Potsdam - Quartier Barberini und Alte Fahrt

  • Hinter dem Haus Brauerstraße 1 steckt null Architektur. Ich frage mich, wozu hier ein Architekt benötigt wurde. Das habe ich vor 10 Jahren mit meinem paint-Programm gestaltet. Sah nicht viel anders aus. Aber sowas wird an den Unis eben heute gelehrt. Es geht nur noch um Funktion, Ästhetik spielt überhaupt keine Rolle mehr. Ich hoffe, dass die Qualität in den weiteren Quartieren deutlich steigt. In diesem Quartier gibt es immerhin noch 3 Leitfassaden, in den anderen Quartieren ist deren Anzahl deutlich geringer, so dass hier ganze Straßenzüge neu gestaltet werden müssen. Hoffen wir auf mehr Gestaltungswillen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Hallo,

    unter dieser Überschrift findet sich ein lesenswerter Artikel in der PNN:


    http://www.pnn.de/potsdam/723004/

    es findet sich im Bildteil eine Visualisierung der Platzfront und eine von der ehemaligen Durchfahrt, allerdings mit netten Glasfenstern im Gegensatz zu der völlig offenen Halle vor 45 (Bilder sind leider nicht von uns - schauen aber auch sehr gut aus). Im Text wird die Planungs- und Grundstücksentwicklung der letzten 12 Monate dargelegt, wie der ganze Bau werden soll wird beschrieben und wie der Zeitplan ist. Toll ist, das auch die beiden Säle von Persius kommen sollen. Hier noch ein Link zum Bild eines Saales von Christopher Kühn http://www.pnn.de/mediathek/589561/9/ Wer die Platzfassade im Gesamtkontext des Alten Marktes erleben möchte, kann gern auch bei uns mal auf Arstempano - Panorundgang Potsdam 1850 vorbeischauen. Was den Hof anbelangt, so kommt er sicherlich ähnlich wie auf unseren Bildern oder auch bei Christopher Kühn in genanntem zweitem Link. Mit der Errichtung des Barberini dürfte jedenfalls ein ganz wichtiges Stück Potsdam wiederhergestellt werden. Um die Qualität muss man sich bei Franco Stella sicherlich keine Sorgen machen, das wird bestimmt excellent. Vielleicht gelingt den Potsdamern ja hier noch mal etwas, wo sich die Dresdner bei den verbleibenden Rekos am Neumarkt mal eine rechte Scheibe abschneiden können. Das wäre angesichts der Dinglingerhäuser, des Regimentshauses oder des Palais Hoym richtig gut, um dort noch mal bei der Qualität Druck erzeugen zu können. Das sage ich ganz bewußt als Dresdner und auch am Bau so mancher Fassaden Beteiligter.

    Beste Grüße

    Andreas

  • Danke sehr für den Hinweis - gestern hatte ich noch vergeblich nach Neuigkeiten geforscht.

    Viele überraschend positive Ansätze hinsichtlich der Gestaltung der Seitenflügel und der Innenräume und auch hinsichtlich der Nutzung mit Café und Tanzschule statt Burgerschmiede.
    Man beachte die recht sinnvolle Gebäudenutzung vor Zerstörung:

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Dies auch vor dem Hintergrund, dass damals zu befürchten stand, dass aufgestockt würde; jetzt stellt sich offenbar heraus, dass gerade wegen dieser Planung Lelbachs zunächst Gertrud Schmack den Zuschlag erhalten hatte. :wie:
    Sorgen bereitet mir ein wenig die Tiefgaragengeschichte direkt am Havelufer - bei der Landtagstiefgarage unterm Schloss gabs ja auch schon Probleme. Insgesamt bleibt schade - nein, eigentlich unbegreiflich und inakzeptabel, dass die Stella'schen Bauten Barberini und Brauerstraße N°2 von diesem unangemessenen Grützbau unterbrochen werden.

