Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Grundsätzlich stimme ich ja hinsichtlich der architektonischen Ensemblewirkung zu. (Danke übrigens für die Informationen, "Götzenhainer") Ein "Quatsch" aber sind die Entscheidungen keinesfalls, sondern eben Politik. Das übersehen viele Forums-Diskutanten immer wieder, dass sich die Entscheidungen über Bauästhetik und Stadtplanung nicht in einem luft- bzw. politikleeren Raum entwickeln. Politik möchte man ausblenden, sich allein am ästhetischen Für und Wider orientieren. All das hat aber viel mit dahinter stehenden versteckten Dogmen und Ideologien zu tun, außerdem mit der Wahrnehmung und Durchsetzung von handfesten Interessen. Hier wird auf jemanden Rücksicht genommen, weil einem in der Vergangenheit selbst von dieser Seite Unterstützung passierte. Dort wird eine Entscheidung zugunsten eines anderen getroffen, weil man ihn für die Zukunft binden will bzw. sich nicht mit Leuten verscherzen will, die ihn unterstützen. Vieles läuft nicht völlig wertobjektiv, sondern ist eben auch Klüngel hinter den Kulissen. Dies nur als ein Beispiel, wie Politik und Ökonomie die Städte prägen.
    Jedenfalls freue ich mich natürlich über die neuen Nachrichten. Eine Überarbeitung könnte etwas mehr Stimmigkeit in das Ensemble bringen. Und Originalspolien der "Goldenen Waage" sind ja auch eine tolle Sache. Man muss sich eben auch über "kleine Brötchen" freuen.

  • Komisch, ich finde den Riemann-Entwurf (Markt 7) gar nicht so schlecht. Immerhin ist das mal eine Holzfassade, wenn ich das richtig interpretiere, wenn auch eine sehr moderne.

    Viel mehr Sorgen macht mir der Markt 32. Die merkwürdig gekantete Fassade will sich in meinen Augen so gar nicht in die Struktur der anderen Fassaden fügen. Es wirkt fast wie eine Sichtbetonfassade der 70er Jahre, selbst wenn sie verputzt wird.

  • Ich habe soeben die Seite über die Spolien in Götzenhain gefunden.
    Wird dort das gesamte Untergeschoss abgebaut, nachdem die Sandsteinarkaden in ein Wohnhaus integriert wurden ???

  • Erstmal grundsätzlich: Die Goldene Waage "steht" in meinem Heimatort. Das Erdgeschoss hat 1946 der ehemalige, erste Intedant des Hessischen Rundfunks, Beckmann, sagen wir "erworben" und in sein neu erbautes Anwesen eingefügt (Teile auch in die Gartengestaltung einbezogen-Stützmauern). Die heutigen Besitzer, über 80 Jahre, die Frau Pflegefall, können nichts dazu. Sie haben sich, so Guntersdorf, bereit erklärt, dass die aufwändigsten, wertvollsten Steine ausgebaut werden! Es wird den Leuten natürlich nicht das Haus "unter dem Hintern abgerissen"....auch unter Berücksichtigung der eben geschilderten Situation!

  • Komisch, ich finde den Riemann-Entwurf (Markt 7) gar nicht so schlecht. Immerhin ist das mal eine Holzfassade, wenn ich das richtig interpretiere, wenn auch eine sehr moderne.

    Viel mehr Sorgen macht mir der Markt 32. Die merkwürdig gekantete Fassade will sich in meinen Augen so gar nicht in die Struktur der anderen Fassaden fügen. Es wirkt fast wie eine Sichtbetonfassade der 70er Jahre, selbst wenn sie verputzt wird.

    Woher hast Du die Info, dass es sich um eine Holzfassade handeln soll? Ich bin bislang von einer Stein-/Betonfassade ausgegangen. Von Holz war bislang jedenfalls meines Wissens nie die Rede und das ist auch anhand der Grafiken nicht ersichtlich.

  • Für welchen von beiden man sich zu entscheiden hätte, ist wirklich leicht zu beantworten. Was man der Goldenen Waage damit antut, ist nichts anderes als ein Verbrechen.

  • Nicht dass ich an eine erhebliche Verbesserung glaube, aber neugierig bin ich schon, was Her Guntersdorf unter "drastisch überarbeitet" versteht.

    Der Riemann-Entwurf (der eigentlich in der Tonne gehört) würde etwas erträglicher, wenn die Höhe der Fenster um mindestens ein Drittel reduziert werden und der Giebel zwei kleine Fenster bekäme.

