Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Diesen Teil Berlins meide ich in etwa so wie in Dresden die Prager Straße - das hat mit gesundem Stadtgefüge bzw. irgendeiner Aufenthaltsqualität leider wirklich kaum mehr etwas zu tun, aber nach den Zerstörungen im Krieg, dem passionslosen Wiederaufbau und der anhaltenden Verschandelung in den darauffolgenden Jahren darf man sich darüber nicht mehr wundern.

    Die wunderschönen Bilder von Volker und Palantir führen einem wieder einmal vor, wie gepflegt und schön geordnet und doch irgendwie vielseitig diese Stadt in diesem Teil Berlins einst war. Was mir auch immer wieder auffällt - vielleicht geht es einigen von Euch ja auch so: Wenn die Architektur eine gewisse Vornehmheit ausdrückt, dann schlägt sich das auch auf den Stil der hiesigen Städter nieder. Zumindest habe ich dieses Gefühl, wann immer ich in der Wiener, Salzburger oder Hamburger, aber auch zusehends leipziger Innenstadt bin. Ist das oberflächlich - ich weiß es nicht, aber in architektonischen Schmuddelecken halten auch die dortigen Leute nicht viel auf ihr Äußeres - zumindest kommt das mir so vor.

  • @E-Wiener:
    Da verpasst du aber einige recht schöne Straßen in Berlin, welche nur Steinwürfe vom Breitscheidplatz liegen; an diesem muss man dabei allerdings meist vorbei - ist halt eine Hauptverkehrskreuzung...
    Die überwiegend hässliche Tauentzienstraße meide ich dagegen auch; ist aber auch nicht schwierig, da man vom U-Bhf. Wittenbergplatz schnell ins KaDeWe hasten kann.

    Tja, der" Siedlungsbrei" der Kaiserzeit ist zerbombt, daher hat die Gegend seitdem für einige durchaus an Reiz gewonnen.
    Daher mal wieder einige Bilder aus jüngster Zeit:

    Das OVG Berlin-Brandenburg, früher BVerwG, Hardenbergstraße

    Hoppla, völlig falsche Richtung...

    ...also wieder zurück:

    Museum für Fotografie, ehem. Landwehrkasino, Jebensstraße - die meisten werden's zumindest vom Bahnsteig aus kennen.

    Gegenüber - man sollte dort nicht zu tief durchatmen.

    Hertzallee, gegenüber der großen BVG-Endhalte-/ und Wendestelle - ein früheres Gebäude der Militärakademie, glaube ich; heute zivil genutzt.

    Das von Volker geliebte Mäckler'sche Zoofenster

    Durchblick über die Kantstraße zum Ku'damm

    Ja, ein großes, hochgelegenes Fenster

    Hardenbergstraße zum Bahnhof Zoo

    Abschließend ein Blick über den Bahnhof nach "Berlin"

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Also da kann ich deine Empörung nicht wirklich nachvollziehen Volker. Das Zoofenster steht aus der Blickrichtung ja nun hinter und nicht vor der Gedächtniskirche. Gerade das letzte Bild stell ich mir mit dem dahinter aufragenden Zoofenster weitaus beindruckender vor als dazumal.

  • So unterschiedlich können eben Wahrnehmungen sein.

    Ich finde, die neuen Hochhäuser verändern den Charakter dieses Gebiets zum Nachteil, der einst so beschauliche, fast gemütliche Westen, für den zB. das Kranzler steht, wird umgestaltet zur kalten Hochhaus-City. Mir gefällt das nicht. Und ich fand die Sichtachse vom Tauentzien aus bedeutend und schön. Jetzt ist sie unwiederbringlich verhunzt. Und ich bleibe dabei, sowas würde keine andere europäische Metropole anstellen. Nur "arm aber asi" Berlin.

    Das Zoofenster ist außerdem ausgesprochen hässlich, es erinnert mich an das Stuttgarter Rathaus.

    In dubio pro reko

  • Christian van Lessen schreibt:

    Zitat

    Ich muss unbedingt mal wieder in die West-City, war wochenlang nicht da. Doch beim Ausstieg aus dem U-Bahnhof Wittenbergplatz bleibe ich erstaunt stehen. Wo ist die Gedächtniskirche hin?

    Da kämpfen die Leute in Mitte (mit Recht) um die Rettung der Ahornbäume auf dem Gendarmenmarkt, die nach Ansicht der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher historische Sichtachsen stören. Hier aber ist meine gewohnte Ansicht schon jetzt ramponiert, eine Sichtachse zerstört. Das berühmte Wahrzeichen schrumpfte vor dem überragenden Zoofenster-Hochhaus zusammen. Ein markantes Fotomotiv in der City-West ist damit verloren gegangen.

    http://www.tagesspiegel.de/kultur/was-mac…rn/1900276.html

    Recht hat er!

