Beiträge von davila

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    a, so ist es. Vor dem Hintergrund verstehe ist die ganze Zeit nicht, warum Münster immer so gelobt wird. Der alte Prinzipalmarkt sah völlig anders aus.
    Zusätzlich bedenke man, dass es nur eine Straße der Gesamtstadt ist. Der Rest der Altstadt wurde genau so gnadenlos modernisiert, die Straßen verbreitert usw. wie in Dortmund oder Frankfurt.

    Uiuiui. Wohl einen schlechten Tag gehabt? Die drei Städte in einen Topf werfen heißt wohl mindestens zwei davon nicht zu kennen. Über die Qualität des Wiederaufbaus von Münster kann man sicher viel streiten. Objektiv ist jedoch, dass sich Münster gegen die damals herrschenden Dogmen des Städtebaus entschieden hat. Insbesondere durch:
    a) Weitgehende Beibehaltung der historischen Blockstruktur b) keine „Autostadt“ (die Tangenten wurden im Rechteck um die Altstadt geplant, wovon dann nur im Norden zu Lasten der Altstadt abgewichen werden musste – zum Glück für das ansonsten betroffene wertvolle, weitgehend erhaltene Wohngebiet!) c ) die Stadt erlaubte sich Gestaltungsvorgaben (als „speerlicher Städtebau“ verunglimpft).
    Das sah und sieht in Dortmund und Frankfurt anders aus….

    Die gesamte Altstadt ist durch den Versuch eines altstadtgerechten Wiederaufbau geprägt. Sicher: Keine Rekos, keine Ensembles. Aber anscheinend ist vielen auch schwer vorstellbar, was ein Zerstörungsgrad von über 90% heißt.


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    Hat man in Münster die Parzellengrößen eigentlich verändert, oder wären prinzipiell einzelne Fassadenrekonstruktionen möglich?


    Die Parzellen sind weitgehend erhalten. Nicht zuletzt, weil ja die „Prinzipale“ den Wiederaufbau ihrer Häuser organisierten. Das Interesse an einem schönen Stadtbild ist hier recht hoch. Rekowünsche ergeben sich daraus aber nicht…

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    Ja und nein, soweit ich weiß wurden die Parzellengrößen eingehalten, das ganze Ensemble steht allerdings unter Denkmalschutz und sehr viele Münsteraner wissen nichteinmal, dass der jetzige Prinzipalmarkt ein Kind der 50er ist.

    Das halte ich aber für ein Gerücht. Denn die meisten kennen die Geschichten von einer angeblichen Planung der Reko abseits der Altstadt damals und die im Vergleich zum Vorkriegszustand versetzten Säulen der Arkaden. DAS sind die Gerüchte, an die hier geglaubt wird ;)

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    Die mipim steht an und einen kleinen Einblick, was in Berlin "zeitnah" realisiert werden soll und dafür Dollar sucht, findet man hier:
    http://www.mipim-berlin.de/partners/index.html\r
    http://www.mipim-berlin.de/partners/index.html


    Mit dem Umzug der Amis kann nun der Neustädtische Kirchplatz umgestaltet werden: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/wettbewerbe/ausschreibungen/kirchplatz/index.shtml\r
    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/a ... ndex.shtml

    Dann kommt wohl auch bald die Bebauung an der Westseite und hoffentlich werden die umstehenden Altbauten endlich saniert. Könnte ein nettes Plätzchen werden.

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    2) Wie kann man erklären, dass ausgerechnet die nazi-belastete nürnberger Altstadt historisierend wiederaufgebaut wurde? Gerade hier hätte man wegen der Vergangenheit im Dritten Reich einen modernen Wiederaufbau durchsetzen können.


    Liegt vielleicht auch daran, daß sich der Gedanke, daß die Nazibarbarei natürliche Tochter der deutschen Geschichte sei, erst in den 60ern virulent wird. In den 40ern und 50ern steht nicht ein - erst später und oft bis heute betriebener - baulicher Exorzismus im Vordergrund, sondern die Verlusterfahrung und eine Umgestaltung aus baulichen Gründen (Durchlüftung, Verkehrstauglichkeit, etc.)


    Philon: Kennst Du noch den Namen oder Funktion des Autors? 1947 mußte sich Münster ja bereots die erste Maskerade-Kritik anhören, während in Nürnberg 1947 der Altstadt-Wettbewerb veranstaltet wurde, also ein "Modell Nürnberg" eigentlich noch nicht bestand.


