Waldschlösschenbrücke und Weltkulturerbe

  • Zitat von "Antiquitus"

    Ach, und warum müssen denn plötzlich Fahrradfahrer oder Fußgänger über die Brücke? Tragen die auch zum vermeintlichen Verkehrskollaps bei? Und dass jemand auf ein Auto umsteigt, nur weil sein Fahrrad nicht durch einen Tunnel darf, denn es bislang noch gar nicht gab, ist auch etwas weit hergeholt.

    Dass jemand aufs Fahrrad umsteigt weil er keinen Riesenumweg mehr über eine der anderen Brücken fahren muss erscheint mir durchaus plausibel.
    Dass er beim Auto bleibt weil jenes durch den Tunnel darf, der treue Drahtesel aber nicht, auch.
    Mag nicht viel sein, ist aber zu beachten.
    Es geht um eine Verbesserung der Verkehrsituation, nicht um die Zementierung des mangelhaften Status Quo.

    Und dass ein Tunnel ohne Debatte evenutell nicht ganz so viel teurer gekommen wäre als eine Brücke jetzt mit Diskussion ist rein hypothetisch, da die Debatte schon zu guten Teilen gelaufen ist und noch weiter läuft.
    Und eine Brücke ohne Debatte wäre wohl noch billiger gekommen...

  • Zitat von "Karasek"

    In die Rechnung für einen Tunnel müßten eigentlich auch die Mehreinnahmen aus dem Weltkulturerbe- Titel miteinfließen, oder andersrum müßten die finanziellen Einbußen aus dem Imageschaden des Weltkulturerbeverlustes beim Brückenbau berücksichtigt werden. Das hängt ja direkt damit zusammen.


    Ich würde rundum bezweifeln, daß es da überhaupt finanzielle Auswirkungen gibt, abgesehen von den Reisespesen für die ganzen Delegationen.

    Davon abgesehen - der Sinn der UNESCO-Welterbekonvention ist es nicht, Michelinsterne zu verteilen, mit denen die Inhaber dicke Kohle machen können.
    Das ist nicht Aufgabe der UNESCO!
    Wenn man das will, könnte man auch eine privatwirtschaftliche Organisation einen Landschafts-Bambi verleihen lassen.

  • Zitat von "Miwori"


    Ich würde rundum bezweifeln, daß es da überhaupt finanzielle Auswirkungen gibt, abgesehen von den Reisespesen für die ganzen Delegationen.

    Laut aktuellem Spiegel haben sich die Besucherzahlen von Lübeck nach der Erringung des Weltkulturerbetitels verdoppelt. Irgendein asiatisches Land lehnte es gegen den Wunsch der Unesco bei der jetzigen Konferenz in Neuseeland ab einen Tempel zum Weltkulturerbe erklären zu lassen weil man aus Erfahrung wußte das der Titel zu solch einem Touristenansturm führt das diese Denkmäler ernsthaft gefährdet werden.
    Schaut man übrigens die Zahlen für Sachsen an fällt auf das die Kennzahlen für Dresden überproportional steigen während sie bspw. hier in der Oberlausitz sogar fallen! Ich schätze mal das macht die Kombination Leuchtturm + Weltkulturerbe.

    Zitat von "Miwori"


    Davon abgesehen - der Sinn der UNESCO-Welterbekonvention ist es nicht, Michelinsterne zu verteilen, mit denen die Inhaber dicke Kohle machen können.
    Das ist nicht Aufgabe der UNESCO!

    Sehe ich auch so, weshalb ich den Titel sowieso nie an das Dresdner Elbtal vergeben hätte... erst recht nicht bei der politischen Lage in Sachsen.

  • Das Problem bei dieser Geschichte ist jetzt glaube ich die starke Instrumentalisierung durch Parteien. Früher ging es noch um die Zerstörung der schönen Landschaft, jetzt geht es um politische Ideologie. Schade. Die Unesco muss handeln und das Elbtal als Welterbe streichen.

    Damit fällt die Stadt Dresden zurück auf Talibanniveau, die ja auch ein Welterbe zerstörte. Eine kulturelle Schande für Dresden aber auch für Deutschland. Die Zuschüsse der Bundesregierung für die Zerstörung des Welterbes müssen gestoppt werden, sonst muß die Unesco handeln und alle deutschen Welterbeorte streichen.

  • Zitat von "Karasek"


    Schaut man übrigens die Zahlen für Sachsen an fällt auf das die Kennzahlen für Dresden überproportional steigen während sie bspw. hier in der Oberlausitz sogar fallen! Ich schätze mal das macht die Kombination Leuchtturm + Weltkulturerbe.


