich mir Bilder des Kuppelkreuzes anschaue - vor paar Jahren mußte es ja mal runter - es korrespondiert meines Erachtens mit der Kugel des Fernsehturmes (Diamant-Quaderung). Da haben sich damals schon DDR - Bauexerten ein Köpfchen gemacht.Wie gesagt, alles Geschmacksache, der Dom gefällt mir einfach.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
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  • Raschdorffs ältere Pläne hatten auch was


    Dieser Entwurf passt aber am Lustgarten überhaupt nicht (noch weniger als der verwirklichte).

    Schon diesen empfinde ich als wenig gelungen. Schinkel, Schlüter oder Eosander von Göthe sind dann doch Architekten einer anderen Klasse als Raschdorff. Während Altes Museum, Schloss und Zeughaus Bauten von Weltklasse sind, ist der Dom aus meiner Sicht höchstens Durchschnitt. Der Bauaufgabe eine Protestantische Predigerkirche zu errichten wurde mit einem Entwurf der süddeutschen oder eher noch römischen Barock zitiert begegnet, was von vornherein kein optimales Ergebnis bringen konnte. Die Würde und das Edele der mit ganz anderem, nämlich geringerem Aufwand von Schinkel entworfenen und errichteten Frirdrichswerderschen Kirche erreicht der Dom auch in keiner Weise.

    Interessant auch die von Raschdorff erdachten Umbauten des Schlosses. DIe Pläne berücksichtigen doch überhaupt nicht den Bestand und setzen sich nicht mit der Idee des Schlossbaues von Schlüter oder Eosander von Göthe auseinander. Ausserdem sollen bedenkenlos die bedeutenten historischen Bauten an der Spreeseite des Schlosses geopfert und duch unmaßstäbliches zeitgenössisches ersetzt werden. Für seine Zeit: noch schlimmer als Stella, der sich wenigstens gegenüber den Meisterleistungen seiner Vorgänger zurückhält und keine originale Bausubstanz vernichten wolill. Wenn es dieses Forum schon im frühen 20. Jahrhundert gegeben hätte wäre der Aufschrei - zu recht- groß gewesen. Ist er wahrscheinlich auch in den Kreisen die damals diesem Forum entsprochen haben.

  • Wenn sich jedoch Architekten aller Generationen immer nur vor den Leistungen ihrer Vorgänger zurückgehalten hätten, wäre wohl nie etwas Großartiges entstanden. Und schon gar kein Paris, St. Petersburg, Wien, Madrid oder Barcelona, wie wir es kennen. Und zB auch kein herrliches Georgentor am Dresdner Residenzschloss oder etwa ein Hamburger Rathaus.

    Zumal ein großer Münzturm am Stadtschloss ja sogar zu Barockzeiten von Schlüter errichtet wurde, der jedoch kurz nach der Bauzeit leider zusammenkrachte. Schade eigentlich.

  • Zumal ein großer Münzturm am Stadtschloss ja sogar zu Barockzeiten von Schlüter errichtet wurde, der jedoch kurz nach der Bauzeit leider zusammenkrachte. Schade eigentlich.

    Naja, jetzt wäre er so oder so weg. ;)

  • Wenn sich jedoch Architekten aller Generationen immer nur vor den Leistungen ihrer Vorgänger zurückgehalten hätten, wäre wohl nie etwas Großartiges entstanden.

    Das stimmt insoweit als man auf das "immer nur" abstellt. Aber wenn man, wie Raschdorff dies hier geplant hat, Teile eines Gebüudekomplexes ersetzen will, muss dieser Ersatz schon zu dem Bestand passen, zumal wenn dieser so hochwertig ist wie es dass [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] war (und wieder wird)

    Auch gibt es Bauten und Teile einer Stadt, die ihre endgültige Gestalt gefunden haben, da nichts Besseres mehr kommt. Und hierzu gehört nunmal offensichtlich auch [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon]. Allein dies rechtfertigt nämlich seine Rekonstruktion! (sogar der nicht aus einem Guss bestehende Teile der Spreeseite, wie sich dies in diesem Forum viele wünschen)

    Dein Ansatz für alle Bauten als gültig angesehen ist nur eine wenig von: "Wenn jedoch Architekten aller Generationen immer nur nach den Ideen ihrer Vorgänger bauen, wäre wohl nie etwas großartiges entstanden" entfernt, dem Argument der Reko-Gegner!