• Nicht die Farbe Gelb empfinde ich da als störend, sondern die verschwundenen Kontrastierungen.
    Eine komplett einfarbig gestrichene Fassade hat einfach weniger Charakter, wirkt zu glatt, leblos. Es nimmt den Bauten Tiefe und Detailreichtum.
    Vergleich vorher - nachher.

    Aber das ist in der Tat jammern auf hohem Niveau. Immerhin scheint man auch eher selten zu den chemischen Dispersionsfarben zu greifen, unter denen jede Fassade erstickt. Sanierte Häuser sollten nur noch mit Naturfarben gestrichen werden.

  • Ich möchte noch etwas zur Stadtmöbilierung in Görlitz - Ost bemerken. Die polnischen Gestalter gehen sehr viel unbefangener an Aufgabenstellungen heran. Da wird eben schlicht und rasch gehandelt und eben nicht erst ein weltweiter Wettbewerb ausgeschrieben, wenn es z. B. nur um ein paar lächerliche Ruhebänke geht.
    Und diese historisierende Weise der Stadtmöbilierung in Polen hat Görlitz - West einiges voraus.

    Ich bin wirklich neugierig, wenn die hässlichen Beton Kandelaber, die Görlitz an repräsentativen Stellen verunzieren und mittlerweile gar nicht mehr in das wunderbare Stadtbild passen, endlich mal verschwinden.
    Auch hier darf man sich an Polen ein Beispiel nehmen. Der "Blick über die Grenze" die angeblich keine mehr ist ( ! ) wird doch eins ums andere Mal immer wieder hochgelobt.
    Ergo sollte man auch in solchen Dingen mal genau hinschauen und einen "klaren" Blick bekommen.

    Fast über Nacht entstand das historische Ensemble am Töpferberg, ohne große, teure, zeitraubende "Wettbewerbe" und siehe da -
    nun ist es schon fast komplett. Gratulation den damit Befassten.

  • Vielen Dank für die vielen Danksagungen :)

    Noch ein paar Anmerkungen:

    erbse: Hier noch der Blick von der Brücke und von deutscher Seite auf die Rekonstruktionen, es ist also durchaus auch von Görlitz zu sehen (und verdeckt sogar die Plattenbauten).



    Da der Brunnen auf der Berliner Straße auf so einen großen Zuspruch gestoßen ist, hier noch ein paar Nahaufnahmen:





    @ Bernd Ludwig: Das Ensemble am Töpferberg enstand leider nicht über Nacht, sondern wird nun schon seit 7 Jahren gebaut. Von daher sehe ich Schwarz für eine baldige Bebauung der angrenzenden Gebiete (obwohl schon ausgebaggert).

    Nochmal zur Stadtmöblierung:

    Während in Polen die Bänke so aussehen,


    hier ein Vergleich Görlitzer Bänke an der Uferstraße direkt an der Grenze (auch schön der angrenzende Sichtbeton):


    Das Laternen ein historisierendes Aussehen bekommen ist ja klar, aber selbst die Peitschenmasten werden in Zgorzelec so gestaltet (hier in der Nähe der ehem. Ruhmeshalle). Würde im Görlitzer Gründerzeitgebiet sicher besser aussehen, als die Betonmasten.




    Hier noch eine weitere (neu angelegte) Straße, hinter dem Rekonstruktionsprojekt. Wieder wurde mit Pflastersteinen gearbeitet und auch die Laternen (man beachte den Sockel) sind passend dazu gewählt.


    Ich möchte auch nicht den Vorher Zustand der neuen Mauer vorenthalten:



    Der Vollständigkeit halber möchte ich auch noch ein weiteres Sanierungsobjekt aus Görlitz zeigen. Ich hatte es letztens weggelassen, da ich kein digitales Vorher Bild besitze (hab ich wohl mal ein Haus verpasst zu fotografieren).

    Blumenstraße 59:


    Angrenzende Bebauung:


    Detail gegenüber:

  • Vielen Dank für die zusätzlichen Bilder!

