Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • ^ Geht mir genauso. Was mir vorallem Sorgen bereitet: Es ist ja vorgesehen, einen Architektenwettbewerb dafür auszuschreiben und die Ostfassade eventuell sogar modern (!!) zu gestalten. Was soll denn dieser Blödsinn? Wenn man dieses Schloss mit 3 Schauseiten und einer modernen Fassade rekonstruiert, nimmt man doch den Rekonstruktionsbefürwortern jeglichen Wind aus den Segeln - und gibt den Gegnern durch dieses frevelhafte Vorgehen wieder reichlich dreiste Argumente (Disneyland, Kitsch, Schaukastenarchitektur, Las Vegas, etc. pp.) an die Hand.

    Wieso errichtet man die Ostseite nicht einfach erstmal in der alten Kubatur und ohne jegliche Fassade? Wenn genügend Geld da ist, kann ja die Fassade immer noch originalgetreu wiederhergestellt werden. So ein Wiederaufbau passiert ja auch nicht von heut auf morgen, wie sich die Herren das so vorstellen - das königliche Dresdner Residenzschloss beispielsweise wird nun schon (zumindest äußerlich) seit einigen Jahren beständig und liebevoll in seiner alten Pracht wiederhergestellt, Stück für Stück.

    Man sollte solch eine aufwendige und umfassende Rekonstruktion als Generationenaufgabe sehen, nichts was sich innerhalb von 3 Jahren hochziehen lässt. So muss unter anderem auch sichergestellt werden, dass zumindest die kunsthistorisch bedeutenden Räume in ihren genauen historischen Abmessungen errichtet werden, damit eine spätere genaue Wiederherstellung möglich ist.

    Das schlimmste jedoch wäre eine moderne Ostfassade, die ließe sich so leicht nicht mehr verändern (oder zumindest nur sehr kostspielig wieder entfernen & ersetzen) und würde zudem einfach furchtbar aussehen (egal wie gut sie gemacht ist), darüber hinaus wie bereits erwähnt deutsche Rekonstruktionen generell unglaubwürdig machen (wie sich das leider Gottes teilweise am Dresdner Neumarkt mit seinen modernen Füllbauten abzeichnet). Dieses Desaster muss um jeden Preis verhindert werden!

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Dieses Desaster muss um jeden Preis verhindert werden!

    Ich wäre natürlich auch für die Rekonstruktion der Ostfassade, aber das Stadtschloss ist zu klein für die gewünschte Nutzung.
    Der Anbau, der östlich an das Schloss anschließen wird, soll den Mangel an Nutzfläche wieder ausgleichen.
    Die Ostfassade kann nur in einem Fall wiederherzustellt werden nämlich, wenn man mit weniger Nutzfläche auskommt; danach sieht es aber nicht aus!

    Wir müssen uns darauf einstellen, dass ein Anbau kommt der nicht unseren Vorstellungen entspricht.
    Angesichts dieser Aussicht sehe ich die einzige Chance darin den Anbau bestmöglich zu kaschieren.
    Daher bin ich für die Rekonstruktion der Schlossapotheke, da dieser Bau zum einen, einen "guten" Übergang zwischen historischer Schlossfassade und der Fassade des Anbaus (höchstwahrscheinlich zeitgemäße Architektur) herstellt und diesen Bruch nicht so krass aussehen lässt.
    Zum anderen verdeckt die Schlossapotheke aus verschiedenen Perspektiven den Anbau: Von der Schlossbrücke/ Unter den Linden oder auch von dem Lustgarten aus betrachtet.

    Das Desaster kann nicht verhindert, aber in Grenzen gehalten werden! :lehrer:

    Was haltet ihr von dieser Idee?