    Da spielen viele Faktoren hinein.
    In erster Linie der Bekanntheitsgrad.

    Und der hat sich nicht durch den Welterbetitel, sondern durch den Welterbestreit erhöht.

    (Außerdem durch Hochwasserkatastrophe, Frauenkirchen-Wiederaufbau und Neumarkt-Reko, 60.Jahrestag d. Bombardierung, NPD-Aufmärsche. Fußball-Hooligans, Korruptionsskandale...
    Dresden ist seit ungefähr 5 Jahren laufend in den Schlagzeilen - ist zumindest mein Eindruck.
    Wer spricht z.B. noch von Hannover, seit die EXPO vorbei und Schröder abgewählt ist?)

    Durch den Welterbestreit hat sich in Deutschland umgekehrt auch die Bekanntheit der Institution Welterbe und der Marke "Unesco-Welterbe" erhöht.

    Eine Win-Win-Situation!
    Deshalb bin ich dafür, ruhig noch ein bißchen weiter zu streiten.

  • Zitat von "Miwori"


    Da spielen viele Faktoren hinein.
    In erster Linie der Bekanntheitsgrad.

    Und der hat sich nicht durch den Welterbetitel, sondern durch den Welterbestreit erhöht.

    (Außerdem durch Hochwasserkatastrophe, Frauenkirchen-Wiederaufbau und Neumarkt-Reko, 60.Jahrestag d. Bombardierung, NPD-Aufmärsche. Fußball-Hooligans, Korruptionsskandale...
    Dresden ist seit ungefähr 5 Jahren laufend in den Schlagzeilen - ist zumindest mein Eindruck.
    Wer spricht z.B. noch von Hannover, seit die EXPO vorbei und Schröder abgewählt ist?)

    Durch den Welterbestreit hat sich in Deutschland umgekehrt auch die Bekanntheit der Institution Welterbe und der Marke "Unesco-Welterbe" erhöht.

    Eine Win-Win-Situation!
    Deshalb bin ich dafür, ruhig noch ein bißchen weiter zu streiten.

    Also die Hälfte der Diskussionen vergrault eher Touristen als das es sie anzieht. Die Sächsische Schweiz ist mit ihren Neonazis ja nun auch nicht unbedingt glücklich. :lachen:
    Schau Dir doch Dresden mal mit den Augen der sächsischen Provinz an. Da haben wir eine Stadt (Leuchtturm) für die das Land Sachsen pro Person 4x so viel ausgibt wie für, sagen wir, die Oberlausitz. Wenn die Stadt Dresden 500 Mio hat um AMD zu schmieren hat die gesamte Region östlich von Dresden bis zur Neiße nur 125 Mio €uro zur Verfügung. Die sächsische Regierung ist ganz furchtbar an allem was Dresden angeht interessiert, man sieht die Herren Milbradt und Co. jedoch kaum einmal außerhalb der Stadtgrenzen und schon gar nicht in der Provinz. Wie sehr sich die sächsische Regierung für das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal verausgabte und wie desinteressiert sie zum Thema Weltkulturerbe Umgebindehäuser ist ist bezeichnend. Dito für die überregionale Tourismuswerbung. Auch das Leuchtturmpolitik in Vollendung. Überregional wird fast ausschließlich mit Dresden geworben, höchstens mal noch mit [lexicon='Leipzig'][/lexicon], aber der Rest kommt so gut wie überhaupt nicht vor. Die Entwicklung der Übernachtungszahlen ist dadurch logisch.
    Ich sags mal unfein: Dresden schmarotzt auf Kosten der sächsischen Provinz. Das kann einem Dresdner egal sein, aber ein Provinzler kann sich die Schadenfreude beim Brückendrama schwerlich verkneifen. Auch wenn wir am Ende die Gekniffenen sind, denn dann wirds z.B. erst recht nix mit einer eigenen Weltkulturerbebewerbung.
    PS: sorry, ich mußte mal Frust ablassen. ;)

  • Zitat von "Karasek"


    Ich sags mal unfein: Dresden schmarotzt auf Kosten der sächsischen Provinz.


