• Wer sich im "Kölner Einzugsgebiet" befindet und Interesse hat: Der Tag des Forts 2022 nähert sich. Auf der Seite des Veranstalters wird das Programm zum Herunterladen angeboten: Tag der Forts (Stand 01.06.2022)

    Der Erhalt der Forts wird stetig diskutiert, insbesondere nehme ich das aktuell für das ansehnliche Fort X (auf der Startseite des Links zu sehen) wahr.

    Ich denke dieser Hinweis passt am Besten in diesen Forumsstrang, da die Örtlichkeiten verteilt sind und die Forts das alte Köln im Stadtbild repräsentieren.

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    Ein sehr sehenswertes Video.

  • Das Video offenbart in 4 Minuten so viele Fehler der Kölner Nachkriegspolitik. Und man muss bedenken, der Krieg ist schon 10 Jahre vorbei, es geht hier nicht mehr um überhastete Fehlentscheidungen in den unmittelbaren Nachkriegsjahren. Ich habe das mal zusammengetragen:

    1. Das Stapelhaus hatte nach den Zerstörungen noch deutlich mehr Originalsubstanz als den erst im 19. Jahrhundert angebauten Turm, der heute als einziges übrig ist. Der Rest wurde komplett weggerissen:

    Stapelhaus.jpeg

    2. Das nächste Opfer: Die fast komplett erhaltene Empfangshalle des Hauptbahnhofs, mit neuem Dach versehen und ganz normal in Benutzung:

    Bahnhofsempfangshalle.jpeg

    3. Der gotische Dachreiter des Doms, der angeblich "nicht mehr zu reparieren war" und auf dessen intakter Unterkonstruktion heute die unpassenden Art-Deco-Elemente aufmontiert sind, vom leitenden Architekten des Wiederaufbaus von Notre Dame zutreffenderweise als "Warze" bezeichnet. Ob das nicht mehr zu retten war, kann sich ja jeder anhand der Bilder selber überlegen:

    Dachreiter_1.jpeg

    4. Rechts im Bild ebenfalls der Dachreiter, und unten noch gründerzeitliche Bahn-Verwaltungsgebäude, vor einigen Jahren abgerissen, links die Eisenbahndirektion noch ohne "Ufo" auf dem Dach:

    Dachreiter_2.jpeg

    5. Der Petrusbrunnen noch hinter dem Chor des Doms zu Füßen des begrünten Domhügels, heute alles zugebaut mit Domplatte und Straßenschluchten/Tunneln:

    Petrusbrunnen.jpeg

    6. Ein Beispiel von vielen, wir sehen einen offenbar intakten Gründerzeitbau am Hohenzollernring, den es mittlerweile nicht mehr gibt:

    Hohenzollernring-Abriss.jpeg

    7. Dieser gründerzeitliche Kopfbau am Chlodwigplatz wurde durch ein 70er-Jahre-Monstrum ersetzt:

    Chlodwigplatz.jpeg

    8. Die äußeren Türme der Hohenzollernbrücke haben den Krieg fast unbeschadet überstanden. Wenige Jahre später wurden sie abgerissen.

    Hohenzollernbrucke.jpeg

    Man muss es immer wiederholen, klar hat der Krieg unendlich viel kaputt gemacht. Aber ohne die schweren Fehler der Kölner Baupolitik vom Krieg bis heute könnte Köln eine deutlich schönere Stadt sein.

  • Der Sinn und Zweck der Flächenbombardierungen war doch die Rüstung zu schwächen, Deutsche (Arbeiter) zu töten und Kultur und Baugeschichte zu vernichten.

    Zu der Zeit, als in Deutschland die Nachkriegszerstörungen stattfanden. War Deutschland noch in Besatzungszonen aufgeteilt. Es sind auch in den Jahren danach überwiegend nur Leute an die Macht gekommen, die im Sinne der Alliierten gehandelt haben.

  • Das Argument würde ich ja gelten lassen, wenn es außerhalb Deutschlands anders aussehen würde. Wenn ich mir aber anschaue, was im Ausland so gebaut wird, dann handelt es sich ganz eindeutig um eine Seuche des schlechten Geschmacks, welche fast die ganze Welt ergriffen hat. Ich würde es eher als ein Phänomen der Moderne und unserer Konsumgesellschaft einordnen, als ein speziell deutsches Phänomen.

  • Das Argument würde ich ja gelten lassen, wenn...

