Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • So weit ich weiß, wurden im 2. Weltkrieg die geschnitzten Relieftafeln des Salzhauses am Römerberg abgenommen und bis heute eingelagert. So überstanden sie die Zerstörung der Innenstadt. Erhalten und in den modernen Wiederaufbau des Hauses mit einbezogen blieb das steinerne Erdgeschoss aus der Zeit der Renaissance.

    Das Haus galt vor der Zerstörung als eines der wertvollsten bürgerlichen Gebäude der Renaissance in Deutschland.

    Seine Rekonstruktion könnte auf die wichtigsten Teile der Fassaden im Original zurückgreifen.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Einige Tafeln wurden an der Fassade wieder angebracht, andere sind Museumsbestand. Im Gegensatz zu anderen Rekonstruktionen ex nihil könnte man bei der Rekonstruktion des bedeutendsten Renaissancefachwerkhauses in ganz Deutschland neben dem überwiegend erhaltenen Erdgeschoß auf einen beträchtlich hohen Anteil originaler Substanz zurückgreifen. Das Problem, die Hintergründe dabei wurden schon oft thematisiert und sind bekannt. Ein eigener Strang für das Salzhaus, falls noch nicht vorhanden, wäre wünschenswert. Das Haus hat einen eigenen, detaillierten und sehr aussagekräftigen Wikipedia-Artikel.

  • Den Strang gibts schon:

    Restitutor Orbis
    December 16, 2005 at 1:50 PM
  • Das hatte ich weiter oben beantwortet. Es sind dies die Häuser die zur Umsetzung vorgesehen waren. Die Einlagerung von Teilen der Salzhaus Fassade hat damit nichts zu tun, dies geschah aus Sicherheitsgründen wegen der erwartbaren Luftangriffen....

    Der Heydentanz, bzw. Große Speicher wurden 1938 abgebrochen und teilweise eingelagert. Der Heydentanz wanderte 1946 komplett in den Ofen. Vom Speicher sind von der einen Hofffassade noch einige Zierteile vorhanden.

  • Dass man 1946 meinte, Originalsubstanz verbrennen zu müssen, mag sich mir nicht erschließen. War da wieder so eine ideologische antifaschistische Motivation dabei? Aus Armutsgründen, etwa fehlendes Heizmaterial, wird es ja wohl nicht gewesen sein?

    Warum baut man den Speicher, von dessen Schnitzereien 60% erhalten sein sollen, nicht wieder transloziert irgendwo auf bzw hat das nicht im Dom-Römer-Projekt anstelle der vielen Füllbauten getan?

  • Es ist ja technisch möglich, sich in die Lebensumstände der Zeit zwischen 1945 bis 1949 einzuarbeiten. Dazu zählt beispielsweise das Kartoffelstoppeln auf den Feldern und die "Quandeltouren" auf´s Land, in dem man das gegen Lebensmittel eintauschte, was man noch besaß (ich habe z.B. aus Familienbesitz noch ein Ölgemälde des Wormser Doms von solch einer Quandeltour). Es wurden Holz im Wald und Kohlen von Waggons geklaut, es wurde in Kellern und Baracken gehaust und unzählige Ziegelsteine geputzt, es wurden aus Fallschirmseide Kommunionkleider genäht und aus alten Stahlhelmen Kochgeschirr gearbeitet, es wurden für Konfirmanden alte abgetragene Anzüge aus Opas besseren Zeiten abgeändert und aus altem Familienleinen Kleider genäht. Daß diese Zeit nach 1945 im vollkommen zerstörten Frankfurt eine Hochzeit kulturhistorischer und denkmalpflegerischer Belange gewesen wäre, möchte man natürlich zuvor etwas genauer belegen, bevor man sich darüber das Maul zerreißt.

  • Warum nicht?

    Natürlich waren es Armutsgründe, was denn sonst? Ich möchte denjenigen, der dies anzweifelt gerne einmal selbst sehen, wenn er in seinem zerbombten Kellergeschoss ohne Heizung und allem hausen muss. Die Winter 1945/1946, als auch 1946/1947 waren unglaublich kalt. Brennholz rar bemessen, Transportwege/Transportmöglichkeiten um etwa Holz aus Taunus oder Spessart zu beschaffen, waren nicht vorhanden. Dementsprechend verfeuerte man eben das Holz, was man auffand. Das Holz vom Haus Heydentanz ist hier auch nicht das einzige, welches verfeuert wurde. Dies geschah auch in anderen, kriegszerstörten Städten aus genannten Gründen. Dies knapp 8 Jahrzehnte nach Kriegsende anzuzweifeln (gibt es doch mehr als genug Zeitzeugenberichte, wo dies nachzulesen ist), gleich m. E. einer kruden und der Realität schlichtweg völlig abwegigen Verschwörungstheorie (im Kleinen). Ich wünsche niemandem etwas schlechtes, jedoch sollte sich - bevor hier irgendwelche unglaubwürdigen- Theorien aufgestellt werden, genauestens über die örtliche, zeitliche und menschliche Lage 1945/1946 erkundigt werden. Besten Dank

  • Aha. Hat man demnach auch zB gotische Flügelaltäre oder sonstiges ausgelagertes Kircheninventar verbrannt? Die Entscheidung über den Bestand derartiger Magazine war ja offensichtlich keine sozusagen private Aktion frierender Bürger.