    Ein der Wettbewerbsgewinner 1947 war ja übrigens auch der Vorschlag, nur einen schmalen Streifen von Burg zum Bahnhof (via historica) wiederherzustellen. Nur mal so als Beispiel, was auch "drin" gewesen wäre und was man doch geleistet hat.

    Das mit dem Hirn des Herrn Parzinger ist ...nun ja, nicht weiter kommentarbedürftig.

    Aber "Chipperfieldfraktion":

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    SPIEGEL: Aber schon jetzt wird das Schlossprojekt nicht allein von Herzenswärme begleitet. Die Rekonstruktion des 1950 gesprengten Hohenzollern-Schlosses ist, obwohl vom Bundestag längst beschlossen, gerade wieder sehr umstritten – manche Architekten sähen auf diesem Gelände lieber einen Neubau.

    Parzinger: Der Palast der Republik, der lange auf dem Areal stand, war ästhetisch für viele Menschen fragwürdig. Sollen wir dort wieder etwas bauen, das uns vielleicht in zwanzig, dreißig Jahren nicht mehr gefällt?

    SPIEGEL: Sie trauen den Architekten nicht viel zu.

    Parzinger: Das will ich nicht sagen, und ich verstehe auch durchaus, dass viele Stararchitekten das anders sehen. Doch ich habe einen klaren Kurs, der Bundestag hat den Wiederaufbau beschlossen, und wir machen das Beste daraus. Ich bin aber einfach ohnehin der Auffassung, dass sich dieses Schloss besser in die historische Nachbarschaft zwischen Altem Museum und Zeughaus einfügt


    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,536690-2,00.html\r
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... -2,00.html

    Chipperfieldfraktion?

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    Was ich sagen wollte: Jedenfalls würde man wohl in einer Stadt wie [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] einen solchen Abriss nicht mehr so sang- und klanglos über die Bühne bringen. In den thüringisch-sächsischen Kleinstädten scheint die leerstehende Substanz so groß und anscheinend so verzichtbar, daß man es sich zu erlauben scheint. Oder eben: Das Denken ist noch nicht so weit, da man erst einmal den Verlust, die Leere spüren muß. Eine Erfahrung, die andere Landstriche eben bereits lange hinter sich haben.

    Aus der Tatsache, daß mein Link zu einem lokalen Bürgerverein führt, die Erregung der Altenburger im Videobeitrag deutlich wird und endlich der ganze Lärm bis ans Ohr der FAZ gelangt, sollte jederman doch erkennen können, daß man auch in der SBZ mit dem Denken ganz schön weit gekommen ist (es sei denn, man ist so stumpf wie der gemeine Ostdeutsche).

    Die "Schweinerei" in Altenburg - nach den Infos - ist ja nicht (nur) der Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes. Sondern ein Abriss, der vom Eigentümer zunächst als Druckmittel zum Rückkauf durch die Stadt benutzt wurde.

    Denn wenn das Gebäude nicht akut baufällig war: Was will der Investor mit dem leeren Grund in Altenburg? Oder ist das neuerdings auch eine Boomstadt?

    Ganz herzlichen Dank für den prompten Service!


    Ist zwar etwas wiederkäuend, ich kann's mir trotzdem nicht verkneifen: ich finde, mit den beiden ersten Bildern von Vitruv kann man sich gut vorstellen, wie eine geschlossene Häuserfront ohne GH wirken könnte, bzw. wie unruhig/zerstückelt der Platz mit der Bebauung - egal in welcher Architektursprache - wirken kann. Hoffentlich gibt mir das Raumgerüst recht...

    Großbaustelle Mitte - Private und öffentliche Bauherren investieren rund 800 Millionen Euro in das 300 Jahre alte Stadtquartier

    Die Seite http://www.falkonier.de\r
    http://www.falkonier.de ist auch aktualisiert (die Turmhäuser scheinen planfest zu sein) und Baubeginn soll Mitte dieses Jahres sein.

