Frankfurt a. M. - Rossmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz

  • Tut mir leid, ich erkenne nichts, was einen bemerkenswerten Fortschritt im Vergleich zu der ehemaligen Nachkriegsbebauung darstellen würde. Es ist dieselbe bauliche Askese und Ideenlosigkeit. Glatte, profillose Fassaden mit Fensterreihen, sonst nix. Mit einem Eckturm als einzigem Akzent, der auf lächerliche Weise versucht den Vorkriegsbau zu zitieren. Die Gliederung und Ausrichtung der Fenster war sogar bei den Vorgängerbauten noch besser. Gegen dieses magere Ergebnis wäre der Entwurf von Zaha Hadid ja richtig revolutionär gewesen. Ich hätte diesem auch unbedingt den Vorzug gegeben, da hätte der Goetheplatz ein echtes Highlight bekommen. Der jetzigen Bebauung gebe ich auch nur eine begrenzte Lebenzeit.

    In dubio pro reko

    8 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (9. Dezember 2013 um 08:53)

  • Tja, du darfst halt nicht außer Acht lassen, dass die Frankfurter Bautradition im Wesentlichen eine Mischung aus oberdeutschen und mitteldeutschen Strömungen ist. Diese oberdeutsche Spießigkeit führt dazu, dass ein Entwurf wie der von Zaha Hadid Architects de facto nicht zu bauen ist, aber auch, dass man weiter an eher simplen Fassaden und Kubaturlösungen hängt. Nach 1918 war man ja auch ganz schnell bei der Neuen Sachlichkeit, vor 1866 praktisch komplett im schlichten Spätklassizismus, die ganze preußische Kaiserzeit mit ihrer historistischen Bautradition empfand man sichtbar so wie die Herrschaft als aufoktroyiert.

  • Tut mir leid, ich erkenne nichts, was einen bemerkenswerten Fortschritt im Vergleich zu der ehemaligen Nachkriegsbebauung darstellen würde. Es ist dieselbe bauliche Askese und Ideenlosigkeit. Glatte, profillose Fassaden mit Fensterreihen, sonst nix. Mit einem Eckturm als einzigem Akzent, der auf lächerliche Weise versucht den Vorkriegsbau zu zitieren. Die Gliederung und Ausrichtung der Fenster war sogar bei den Vorgängerbauten noch besser. Gegen dieses magere Ergebnis wäre der Entwurf von Zaha Hadid ja richtig revolutionär gewesen. Ich hätte diesem auch unbedingt den Vorzug gegeben, da hätte der Goetheplatz ein echtes Highlight bekommen. Der jetzigen Bebauung gebe ich auch nur eine begrenzte Lebenzeit.

    wenn Du Dir die von RMA eingestellten Fotos vergrößert ansiehst, kannst
    Du feststellen, dass es eben keine glatten profillosen Fassaden sind. Wie ich bereits geschrieben habe, sieht es in in natura besser und vor allem hochwertiger aus. Zugegeben es mag nicht das Nonplusultra darstellen, aber so schlecht, wie es hier teilweise geredet wird, ist es bei Weitem nicht.

  • Also ich weiß nicht, wenn ihr mit so einem Ergebnis zufrieden seid sind die Ansprüche aber arg geschrumpft. Für mich stehen diese Neubauten ganz in der Tradition bundesdeutscher Biederkeit, sie sehen heute schon altbacken aus, als wären sie aus den 80er Jahren. Ich dachte eigentlich wir wären schon erheblich weiter. Aber bitte, wem's gefällt.

    In dubio pro reko

    4 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (10. Dezember 2013 um 10:58)

  • Die Gebäude ganz links (nicht der Altbau) und ganz rechts sind, meiner Meinung nach, recht brauchbar. Rechts aber auch nur, weil es diesen Turm besitzt. Die Häuser dazwischen sind Müll. Unterschiedliche Höhen hätten den Riegel etwas interessanter machen können. Doch das wissen die Planer solcher Klotzreihen scheinbar nicht.

  • Ja, sehe ich genau so wie Zeitmaschinist. Die zweite von links ist besonders miserabel, Fensterfront typischer 60er Jahre Bausünde. Wie man so etwas im Jahre 2015 bauen kann, ist mir schleierhaft. Der Herr Baukünstler wohnt selber im Stuckaltbau, seid Euch dessen versichert.

    PS - dieser komische Glashut ganz rechts sieht einfach nur dämlich aus. Infantil und albern. Hier haben sich wieder mal Lego-"Künstler" mit ihren Klötzchen ausgetobt.