    Quote from Jan

    dies anzuzweifeln...

    Wer hat was angezweifelt???

    Quote from Weingeist

    sich darüber das Maul zerreißen

    Weingeist, dein erfrischender Umgangston ist mir über die Jahre wirklich abgegangen.

    Andreas.

    Quote

    Goethehaus

    Nun ja. Das schlägt sich andererseits auch wieder mit der Notlage. Abgesehen davon weiß man, dass die Rekonstruktion des Goethehauses vor allem auf amerikanische Intervention erfolgte und dass es sehr wohl ideologisch motivierten Widerstand dagegen gab. Man weiß auch, wie sehr in FF gerade Ideologie den ahistorischen Wiederaufbau geprägt hat.

  • Aus Gründen der Wahrscheinlichkeit dürfte es in einer zerbombten Stadt technisch einfacher und quantitativ als wahrscheinlicher anzunehmen sein, im Vergleich zu größeren Mengen an Dachstuhl-, Fachwerk- und weiteres, in Gebäuden verbautem Holz zu gelangen, als an die quantitativ identische Menge von Holz gotischer Flügelaltäre.

    möchte man natürlich zuvor etwas genauer belegen, bevor man sich darüber das Maul zerreißt.

    Zweimal "man" ist da zu lesen; und für jeden aktiven, wie passiven Leser dürfte ersichtlich sein, wen man mit "man" meint.

  • Ausweichend. Leider ganz enttäuschend ausweichend. Und bei Mutmaßungen über den Umgang der Frankfurter Bevölkerung mit optional nach Mai 1945 dort vorhandenen gotischen Flügelaltären spricht da natürlich der Experte.

  • Aha. Hat man demnach auch zB gotische Flügelaltäre oder sonstiges ausgelagertes Kircheninventar verbrannt?

    Wer hat was angezweifelt???

    So n Quatsch aber auch. Wo war da eine Mutmaßung über gotische Flügelaltäre zu lesen?

    Wenn man sich in seinen öffentlichen Äußerungen nicht mehr unter Kontrolle hat, wenn man sich durch seine völlig konträren und in diesem Fall schon wirklich peinlich zu durchschauenden Äußerungen selbst bloßstellt, wenn schwarz weiß ist, Nacht Tag, Hell Dunkel, wenn man Zeit seiner Autorenschaft in diesem Forum nur in aggressivster Winkeladvokatensprache mit anderen Usern zu kommunizieren imstande ist, ergeben sich offenbar manchmal solche sicher sehr beschämenden Momente, auch innerhalb solcher virtuellen Welten.

  • Ich darf nochmal an meine Ausgangsfrage erinnern, ob die eingelagerten Häuser noch existieren. Die ist ja offenbar beantwortet.

    Euer peinlicher Disput ist wohl im rein persönlichen zu suchen.

  • Was für n Disput? Ich hab mir erlaubt, diese Frage nach dem Verbleib zu vertiefen und werd da unqualifiziert angepöbelt.

    Edit: Vielleicht sollte man die Sache milder sehen. Offensichtlich liegen die einem Außenstehenden hysterisch anmutenden Reaktionen an der auf die Betroffenen bzw ihre Nachkommen möglicherweise provokant anmutenden Naivität, die lakonische Formulierung "landete im Ofen" nicht in ihrer tragischen Bedeutungstiefe zu erfassen und dementsprechend zu hinterfragen. Das Trauma des Nachkriegselends scheint nicht hinreichend aufgearbeitet bzw Leuten wie mir nicht in all seinen Facetten bewusst zu sein. Klar hatten wir in Österreich in den ersten Nachkriegsjahren auch Armut und Kälte (weniger Hunger) zu gewärtigen, auch unsere großen Städte waren in nicht unbeträchtlichem Ausmaß zerstört und unbewohnbar, aber die Verheizung von in Depots der öffentlichen Hand eingelagerten Kulturschätzen offenbar allerersten Ranges ist denn doch eine harte Nuss. So was hat man bei uns eigentlich nicht wirklich gehört. Dass man "auf Kosten der Substanz" geheizt hat, ist oft vorgekommen, aber mW nicht, dass öffentliche Kulturgüter zum Verheizen freigegeben worden wären. Das muss man erst behirnen.