  • Klar wird das Schloss rekonstruiert. Mittlerweile wurde das schon so oft bestätigt, da gibt es doch jetzt wohl keinen Zweifel mehr. Obwohl, das hätte ich in Potsdam auch gedacht :augenrollen:

    Auf der Seite des Fördervereines wird die Kostenkalkulation von Wolfgang Tiefensee erneut bestätigt. http://www.berliner-schloss.de/start.php\r
    http://www.berliner-schloss.de/start.php

    Jetzt heisst es: spenden, spenden, spenden!!!

  • Ich bin mir ehrlich gesagt unsicher wie nie, ob ich überhaupt für das Schloss etwas springen lasse. Wenn man tatsächlich eine moderne Ostfassade realisiert, werde ich diesen Schritt wohl reiflich überdenken. Bevor ich nicht eine genaue Vorstellung habe, wie das Schloss nun schlussendlich aussehen wird, sieht der Förderverein von mir keinen einzigen Cent.

  • BerlinFan

    hatte ich vorhin im ARD-Videotext gelesen. Ja, ja. Die Angst in vieleicht nicht allzu ferner Zeit nicht mehr gebraucht zu werden, bzw. aus der Mode zu sein, muß für einen "Stararchitekten" schon sehr unangenehm sein. Aber wie sagt man so schön im Englischen: "Time waits for no one".

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat von "Knochenhauer"

    Weiß eigentlich jemand, ob beim Schlossbau Ziegel, Betonplatten oder eine Mischung aus beidem als Baustoff vorgesehen ist?

    Zitat

    Wie wird das Schloss gebaut?

    Die Außenmauern werden voraussichtlich konventionell, wie früher, in Ziegelbauweise ausgeführt. Dabei wird, wie bei Schlüter, eine Außen- und Innenmauer aufgemauert. Der Zwischenraum wird mit einer Mischung aus Mörtel und Ziegelteilen gestampft, nachdem vorher die Schächte für Heizung, Klima, elektrische Anlagen und Kommunikationstechnik eingezogen wurden.

    Der Vorteil dieser Bauweise liegt darin, dass die schweren Sandstein-Fassadenelemente in die Mauer organisch eingelassen werden können und absolut fest mit dem Mauerwerk verbunden sind. Außerdem erfüllt die gut einen Meter dicke Mauer alle Vorschriften der Wärmedämmung und leitet aber auch die Wärme im Mauerwerk so ab, dass es nicht zu Rissbildungen kommen kann. Bei einer zweischaligen Bauweise der Außenmauer, innen ein Warmhaus, dann Wärmedämmschicht und kalte Außenmauer, käme es zu statischen Schwierigkeiten:

    Da das Innenhaus ganzjährig immer eine Temperatur von ungefähr 20 Grad hat, das Außenmauerwerk aber je nach Frost und im Sommer nach Sonneneinstrahlung eine Temperaturamplitude von bis zu -30 Grad und bis zu +70 Grad, also eine Amplitude von 100 Grad, kompensieren muss, ist eine Rissbildung nicht auszuschliessen, weil beide Schalen ja doch mit einander verzahnt werden müssen.

    Im Inneren wird sicherlich ein Betontragwerk das Skelett des Schlosses ausmachen. Holzbalkendecken haben eine zu geringe Tragkraft und entsprechen bei öffentlich genutzten Gebäuden nicht mehr den feuerpolizeilichen Vorschriften. Die alten Deckenbalken des Schlosses waren im Dachbereich, dort, wo sie in die Mauer eingelassen waren, schon bald abgefault und mussten, mit U-Eisen geklammert, neu im Mauerwerk verankert werden. Dies ist bei Beton auszuschließen, der auch höhere Traglasten ermöglicht.


    Beantwortet das deine Frage?

    http://www.berliner-schloss.de/start.php?navID=135\r
    http://www.berliner-schloss.de/start.php?navID=135

  • Hallo liebe Gemeinde,
    ich denke schon, dass auch die Ostfassade wiederkommen wird. Andernfall ware doch die Schlossrekonstruktion peinlich verdorben. Für meine Ansicht spricht auch,dass in unmittelbarer Nähe zwischen Nikolaigebäude und Stadtverordnetengebäude kleinteilig gebaut werden soll, und wie soll das dann aussehen.