    PS2 - ich lese grade, ist von Mäckler. Das wundert mich, der ist doch sonst ganz vernünftig und hat auch normalerweise einige gute Entwürfe. Dass so etwas von ihm kommt, ist kaum nachzuvollziehen. (Besonders dieser Glas-Hut....au weia!). Er ist nämlich sonst recht aufgeschlossen gegenüber Neuem Bauen (mit "Neu" meine ich: Wiedererlaubnis der Historie etc.). Also zu seinen besten Arbeiten gehört das hier nicht, sorry. Ich finde den ganzen Platz daneben, leider ist Frankfurt total verhunzt. Man könnte dennoch aus Frankfurt mit wenigen Handgriffen noch so vieles machen, aber auch hier sitzen im Stadtplanungsamt offenbar nur Unfähige. (Ich benutze bewusst nicht das Wort "Amateure", weil hierin das Wort "Liebe" = amare steckt, und diese Leute haben für schöne Architektur so viel "Liebe" und Einfühlungsvermögen wie eine Kuh am Konzertflügel für eine Beethovensonate).

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Das viele Meckern über die Frankfurter Plätze hat scheinbar geholfen. :smile:

    Zitat

    (...) Bereits seit Fertigstellung der neugestalteten Platzfolge Rathenauplatz /
    Goetheplatz / Roßmarkt im Jahr 2009 wird kontrovers über ihr
    Erscheinungsbild diskutiert. Nun hat der Magistrat der Stadt Frankfurt
    am Main ein Konzept zur Weiterentwicklung beschlossen. (...)

    http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=8653&_ffmpar[_id_inhalt]=29316157

  • Mich hat es gestern wie alle 2 Jahre mal wieder nach Frankfurt verschlagen und ich hatte nachmittags noch etwas Zeit, in der Innenstadt zu verweilen. Bin diesmal auch am Geotheplatz gewesen, wo mir das in einen modernen Neubau integrierte ehemalige Hotel de l'Union bzw. Hotel Weidenbusch unangenehm aufgefallen ist... wie kann man nur einen Gründerzeitbau so verhunzen (dass das Gebäude faktisch bis auf die Fassade abgerissen wurde kommt ja noch dazu).

    Was mich aber überrascht hat: Bei eben durchgeführter Recherche bin ich auf folgende Aussage auf der Wikipedia-Seite zum Frankfurt Steinweg gestoßen: Link

    Zitat

    Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das Haus Zum Weidenbusch mitsamt den gründerzeitlichen Nachbarbauten abgerissen und durch ein gläsernes Bürogebäude ersetzt.

    Leider habe ich nichts finden können, wie die Situation am Goetheplatz vor dem Umbau aussah, daher meine Bitte an die Frankfurter, ob sie mir hier mit weiteren Informationen und Bildern weiterhelfen kann.

    In den letzten 20 Jahren hat es doch immer einen Aufschrei gegeben (zum Glück), wenn irgendwo größere Gründerzeitblocks abgerissen werden sollten... was war denn damals los, als dort neugebaut wurde?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Von diesem Vorgang ist mir nichts bekannt. Möglichenfalls ist mit Abriss das Innere gemeint, während man die Fassade hat stehen lassen.

    Ansonsten: Klar, das Hotel de l'Union haben sie durch einen modernen Dachausbau völlig verhunzt. Da bleibt nur Abriss des modernistischen Daches in Zukunft. Und als Rache befürworte ich, zahlreiche modernistische Klötze mit goldenen Kuppeln und Stuckengeln umzugestalten.

  • Leider habe ich nichts finden können, wie die Situation am Goetheplatz vor dem Umbau aussah, daher meine Bitte an die Frankfurter, ob sie mir hier mit weiteren Informationen und Bildern weiterhelfen kann.

    Ich bin zwar kein Frankfurter, aber ich konnte zwei Bilder ausfindig machen, die die Situation vor dem unsagbaren Um- und Neubau zeigen.

    Das erste Bild stellt die städtebauliche Situation aus der Vogelperspektive noch vor dem Bau des heutigen Zara-Hauses am Rathenauplatz dar. Das Hotel Weidenbusch liegt an der Ecke Steinweg/Töpfengasse und südlich Richtung Roßmarkt schließt sich ein schlicht anmutendes Nachbarhaus an, eventuell handelt es sich aber auch um eine simple Verlängerung des Hotels in die Töpfengasse hinein. Eine gewisse Kontinuität der Dachkonstruktion und der Fenstergliederung scheint vorhanden. Dieses Haus/dieser Trakt ist auf der zweiten Aufnahme (vermutlich aus den 1980ern) noch vorhanden. Der Bau wurde wohl später dem gläsernen Neubau geopfert.
    Ansonsten stand östlich am Eingang des Steinwegs in der unmittelbaren Nachkriegszeit noch ein Gründerzeitbau (siehe hier) - dieser dürfte aber bereits seit vielen Jahrzehnten nicht mehr vorhanden sein.