    Bei Markt 32 kann es eigentlich nur darauf hinauslaufen, dass die Asymmetrie bei den Fensterachsen beseitigt wird.

    Aber das wären nur meine Vorschläge. Wie bereits berichtet wurde, sind ja auch andere Entwürfe schon überarbeitet worden, aber die Resultate waren bislang noch nirgends zu sehen.

  • Am meisten stört mich an dem Entwurf, dass er zusammen mit dem sehr ähnlichen Stadthaus die Goldene Waage in die Zange nimmt. Da kann man noch so viel dran rumdocktern wie man will, daran wird sich nichts ändern.

  • Hat jemand die gestrige Frankfurter Neue Presse oder die heutige FAZ gelesen? Das ist keine rhetorische Frage, denn ich habe sie nicht gelesen. Darin soll sich Mäckler, so hat man mir gerade gesteckt, gravierend zum Rekonstruktionsprojekt geäußert haben. Und zwar in einer für die Rekonstruktionen negativen Weise. Da Mäckler nicht unbedeutend ist, sollte man sich intensiv mit seinen Vorschlägen zur möglichen Umgestaltung auseinander setzen. Also, wenn ich dazu komme, besorge ich mir heute noch die FAZ. Ansonsten bitte ich mal andere Diskutanten, sich schlau zu machen und die Inhalte mitzuteilen.

  • Also, offenbar hat sich hier noch niemand über die neuesten Attacken gegen das Altstadtprojekt informiert. Deshalb will ich das mal tun. Wer sich sicher wähnte, alles sei schon ganz in trockenen Tüchern, sollte auf der Hut bleiben.

    Ich zitiere Passagen aus dem Artikel "Abenteuerliche Rekonstruktionen" von Matthias Alexander (FAZ, 12.4.2013):

    Zitat

    ...In der letzten Sitzung des Aufsichtsrats der städtischen Gesellschaft sei über die Rekonstruktionen länger gesprochen worden, berichten Teilnehmer. Für den Gestaltungsbeirat soll dessen Vorsitzender Christoph Mäckler mit sehr deutlichen Worten darauf hingewiesen haben, dass die Pläne für einige Häuser zum Teil abenteuerlich geraten seien. Aus Rücksicht auf Vorschriften des Brandschutzes und der Energieeinsparung habe man sich so weit von der Originalplänen entfernt, dass eine Rekonstruktion `Quatsch´ wäre. Mäckler soll sich dafür stark gemacht haben, in solchen Fällen lieber ganz auf eine Rekonstruktion zu verzichten und stattdessen Neubauten zu errichten….

    Zitat

    …Unter den Mitgliedern des Aufsichtsrats, die in ihrer großen Mehrheit Vertreter der schwarz-grünen Römer-Koalition sind, sollen Mäcklers Bemerkungen für Nachdenklichkeit gesorgt haben. Der CDU-Stadtverordnete Thomas Kirchner, der dem Aufsichtsrat angehört, sagte gestern auf Nachfrage, man werde sich die Pläne für die Rekonstruktionen noch einmal ganz genau anschauen…

    Um die sechs von der Stadt zu errichtenden Nachbauten, darunter die „Goldene Waage“ und das „Rote Haus“, steht es nicht ganz so kritisch. Einfach durch die Tatsache, dass es keine Ersatzplanung für diese gegeben habe. Würde man diese nun aber initiieren, würde es lt. dem Artikel zu Verzögerungen der Gesamtplanung kommen. Anders hingegen bei den sieben optionalen Rekonstruktionen, die von Privatinvestoren übernommen werden. Denn für diese „liegen Alternativpläne in der Schublade, auch wenn diese noch nicht im Detail ausgearbeitet seien“.

    Ein Sprecher von Planungsdezernent Olaf Cunitz versucht auf Anfrage zu beruhigen:

    Zitat

    „Wenn man mit ein bisschen gutem Willen von einer Rekonstruktion sprechen kann, dann werden wir sie sicherlich nicht kippen.“

    Die SPD wiederum nimmt die sechs städtischen Rekonstruktionen in die Zange:

    Zitat

    Der Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling weist darauf hin, dass bis heute kein Nutzungskonzept für die Häuser vorliege, die die Stadt selbst rekonstruieren wolle. Daher lasse sich auch nicht sagen, welche Folgekosten mit dem Projekt verbunden seien.