    Da kann ich Kontra geben, denn das sehe ich überhaupt nicht so. ;)
    Kraftwerk Boxberg, Bombardier oder Leppersdorf wurden und werden genauso subventioniert wie AMD. Und über die A4 ist man von Bautzen aus ebenso schnell im AMD-Werk wie von Dresden-Leuben oder -Laubegast.
    In der Provinz sind Ortsverbindungsstraßen mit 20 Autos pro Stunde piekfein asphaltiert, während man sich auf Dresdens Hauptstraßen die Stoßdämpfer ruiniert.
    Torgau, Riesa, Meißen, Pirna haben alle ihre neuen Elbbrücken bekommen, während in Dresden zwei Brücken fast zusammenfallen.

    Und die Staatsregierung hat sich für das Weltkulturerbe Elbtal überhaupt nicht stark gemacht. Im Gegenteil, sie fordert den Bau der Brücke und nennt die UNESCO Erpresser.

    Daß sich die Welt für die Umgebindehäuser nicht so interessiert wie das die Lausitzer gerne hätten, liegt vielleicht auch daran, daß es im weltweiten Maßstab tausende sehenswerte regionale Bauformen gibt, viele davon spektakulärer und exotischer.

    Meiner Meinung nach braucht die Oberlausitz für den Tourismus noch etwas Modernes, Extravagantes, Großartiges. Sie erstickt in ihrer altbackenen Traditionalität und das wirkt sich auch negativ auf das Image als Wirtschaftsstandort aus.
    Vielleicht sollte man Feßenmayr als Landbaudirektor in die Lausitz expedieren?

  • Nach meiner Ansicht hat Dresden, als medial präsenter Leuchtstern der Kultur und positiven Wirtschaftsentwicklung sogar wesentlichen Anteil daran, daß am Aufbau Ost weiterhin in dieser Größenordnung festgehalten wird und das Gebiet östlich der Saale nicht langfristig aufgegeben wird. Mitteldeutschland als ganzes profitiert ungemein von seinem östlichsten Eckpfeiler. Wäre Dresden von blankobevollmächtigten SED-"Stadtvätern" so perforiert worden wie Chemnitz, hätte diese positive Nachwendeentwicklung niemals stattgefunden und damit wären auch Städte wie Zwickau und Freiberg ins Abseits der öffentlichen und damit wirtschaftlichen Wahrnehmung gedrängt worden. Wie sich derlei mediale Abgedrängtheit auf noch intakte Strukturen auswirken kann, sieht man sehr schön an den geschichtsträchtigen, aber vergessenen Orten Weißenfels, Naumburg oder Merseburg. Die DDR war nicht mehr schuld am jüngsten Wüten der Abrißbagger.

    Ganz abgesehen davon, daß eine ganze Architekturepoche in Deutschland durch Dresdens Vorreiterrolle eine andere Richtung nahm. Die vereinzelten Anstöße zur rekonstruktiven Stadtreparatur in Hildesheim und Frankfurt der Endachtziger hatten nicht jene deutschlandweite Wirkungsmacht des Wiederaufbaus der Frauenkirche; sie wären letztlich nur Episoden geblieben.

    Nein, die werden gedünstet

  • Volle Zustimmung, Miwori (und im Kern auch Wissmut). Konstruktive Beiträge drohen im Dresden-Thread ja zuweilen zur Mangelware zu werden.

  • Zitat von "Miwori"

    ...Daß sich die Welt für die Umgebindehäuser nicht so interessiert wie das die Lausitzer gerne hätten, liegt vielleicht auch daran, daß es im weltweiten Maßstab tausende sehenswerte regionale Bauformen gibt, viele davon spektakulärer und exotischer.

    Meiner Meinung nach braucht die Oberlausitz für den Tourismus noch etwas Modernes, Extravagantes, Großartiges. Sie erstickt in ihrer altbackenen Traditionalität und das wirkt sich auch negativ auf das Image als Wirtschaftsstandort aus.
    Vielleicht sollte man Feßenmayr als Landbaudirektor in die Lausitz expedieren?

    Das ist nun der völlig falsche Ansatz. Ich wohne in NRW und habe von Oberlausitz und Umgebindehäuser noch nie was gehört ! Man muss auch mal etwas Werbung machen, sonst wird dort auch in tausend Jahren kein Mensch seinen Urlaub verbringen. Und das Glasklötze den Tourismus ankurbeln, ist ja wohl absolut falsch. Die Menschen wollen traditionelle Architektur sehen und da stellen sie sich auch in 100m Schlangen an (siehe Frauenkirche). :?

  • Frauenkirche und Umgebindehäuser vergleichbar ? Ned wirklich.