    Es ist schon ein Ärgernis, wie viel alte Bausubstanz in Frankfurt, die man hätte sanieren oder gar teilrekonstruieren können, stattdessen der Abrissbirne zum Opfer gefallen ist.

    Bild 1: http://www.abload.de/img/goetheplatz08orky.jpg
    Bild 2: http://img.zvab.com/member/a09501/58182984.jpg

  • Weiß bitte jemand, was das für ein riesenhaftes Gründerzeitgebäude ist, das man auf dem ersten von m-mayence verlinkten Bild links in der Mitte sieht? Ich meine jenes mit der Dachkonstruktion, die an Palladios Basilica in Vicenza erinnert.
    Ich habe seinetwegen bereits den Strang "Frankfurt in alten Ansichten" durchforstet und auch im Band "Kriegsschicksale Deutscher Architektur" nachgeschlagen und konnte es nicht entdecken. Es scheint ja - dem zweiten Foto nach zu urteilen, wo man seine Kuppel sieht - zumindest in Teilen noch nach dem Krieg existiert zu haben.

    @ m-mayence

    Ich hoffe, die "alten Hasen" des Forums empfinden es nicht als dreist von mir, der ich doch selbst noch Neuling bin, wenn ich Dich hier herzlich willkommen heiße.

  • Vielen Dank Vulgow und m-mayence.
    Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte noch nie eine Luftaufnahme der Börse gesehen und der heutige, stark veränderte Zustand tat ein übriges.

  • Hallo m-mayence,

    vielen Dank für die Aufklärung. Auch wenn die Fassade des Gründerzeitgebäudes sehr schlicht war, bin ich doch sehr schockiert, dass so etwas in den frühen 2000er Jahren noch abgerissen wurde. Allein aufgrund der Größe würde der Goetheplatz mit der alten Fassade so viel besser aussehen als heute die Glaskiste. Zumindest in der Frankfurter Neustadt sind ja nach dem 2. Weltkrieg noch etliche Neubauten abgerissen worden... schrecklich. Aber wer weiß, vielleicht kommt ja irgendwann die ein oder andere Fassade zurück. Der Neubau am Roßmarkt 10 geht ja schon in die richtige Richtung...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Weit schlimmer wiegt der Abriss der alten Komödie in der Neuen Mainzer Straße. Das muss so um die 15 Jahre her sein. Leider finde ich kein Foto der historischen Fassade. Ich erinnere mich dunkel an eine Fassade, die ein wenig jener erhaltenen in der Weißfrauenstraße ähnelte:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…en-20100409.jpg

    Es kam dann der unvermeidliche Glaskasten hin, womit die Straßenfront einheitlich und kostrastlos modernistisch wurde:
    http://cdn2.venyoobot.de/images/gj/mz/gjmzch_427_640.jpg

    Hier noch ein Bild der erhaltenen Frankfurter Börse nachgereicht:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…erse-ffm022.jpg

  • Weit schlimmer wiegt der Abriss der alten Komödie in der Neuen Mainzer Straße. Das muss so um die 15 Jahre her sein. Leider finde ich kein Foto der historischen Fassade.

    Hier sollte das Haus angeschnitten zu sehen sein. Quelle


    Auf selbiger Homepage findet man so allerhand interessante Aufnahmen aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten, unter anderem eine der Wertpapierbörse. Man sieht, dass die Fassade des kleinen östlichen (vermutlich auch die des westlichen) Anbaus noch gänzlich erhalten war, wenn auch ohne die krönende Kuppelkonstruktion. Wie uninspiriert diese Fassade jetzt anmutet, kann man auf Heimdalls letzten Bild sehen.

    Es ist unglaublich, wenn man beim Durchblättern der Galerie so sieht, was in Frankfurt alles ohne Not platt gemacht wurde und das umfasst so viel mehr, als nur die bekannten Beispiele wie Schumanntheater und Schauspielhaus. Hier wurde und wird leider auch noch in unserer Zeit Stück für Stück städtische Identität abgetragen.