    Streng genommen steht das gar nicht im Widerspruch zu Sir Mocs Begründung, ganz im Gegenteil. Die West-Alliierten standen für Moderne*, und die deutschen Beamten handelten in deren Sinne.

    *Diese Behauptung hab ich sogar von einer spezifischen amerikanischen Seite gehört, die "bemängelte", dass die US-Administration den Deutschen moderne Musik aufoktroyieren wollte, dh darauf bestand, dass in allen Programmen zB Strawinsky vorkam. Notabene, ich bin der Letzte, der das negativ sieht (im musikalischen Bereich), aber es passt ins Bild. In der Architektur wirkte sich das eben eindeutig negativ aus.

    Letztlich ist es ja irgendwo verständlich, dass man etwas Neues schaffen wollte, aus welchem, wie man vermeinte, eine friedlichere Gesellschaft entstehen würde. Wir Heutigen sind da natürlich völlig illusionslos. Aber dass es damals Gutmeinende gab, die so was glaubten ... geschenkt.

    Noch einmal: das rechtfertigt nicht die ganzen ästhetischen und kulturellen Verfehlungen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Köln im "Dritten Reich" - die "Umgestaltung" der Stadt - "Sanierung" der Altstadt - Abriss in Deutz

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  • Und wie prollig und kulturlos, für diesen uninspirierten Schrott das 1700 Jahre alte Deutz komplett auszulöschen zu wollen. Dazu noch mit einer völlig willkürlichen Achse, die auf dem gegenüberliegenden Ufer ins Nichts läuft. Mit ihrem Krieg ist es den Nazis dann ja tatsächlich gelungen, unsere alten Städte zu vernichten. Danke nochmal dafür ... not.

  • Das waren "nur" Studien. Wir wissen nicht was denn ueberhaupt gebaut worden waere.

    Nach dem Krieg wurde alles abgerissen, auch ganze Strassenzuege die nicht beschaedigt waren.

    Im Reich hatte man wenigstens noch ein "versetzen" von Hausern geplant plus passende Neubauten.

  • Wie sah Deutz überhaupt früher aus? Hatte es so etwas wie eine Altstadt?

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    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Deutz war ursprünglich der römische Brückenkopf auf der anderen Seite der Römerbrücke. Nach dem Verfall der Römerbrücke im Frankenreich wurde Deutz zu einer selbstständigen Stadt, die aber nie besonders groß war. Erst im 19. Jahrhundert, als Kalk und Poll eingemeindet wurden, wuchs Deutz auf eine beträchtliche Größe an, bevor es 1888 von Köln wieder "geschluckt" wurde.

    Auf dem Mercatorplan von 1571 sieht man dass Deutz im Wesentlichen aus zwei Straßen bestand, die wir heute als Deutzer Freiheit und Siegburger Straße kennen, mit ein paar Querstraßen:

    1-Mercator.jpeg

    Wir erkennen zwei große Kirchen, St. Heribert als Kloster- und St. Urban als Pfarrkirche, wie im gegenüberliegenden Köln als Paar so häufig anzutreffen.

    Im dreißigjährigen Krieg wurde Deutz von den Schweden belagert, dabei geriet der als Pulverkammer genutzte Turm von St. Urban in Brand und flog in die Luft. Von diesem Ereignis gibt es eine Darstellung von Merian:

    2-rba_057410-verkleinert.jpeg

    Der Zentralbau von St Heribert wurde dabei wohl völlig zerstört und wurde danach in heute bekannter Form wieder aufgebaut, St. Urban wurde wohl bei einem Rheinhochwasser Ende des 18. Jahrhunderts endgültig aufgegeben und St. Heribert wurde nach der Säkularisation durch die Franzosen zur Pfarrkirche:

    Auf der Darstellung 1798 von Joseph Michael Laporterie sehen wir vor St. Heribert wohl noch den alten Turm von St. Urban, daneben niedrige Giebelhäuser:

    3-rba_640179-verkleinert.jpeg

    Auf alten Postkarten sehen wir entlang der Straße "Deutzer Freiheit" (auf diese Straße mündet die Deutzer Brücke) niedrige Drei- und Zweifensterhäuser, wie wir sie aus dem alten Köln kennen, mit abgeschnittenen Giebeln in Kombination mit Gründerzeitgebäuden. Rechts im Bild sehen wir bereits den neoromanischen Bau von Neu St. Heribert:

    4-150109961_3261542670612610_533316662198690833_o.jpeg

    5-Coln-Deutz-um-1910-R-1.jpeg

    Ganz rechts noch ein übrig gebliebenes Haus mit Spitzgiebel:

    6-Coln-Deutz-22.08.1907-R.jpeg

    7-Coln-Deutz-26.10.1904-R.jpeg

    8-Coln-Deutz-um-1910-R.jpeg

    Neu St. Heribert steht heute noch, allerdings mit abgeschnittenen Türmen und vereinfachten Dach. Es gehört hier zwar nicht ganz hin, aber durch was für ein Gebäude das angrenzende Giebelhaus ersetzt wurde, schlägt dem Fass mal wieder den Boden aus:

    9-IMG_9199.jpeg

  • Noch ein paar mehr Bilder vom alten Deutz:

    10-Koln-Deutz-01.01.1926-R.jpeg

    Ebenfalls an der Deutzer Freiheit, die Synagogengemeinde:

    11-rba_063201.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_063201, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05063946

    Blick die Deutzer Freiheit hinunter, über dem Rhein ist auf diesem Foto noch die alte Schiffsbrücke zu sehen:

    12-Coln-Deutz-19.07.1909-R.jpeg

    Auf folgendem Bild ist die Deutzer Brücke schon fertig (die zwischenzeitlich in Hindenburgbrücke umbenannt wurde), rechts im Bild angeschnitten St. Heribert:

    13-Koln-04.11.1939-R.jpeg

    Übrigens, von wegen nicht erfolgter monumentaler Überplanung von Deutz, so sah das ganze während den Wiederaufbaujahren aus:

    14-Koln-22.09.1962-R.jpeg

    Heute die selbe Perspektive:

    15-am-Rhein-heute.jpeg

    Bildquelle: https://www.google.com/maps/place/573…qbF9m?entry=ttu

    :crying: :crying:

    Hier noch ein altes Luftbild mit Blick auf St. Heribert und das Klostergebäude, beide wurden nach dem Krieg wiederaufgebaut:

    18.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_d006326, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05155594

    Zum Abschluss noch zwei Bilder aus der Gasse "An der Erck", die es heute nicht mehr gibt und vermutlich in dem abgerissenen Häuserblocks zwischen Siegburger Straße und Rhein lag:

    16-rba_073329.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_073329, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40022322

    17-rba_073328.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_073328, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40022321

  • Das Foto muss irgendwann in den dreißigern während der "Altstadtsanierung" gemacht worden sein. Das Stapelhaus hat noch seine Turmhaube, die ist auch irgendwann in den dreißiger Jahren verschwunden.

    Was man sieht ist, wie viele Häuser während der "Sanierung" komplett abgerissen wurden. Darunter auch das Delfterhaus, hier eine Detailaufnahme vor dem Umbau (das zweite Haus von rechts mit dem geraden Dachabschluss):

    Delfterhaus.jpeg

    Seit der "Sanierung" sieht es bis heute so aus:

    Delfterhaus-heute.jpeg

    Auf der von Bergischer verlinkten Postkarte fehlt es komplett, das heißt, es wurde nicht nur umgebaut, sondern ebenfalls komplett neu errichtet.

  • Wir sehen den Rathausplatz. Rechts das Rathaus mit Turm und Laube, wie sie heute zum Glück ja noch vorhanden sind. Geradeaus steht die gründerzeitliche Erweiterung des spanischen Baus, links um die Ecke der historische spanische Bau, ganz links am Bildrand sieht man die Ratskapelle. Dort wird ja heute das jüdische Museum gebaut.

    2-rba_014036.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_014036, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05209843

  • Eigentlich sehr eng, zu eng, um der monumentalen Architektur des Rathauses gerecht zu werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Rathauslaube genau für diese Enge konzipiert wurde und ihre Wirkung erst richtig entfaltet, wenn man aus der schmalen Portalsgasse heraustritt und sich plötzlich die eindrucksvolle Laube vor einem erhebt. Von daher ist es eigentlich richtig, den Rathausplatz wieder zu bebauen, nur das geplante Gebäude wird natürlich leider grauenvoll aussehen.

    Das nächste Bild zeigt die Südbrücke mit ihren Portalbauten, die genau wie bei der Hohenzollernbrücke nach dem Krieg abgetragen wurden.

    3-Sudbrucke.jpeg