    Ich hoffe, die beiden Landesteile können durch das Projekt am Postplatz/Töpferberg weiter zusammen wachsen. Ich würde mir eine völlige Selbstverständlichkeit und Normalität zwischen Polen und Deutschen in Görlitz wünschen.

    Auch wenn diese Teilung vielleicht gefühlsmäßig betrachtet eine Ungerechtigkeit und Farce ist, birgt sie doch viele Chancen.
    Westpolen ist eine aufstrebende, im Wachstum begriffene Region, die dem "tiefsten Osten" der Bundesrepublik bei der Regeneration wirklich behilflich sein kann.

    Wenn ich an mein Heimatland MeckPomm und die Grenzregion um Pasewalk denke, kann ich nur feststellen, dass die deutsche Seite tatsächlich von der polnischen profitiert. Die Polen investieren dort, bauen sich Häuser oder sanieren Altbauten und beleben die Region. Auch sind sie sehr anpassungswillig und lernen die Sprache schnell. Die kulturelle Nähe ist schon stark zu spüren, viele Westpolen sind ja auch weniger katholisch geprägt.

  • Es ist einfach herrlich. Dass der Postplatz in Beton ausgeführt wird finde ich mitnichten verwerflich, da es in erster Linie um die Fassaden geht. Überhaupt gefällt mir die (grelle) Buntheit der polnischen Reko, obwohl auch das edle Grau auf Deutscher Seite gut aussieht. Schade finde ich, dass es trotz EU noch nicht möglich ist, Grenzstädte verwaltungstechnisch zu vereinen ohne die Staatsgrenze anzutasten. Vielleicht sollten wir ein Europa der Regionen werden und anstelle der Bundesrepublik lieber die Bundesländer zu Mitgliedsstaaten machen...
    Und der Trend, dass in den Grenzregionen die Polen/Tschechen einen "Vorteil" haben, sehe ich auch. Der Böhmerwald ist als Ferienziel sehr beliebt und da dort die Preise für Chatas sehr stark angestiegen sind, profitiert auch z.B. Bayerisch Eisenstein: Es werden Häuser gekauft/saniert, man hört von Pilsenern, deren Familien in Zelezna Ruda wohnen um die Kinder in einen bayerischen Kindergarten schicken zu können. Allerdings wäre es vorteilhaft, wenn die Deutschen nicht immer davon ausgehen würden, dass jeder ihre Sprache spricht und mal lieber die ihrer Nachbarn lernen würden...

    Architektur ist immer subjektiv, da sie wie jede andere Kunstform vom Auge des Betrachters abhängt.

  • Auch mir sagen die unbefangenen "Farbtupfer" am Töpferberg zu. Man sieht solche Gestaltungen in Polen mit einer gewissen Lässigkeit, unbekümmerter als etwa bei uns.

    Mir ist bekannt, dass sich die Räte beider Städte hin und wieder zu gemeinsamen Beratungen treffen. Solche Tagungen sind mal im Ostteil, dann wieder im Westteil der Stadt üblich geworden.
    Die Polizeibehörden beider Städte arbeiten eng zusammen.
    Die R. - K. Kirche sieht auf eine, mehrere Jahrzehnte bewährte, bis weit in die Zeit vor der "Wende" reichende, gute Zusammenarbeit zurück.
    In der Weststadt bewährt sich das Modell eines deutsch - polnischen Kindergartens. Patenschaften zwischen Schulen sind keine Seltenheit.

    Also schon ein ganzes Stück guter Zusammenarbeit & Normalität, dass sicher künftig auch in Überlegungen münden wird, wie mit den riesigen Verlusten an Kunstgut der Stadt Görlitz umzugehen ist.

  • Schade finde ich, dass es trotz EU noch nicht möglich ist, Grenzstädte verwaltungstechnisch zu vereinen ohne die Staatsgrenze anzutasten. Vielleicht sollten wir ein Europa der Regionen werden und anstelle der Bundesrepublik lieber die Bundesländer zu Mitgliedsstaaten machen...

    Der alte Wunsch des Deutschen, sich endlich auflösen zu dürfen? :wink: Ein bischen Rheinbund 1806 oder Vier-Zonen-Aufteilung nach `45? Manch ausländischem Politiker dürfte das gefallen. Bloß sollte man nicht denken, dass man es im Ausland gleichtun wird. :lachen:

    Ansonsten, vielen Dank "Elsner83" für die schönen Fotos. Ich habe auch nichts gegen die freien Rekonstruktionen auf der polnischen Seite einzuwenden. Ist ein stimmiges Ensemble geworden. Weißt Du, ob und wann es seitlich weitergeführt wird? Es wurde ja offenbar an den Seiten des neuen Platzes gerodet.

  • Am 27.11. fand ja in Dresden eine der beiden Winterauktionen der Sächsischen Immobilien- und Grundstücksauktionen statt, bei der auch einige Objekte in Görlitz ausgeboten wurden. Die Ergebnisse sind allesamt nicht so sonderlich überragend ausgefallen:
    Häuser:
    Konsulstraße11/ Ecke Gartenstraße (29.000 €) für 36.000 €
    Salomonstraße 22 (12.000 €) nicht versteigert
    Pomologische Gartenstraße 7 (5.000 €) für 5,000 €
    Krölstraße 6 (9.000 €) für 10.000 €
    Rauschwalder Straße 31 (5.000 €) nicht versteigert
    Rothenburger Straße 34 (5.000 €) nicht versteigert
    ETW´s:
    Landeskronstraße 32 (5.000 €) für 11.000 €
    Luisenstraße 19 (8.000 €) für 8.000 €

    In der Krischelstraße scheinen ebenso zwei noch unsanierte Objekte, die schon länger angeboten wurden, verkauft worden zu sein, jedenfalls stehen sie nicht mehr im Angebot. Es scheint so, daß in der Altstadt die Möglichkeit. an ein Haus zu kommen, immer geringer wird.

  • Ich weiß auch nicht, was diese deutsche Anbiederung in Richtung Polen soll.
    Verweise auf die "Europastadt Görlitz-Zgorzelec" hab ich nur in Görlitz-West gesehen, drüben war keine Rede davon. Vielleicht hat sich das zwischenzeitig geändert, kann sein.
    Aber ein bisschen Distanz wäre da wohl sicher würdevoller, schließlich ist der Status quo eine einzige Zumutung, die stillschweigend zu tolerieren schon eine beträchtliche Leistung darstellt. Auch die Bewunderung für die polnischen "Wiederaufbauleistungen" in Zgorzelec sollten sich durchaus in Grenzen halten - eigentlich ist es reiner Kitsch, was dort geschaffen wurde, besten Material für die Rekogegner, um zu demonstrieren, warum Rekos nicht "funktionieren" können. Und sehr aufstrebend habe ich "Westpolen" wahrlich nicht empfunden, im Gegenteil. Wie ich in meiner Galerie beschrieben habe, geht der Verfall drastisch voran, schließlich kommen die Gebäude jetzt erst richtig in die Jahre. Alles, was dort gedeiht, sind Billiglohnarbeitsplätze. "Unsere" Bankaustria, nunmehr mit der HypoVEbank von der welschen Unicredit geschluckt, lagert etwa munter nach Stettin aus. Offenbar pendeln viele aus Vorpommern dorthin, um wenigstens eine mies bezahlte Arbeit zu haben. In Schlesien setzt man eher auf die Ausbeutung heimischer Billigarbeitskräfte. Nein, was da "aufstrebend "sein soll, erschließt sich mir nicht. Imgrunde ist es alles eine monströse Fehlentwicklung.
    Für Görlitz und die anderen heute ostdeutschen Städte sehe ich, wie schon ausgeführt, dennoch viel Zukunft, da sie von einer gewissen unheilvollen Entwicklung, die Westeuropa mittelfristig auslöschen wird, verschont geblieben sind. Auch hier ist der Blick nach Polen, die Anwerbung polnischer Mieter und Facharbeiter nicht eben hilfreich - ich fürchte, dass Görlitzer Wohnraum und Arbeitsplätze in durchaus absehbarer Zeit für Inländer dringend gebraucht werden.
    Die Investitionen in die alte Substanz werden sich noch rechnen, dessen bin ich mir sicher!
    Eine Vereinigung von Gö und Zg erschiene mir als blanker Wahnsinn. Seid ihr noch zu retten? Zahlt ihr nicht schon genug in die EU und damit in Richtung Nettoempfänger PL ein? Muss dieser Irrsinn sich auch auf kommunaler Ebene fortsetzen?
    Oder soll Gö-West auch noch polonisiert werden, immerhin zur Abwechslung einmal auf friedfertige Art und Weise? Weil hier die Islamisierung noch nicht so recht klappen will? Deutsche unter sich darf es wohl nicht mehr geben?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @Ursus: Du stehst in diesem Forum für sachlich fundierte, intelligente und gehaltvolle Beiträge. Umso unbegreiflicher ist dann voranstehender Beitrag der doch einiges durcheinander bringt und schlicht weg unsinnig ist.