  • Libeskind mit seinen modernistischen Blitz-klotzen und die romantische und detaillierten Welt des Schlosses sind total verschiedene Welten. Finde das Libeskind hier nichts mehr zu suchen und sagen hat.

    Das Wort ist an die wunderschöne Welt des ehemalige kunstreiche Schlossensemble und die bitter notwendige Aufwertung der öde Mitte Berlins.

    Auch meinen Kollegen äusserten sich heute so das historische Stadte viel mehr Reiz haben, dann moderne Städte und das viele alte Städten mittlerweilen viel zu weit gegangen sind mit das Ersetzen von alten Bauten mit neuen Bauten. Sie nennen Madrid und Barcelona als Beispielen, wo zu viele Neubauten die Reiz der historische Stadt heute bedrohen. Wie populär diese Städte auch noch immer sein.
    Das "Rotterdam" Effekt in der Niederlanden, ist aber ähnlich mit den Deutschen Städten, wo Kriegstrümmer fast immer von schlichte Neubauten ersetzt wurden und wenig (nichts) getan wurde um alte Bausubstanz zu retten. In Deutschalnd wurde sogar auch erhalten Altbauten abgerissen (Vineta Platz Berlin, Nordfront Magdeburg).
    So sind anno 2007 viele Städte recht unangenehm geworden, weil sie zu modern und abweisend sind.

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Ich bin mir ehrlich gesagt unsicher wie nie, ob ich überhaupt für das Schloss etwas springen lasse. Wenn man tatsächlich eine moderne Ostfassade realisiert, werde ich diesen Schritt wohl reiflich überdenken...

    Sehe ich nicht so. Die eigentliche Alternative ist ja nicht 3 oder 4 historische Fassaden, sondern (mindestens) 3 oder gar keine, d.h. gar kein Stadtschloss zu bekommen.

    Ich halte es zwar leider auch für sehr wahrscheinlich, dass die Modernisten sich an der Ostfassade austoben dürfen, habe mir aber trotzdem zuletzt einen Baustein gekauft, um zumindest die für mich noch akzeptable Minimallösung dreier historischer Fassaden mit Kuppel zu unterstützen, denn ohne Spenden werden überhaupt keine historischen Fassaden (und in Zukunft erst recht keine historischen Innenräume) wiedererschaffen werden.

  • Zitat von "MunichFrank"

    Die eigentliche Alternative ist ja nicht 3 oder 4 historische Fassaden, sondern (mindestens) 3 oder gar keine, d.h. gar kein Stadtschloss zu bekommen.


    Sehe ich auch so!

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Das mag schon stimmen, da gebe ich dir recht Frank. Aber wenn ich nicht die Gewissheit habe, dass da für mein Geld auch etwas vernünftiges entsteht, dann werde ich mich auch nicht engagieren. So eine Einstellung mag der Reko der Schlossfassaden vielleicht nicht sehr dienlich sein, aber mit einem halbgaren Wiederaufbau, der teilweise von meinem Geld mitfinanziert wurde, könnte ich nicht wirklich zufrieden sein.

    Übrigens: Für die Frauenkirche in DD habe ich gespendet, auch für die Wiederherstellung des Demminer Rathauses (eine Rekonstruktion in meiner Umgebung) und diverse kleinere Wiederherstellungs- und Sanierungsprojekte. Zu so einem Schritt entscheide ich mich aber grundsätzlich erst dann, wenn Gewissheit über das zu erwartende Ergebnis herrscht. Hätte ich beispielsweise Mitte der 90er etwas für die Rekonstruktion des Neuen Museums in Berlin gespendet, ich hätte dieser Tage wohl jedem einzelnen vergeudeten Pfennig eine Träne nachgeweint... :lachen: