Zitat von "Karasek"Nun ja, ich halte die Schwierigkeiten in Berlin eher für eine Folge der Verteufelung Preussens, sowohl in der deutschen Gesellschaft als auch international.
Die Dresdner Frauenkirche war, neben der herausgehobenen Stellung als Symbol für die Zerstörung aller deutscher Städte für uns selbst, auch immer das Symbol der eigenen Schuld für die internationale Gemeinschaft. Für die Wiedererichtung dieses Symbols Sympathien zu erwecken war sicherlich einfacher als Gelder für die Garnisonkirche in Potsdam aufzutreiben.
Und zudem stimmt das Bild was Baring zeichnet ja auch nicht so ganz. Potsdam, als Kulminationspunkt Preussens, braucht sicher nicht hinter Dresden zurückzustehen was den Umgang mit der eigenen Vergangenheit angeht. Und das Hohelied auf den sächsischen Bürgersinn wird etwas leiser wenn wir uns daran erinnern das man auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] eine Kirche hätte welche rekonstruiert werden... tja, müßte.
Ja, das ist in der Tat eine bedauernswerte Entwicklung - ich kann es mir nur mit dem allzu pragmatischen Sinn der Leipziger wie auch der Westsachsen allgemein erklären, welche nicht dieses Bedürfnis nach öffentlicher Emotion besitzen wie die Dresdner. Sie sind natürlich Bürger und keine Staatsdiener - ansonsten hätte es den 9. Oktober und die dt. Einheit ein Jahr später nicht gegeben. Aber sie sind ZU vorwärtsgewandt und akzeptieren auch Unanhembares wie den Bilderbunker oder die Flächenabrisse - für die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung ihrer Stadt, wie sie glauben. Zur Unikirche haben sie keinen Bezug mehr, denn es sind größtenteils Atheisten und dabei keine kunsthistorisch interessierten Menschen - sie sehen das Ding lediglich als Kirche, aber nicht den eigentlichen historischen Wert. Und dergleichen ist kein Einzelfall in Westsachsen.
Denn als Westsache(der ebenfalls Atheist ist) muß ich hier hinzufügen, daß man in Zwickau das Schloß Osterstein, eine ehrwürdige Dreiflügelanlage aus der Renaissance, rückgratlos verfallen läßt, bis es nicht mehr zu retten sein wird. Eine wahrhaftige Schande für meine schöne, altehrwürdige Heimatstadt.