    In Polen gibt es bis heute eine Gilde von Steinmetzen, Steinbildhauern, Zimmerleuten etc, die in überlieferter Handwerksweise althergebrachte Bauten nachahmt und in einmaliger Weise tausende Bauten wiederaufgebaut hat. Diese Handwerker sind übrigens europaweit gefragt, so gibt es z.B. in Deutschland einen erheblichen Mangel in einigen Handwerksbereichen für althergebrachte Herstellungsweisen. Was Du in Polen als "Kitsch" betrachtest würde ich als willkommene Stadtbaukultur beurteilen. Bitte komme in meine Heimatstadt Darmstadt und schaue Dir - in dieser mit Architekturfakultäten ausgestatteten Stadt - die "wunderbare Aufbauleistungen" im Stadtzentrum an. Als die Stadt Darmstadt noch Geld hatte wurde dort ein ungeplantes Gewirr aus übelster Nachkriegsarchitektur geschaffen. Noch nicht einmal der Marktplatz wurde anständig wiederaufgebaut. In Polen undenkbar. Sorry, aber mir ist der "Kitsch" in Elbing/PL. etc. tausenmal lieber, als die hässlichen Nachkriegs Beton-Lochfassenwüsten in Darmstadt & Co.

    ...

  • Lieber Wikos, danke für das eingangs gespendete Lob, aber ich denke, du hast meinen Beitrag zu extensiv ausgelegt. ich hab kein Wort gegen Elbing und Danzig geschrieben, in welcher Würdigung ich völlig deiner Meinung bin, der Kitschvorwurf bezog sich nur auf den Postplatz in Zgorzelec, der in meinen Augen misslungen und kein gutes, nachahmenswertes Beispiel darstellt. Etwas hinsichtlich anderer Städte abzuleiten, ist unzulässig. Polen ist ein sehr widersprüchliches Land, wo es viel Licht und Schatten gibt. Ich bin im Ganzen sicher nicht polenfeindlich eingestellt, fahre dort sehr gerne hin und fühle mich auch wohl, meinte aber doch, dass Erbses Vorschlag entschieden zu weit ging. man soll unschöne Dinge nicht beschönigen - die teilung von Görlitz ist und bleibt unabänderlich aber dennoch unerfreulich, der weitgehende Verlust von Altsubstanz in Zgorzelec (dem immerhin eines der meistphotographierten Motive von Altgörlitz zum Opfer fiel!) ist keiner Kriegszerstörung, sondern mutwilligem Verfall geschuldet, und die Postplatzhäuser wirken billig und grell. Beton"rekos" sind einfach nicht so mein Fall. Das ist alles, was ich meinte. Dass die Polen gute Handwerksarbeit zu leisten vermögen, dass sie gut auch komplexere Fassaden wiederherstellen können wie in Danzig und Elbing oder auch Posen, dass sie sich heute immerhin auch im arg vernachlässigten Niederschlesien etwas bemühen (Rathausturm zu Schweidnitz, Marktplatzmitte in Lauban) bleibt völlig unbenommen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
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    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Schade finde ich, dass es trotz EU noch nicht möglich ist, Grenzstädte verwaltungstechnisch zu vereinen

    Wie soll denn das angesichts völlig unterschiedlicher Verwaltungsstrukturen, Zuständigkeiten und Gesetze funktionieren? Schließlich ist Polen ja kein föderaler Staat mit weitreichenden Kompetenzen auf der lokalen Ebene.