    Dann gibt's noch das Schmuckstück: http://www.meermann-gruppe.de/presse_pdf/20060914_MensaNord.pdf\r
    http://www.meermann-gruppe.de/presse_pd ... saNord.pdf

    Und auch die ersten Entwürfe für den "Diplomatenpark" am Tiergarten pflegen das Understatement des sozialen Wohnungsbaus: http://www.becher-rottkamp.de/bra_pdf.php?project_id=153\r
    http://www.becher-rottkamp.de/bra_pdf.p ... ect_id=153

    Interessant fände ich mal ein Photo der Schützresidenz aus der Ferne (zB von der FK oder vom Johanneum aus), welches vielleicht die Raumwikrung dieses Baus bzw. eine Fassung des Neumarktes deutlich macht. Danke! :zwinkern:

    Eine ausführliche und umfassende Kritik am Siegerentwurf (natürlich Bartetzko) mit Abbildungen anderer Entwürfe war übrigens Ende letzter Woche (Freitag?) im überregionalen Teil der FAZ. Sehr lesenswert, aber leider nicht online.

    Leipziger:

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    Und das neue? Alles wird anders, aber wieder das gleiche Thema. Diesmal kein Kubus, sondern ein Dreieck, das ganz nervös eine Ecke in den historischen Domplatz schiebt und aufdringlich schreit: "Guckt hier, ich bin der Beste!


    Mann, Du hast einfach ein architektonisches Auge. Ja, der ganze Entwurf scheint auf Museumsreklame ausgerichtet. Nicht nur der in den Domplatz ragende Bug, auch die Durchwegung ist so ein Mittel.
    Hoffentlich gewinnt wenigstens das Museum als solches durch den Neubau.

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    Warum kann man nicht wieder die große Tür des Altbaus öffnen und die Besucher direkt in den schönen historischen Lichthof aus warmem Baumberger Sandstein eintreten lassen? Das hat sich wohl keiner der Architekten getraut.

    Ich könnte mir vorstellen, daß der Lichthof für die gewollte Realisierung eines Museumsumgangs (Raumfolge) als Eingangsaal einfach schlecht liegt. Ein Schmuckstück, das besser genutzt werden sollte, ist er in jedem Fall.

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    Die Bagger an der Stubengasse habe ich im Dezember schon live gesehen, aber nur bei Dunkelheit, so dass ich letztlich nicht viel gesehen habe. Was erwartet uns denn nun hier?

    Na klar - den Tank voll Glühwein pumpen und dann alles auf die Dunkelheit schieben :zwinkern:
    http://foto.westfaelische-nachrichten.de/Stubengasse/9/6620/6622.html\r
    foto.westfaelische-nachrichten.d ... /6622.html
    Ab jetzt googelste aber selber.

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    Immerhin sind alle Bauten als ein klares "Ja" zur dichten europäischen Stadt zu verstehen und halten sich an die Stadtkanten. Die Fassadenmaterialien (Naturstein) sind hochwertig. Insgesamt sind alle Fassaden jedoch eher monoton und wenig kleinteilig.

    Die Bauten sind einem besonders lieb, wenn man noch die Vorgänger im Kopf hat. Z.B. dieses Hochhaus am Ketteler Hof - brrrrrrrrrrr....
    Was das weitere Entwicklung in MS angeht, siehts eher schlecht aus: der neuer Stadtplanungsamtleiter wäre in Gelsenkirchen vll. ein Topmann, für Münster ist er eine Fehlbesetzung: Ohne ein Gespür für das kontinuierliche, traditionsbewußte und nachhaltige Entwickeln, was diese Stadt ausgezeichnet hat. Man wird sehen.

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    Dann habe ich noch mehrere neue Betonkisten am Hafen gesehen, diese m.E. durchweg enttäuschend, vor allem die unruhige Kiste neben Bolles+Wilson am Hafenweg. Da wünsche ich mir beinahe die wilden Parkplätze zurück.

    Warum soll das kleine Münster sich nicht auch seine Hafencity gönnen. Und hier wie in Hamburg gilt: Je mehr das Projekt fortschreitet, umso mehr strahlt es unterkühlte Langeweile aus.
    Komm einfach im Sommer wieder und trink 'n Cocktail im Hafen. Dunkel wird's dann auch :gg:

    Leipziger: In die Achse - Nein. Kubus? Aber sicher! ;)

    Die "Musikhalle" soll im Süden des Hindenburgplatzes entstehen. Das ist wiederum nur planungsgeschichtlich erklärbar, da dem Konzerthaus gegenüber im Norden ein Museum für moderne Kunst entstehen sollte ("Kulturforum"), achsensymmetrisch zum Schloss. Die Museumsplanung wurde jedoch fallengelassen und der Kulturforumsplan gegenstandslos. Übrig blieb das Konzerthaus - und das auf dem in den Planungen vorgesehenem Platz.
    Baumewerd hat mE völlig recht, das zu beanstanden, bzw. seinen Vorschlag zur besseren Fassung des Hindenburgplatzes - auch in Symmetrie zum Schloss - zu präsentieren. Mich überzeugt's.