    In dubio pro reko

  • Berliner Bilder: Gedächtniskirche in den Schatten gestellt

    Das Europa-Center galt als modernes Hochhaus, welche in die Nähe der historischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gebaut wurde – Symbol und Kommerz in harmonischer Nachbarschaft ohne Behinderung der Sichtachsen.
    Aber das neue 32stöckige Gebäude befindet sich in direkter Sichtachse vom Wittenbergplatz Richtung Breitscheidplatz unmittelbar hinter der Gedächtniskirche und erdrückt diese optisch.

    http://archiv.hauptstadtblog.de/article/6740/b…hatten-gestellt

    Reaktionen:

    Toni
    am 9. Oktober 2010, 02:22 #
    Investitionen alle Ehre, aber irgendwie rückt die Gedächniskirche durch den überdimensionierten Neubau in den Hintergrund. Schade.

    waldnase
    am 11. Oktober 2010, 18:07 #
    olala, so hab ich es ja noch gar nicht gesehen! In einigen Städten von Deutschland dürfen ja Kirchen oder Dome in der Nähe nicht von anderen Gebäuden überragt werden. Hmm, die Gedächtniskirch is ja vllt. auch keine ganze Kirche mehr^^

    tacho
    am 11. Oktober 2010, 19:23 #
    Das sieht wirklich arg krass aus mit diesem Hotelbetonklotz.
    Der Zweck sprich das Geld haben wieder einmal die Mittel geheiligt, wenn auch nicht aus kirchlicher Sicht.
    Wozu also noch diese alte Ruine restaurieren, weg damit, ebenso abreißen, das können unsere Stadtverantwortlichen doch hervorragend.


    Ich bin offensichtlich nicht allein mit meiner Ansicht. :wink:

    In dubio pro reko

  • Diesen Teil Berlins meide ich in etwa so wie in Dresden die Prager Straße - das hat mit gesundem Stadtgefüge bzw. irgendeiner Aufenthaltsqualität leider wirklich kaum mehr etwas zu tun, aber nach den Zerstörungen im Krieg, dem passionslosen Wiederaufbau und der anhaltenden Verschandelung in den darauffolgenden Jahren darf man sich darüber nicht mehr wundern.

    Mit Verlaub, aber vielleicht sollten Sie überhaupt erst einmal intensiver diese Orte besuchen(?), bevor Sie sich gänzlich so ein Urteil bilden können. Mit der "City West" verbindet man ja seit den 20er Jahren den Kurfürstendamm und dessen kurze Verlängerung, die Tauentzienstraße. Sie waren die Prachtstraßen und Boulevards des Berliner Westens. Die Tauentzienstraße wurde leider wie der Breitscheidplatz im 2. Weltkrieg recht zerstört. Der eigentliche Prachtboulevard, der Kudamm, ist aber trotz Entstuckung, verhältnismäßig relativ geringer Kriegszerstörung und 50er Jahre Wiederaufbau noch eine sehr urbane Einkaufstraße mit hoher Aufenthaltsqualität. Sicherlich existieren dort auch so einige unschöne Lückenbauten, aber jene Urbanität und solch ein Großstadtflair findet man in Berlin und Deutschland insgesamt nur noch an wenigen Orten. Tja, und das sage ich als viel herum gekommener Ostberliner.;) Zudem sind die Nebenstraßen zumeist noch recht intakt. Ergo hier befinden sich noch so einige Straßenzüge mit jenen typischen, bürgerlichen "Mietskasernen". Vieles wurde wie in Berlin üblich zwar entstuckt, aber immerhin. Somit hinkt für mich auch ein Vergleich mit der flächenentrümmerten Prager Straße (und Umgebung) doch ziemlich.


    Hinweis Moderation: Bilder wegen Urheberrecht entfernt!

    3 Mal editiert, zuletzt von mahler (29. März 2013 um 12:39)

  • Ich habe den Eindruck, dass die Fronten hier völlig verhärtet sind. Der eine lehnt die aktuelle Bebauung ab, der andere begrüßt sie. Da ist kein gemeinsamer Nenner zu finden. Man kann die Diskussion zu diesem Thema genausogut einstellen. Ich glaube nicht, dass einige, wie ich aus ihren Kommentaren ersehe, bereit sind die Realität zu akzeptieren. Die meisten Berliner werden die aktuelle Entwicklung wahrscheinlich begrüßen. Immer wieder auf "Asi-Berlin" rumzuhacken bringt nicht weiter und provozierte nur wieder genauso unqualifizierte Gegenschüsse.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Die meisten Berliner werden die aktuelle Entwicklung wahrscheinlich begrüßen.

    Reine Spekulation :wink: Weiter oben 2 Blogs von Berlinern, die es nicht begrüßen. Die sehen, was weniger sensible Augen nicht wahrnehmen.
    Und ich bleib bei meinem "Asi" Urteil, solang mir die Berliner nicht bestätigen, daß ihnen ihr Stadtbild was bedeutet. Man sieht ja schon beim Thema Stadtschloß, daß viele das gar nicht wollen und überhaupt nicht erkennen, was für ein Segen das für die Stadt ist. Ich habe das Gefühl, viele Berliner finden ihre Stadt in ihrer Hässlichkeit auch noch cool.

    In dubio pro reko

  • Ich spreche von den Berlinern und nicht von den Berlinern hier im Forum :rolleyes: Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Diskussionen hier in einer mikroskopisch kleinen Öffentlichkeit stattfinden. Das Zoofenster Projekt läuft seit den Neunzigern und nie ist mir große Ablehnung zu Ohren gekommen. Im Gegenteil: Der Tenor war eher, dass sich Berlin jetzt endlich wieder auch architektonisch in die Metropolen dieser Welt einreihe.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Die 2 Blogs sind nicht von diesem Forum. Hast du sie überhaupt gelesen?

    Und das ist doch typisch provinziell deutsch-dämlich, daß man denkt, mit Hochhäusern werde man zur Weltmetropole.

    Ich wage zu behaupten, daß die Stimmen sich mehren werden, die in dem Zoofenster einen städtebaulichen Fehler sehen.
    Stuttgart 21 läuft auch seit den 90ern und anfangs war die Zustimmung groß. Manchmal erkennt man das Resultat eben erst später.

    In dubio pro reko

  • Was Berlin anbelangt bist Du ja richtig verbissen. Ich möchte wetten, dass bei einer Umfrage eine deutliche Mehrheit den neuen BSP begrüßen würde. Der alte war nämlich asi und versifft und mit geringer Aufenthaltsqualität. Bei meinem letzten Besuch vor ein paar Jahren lungerten da auch die dubiosesten Leute von ganz Berlin rum

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Und mit dem Zoofenster wird das jetzt ein Schmuckstück, oder wie? Und nur noch die Reichen und Schönen halten sich dort auf ab sofort. :biggrin: Ich sehe keine Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch ein paar Hochhäuser. Ich sehe nur, daß sie deplaziert sind. Eine Aufwertung des Platzes hätte man durch schöne, in der Höhe maßstäbliche Gebäude erreichen können, Hochhäuser braucht es dazu nicht.

    In dubio pro reko

  • Ich habe das Gefühl, viele Berliner finden ihre Stadt in ihrer Hässlichkeit auch noch cool.

    Du als Stuttgarter solltes wissen, dass die meisten Leute die Attraktivität einer Stadt fast ausschließlich nach Ausgeh- und Einkaufsmöglichkeiten beurteilen :wink: Die Architektonischen Defizite fallen denen doch garnicht auf, Haupsache drinen gibts coole Billig-Klamotten oder IPhones.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Zitat


    Ende der Bauarbeiten

    Zitat

    : Die Gedächtniskirche rüstet ab

    Zitat

    Am Sonntag findet die "Nacht der offenen Kirchen" statt. Besucher können dann ein letztes Mal das Baugerüst der Gedächtniskirche erklimmen. Danach werden die Platten abgeschraubt. 

    Wie sah die Kirche doch gleich ohne Baugerüst aus? Ohne all die weißen Platten? Lange ist’s her, bald drei Jahre, seit Oktober 2010 wird an der Gedächtniskirche gebaut. Doch die Arbeiten sind bald beendet. Am 15. Juni werden an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz die obersten 20 Meter des Baugerüsts entfernt.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/ende-de…ab/8224406.html


    APH - am Puls der Zeit

  • Schade...man renoviert und renoviert jahrelang und was ist das Resultat? Eine Ruine! hehe...

  • Ich bin allerdings der Meinung, daß die Kirche erst als Ruine richtig Bedeutung bekommen hat. Vorher war es eine, naja, gründerzeitliche Kirche wie viele andere, in der heutigen Form ist sie einmalig, nicht nur als Mahnmal, und ein unverkennbares Wahrzeichen der Stadt. Vielleicht irgendwie vergleichbar mit dem Heidelberger Schloss, das ja auch erst als Ruine richtig "groß rauskam".

    In dubio pro reko

  • Zitat


    Die goldenen Zeiger hängen wieder an der Turmuhr, und die Handwerker haben sich nach unten vorgearbeitet. Am Montag beginnt der Abbau des Gerüsts an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz. Seit dem Herbst 2010 hatte die an ein Hochhaus erinnernde Konstruktion das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gotteshaus verhüllt.

    Das wird künftig wohl nicht mehr der Fall sein – doch das Wahrzeichen hat trotzdem alle Chancen, zu einer Dauerbaustelle zu werden. Denn noch während die letzten Steine am Turm ausgetauscht werden, hat die Gemeinde die nächsten Schwachstellen ausgemacht: Das Podium, die erhöhte Plattform auf dem Breitscheidplatz, auf der sich alle Kirchengebäude befinden, muss saniert werden. Dort sind Pflastersteine lose und Stufen wackelig. Für Besucher haben sich Stolperfallen gebildet. „Wir wollen den Originalfußboden wiederherstellen, wie ihn Egon Eiermann, der Architekt der neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 1961 gebaut hatte“, sagt Germer.


    http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlins…er/8542912.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.