    Abgesehen davon ist es ja öffensichtlich noch nicht einmal möglich, die Stadt Mainz wieder zu vereinen, die durch die willkürliche Trennungslinie zwischen der amerikanischen und französischen Besatzungszone geteilt wurde und daher im Norden formal zu Wiesbaden gehört.

    Inwiefern Westpolen "aufstrebend" ist - schwer zu sagen. Es fällt aber auf, daß die extrem hohen Arbeitslosenzahlen vor dem EU-Beitritt (um die 30 % in der Woiwodschaft Lebus gleich hinter der Grenze) sich in etwa halbiert haben, vermutlich durch Auswanderung und EU-Subventionen.

    Zgorcelec besteht aus drei oder vier (bei meinem letzten Besuch 2007) reichlich heruntergekommenen Gründerzeitblöcken, dann kommen alle erdenklichen Arten von Plattenbauten. Weitere Rekos sind mir nicht bekannt.

    Zitat

    Noch nicht einmal der Marktplatz wurde anständig wiederaufgebaut. In Polen undenkbar

    Na ja, Neisse wurde zwar weitestgehend zerstört, aber im Zentrum entweder überhaupt nicht oder nur sehr rudimentär rekonstruiert, mit unschönen Mietskasernen und Leerflächen. In Liegnitz wurde die weitgehend erhaltene Altstadt sogar lange nach dem Krieg abgerissen und danach mit Wohnblöcken zugestellt. In Glatz oder Waldenburg ließ man wertvolle Gebäude im Zentrum verfallen und ersetzte sie dann durch semi-gelungene Neubauten (wenn ich recht informiert bin, sind sogar die Bauten direkt am Ring in Waldenburg freie Nachempfindungen der Originale (?).

    Es gibt auch genug weitere ehemals historische Städte, die im wesentlichen aus freien Flächen mit ungleichmäßig verteilten Plattenbauten bestehen (und teilweise noch nicht einmal zerstört wurden, sondern einfach mangels Bewohnern verfielen), sehr informativ finde ich da das leider nicht mehr regulär erhältliche Buch "Schlesien aus der Luft" von Bernhard Kirk.

  • Was Waldenburg betrifft, so bist du mE unrichtig informiert. Der Waldenburger Ring ist architektonisch nicht eben bedeutungsvoll, aber in seiner Vorkriegssubstanz einwandfrei erhalten. Wahrscheinlich verwechselst du die Stadt mit Hirschberg, wo deine Aussage zuträfe.
    Generell ist Niederschlesien kein Ruhmesblatt polnischer Stadtbild- oder Denkmalpflege. Sanierung war Ausnahme, Abriss Regelfall. Viele Städte haben eine ganze Ringplatzseite verloren: Jauer, Wünschelburg, Glatz, Greiffenberg, Reichenbach... Wie ich schon irgendwo schrieb: nachdem der Bürgermeister von Boleslaw die Bunzlauer Altstadt retten ließ, erhielt er einen Rüffel aus Warschau wegen unpatriotischen Verhaltens. Andererseits sieht man anhand dieses Beispiels, dass vieles Erhaltenes großem persönlichem und regionalem Einfluss zu verdanken ist.
    In Zgorzelec kam sicherlich hinzu, dass die schönen alten Häuserzeilen in erster Linie ohnehin nur von deutschem Gebiet wahrnehmbar waren, womit ein doppelter Anreiz bestand. der kleine transnisianische Brückenkopf lag ja völlig abseits des sich neu konstituierenden Zentrums. Dafür baute man den Deutschen am höchsten Punkt jene riesige Plattenbausiedlung in die Sichtachse Obermarkt-Brüderstraße-Untermarkt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Richtig - es war tatsächlich Hirschberg, aus unerfindlichen Gründen verwechsle ich beide Städte ständig.

