Beiträge von Himmelsrichtungen

    Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) vom 12.01.2016 berichtet, das die Stadtspitze einen neuen Anlauf nimmt um das Hotel Mercure zu beseitigen. An dessen Stelle könnte langfristig eine "Wiese des Volkes" entstehen. Doch es gibt noch viele offene Fragen.

    http://www.pnn.de/potsdam/1039688/

    Ich erkenne in dem hiesigen Artikel und in dem nachfolgenden vom 13. teilweise sehr verschiedene Handschriften, wobei es auch auf den Unterton ankommt.
    "Hat keines der Büros Vorschläge zum Erhalt des Mercure erarbeitet" wie Henri Kramer schreibt, klingt eben etwas anderes als bspw., dass keines der Büros das Mercure als verträglich mit dem Lustgarten ansah. Wo der Redakteur mit dem Kürzel HK als Mitglied von "Potsdam ohne Garnisonkirche" eher Unlust und Verweigerung unterstellt, ginge es bei der zweiten Formulierung um ästhetisches Empfinden.

    Das meine ich gar nicht. Anstatt sich einfach am Alten Markt zu erfreuen, wird gleich wieder mit der Grand Place aufgetrumpft, der andere bringt den Hauptmarkt ins Gespräch, den ein anderer wieder enttäuschend fand...
    Ich finde den Alten Markt Spitze und genial, auch wenn mir von der Stimmigkeit des Platzgefüges andere Plätze besser gefallen, soll doch jeder für sich entscheiden. :rolleyes:

    Ich empfinde das so, dass es weit besser wäre, sich gegenseitig übertrumpfenden Superlativen zu enthalten und derart fulminante Plätze an und für sich als schön zu begreifen.

    - Ansonsten allen ein schönes neues Jahr!

    Dünnhäutigkeit ist wohl der treffendste Ausdruck.

    Soll künftig die schwarz-rot-goldene Fahne nicht mehr öffentlich gezeigt werden, weil seit einiger Zeit sogar die NPD mit ihr hausieren geht?

    Der Zynismus der Instrumentalisierung seitens der NS-Zeit sollte eher mit ein Grund sein, die wesentliche Errungenschaft zu betonen, dass nicht alle über einen Leisten geschlagen werden, vielmehr der Werdegang einer Person beim Strafrecht ganz elementarer Teil ist.

    All dies führt dann dazu, dass sich die Befürworter der Rekonstruktion in den Diskussionen sich ständig erklären müssen, dass sie eben kein Symbol für Irgendetwas errichtet haben wollen und sich nicht mit dem was Andere in der Garnisonkirche sehen identifizieren. Eine von den Gegnern aufgezwungene Rechtfertigung.

    Die eigentlichen Argument der Befürworter werden dann aber nicht Zentrum der Diskussion.

    Jeder der schon einmal die Breite Straße entlanggegangen und die sich im bietende Aussicht mit den Ansichten der Vorkriegszeit verglichen hat, muss sehen, dass es des Wideraufbaues der Garnisonkirche zu Heilung des Stadtbildes unbedingt bedarf. Das ist der Grund für die Notwendigkeit der Rekonstruktion und nicht die Wiederherstellung des eines Symboles für Preußen, das Militär oder sonst Irgendetwas.

    Das sehe ich exakt genauso.
    In den "Zwang" zur einschlägigen Rechtfertigung hat sich ja auch die Potsdamer Stadtspitze gestellt bzw. sie hat diese "Auflage'" der Gegner angenommen.

    Nein, die Wiederaufbaubefürworten nehmen durchaus die Kritik derjenigen ernst, die in der Potsdamer Ganisonkirche durch eben jeden "Tat von Potsdam" ein Symbol des Schulterschlusses zwischen konservativen Eliten und NS-Regima sehen. Sie blenden aber die 250 Jahre Geschichte vorher und 70 Jahre Geschichte hinterher nicht aus, wie die meisten Kirchengegner. Betrachtet man die gesamte Existenz des Baus kann man eben aus guten Gründen zu dem Schluß kommen, dass der SED-Sprengungsbefehl nicht das letzte Wort in der causa sein darf. Das Wegsprengen von baulichen Erinnerungen auch an unangenehme Vorkommnisse hat bis dato noch nie deren Bewältigung befördert.