    Allerdings ist die SPD „mit Ausnahme des überdimensionierten Stadthauses“ mit dem aktuellen Stand der Dinge zufrieden. Aber sie fordert dabei möglichst originalgetreue Rekonstruktionen, keine „Betonbauten mit aufgeklebten Holzbalken“.

    Man wird also wieder aktiv werden müssen, um sich dieser Attacken 5 vor 12 zu erwehren.

  • Ich warne vor Mäckler ja schon seit Jahren. Wo immer er auf das Thema Rekonstruktionen angesprochen worden ist, hat er immer sofort gegen Rekonstruktionen gewettert. Letztlich weil er in Rekonstruktionen eine Konkurrenz für seine Vorstellungen von "traditionellem Bauen" sieht.

    Aber hier im Forum heißt ja immer: "Nee, der ist schon auf unserer Seite, der ist doch für traditionelles Bauen. Und dass er sich gegen Rekonstruktionen ausspricht, ist doch bestimmt nur strategisch."

    Von wegen: der Mann ist ein eingefleischter Rekonstruktionsgegner. Und wenn man so einem ein Rekonstruktionsprojekt anvertraut, sieht man ja, was rauskommt.

  • Die privat finanzierten Rekonstruktionen werden sicher nicht gekippt. Schließlich haben die Leute sie ja gerade wegen des historischen Erscheinungsbildes erworben. Die werden sich nicht auf einen modernen Neubau einlassen.

    Zitat


    Der Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling weist darauf hin, dass bis
    heute kein Nutzungskonzept für die Häuser vorliege, die die Stadt selbst
    rekonstruieren wolle. Daher lasse sich auch nicht sagen, welche
    Folgekosten mit dem Projekt verbunden seien.

    Diese Aussage halte ich für vorgeschobenen Unsinn. Rekonstruktion hin oder her. Für moderne Neubauten gäbe es das Konzept ebenso wenig. Hier wittert wieder jemand die Chance Geld einzusparen. Mit der Authentizität der Bauten hat das rein gar nichts zu tun.

  • Mäcklers Problem (und nicht nur seines) ist, dass fast jedes seines oder seiner Kollegen Häuser neben den schönen Altbauten oder Rekonstruktionen ganz schön "alt" aussieht...

    ...kein Wunder, wenn diese Leute demnach ein patologisches Problem damit haben, dass ihre Werke einfach nur wie billiger Ramsch wirken. Und umso mehr in der neuen Frankfurter Altstadt - alle Welt wird über die wiedererstandenen Fassaden staunen und wohl mitleidig auf den Rest der Füllbauten blicken, wobei hier ausnahmnsweise auch wirklich einige sehr gute Fassaden dabei sind, aber leider auch genau das Gegenteil ist dort auch vorhanden.

  • Ich warne vor Mäckler ja schon seit Jahren. Wo immer er auf das Thema Rekonstruktionen angesprochen worden ist, hat er immer sofort gegen Rekonstruktionen gewettert. Letztlich weil er in Rekonstruktionen eine Konkurrenz für seine Vorstellungen von "traditionellem Bauen" sieht.

    Aber hier im Forum heißt ja immer: "Nee, der ist schon auf unserer Seite, der ist doch für traditionelles Bauen. Und dass er sich gegen Rekonstruktionen ausspricht, ist doch bestimmt nur strategisch."

    Von wegen: der Mann ist ein eingefleischter Rekonstruktionsgegner. Und wenn man so einem ein Rekonstruktionsprojekt anvertraut, sieht man ja, was rauskommt.


    Eingefleischter Gegner halte ich doch für sehr stark übertrieben bzw. für falsch. Wie erklärst Du Dir die Tatsache, dass Mäckler die Alte Stadtbibliothek originalgetreu rekonstruiert hat? Warum hat er dann keine abstrakte Interpretation aus Glas und Stahl entworfen (was, wenn ich mich richtig erinnere, ein anderer Architekt auch getan hatte)? Und 2005, als das Altstadtprojekt noch in Kinderschuhen steckte und niemand wußte, ob zwischen Dom und Römer überhaupt jemals irgendein historisches Haus rekonstruiert oder wenigstens vereinfacht nachempfunden wird, hatte sich Mäckler nach einer Podiumsdiskussion im Smalltalk mit Restitutor Orbis und mir ziemlich wohlwollend über die Goldene Waage geäußert ("Natürlich kommt die!") - aber eben in gedämpfter Lautstärke. Ich kann in den Mann nicht hineingucken, und er ist wohl gegen eine flächendeckende Rekonstruktion ganzer Straßenzüge, aber nicht gegen Einzelbauten.