    Wie soll denn wohl die Verkehrsnutzung der Humboldtstraße zukünftig laufen? Werden die Freunde der Bequemlichkeit künftig direkt von der Langen Brücke einbiegen dürfen?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Hallo,

    wo ist die Tiefgarageneinfahrt in den Landtag aktuell geplant? Noch dort in der Humboldstraße? Allerdings kann ich mir nur so eine Art Kreisverkehr vorstellen, denn wenn ich von der Breiten Straße komme, habe ich doch kaum eine Möglichkeit, in die Humboldstraße einzubiegen? Dies würde ja den Verkehrsfluß auf der Langen Brücke einschränken? Von der Langen Brücke kommend, ist ja die Humboldstraße kein Problem. Aber genaues weiß ich für den aktuellen Planungsstand auch nicht. Ich dachte allerdings, daß es eine gemeinsame Tiefgarage für die Bauvorhaben an der Alten Fahrt gibt - ist dies vom Tisch? - klingt fast so - allerdings ist es wohl eine sehr schwierige Geschicht da mehrere unter einen Hut zu bringen.

    Beste Grüße

    Andreas

  • Hallo zusammen,

    von der Breiten Straße gibt es schon jetzt und auch zukünftig keine Einfahrt in die Humboldtstraße. Mann muss zunächst über die Lange Brücke bis zum Bahnhofskopfbau. Dort gibt es jetzt eine Wende-Ampel. Die Einfahrt in die Humboldtstraße führt also nur als Rechtsabbieger von der Langen Brücke aus.

    Die Einfahrt in die Tiefgarage des Landtagsschlosses ist auf der linken Seite der Humboldtstraße, direkt vor dem Teil des bereits jetzt fertig gestellten, verputzten und gestrichenem Schloss.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Hallo zusammen,

    heute ausnahmsweise mal erfreuliche Nachrichten aus der Hauptstadt der kleinen DDR. Nach Meldung der Märkischen gibt es Gerüchte, dass Plattner seine Kunstsammlung nun doch nicht in einem außerhalb gelegenen Neubau am Jungfernsee unterbringen will, sondern deren Unterbringung im rekonstruierten Palast Barberini prüft. Das wäre doch endlich ein Magnet (neben dem Potsdam-Museum) am Alten Markt, der selbigen wenigstens ein wenig beleben wird. Denn das Stadtschlossparlament bringt keine Belebung sondern nur Sesselpupser, die nicht mal in der Mittagspause das Gebäude verlassen werden und morgens und abends schnell das Gebäude über die seitliche Rampe mit ihrem Auto "betreten" bzw. verlassen.

    Das ursprünglich geplante Hotel von Frau Schmack ist ja leider, dank fragwürdiger Vorgänge, gestorben. Der nachnominierte neue Bauherr Abris Lelbach wollte bekanntlich nur Eigentumswohnungen in der Hülle des Barberini errichten lassen. Wie sich diese Eigentumswohungen mit den zwei öffentlich zugänglichen, original zu errichtenden Prunkräumen vertragen sollen, ist mir gänzlich unklar. Und da sich Eigentumswohungen in einem Mezzaningeschoß nur schlecht vermarkten lassen, wurden durch den ersten Architekten von Herrn Lelbach bereits deutliche Änderungen an der ursprünglichen Architektur vorgenommen.
    Weiterhin sollten auch die Seitenflügel zur Alten Fahrt, nicht wie bei Frau Schmack historisch Original, sondern wieder nur als "modernes" Zitat verwirklicht werden. (Seltsamer Weise wurde diese moderne Ausführung der Seitenflügel bereits bei der Festlegung der Leitbauten für die Potsdamer Mitte so publiziert. Kann es sein, dass Frau Schmack ein so ungeheures Angebot vorgelegt hatte, dass sie unerwünschter Weise auf den ersten Platz gesetzt werden musste, ganz im Gegensatz zum Willen der Stadtverwaltung? Dass die der Frau Schmack von der Stadtverwaltung auferlegten Bedingungen mehr als untypisch waren und daher der Lelbachsche Nachrücker zwangsläufig und mehr als willkommen war?)