    Das große Problem des Nachkriegsschlesiens war neben dem chronischen Geldmangel im Kommunismus wohl auch einfach der Mangel an "Neubürgern", da die Polen aus "Ostpolen" (historisch korrekter wäre angesichts der früheren polnisch-litauischen Personal- und Realunion wohl eher "Süd-Litauen", siehe auch hier und hier in der Wikipedia) nur etwa maximal 30 % der ehemals überwiegend deutschen Bevölkerungszahl in Schlesien ausmachten, Umsiedlungen aus dem polnischen Kerngebiet zahlenmäßig nicht ausreichten (überwiegend freiwillig, aber siehe auch Operation Weichsel) und daher viele Häuser schlicht nicht mehr bewohnt wurden.

    OT: Und noch eine Skurrilität am Rande (wurde vielleicht schon erwähnt):

    Görlitz und die Griechen (siehe Jetzt kommen die Griechen:(

    Zitat

    „Die Griechen kommen“, hieß es erstmals 1916 in Görlitz, als sich 6.400 Soldaten der griechischen Armee freiwillig in deutsche Kriegsgefangenschaft begaben und hier drei Jahre lang das Bild der Stadt prägten. Mehr als 90 Jahre ist es her, dass zehn geschlossene Züge voller griechischer Männer im Görlitzer Bahnhof einfuhren, die Namen und Nachfahren in der Stadt hinterließen. Hinzu kamen 1949 nach dem Ende des griechischen Bürgerkriegs über 14.000 Griechen, die in Zgorzelec Asyl fanden.

  • Am 26.02. fand die Frühjahrsauktion der Sächsischen Immobilien- und Grundstücksauktionen statt; und wieder haben drei Gebäude in Görlitz den Besitzer gewechselt. Es handelt sich um:
    - Salomonstraße 22 für 12.000,--€
    - Luisenstraße 5 für 12.000,--€
    - Otto-Buchwitz-Platz 6 für 11.500,--€.

  • Bis auf einige "Ladenhüter" sind im Verlauf eines geschätzten Jahres doch etliche Häuser verkauft worden; gerade in der Altstadt wird es offensichtlich immer schwieriger, an ein Haus zu kommen. Ich denke da z.B. an das Haus Ecke Krischelstraße/Weberstraße. Natürlich wäre es sehr interessant zu erfahren, ob denn die Nachfrage bzw. der Bedarf gestiegen ist und ob denn alle sanierten Wohnungen vermietet werden oder der Leerstand immer noch recht groß ist.

  • Das ist nicht die Salomonstraße 22, die ist an dem oberen Teil der Straße, direkt am neuen Landratsamt an der Bahnhofstraße. Es ist ein einfaches Gründerzeithaus, wahrscheinlich schon früher, da die Salomonstraße die alte Ausfallstraße nach Süden war (vor Bau des Bahnhofs). Die Hofbebauung wurde letztes Jahr abgerissen. http://binged.it/WKBWNJ

    Das gezeigte Haus ist die Salomonstraße 10/11, welche im Bereich der geplanten Einkaufspassage an der Berliner Straße liegt.

  • Ich möchte nicht diskutieren, aber ich schrieb doch bereits wo sich die Salomonstr. 22 befindet und das kann man auch bei Goggle Maps und Bing nachschauen. Das Haus wurde in der vorletzten Auktion nicht versteigert, nun aber zum Mindestgebot von 12.000 Euro nachverkauft, nachzulesen hier Außerdem kann man sich das Haus im vorletzten Katalog anschauen (Seite 40, Objekt 71): Katalog
    Das Jugendstilhaus ist immernoch Salomonstraße 10-12:

  • Es gibt jetzt tatsächlich in ganz Polen Google Street View, selbst in Dörfern und auf Überlandstraßen. Daran müsste sich Deutschland mal ein Beispiel nehmen. Die Bilder sind ganz aktuell von September 2012. Hier ein Beispiel von Rekonstruktionsarbeiten in Zgorzelec (einfach nach rechts drehen, dann sieht man Görlitz): Link