• Nein, es war mittelalterlich und frühneuzeitlich geprägt.

    Hier ein Foto aus dem Viertel aus dem Jahr 1896. Der "Deutsche Kaiser", ein spätmittelalterlicher Wohnturm, steht noch (praktisch als eines von ganz wenigen Gebäuden aus dem alten Kastorviertel), der Rest existiert nicht mehr:
    Deutscher_Kaiser_Koblenz_1896.jpg

  • Hier übrigens das Viertel westlich der Kernaltstadt, rund um das Dominikanerkloster, dessen Ruinen nach dem Krieg abgerissen wurden, vor dem Krieg:

    Wei%C3%9Fer_Gasse_Dominikanerkloster_Koblenz_1900.jpg

    Heute sieht es da so aus:
    1280px-Wei%C3%9Fer_Gasse_Koblenz_2014.jpg

  • Und hier eine Aufnahme der Ruine der hochmittelalterlichen Dominikanerkirche (Fertigstellung 1260) kurz vor dem Abriss. Die Kirche war einer der ersten gotischen Kirchenbauten in Deutschland überhaupt (neben der Liebfrauenkirche in Trier, der Elisabethkirche in Marburg und einigen anderen) und musste der "autogerechten Stadt" weichen.

    Erzähle mir keiner was von Kirchenabrissen in der DDR. Dieser Abriß in Koblenz war eine Barbarei erster Güte.

    Ende-der-Wei%C3%9Fergasse-03.jpg?resize=1024%2C676&ssl=1

    Das Foto stammt von dieser Seite, die die Geschichte und den Untergang des Viertels dokumentiert: https://www.weissergasse-koblenz.de/

  • Das Haus, das rechts angeschnitten ist, und das weitgehend unversehrt scheint, wurde in der Nachkriegszeit offenbar auch abgerissen.

    Da hat dann wohl lange ein Hallenbad aus den 60iger oder 70iger Jahren gestanden, das inzwischen aber einem 2018 gebauten, nichtssagenden Wohnblock im Pseudo-Bauhaus-Stil Platz gemacht hat. Schade eigentlich, denn einen Wohnblock kriegt man nicht so leicht für eine Rekonstruktion weg wie ein häßliches Hallenbad.

  • Ich könnte mir gut vorstellen, dass man ab den 1920ern so gesättigt war von der starken Bautätigkeit der Jahrzehnte davor, dass die Moderne eine willkommene Abwechslung bot, und der Schutz des noch relativ jungen Gebauten maximal gering war auch noch in den Wiederaufbaujahren.

    Im Kastorviertel standen aber nur ganz wenige Gründerzeit-Bauten. Der ganz überwiegende Teil war mittelalterlich und frühneuzeitlich, also durchaus nicht "jung".

    Ich weiß nicht, wie ihr gerade alle auf Gründerzeit kommt.

  • Im Kastorviertel standen aber nur ganz wenige Gründerzeit-Bauten. Der ganz überwiegende Teil war mittelalterlich und frühneuzeitlich, also durchaus nicht "jung".

    Ich weiß nicht, wie ihr gerade alle auf Gründerzeit kommt.

    Ja, das war ein Denkfehler, ich ging davon aus, dass die Flächen innerhalb des großen Mauerrings in der frühen Neuzeit noch weitgehend unbebaut war, bzw. in diesen Randlagen mit niedrigen und kleinen Bauten besiedelt wurde. Da erschien es mir schlüssig anzunehmen, dass diese Bauten mit dem starken Wachstum ab 1850 ersetzt wurden und die Stadt erst im 20 Jhd. außerhalb der Mauern substanziell gewachsen ist.

  • ^^ Gar nicht schlecht der Neubau, nur die Fenster hätten Sprossen verdient.

    Ich war vor einigen Jahren mal in Koblenz und hatte schon fast alles vergessen außer dem Deutschen Eck und der Florinskirche. Die Altstadt leidet auch an dem BRD-typischen Phänomen der Effizienzfenster aus dem Baumarkt.

    Um 1700, vierachsiger Putzbau auf älterem Keller, um 1700, nach 1850 aufgestockt

    608px-An_der_Liebfrauenkirche_5.jpg

    Viergeschossiges, einachsiges Wohn- und Geschäftshaus, wohl Ende 16. Jahrhundert, Aufstockung und Mansarddach 19. Jahrhundert

    511px-Jesuitengasse_3.jpg

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…nz-Altstadt.jpg

  • Hier übrigens das Viertel westlich der Kernaltstadt, rund um das Dominikanerkloster, dessen Ruinen nach dem Krieg abgerissen wurden, vor dem Krieg:

    Wei%C3%9Fer_Gasse_Dominikanerkloster_Koblenz_1900.jpg

    Heute sieht es da so aus:
    1280px-Wei%C3%9Fer_Gasse_Koblenz_2014.jpg

    Danke, dass ist ein Paradebeispiel, wie sich durch Pläne + Durchsetzung zu einer autogerechten Stadt, ein Ort zum Unort verwandelte.

    Beauty matters!

  • Ich habe ein paar Bilder zur untergegangenen Castorstraße im rheinischen Bildarchiv gefunden:

    (So wie ich das sehe, hieß die Kastorstraße einmal Kastorgasse.)

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf055093, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039478

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf054923, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039476

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf055059, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039337

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf055087, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039482

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf027833, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039473

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf027830, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039447

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf027831, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039446

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf055096, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039462

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf055081, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/32039462

    Und unter folgendem Link findet man einen Text über die historische Kastorstraße mit zwei Bildern:

    https://www.koblenz.de/leben-in-koble…/kastorstrasse/

    10-stak-fa-4-21-nr-13-bild-238.jpg?cid=24kn.ig18o

    12-stak-fa-2-nr-2686.jpg?cid=24ko.ig18o

    Der große Gründerzeitbau in der Bildmitte ist ja der, der heute noch so verloren in der Gegend herumsteht.

    Ich sehe da eine Menge Potenzial für viele schöne Rekonstruktionen :smile:

  • Ich sehe da eine Menge Potenzial für viele schöne Rekonstruktionen :smile:

    Das war wirklich ein tolles, urbanes Viertel. Stellt euch mal vor, wie dieses Viertel nach einer Sanierung der mittelalterlichen Häuser ausgesehen hätte. Traumhaft, ein bisschen Italien am Rhein.

  • Danke, dass ist ein Paradebeispiel, wie sich durch Pläne + Durchsetzung zu einer autogerechten Stadt, ein Ort zum Unort verwandelte.

    Hier übrigens das Viertel westlich der Kernaltstadt, rund um das Dominikanerkloster, dessen Ruinen nach dem Krieg abgerissen wurden, vor dem Krieg:

    Wei%C3%9Fer_Gasse_Dominikanerkloster_Koblenz_1900.jpg

    Heute sieht es da so aus:
    1280px-Wei%C3%9Fer_Gasse_Koblenz_2014.jpg

    Tolle Nachricht aus Koblenz. Die Brache in der Mitte der Straßengabelung soll wohl verschwinden. Die jüdische Gemeinde plant den Neubau einer Synagoge. Der Entwurf sagt mir nicht so zu, aber zumindest wird der urbane Raum wieder verdichtet: https://www.baunetz.de/meldungen/Meld…ge_8026803.html

    ...

  • (...) Der Entwurf sagt mir nicht so zu, aber... (...)

    Das ist aber sehr nett ausgedrückt. Der Entwurf ist in meinen Augen Schrott. Ist ja heute Standard für einen Neubau. Der Innenhof geht noch, weil es da eine große freundliche Fensterfront gibt.

    Glücklicherweise hat dieses Architekturbüro nur die Machbarkeitsstudie für die Hamburger Bornplatzsynagoge gemacht, und nicht deren Architekturentwurf. Die Gemeinde hat da ja genaue Vorstellungen von ihrem Neubau.

  • Das ist aber sehr nett ausgedrückt. Der Entwurf ist in meinen Augen Schrott. Ist ja heute Standard für einen Neubau. Der Innenhof geht noch, weil es da eine große freundliche Fensterfront gibt.

    Glücklicherweise hat dieses Architekturbüro nur die Machbarkeitsstudie für die Hamburger Bornplatzsynagoge gemacht, und nicht deren Architekturentwurf. Die Gemeinde hat da ja genaue Vorstellungen von ihrem Neubau.

    Ja, ich wollte mich vornehm ausdrücken ;)

    ...

  • Ein Gasthaus "Zur Stadt Königgrätz" an Rhein und Mosel, das ist originell.

    An sich gefällt mir das Wiederaufbaukonzept "retten was zu retten ist und den Rest abschreiben" viel besser als die ansonsten omnipräsente bundesdeutsche Mittelmäßigkeit (wenn überhaupt).

    Um die Kastorstraße ist natürlich elend schade. Aber die parkmäßige Einbettung der Kastorkirche ist mE durchaus eine Lösung mit Anstand.

    Das Problem des Koblenzer Wiederaufbaus ist mE weniger die Modernität, sondern die inferiore Qualität, was sicherlich zeitbedingt gewesen ist. Der mir unbekannt gewesene Fall Dominikanerkirche war natürlich ein Skandal sonderklasse.

    Insgesamt hab ich mit dieser Stadt aber durchaus was anfangen können.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.