    Vielleicht besteht nun die Chance auf eine weitgehend originale Fassade, wenn Herr Plattner sein Museum in diesem Gebäude verwirklichen will. Denn ein Museumsbau braucht auch immer Lagerräume, und die lassen sich vortrefflich auch in Mezzaningeschossen unterbringen. Und vielleicht entstehen nun auch die Seitenflügel original statt "zeitgemäß". Es wäre mal wieder eine Rettung durch Plattner in letzter Minute.

    Hoffnung in der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (23. April 2013 um 16:08)

  • Das wäre großartig! Zumal dann auf die Neubebauung von Teilen des Lustgartens nach einem Abriss des Hotel-Klotzes endgültig verzichtet werden könnte.
    Allerdings bin ich nach all dem Hin und Herr und der Inkompetenz der post-sozialistischen Potsdamer Stadtverwaltung nicht gerade optimistisch, dass Plattners Idee nun zum Zug kommt. Der gute Mann ist ja nicht zum ersten Mal vergrault worden, leider! sad:)

  • In der Tat - wäre tatsächlich wieder einmal eine Spezialfinte von dem alles überragenden Herrn Platter. Hut ab. Meiner Meinung nach müssten die Potsdammer Herrn Platter ohnedies einmal ein Denkmal bauen.

    Da die Kommunisten aber mit allen Wassern gewaschen sind und denen 0 an Potsdams Hochkultur an sich liegt, werden sie - wie immer - intrigieren, was das Zeug hält. Also - Daumen drücken und auf den Einfallsreichtum und die Dynamik des Herrn Plattner setzen. Toller Typ!

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (24. April 2013 um 22:07)

  • Hallo zusammen,

    die erfreulichen Nachrichten resultieren offenbar aus einer höchst unerfreulichen Nachricht für Potsdam. Ein erster Kommentar in der Märkischen deutete dies bereits an, doch glaubte ich bisher nicht an den Wahrheitsgehalt der Aussage. Denn dort hieß es, dass sich Hasso Plattner aus Potsdam zurückziehen will. Dies scheint sich nun zu bewahrheiten. Denn in der PNN gibt es heute drei Artikel, die diese Aussage beinhalten.

    So schreibt die PNN:

    Zitat

    Sollte Plattner seine Sammlung tatsächlich im Palast Barberini ausstellen, werden es aber wohl nur die Werke der DDR-Kunst und der Ostmoderne sein – und nicht sein privates Vermächtnis, das aus vielen Werken der Meister der klassischen Moderne besteht. Dass die ostdeutsche Kunst ... in Potsdam bleibt, dieses Versprechen hatte Plattner der Stadt Potsdam und ihren Bürgern gegeben. Zu diesem Wort will er stehen. Mehr aber wird die Stadt wohl nicht bekommen. Denn dass dem Mäzen seit dem Debakel um die Kunsthalle die Lust an Potsdam gründlich vergangen ist, gilt inzwischen als offenes Geheimnis.


    So bleiben also nur die DDR-Staatskunstbilder, die Plattner wohl kaufte, um den Linken die Zustimmung zum Abriss des Hotelhochhauses abzuluchsen. Dass die das Geschenk als vergiftet betrachteten und umso mehr vor einem Jahr gegen Plattner wetterten, sodass dieser endgültig absprang, nun aber diese "Kunst" der DDR-Staatstreuen auch noch ein eigenständiges Museum in dieser Stadt bekommen soll, ohne im Gesamtkontext einer Kunstsammlung aufzugehen, ist für einen aufrechten Potsdamer doppelt bitter.

