St. Petersburg - Gazprom-City

  • (aus: the new york times, http://www.nytimes.com/2006/11/28/world/europe/28petersburg.html?_r=1&hp&ex=11647&oref=slogin\r
    http://www.nytimes.com/2006/11/28/world ... ref=slogin )


    jaja, der respektvoller umgang mit historischer architektur steht dem fortschritt im wege....immer wieder das gleiche... :augenrollen:

  • Immerhin verdienen die gezeigten Entwürfe Beachtung, obwohl sie natürlich maßstabslose Kreationen sind - getreu dem internationalen Zeitgeist, dem für das zahlende Klientel nichts zu gewagt erscheint. Eine gewisse Eleganz ist diesen Entwürfen sowie vielen in China und Ostasien (Kowloon Cultural Center, Shangai Mountains ect.)nicht abzusprechen, natürlich in Verbindung mit einer gewissen Vulgärität. Wären die Architekten deutscher Hochhäuser in dieser Weise kreativ bzw. ihre Auftraggeber nicht kleingeistig, gäbe es hierzulande und in Westeuropa vermutlich weniger Vorbehalte gegen moderne (High-Tech-)Architektur. Der Wille zum Bauen sowie zu pompösen Maßstäben ist vorhanden, der zur Gestaltung scheint zumeist retardiert. Ergebnis sind langweilige, ermüdende Betonwüsten, die man aus London, Paris, Brüssel, Frankfurt, Hamburg und Nordamerika kennt. Ein völlig berechtigter Vorgang, sich dagegen zur Wehr zu setzen.

    Nein, die werden gedünstet

  • Die Modelle oben sind doch reinster Betrug: theatralischer Himmel, unrealisitisches Leuchten und Strahlen, nicht realisierbare Transparenz - so kann man Gebäude für ein Computerspiel "bauen", aber keine realen.

    Im Prinzip sind solche komprimierten modernistischen Virtel ja nicht schlecht, aber eine Stadt wie St. Petersburg sollte man nun wirklich nicht damit entstellen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Warum nicht gleich ein Bunsenbrenner (Logo Gazprom) mit den
    Ausmaßen von 1km*1km*1km ? Und Albert Speer jun. hat nicht
    mitgemacht ? Er hat doch die meisten Erfahrungen im gigantomanischen
    Städtebau.

  • [quote="Oliver"]Warum nicht gleich ein Bunsenbrenner (Logo Gazprom) mit den
    Ausmaßen von 1km*1km*1km ?quote]


    Muß ich holen; soll ich...? :D:D:D

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    an alteration of the landscape that has drawn heated protests from the director of the Hermitage Museum and the head of the local architects’ union.

    Dort wird jedenfalls noch von den richtigen Leuten Stunk gemacht wegen solcher Projekte! Ich fuerchte, die gleichen Instanzen in Deutschland (siehe z.B. Stiftung Preussischer Kulturbesitz angesichts des Chipperfield-Plans fuer die Museumsinsel in Berlin) sowie nahezu die gesamte Architekteninnung wuerden so einen Entwurf, egal fuer welche Stadt gedacht, lautstark und warm umjubeln. :augenrollen:

  • "Kukurus heißt auf russisch Maiskolben. So haben die Bewohner St. Petersburgs jetzt schon den gigantischen Turm getauft, der - geht es nach Russlands größtem Unternehmen Gasprom - bald zum Symbol ihrer Stadt werden soll. [...] Das Projekt sieht den Bau eines ultramodernen Bürokomplexes des Energie-Riesen auf einem 70 Hektar großen Gelände am Ufer der Newa gegenüber dem historischen Smolny-Konvent vor. Dazu gehören ein Fünf-Sterne-Luxushotel und ein Wolkenkratzer als Markenzeichen.

    RMJM warfen mit ihrem Entwurf fünf weitere Architektenteams von Weltruhm aus dem Rennen, darunter Daniel Libeskind mit seinem Stiletto-förmigen Entwurf, Herzog & de Meuron mit ihren Spiralen und Jean Nouvel mit seiner gläsernen Wand. Der Entwurf der Briten sieht dagegen einen spitz zulaufenden Turm in Form einer Fackel mit verschiedenen Facetten vor, die je nach Beleuchtung ihre Farbe ändern und an das Gasprom-Emblem, eine Flamme, erinnern soll. [...] Nach Ansicht von Kritikern würde das 300-Meter-Gebäude das historische Gesamtbild der Stadt mit ihren alten Palästen und Kanälen empfindlich beschädigen. Ein örtliches Architektenteam hatte kürzlich in einem offenen Brief gewarnt, ein solcher Turm werde die Harmonie im Stadtbild für immer zerstören. Der Chef des weltberühmten Eremitage-Museums kritisierte das Vorhaben, das Projekt so nahe am Stadtkern zu verwirklichen."

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,452124,00.html\r
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 24,00.html

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Mal frei von der Seele weg, wenn man den Müll sieht, den da manche "Stararchitekten" (kann man den Titel eigentlich irgendwo kaufen?) vorgeschlagen haben, ist der jetzt präferierte Entwurf sicher nicht der Schlechteste. Abgesehen von der Diskussion darum, was so ein Monster in einem historischen Stadtzentrum zu suchen hat.

  • OT: Ein Stararchitekt ist, wer viel und/oder groß und/oder auffällig baut - über die Qualität ist dabei noch nichts gesagt... ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ziemlich enttäuscht bin ich ja von Jean Nouvel. Der Mann KANN ja tatsächlich leichte, transparente und künstlerisch anspruchsvolle Gebäude entwerfen - nur hier tut er es nicht. Das Ding sieht aus wie eine Mischung von Tatlin, Chernichow und Homer Simpsons Betonplastiken. Scheußlich, zum Kotzen....da hat Ollies Idee vom XXXXXXL-Bunsenbrenner noch eher was bzw. wurde der im 2. Wettbewerbsbeitrag auch veröffentlicht, wenn auch stark abstrahiert und nur 1 / 3 so hoch. Öhm....könnte man da nicht eine Skulptur aus knapp einem gestapelten Dutzend dieser Türme nehmen, so daß der Kubikkilometer auch erreicht wird ?


    Die Feinabstimmung könnte dann wieder Jean Nouvel übernehmen, die Verbindungsgänge vielleicht Calatrava oder so.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Wissmut"

    ... Scheußlich, zum k****n....da hat Ollies Idee vom XXXXXXL-Bunsenbrenner noch eher was bzw. wurde der im 2. Wettbewerbsbeitrag auch veröffentlicht, wenn auch stark abstrahiert und nur 1 / 3 so hoch. ....

    Das wusste ich gar nicht, daß da auch Bunsenbrennerentwürfe dabei waren... :zwinkern:

  • Im Kopenhagener Tivoli (direkt an der Altstadt) soll demnächst ein Hochhaus von Norman Foster entstehen... Damit "rückt Kopenhagen endlich zur Metropole auf" meint die Oberbürgermeisterin Ritt Bjerregaard :augenrollen:

    Das Hochhaus: http://politiken.dk/indland/article200853.ece

    http://politiken.dk/indland/article207460.ece

    Dafür wird das kleine Gründerzeitschloss am Rathausplatz abgerissen:

    http://da.wikipedia.org/wiki/Billede:K…an2004_ubt.jpeg


    Seit Anfang der 60er Jahre dürfen Hochhäuser in der Innenstadt nicht gebaut werden - wegen der berühmten Kirchtürme der Altstadt. Die Sperre soll jetzt aufgehoben werden :boese: [/url]

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Wieder einmal unglaublich :kopfwand:
    Es wird sicherlich auch in Kopenhagen so viele Orte geben, an denen man (wenn man schon will) das Hochhaus hinsetzen kann ohne in bestehende Strukturen zu sehr einzugreifen. Aber nein, es muß ausgerechnet dort hingestellt werden, wo ein schönes Gründerzeitschloss steht. Und das wird dann auch noch als Zeichen einer Metropole verkauft. Also gibt es solche Entscheidungsträger nicht nur in Deutschland.

  • Laut der http://www.intbau.org/news.htm\r
    http://www.intbau.org/news.htm Seite, baut Gazprom den
    Vierkantbolzen mitten im UNESCO-Weltkulturerbe St.Petersburg.

    Zitat

    Miller said that, if the Gazprom project is possible, then anything is possible in St. Petersburg, and his included a building shaped like a bottle of vodka to be used solely for selling alcohol, and several other buildings in the same vein, all 300 meters tall, rising far above the historic buildings of St. Petersburg.