  • Am meisten stört mich an dem Entwurf, dass er zusammen mit dem sehr ähnlichen Stadthaus die Goldene Waage in die Zange nimmt. Da kann man noch so viel dran rumdocktern wie man will, daran wird sich nichts ändern.

    Ja, die beiden ähneln sich irgendwie auf fatale Weise. Kein Zufall, daß ich schon 2011 über das Stadthaus etwas ähnliches geschrieben hatte wie jetzt über den fiesen Markt-7-Entwurf:

    Ich kann mich mit diesem seltsamen Stadthaus nicht anfreunden. Während die Giebel noch halbwegs passabel wirken, ist die Fassade eine mittlere Katastrophe. Zwar wird immerhin Mainsandstein verwendet, aber die Fenster haben sind wild durcheinandergewürfelt mit verschiedenen Formaten, alles asymmetrisch, entweder viel zu groß oder zu schmalen Schießscharten verengt - und dann auch noch an diesem Standort, direkt vor dem Dom und vor allem, noch schlimmer, direkt neben der Goldenen Waage. Da hätte es diverse Wettbewerbsbeiträge gegeben, die sich mehr oder weniger harmonisch angepaßt und eingefügt hätten nebem der Waage, aber hier wird wieder unnötigerweise ein beißender Kontrast geschaffen. :gehtsnoch:

    Man kann nur hoffen, daß das ganze Stadthaus-Projekt noch irgendwie scheitert. Oder daß die Fassade noch überarbeitet wird. Mit den richtigen Fensterformaten und leichten Bögen im Erdgeschoß wäre schon viel gewonnen.

  • Es ist angesichts der aktuellen Attacke etwas müßig, sich noch über das Stadthaus zu streiten oder darüber, ob Mäckler ein genereller Feind von Rekonstruktionen ist oder diese punktuell doch zulässt. Das Stadthaus wird sicherlich gebaut, denn das Baufeld bewegt sich ja von Süden nach Norden. Im schlimmsten Falle (faktisch als Horrorszenario) hätte man - wenn das Geld ausginge - ein Stadthaus stehen und bei allen anderen Bauten würden die Arbeiten eingestellt. Aktuell geht es aber um von Mäckler angeregte Umplanungen. Und hier heißt es auf der Hut zu sein, denn hier sitzen die Entscheidungsträger zusammen. Es sind also keine privaten Äußerungen im luftleeren Raum. Ich zitiere nochmals:

    Zitat

    …Unter den Mitgliedern des Aufsichtsrats, die in ihrer großen Mehrheit Vertreter der schwarz-grünen Römer-Koalition sind, sollen Mäcklers Bemerkungen für Nachdenklichkeit gesorgt haben. Der CDU-Stadtverordnete Thomas Kirchner, der dem Aufsichtsrat angehört, sagte gestern auf Nachfrage, man werde sich die Pläne für die Rekonstruktionen noch einmal ganz genau anschauen…

    Jetzt braucht sich nur noch die Wirtschaftskrise verschärfen und Kostenargumente erhalten plötzlich Oberwasser. Nach dem Motto: "Wir wollten ja, aber können jetzt nicht mehr. Und es wäre ja nach Experten-Meinung ohnehin kein originalgetreues Haus mehr geworden, sondern schlechtes Disneyland." Ich rate deshalb stets davon ab, sich in Sicherheit zu wiegen. Hier lauern noch Fallen, die hinter den Kulissen heimlich ausgeheckt werden können. Wenn das nicht passiert, umso besser, aber Wachsamkeit ist nie falsch.

  • Es wird immer von Einsparungen geredet, aber das Projekt jetzt noch zu stoppen, wäre ein finanzieller Verlust in Millionenhöhe. Bisher sind schon Kosten angefallen für den Abriss des Technischen Rathauses, für den Umbau von U-Bahn-Station und Tiefgarage, Untergeschosse, Pfahlgründung Arch. Garten, Planungskosten etc. Alle weiteren Kosten finanzieren sich doch grösstenteils durch den Verkauf der Altstadthäuser. Wenn man noch die Schadensersatzforderungen berücksichtigt, wäre ein Baustopp zum jetzigen Zeitpunkt das dümmste, was man machen kann.