    In den weiteren Artikeln der PNN heißt es, dass Plattner bereits den Verkauf des geplanten Campus am Jungfernsee betreibt. Eine halbe Milliarde Euro werden nicht gebaut. Kein neuer Wissenschaftsstandort, keine neuen Arbeitsplätze, keine Wohnungen. Welch Verlust für die Stadt! Diesen müsste man der Linken und allen anderen Protagonisten, die vor einem Jahr so laut gegen die Pläne Plattners loswetterten, auf Heller und Pfenning in Rechnung stellen!

    Dieser Mann hat ein treffliches Gespür für unterschwellige Politik, die diese Stadt beherrscht. So schreibt die PNN im dritten Artikel: Zitat: "Er habe Verbitterung, Neid und selbst Hass erfahren, sagte Plattner damals. Es gebe in der Stadt eine „Grundströmung unter der erfolgreichen Oberfläche...""

    Kann diese Strömung nicht endlich mal versiegen?

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Zitat

    Dass der Unternehmer dort neben den Werken ostdeutscher Maler in Zukunft seine große private Kunstsammlung mit Werken der Klassischen Moderne ausstellt, wie er es ursprünglich für seine Kunsthalle geplant hatte, scheint ausgeschlossen. Er sehe seine äußerst wertvolle Sammlung, sein Vermächtnis, in Potsdam nicht mehr am richtigen Ort, hieß es schon kurz nach der Absage für die Kunsthalle aus Plattners Umfeld.


    Mit diesem Zitat ist eigentlich alles gesagt. Ich kann Plattner verstehen. Traurig, dass Potsdam von solchen ignoranten und reaktionären Beton-Post-Sozialisten dominiert wird. :kopfschuetteln:

  • @ Kralle @ Luftpost,

    unter die oben bezeichnete Überschrift will ich es kurzerhand stellen, was mein Gedanke dazu ist.
    All zu häufig scheint die Potsdamer "Szenerie" darunter zu leiden, spezifisch auf die DDR etwas abladen zu wollen, was ein systemübergreifendes Phänomen war und die Verkünder und Statthalter des Neuen Deutschland waren es in dieser Hinsicht "nur", die es ideologisch in Form gossen und überhöhten.

    Die drei Betontürme des Technischen Rathauses in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] und der hohle Zahn (wie es Volkmar Schlöndorff zu recht bezeichnete) in Form des Interhotel Stadt Potsdam fußten auf der gleichen Denkrichtung, was Stadt zu sein habe und das kann auch genau so benannt werden, finde ich. Unter diesen Vorzeichen fällt es dann auch leichter, dass dem wohlverstandenen Abriss in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] auf absehbare Zeit der Abriss in Potsdam folgen kann. Die Baumbestandenheit (vielleicht sogar irgendwann die Eintunnelung) der Ost-West- bzw. der Ludwig-Ehrhard- und Willy-Brandt-Straße in Hamburg entspricht die Stellung von Bäumen und die Verengung des Fahrbahnprofils in der Breiten Straße.

    Unterschieden davon ist freilich der Abriss der Kirchen. Während die Hamburger Axt im Innenstadtraum haarscharf am Michel vorbei schlug, ist die Garnisonkirche in Potsdam Opfer jener Stadtplanung geworden, die ideologisch überhöht von gewaltigen Straßen und gewaltigen Plätzen redete, für Aufmärsche, Gedenkkundgebungen und Militärparaden.

  • Finde ich irgendwie nicht so toll. Man kann doch nicht - wo das unmittelbare Zentrum der Stadt zum Parlamentssitz wird - darüber hinaus die ganze Altstadt mit musealer Nutzung überziehen. Das gleiche gilt m. E. für den Langen Stall.
    Das Potsdam Museum am Alten Rathaus und das Filmmuseum im Marstall reichen doch erst mal in der Ecke.
    Wichtig finde ich, dass in der Altstadt auch normales Leben einzieht: Wohnungen, Cafés & Restaurants, Hotels, priv. Bildungseinrichtungen, Kleingewerbe etc. - das Zentrum muss doch auch ein Ort für den Potsdamer Einwohner selbst sein.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @ Palantir

    Schönheit hat schon immer seine Anziehungskraft gehabt, dennoch:

    Unbegründet findet ich Ihre Befürchtung nicht. Der Platz der Einheit, der frühere Wilhelmplatz, ist zwar mit Bäckereiketten notdürftig geschäftlich flankiert, doch es wird sehr darauf ankommen, wie sich die geschäftliche Ausstaffierung entlang der südlichen Friedrich-Ebert-Straße gestaltet und zwar auf beiden Seiten. Sonst nützen auch versprengte Ladenlokale in den vorgesehenen Leitbauten nichts, wenn es nur eine spezifische Spezies gibt, die Augen dafür hat, an diesen künftig hochwertigen Bauten nicht nur vorbeizulaufen.

    Das ist übrigens nicht nur eine DDR-Erscheinung mit dem brachialen Versuch und überwiegendem Gelingen, die Koordinaten der Altstadt zu verändern, das war teilweise offenbar auch schon vor dem Krieg so. Ich hoffe, es kommt zu Aktivitäten in diesem Sinne nicht nur dann, wenn es 5 vor 12 ist, um dann hektisch zu reagieren, auch wenn das genau auch meine Befürchtung ist.

    Gegen ein DDR-Museum im Palais Barberini spricht nichts, es spricht nur dagegen, das schon alleinig für einen Publikumsmagneten zu halten, wenn das Umfeld nicht mitzieht.

  • Ich versteh immer noch nicht wieso sich so viele ewiggestrige Sträuben.Potsdam könnte so eine wunderschöne Stadt sein würde man die Reaktivierung ihres Zentrums konsequenter durchziehen. Es gilt Brache mit Leben zu füllen, den alten Markt, die Garnisionskirche und ein oder zwei Straßenzüge rekonstruktiv wiederaufzubauen mit Hotels, Museen, Restaurants, Cafes, Kneipen, bezahlbaren und Luxus-wohnungen, eben einen gesunden Mix zu schaffen, damit würde Potsdam aufblühen, wieder zu einer der schönsten Städte ihrer Größe in Europa werden...ich sage nicht das es einfach ist eine alte Stadt wiederaufstehen zu lassen...aber letztendlich wird es sich lohnen.

  • @ Kaoru,

    Ich glaube, mit dem Begriff "Ewiggestrige"machen wir es uns zu einfach.

    Das Problem - oder im Positiven gesprochen: die Herausforderung - in Potsdam ist einfach diejenige, dass das Gewicht derer, die Angriffe auf die "Errungenschaften des sozialistischen Städtebaus" wittern, wesentlich größer ist als in anderen Städten. Gut die Hälfte der Potsdamer Bevölkerung - wahl-, abstimmungs- und redeberechtigt - lebt in den zu DDR-Zeiten errichteten Neubauten mit Vollvorsorgung tendenziell am Stadtrand.

    Dabei ist jener sozialistischer Städtebau im wesentlichen nichts anderes als die systemübergreifende Nachkriegsmoderne mit großen, breiten Straßen zum schnellen Fortkommen von A nach B. Häuser und Straßen werden dem technischen Funktionieren unterworfen, geradlinig und in den Innenstädten ausgeräumt von Schnörkeln, unter weitestgehender Aussparung städtischer Geschichte bzw. dem Einräumen allenfalls von Geschichtsfenstern. + x, will heißen: vor allem im vormaligen Preußen dem Sprengen von Herrschaftshäusern und Kirchen.

    Was die Städtebauauffassung angeht, wird m. E. zu viel auf die DDR abgeladen und das kommt dann genau so an. Alle wären besser beraten, von systemübergreifenden Ansätzen des Städtebaus zu sprechen, von der kulturellen und architektonischen Verwüstung der Städte, vom tendenziellen Tiefpunkt der Baukultur, abgesehen von wenigen sehenswerten Ausnahmen dieser Zeit, Beides systemübergreifend.