    Schon verrückt die Russen. Da haben sie schon eine schöne gewachsene
    Stadt und dann verschandeln sie sie mit einem 400m Glasklotz. :aufdenkopf:

    Hier kann man sich in einer Liste gegen den Bau eintragen: http://www.ipetitions.com/petition/petersburg/\r
    http://www.ipetitions.com/petition/petersburg/

  • Ich habe meinen Zivi in Sankt-Petersburg gemacht und zufällig nur 1 km von der geplanten Baustelle gearbeitet.Ich kenne den Stadtteil sehr gut und muss dazu ganz deutlich sagen, dass es sich eindeutig nicht um den Bereich des UNESCO-Weltkulturerbes handelt!

    Die Gebäude in diesem Stadtteil wurden unter Chruschtschow erbaut und sind somit alles andere als klassizistisch, wie sie im Bereich des UNESCO-Weltkulturerbes zu finden sind. Sie sind in einer (auch für Russland) außergewöhnlich billigen Bauweise erbaut, so dass sie für Leute, die es sich leisten können,sehr unattraktiv zum wohnen sind. Folglich ist der Anteil der Armen (leider) besonders hoch. Dazu gesellen sich noch diverse Metallverabeitungsbetriebe. Kurz gesagt: eine ganz üble Ecke.

    Oliver: Ich habe mir den Artikel, den du am 14.11 nennst, zweimal durchgelesen, und komme zu dem Schluss, dass du etwas missverstanden hast. Das Bauvorhaben befindet sich eben nicht im Bereich des Weltkulturerbe, sondern zerstöre die historische Ansicht.

    Wer sich bei Google Earth mal die Innenstadt von SPB aus einer Höhe von 10 km anschaut, erkennt sofort anhand der vielen Markierungen, wo sich das historische Zentrum befindet, nämlich auf der Südseitseite der Newa gegenüber den beiden großen,bebauten Inseln.
    GazpromCity befindet sich dagegen östlich der Newa, genau dort, wo die nördlichste Brücke nach Osten üder die Newa geht.

    Diese Entfernung (ca 3-6 km) und die Tatsache der dichten Bebauung erklärt, dass es unmöglich ist, dass man den Turm sehen kann, wenn man am Newski steht. Die subjektive Wahrnehmung des Weltkulturerbes ist die selbe, man bekommt keine "Sehenswürdigkeit" mit dem Wolkenkratzer auf ein Foto. (Wer schon mal versucht hat, den Kölner Dom von Westen her zu fotografieren, weiß was ich meine)

    Es gibt nur eine Möglichkeit, den Turm ganz zu sehen, und dass ist sich eine Stelle direkt an der Newa zu suchen oder auf die Isaak´s Kathedrale zu steigen.Und auch dann sieht man entweder den historische Stadtkern oder den Turm. Ich halte eine Zerstörung der Harmonie des gesamten Stadtbildes aufgrund der Errichtung eines Wolkenkratzer an der Peripherie der Innenstadt für völlig übertrieben.
    (siehe die Seite http://www.intbau.org/news.htm\r
    http://www.intbau.org/news.htm: (...)Anton Glikin(...) explained that the UNESCO designation is also meant to protect historic views, which would be destroyed by this proposal. ")

    Ich finde, dass Gazprom keinen besseren Standort innerhalb Sankt-Petersburg hätte wählen können, da er optisch und durch den Fluss räumlich komplett vom historischen Stadtkern getrennt ist und gleichzeitig die (leider) recht verwahrloste Ostseite der Stadt aufwertet.

    Ausserdem hat Sankt-Petersburg´s Innenstadt bisher gar keine "Skyline" die man von weitem sehen könnte, das faszinierende dort ist Wahrnehmung innerhalb der Stadt!
    Wer stellt sich bei London schon eine Skyline vor oder empfindet den Eifelturm (noch) als unpassend für das Pariser Stadtbild?

  • Hallo Jeggen: vielen Dank für die Infos von jemandem, der sich auch vor Ort auskennt. Wenn der Neubau also tatsächlich ausreichend außerhalb der Altstadt errichtet wird, freut mich das, weil mir der Entwurf für das Hochhaus durchaus gefällt.

  • Off topic
    @ Jeggen

    Zitat

    Ich habe meinen Zivi in Sankt-Petersburg gemacht und zufällig nur 1 km von der geplanten Baustelle gearbeitet

    Etwa mit der ICE in Pavlowsk?!

  • Ja, die Informationen entschärfen die Situation (danke dafür). Letztendlich tappen wir hier sowieso ziemlich im Dunkeln: man müsste sich die Situation vor Ort anschauen, um genau urteilen zu können. Wenn die HH weit genug weg sind, kann man sie zwar immer noch hässlich/unnötig/etc. finden, aber den Altbestand können sie nicht mehr signifikant beeinflussen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.