    Deshalb wird die Existenzpause der Kirche - vorerst nur des Turmes - nun beendet, wenn die ev. Landeskirche das wirklich will, was sie offiziell sagt.

    Für mich persönlich war da die sehr differenzierende Darstellung bei der Preußen-Ausstellung 2001 erhellend, die nichts an Facetten Preußens aussparte. Einer der Einträger des Begleitbandes war u. a. der Jurist Uwe Wesel, nicht unbedingt verdächtig, ein Verherrlicher Preußens zu sein.

    An 90 % der Garnisonkirchengegnern scheint diese differenzierte, facettenreiche und darum erhellende Darstellung Preußens vorbeigegangen zu sein. Was sehr schade ist, gerade in Bezug auf die einschlägig erbittert geführten Auseinandersetzungen.

    Ich verstehe nicht, was Du sagen willst. Jedes Vorstandsmitglied der Errichtungstiftung für die Garnisionkirche hat völlig in gesitteter Ordnung schon mit fast jedem Kirchengegner gesprochen. Zu diesem Dialog bedarf es keiner Assistenz der Stadt.

    Kein Missversständnis: Das sehe ich genauso.

    Mein Beitrag bezog sich auf die Verhärmtheit etlicher Garnisonkirchengegner, die gar nicht daran dächten, mit auch nur einem einzigen Garnisonkirchenbefürworter ernsthaft zu diskutieren.

    es mangelt ja nicht an Dialog. Potsdam ist eine kleine Stadt (165.000 Einwohner) und die Protagonisten der unterschiedlichen Initiativen kennen sich alle persönlich. Kein Kirchenbefürworter hat ein Problem mir einem der Kirchengegner zu diskutieren - und umgekehrt genauso.

    Das halte ich - mit Verlaub - für eine reichlich optimistische Variante, die von eigenem Empfinden auf andere schließt. Gesetzt den Fall, dass es abseits einer 100%igen Befürworterschaft und 100%igem Gegnerdasein es nur um unterschiedliche Prozente eines Dafür und eines Dagegen gäbe, das Gegenargument eines anderes also in mir Nachhall findet wie ein Befürwortungsargument Nachhall findet in einem, der sich als Gegner empfindet, wäre das alles in der Tat kein Problem.

    Das Problem sind allerdings die aufgemachten Fronten, dass aus 60 % Gegenargumente 100 % werden und aus 60 % Dafürargumenten gleichfalls 100 %. Im Streben nach diesem Huntertprozentigen und damit der dialogverwehrenden Galligkeit erkenne ich allerdings weit mehr eine Spezialität ausgemachter Gegner als der Befürworter. Weil nicht nur die Garnisonkirche auf dem Spiel steht, sondern gleichsam auch ein behauptetes Wiedererstarken des Militarismus, Revanchismus und der Reaktion, nimmt das auch kein Wunder.

    Wenn es dem relativ überschaubaren Kreis wirklich eingefleischter Gegner weder um die Gestaltung der Plantage noch um die Gestaltung dieses Grundstücks geht, sondern dass die Garnisonkirche allein schon wegen ihres Namens symbolhaft herhalten muss im Sinne eines Kampfes gegen die Ewiggestrigen, sprich: gegen die Revanchisten, Kriegstreiber und welche Zuschreibungen da sonst noch existieren: Wie könnte da jemals ein fruchtbarer DIalog mit fruchtbaren Ergebnissen entstehen? Sind offene Geschichtsbilder und negative Geschichtsbilder, die sich beständig an Feindschaften abarbeiten, unter ein Dach zu bekommen?

    Vor dieser "Hintergrundfolie" ist m. E. kein wirklicher DIalog denkbar.

    Nicht das Wesentlichste, doch auch nicht ganz unwichtig: Der stellvertretende Vorsitzende des Stadtschlossvereins heißt Hans-Joachim Kuke. Kulka ist der Architekt des jetzigen Baus.

    Ansonsten stimme ich Luftpost und Konstantindegeer in ihren Aussagen selbstverständlich zu.

    Auch als Nichtjurist:
    Politische Werbung ist ja Werbung für den eigenen "politischen Verein". Welcher das nun sein soll, wo sich die Fördergesellschaft bzw. die Unterstützer der Garnisonkirche sich aus nahezu allen Parteien zusammensetzen - SPD, CDU, Grüne, Potsdamer Demokraten, Bürgerbündnis, bis hin zu einzelnen Mitgliedern sogar der Partei Die Linke - hat sich die ViP hier wieder einmal ins Bockshorn jagen lassen.

    Was, bitte schön, wäre in einer plural verfassten Gesellschaft - anders als der vorherigen in Potsdam - nicht umstritten und mit verschiedener Meinung versehen? Welches Feld böte sich also für Ausschlussgründe?

    Für ein sozial lebendiges Potsdam ist die Mitte schon verloren.

    Die Befürchtung will ich keineswegs in Abrede stellen, auch wenn ich nach wie vor persönlich damit hadere.
    Hierbei mangelte es seit Jahren an der nötigen Sensibilität, was selbstverständlich in keinster Weise gegen Rekonstruktionen an sich spricht, allenfalls gegen den üblichen Standard, mit dem sie erfolgen. Je weniger etwas (noch) zu ändern ist, umso mehr von Omnipotenzgefühlen getrieben scheinen diejenigen, die sich als Gegner des Gesamten begreifen.

    Man kann vielleicht sagen, daß der Palazzo Chiericati als Inspirationsquelle diente, aber letztlich etwas sehr eigenständiges daraus gemacht wurde und der Bezug zum Vorbild nur in einigen Details gegeben ist.

    Selbst wenn der Begriff der "Kopie" nicht in dem denunziatorischen Sinne gebraucht wird, wie es einschlägige, erklärte Gegner vor Ort tun, so ist doch der Begriff "Kopie" m. E. nicht zutreffend. Inspirationsquelle, das bringt es treffend auf den Punkt. Eine Eigenschöpfung vor dem Hintergrund einer Vorlage woanders.

    Das betrifft dann selbstverständlich auch die heutigen Bauten, bis hin zum Landtagsschloss.

    ... und ebenfalls ein Interesse daran haben, das ein oder andere DDR-Gebäude zu erhalten. Schlicht und einfach, weil die Gebäude nun mal da sind, oft noch genutzt werden und auch Teil der Geschichte Potsdams sind.

    Ich bitte da zu unterscheiden zwischen Bauen innerhalb der Geschichte und Bauten der Geschichte.
    Der Unterschied liegt in der zeitübergreifenden Bedeutung. - Ansonsten hätte keine Generation eine Handhabe, den einen Bau durch einen anderen zu ersetzen, was sie immer getan hat.

    Um es am Beispiels Potsdams zu illustrieren:
    Die Seerose an der Neustädter Havelbucht hat eine große Bedeutung aufgrund der Einmaligkeit des Baus, das FH-Gebäude (eh. Institut für Lehrerfortbildung) wie auch das Mercure-Hotel (eh. Interhotel) hat faktisch null Bedeutung, dies aufgrund der Austauschbarkeit ihrer Fassadenelemente. Jenseits des vergangenen Ost-West-Gegensatzes, wie an so vielen anderen Orten Gebäude in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon], in Frankfurt an der Oder, in Stuttgart, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Hamburg oder sonstwo.

    Insofern geht es schlicht und einfach darum, ein völlig bedeutungsloses Gebäude durch mehrere Gebäude zu ersetzen, die an das Spezifische, an das zeitübergreifend Prägende kurzum: an das Bedeutende des Stadtraums anknüpfen.

    Einzig an den Spagat hochgehender Mieten und der Beibehaltung soziokultureller Mischung im Zentrum gilt es m. E. heranzugehen. Da sind die letzte Worte noch nicht gesprochen. Dies zu tun, darin läge ggf. ein Verdienst der Iniative "Die Mitte neu denken", wenn sie denn dies vorhätte, anstatt nur bedeutungslose Gebäude auf Deubel kumm raus zu retten.

    Ich vermute mal, die Umplanung hängt mit dem Gelände westlich des Bürgerbahnhofs zusammen, wo einst Peter Joseph Lenné einen Garten zum einstig ebenerdigen Bahnhof angelegt hat. Der ist natürlich längst verschwunden, doch es soll - verständlicherweise - die Option offen bleiben, etwas in der Art wieder anzulegen. Gegebenenfalls will Laggner auf dieser Fläche einen Hochbau und nicht nur einen simplen Stellplatz errichten.

    Mich würde einmal ein kleines Detail interessieren: wenn ihr die Fotos des Innenraums seht, wie gefällt der euch? Spricht der euch an oder eher geht so?

    Insgesamt finde ich das Abgebildete auf den ersten Blick schon ansprechend. Störend empfinde ich allerdings die unmittelbare Nachbarschaft von Kronleuchter und dickem Lüftungsrohr. Letzteres passt denn doch eher in Jeansläden und in Bauten, die von nacktem Beton als vorherrschendem Baustoff geprägt sind.

    Na ja, Tatjana Meissner steht eben symbolträchtig für das N(n)eue Deutschland, das sich erhob, über das Alte zu triumphieren. In einem ganz praktischen Sinne.

    An diesem aufgeworfenen Gegensatz zwischen Neu und Alt ist die DDR zugrunde gegangen, ohne dass es Tatjana Meissner offenbar bewusst wird.

    Wer DAS ALTE als Altes und Minderwertiges hinter sich lassen will - wie in den Liedzeilen zu erkennen - den holt es eben immer wieder ein. Je mehr Anti, je weniger lässt es den Betreffenden los und das auf recht ungute Art und Weise. Besser wäre, das Neue entstünde aus der Begegnung mit dem Alten. Dazu braucht es eben Wertschätzung.

    Irgendwie scheint sich da was zu "wiederholen" oder eben symptomatisch zu sein.

    War der Fürst zu Schwarzburg der Letzte, der schlussendlich sich mit der seinerzeit neuen Demokratie anfreunden konnte und nur deshalb dessen Schloss zum Unterschriftsort für die Weimarer Reichsverfassung wurde, so blieb es den NS-Schergen vorbehalten, allein wegen dieses Unterschriftsortes ihr Zerstörungswerk mit Schloss Schwarzburg zu beginnen, aber es doch nicht vollenden zu können.

    Ob es ggf. Aufgabe des Demokratie-Projektes sein könnte, diese Finessen und diese Achterbahn der deutschen Geschichte gleichfalls mit zu thematisieren und somit auch das Eulenpaar als Teil davon zu restaurieren? Die schwierige demokratische Geburt scheint - wie schon zu Weimarer Zeiten - nur bloß anders weiterzugehen.



    Die Bürger sind da aber noch nicht emotional an Bord.

    Diesen Punkt der genannten Initiative teile ich durchaus und auch die Einschätzung, dass die reale Gefahr besteht, dass die Innenstadt hochpreisig verödet. In der Tat halte ich die Überlegung, vermehrt die Genossenschaften in das Boot zu holen gerade für die kleinteiligen, doch eben auch schlichteren Gebäude zwischen den Leitbauten, noch nicht für ausgereizt. Sie ist ja in die Diskussion geworfen worden anstelle des Erhalts des Staudenhofs, dessen Benennung in krassem Gegensatz steht zur erdrückenden Monotonie des Gebäuderiegels. Gewiss wäre eine derartige Lösung nicht vergleichbar mit dem Mietniveau am Stern oder Schlaatz, es könnte aber dennoch niedriger sein als die Maximalmiete und die Maximalpreise für die Eigentumswohnungen, die so manchem Investor offenbar vorschweben.

    Soweit es sich die Initiative zur Aufgabe machte, Bauten in moderner Gestalt als Zwischenbauten zwischen den Leitbauten konzipieren zu helfen, ähnlich wie das beispielsweise beim ehemaligen alten Hafenquartier links der Oder in Szczecin (Stettin) gebaut worden ist, hätte sie fast ebenso meine Sympathie wie Mitteschön. Auch bei Mitteschön gibt es dazu ja dem Vernehmen nach Überlegungen. Da könnte die Initiative entsprechend eine Triebkraft sein, dass in diese Richtung auch wirklich etwas passiert.