    Dann, darauf aufbauend, kann dann benannt werden, was spezifisch DDR ist und was aus dem Hass gegen Preußen entspringt. In Potsdam: Das Abtragen des Stadtschlosses und das Sprengen der Garnisonkirche.

    Schönheit zieht Leben an. Das kann unterstellt werden und dennoch darf - was die Verbindung zum gegenwärtigen Geschäftszentrum angeht - sich nicht darauf verlassen werden. Der Hauptbahnhof in seinem Brachial-Architektonischen jedenfalls ist kein Magnet an sich, dass die Verbindung zwischen der Brandenburger Straße und ihm über den Alten Markt quasi ein Selbstgänger wäre und der gesunde Mix, den ich mir von ganzem Herzen wünsche, ohne weiteres Zutun so entstehen könnte.

  • ^Da kann ich nur zustimmen. Der Stadtvandalismus ist ja kein DDR-Phämomen, sondern eben ein systemübergreifendes Ergebnis der Moderne. Man schaue sich nur den mittelalterlichen Stadtkern von Hamburg an. Im Gegensatz dazu, wie der Hamburger Senat bis heute mit der Altstadt umgeht ist der Umgang der DDR mit dem Potsdamer Stadtkern der eines Freilichtmuseums, das unter Weltkulturerbe steht.

  • @ Konstantindegeer,

    gerade diesen Vergleich empfinde ich als sehr treffend.
    Wo die DDR-Oberen immerhin noch wussten, was für ein "Kapital" sie da in den Händen halten und es schon zu DDR-Zeiten interne Kontroversen gab, wenngleich auch an zahllosen Stellen mit niederschmetterndem ideologisch geprägten Ergebnis, so stand bei nahezu allen Hamburger Senaten das Thema Erhalt bzw. Wiedergewinnung der Wiege Hamburgs faktisch nicht auf der Agenda.

    Immerhin weist das Innenstadtkonzept des vorherigen Senats die Ost-West-Straße, sprich: in ihrem östlichen Teilstück die heutige Willy-Brandt-Straße, als Innenstadt-teilende Schneise aus, die dem Gesamtorganismus der Hamburger Innenstadt entgegen steht. Außer Begleitgrün entlang dieser und weiterer Straßen und dem Hinweis, dass Eintunnelungen zu teuer und größere Projekte wohl zu ambitioniert seien, habe ich dort allerdings nichts herausgelesen.

    Was Potsdam zurzeit erlebt: das Verwirklichen, zu seiner originären Stadtmitte zu kommen und die städtischen Koordinaten wieder entsprechend zu empfinden, davon ist Hamburg in seiner geschäftlichen Ausrichtung, ja Verirrung, noch meilenweit entfernt. Übrigens - Sie haben es ja mit einem hervorragenden Beitrag wahrgenommen - habe ich hier in diesem Forum den Versuch unternommen, gerade Letzteres in Bezug auf Hamburg zu thematisieren. Für Andere: Siehe Diskussionsstrang Freie und Hansestadt Hamburg: Städtebauliche Verbindung zwischen Alster und Elbe.

  • Liebe Freunde,

    ich finde es schön das Potsdam seinen "alten Kern" zurückerhält, wenn wir auch, wieder einmal, Kompromisse eingehen müssen (Staudenhof/Hotel Mercure/Alte Post) und es uns mindestens um ein Jahrzehnt in Planung und Wiedererrichtung zurückwirft aber ich finde
    trotzdem in Potsdam, genau wie in Dresden, geht es Schritt um Schritt voran.

    Ich wäre enttäuscht wenn Ringerkolonnaden nicht dahinkommen würden wo sie hingehören, der Lustgarten mit diesem Funktionalbau
    verschandelt würde und ich bin auch gespannt den Ersatz für das Palast- Hotel in seiner vollen Schönheit erleben zu dürfen und mit
    euch darüber zu diskutieren.