    Was Dich vll. auch interessiert:
    http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/?em_cnt=161381&\r
    http://www.westfaelische-nachrichten.de ... nt=161381&

    Ach ja: Und auf der Stubengasse rollen Bagger :gg:

    Leipziger: Frag doch mal hier
    http://www.erhaltung-gymnasium-am-ostring.de/\r
    http://www.erhaltung-gymnasium-am-ostring.de/
    Was Frankreich betrifft: Habe ich aus einem Zeitungsartikel. Ich suche mal.
    Voilà: http://www.lefigaro.fr/france/20070518.FIG000000001_des_maires_sont_contraints_de_demolir_leurs_eglises.html\r
    http://www.lefigaro.fr/france/20070518. ... lises.html

    erbse:

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    Aha, das liebe Geld soll also Schuld sein. Und dann ist selbstredend die Kohle da, um die gesamte Kirche wegzureißen, den Schutt abzutransportieren, das komplette Baufeld zu erschließen und ein Altenheim darauf zu pflanzen - und das mal eben aus der Portokasse des Bistums, hm? Oder übernimmt das ein Investor?
    Dann wäre der Sinn dieser Kirchenvereinigung aber reichlich verfehlt.
    Wie angemerkt sollte man stattdessen für eine ausgewogenere Nutzungsmischung in der Gegend sorgen, zu wenig Gläubige gibt es doch beileibe nicht. Bloß die Kirche muss auch erreichbar sein.

    lol. Ach, Erbse. Ich hatte ja eben schon vermutet, daß das Thema oft Leute erregt, die dem Thema eher fern sind. Aber das: "zu wenig Gläubige gibt es doch beileibe nicht. Bloß die Kirche muss auch erreichbar sein" ist wirklich phänomenal! :)
    Natürlich ist das Grundstück der Vermögenswert, um den es geht und der alles weitere fiananziert. Das Gebäude ist nur der Klotz am Bein. Wahrscheinlich machst Du Dir keine Vorstellung, was der ERHALTUNGSsunterhalt einer Kerk verschlingt. Und tolle Alternativnutzungen wie Konzerthäuser, Begegnungsstätten, Kolumbarien etc. pp. können den mittelfristig auch schwer aufbringen und werden immer schön in sanierte Kirchen gepackt.

    Die Tatsache, daß wir in Deutschlands Innenstädten baurechtlich schwer Ruinen dulden können, ist ja ein generelles Problem des Denkmlaschutzes geworden. Und bei der Threaddisziplin bist Du ja sehr streng. ;)

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    Übrigens sind wir nicht Frankreich, also brauch darüber auch nicht diskutiert werden. Die Sorgen und Nöte anderer Länder interessieren hier nicht.


    Ich will Dir ja nicht in Deinen ostdeutschen Provinzialismus - der zudem so schön Vorurteile bestätigt - mit Europakram reinreden. Nur bitte keinen allgemeinen Maßstab daraus machen. Danke!

    Bei Kirchenabrissen sind natürlich alle furchtbar betroffen oder hysterisch. Besonders diejenigen, die diese Gebäude nur von außen kennen. Nur wenn's um Geld für den Erhalt geht, ist Ruhe auf dem Podium.

    Dabei ist die Marienkirche eigentlich nur ein Vorläufer gewesen: Im nächsten Jahr gibt's die große Strukturreform im Bistum Essen. Und dann, wenn die neuen Pfarreien merken, daß sie nicht fünf bis zehn Kirchen gleichzeitig unterhalten können, kann die Abrissparty richtig starten.

    Aber im Ruhrgebiet fallen wenigstens "nur" Gründlerzeitler. In Frankreich sind gerade circa 3000 Kirchen akut vom Abriss bedroht. Und dort verläßt uns dann die Romanik. Und ich gerade das Thema des Threads.