    Kultur sucht man gewöhnlich in Dresden, Weimar oder Erfurt. Wissenschaft in Jena , Illmenau und Dresden.
    Wenn man Natur und menschenleerer Stille bedarf, fährt man gen Merkels Heimat oder in die Oberpfalz. Wer sich gruseln oder in "echt-zonenmäßiger" Ruinenromantik schwelgen möchte, besucht Niederschlesien. Wer kostenlos seine neuen Stoßdämpfer testen will, wendet sich an seine Dresdner Kollegen. Wer hohe Schieferdächer, fiese Dialekte und Zwerge wie aus dem Märchenbuch erleben und in urigen Stuben Braten und Klöse essen will, fährt ins Erzgebirge. Raucher in die Tschechei, Rubbelkräbbs inzwischen weiter weg.

    Für die Lausitz bleibt ned viel...

    Nein, die werden gedünstet

  • Das Erzgebirge ist ein schönes Beispiel.
    Die haben in Klingental die Vogtlandarena aus dem Boden gestampft, bieten am Fichtelberg Event-Skiing an und haben mit den Randfichten eine Band, die Schwung in die Klöppelstuben gebracht hat.

    So wurde das uncoole Heimatstübl-Hutzenabend-Image ein wenig aufgepeppt und man ist nicht mehr zwingend darauf angewiesen, die Schwibbbogenzone zum Weltkulturerbe erklären zu lassen.
    Daß nebenbei perfekt restaurierte Bergstädte und herrliche Kirchen zu besichtigen sind, versteht sich von selbst.

  • Also ich schließe mich da viel eher Karaseks Meinung an. Bevor ich für einige Zeit in die Oberlausitz ging, da kannte ich diese Gegend eigentlich überhaupt nicht. Zwar habe ich vorher schon von ein paar Seiten gehört, dass es dort wunderschön ist, aber dass es meine geringen Erwartungen um ein Vielfaches überteffen sollte, das hätte ich nie gedacht.

    Im Gegenteil, von Dresden war ich zutiefst enttäuscht, weil hier unter komplett falschen Tatsachen Touristen in diese Stadt gezogen werden. Jeder, der Reiseführern und - noch schlimmer - Reiseprospekten vertraut, ärgert sich zutiefst, wenn er dann vor Ort merkt, dass die Stadt mit der hier geworben wird, seit 60 Jahren nicht mehr existiert. Das Elbtal, neben einer Hand voll Innenstadtgebäuden in Dresden ist wirklich wunderschön und wohl deshalb Weltkulturerbe, weil es die Stadt nicht werden kann. Vielleicht wäre sie es geworden, wenn man sich an Warschau orientiert hätte.

    Die Oberlausitz aber, mit ihrer vielschichtigen Kulturlandschaft - nicht nur die Umgebindehäuser! - und ihren unzerstörten Altstädten, ist allein deshalb einzigartig, weil sich auf diesem relativ kleinen Fleckchen Erde, böhmische (ein überlegenswerter Aspekt: In der Oberlausitz leben die letzten deutschsprachigen Böhmen, wenn man so will - ähnlich, weil geschichtlich noch zeitnaher verhält es sich mit Schlesien und Görlitz; Ist mir gerade so in den Sinn gekommen), sächsische und schlesische Einflüsse harmonisch zu einem Gesamtkunstwerk zusammen schließen. Ich habe mittlerweile in Deutschland fast alle UNESCO-Stätten gesehen, aber keine kann es - subjektiv versteht sich - auch nur quantitativ (ich sage bewußt nicht qualitativ) mit der Oberlausitz aufnehmen. Dem Unesco-Welterbe meines Herzens!

  • Es bestreitet ja auch keiner, dass die Oberlausitz nicht schön genug ist, um mehr Touristen und mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Ins wunderschöne Lahntal zwischen Wetzlar und Lahnstein verirrt sich auch kaum ein Tourist, während ein paar Kilometer weiter am Rhein der Touristenmob tobt. Eltville am Rhein finde ich viel sehenswerter als das überlaufene Touristennest Rüdesheim mit seiner kitschig-albernen Drosselgasse (ganz zu schweigen von Bingen, das richtiggehend hässlich ist).

    Jeder hat seine Vorlieben, und das ist auch gut so (ich kenne z.B. niemanden, der nicht von Dresden begeistert ist), trotzdem sind Aussagen, dass Dresden auf Kosten der Oberlausitz schmarozt und schmiert, wohl eher stupides Neidgeplänkel statt konstruktive Kritik. Und da muss man einfach mal dagegenhalten, Gewandhausfrust hin, Waldschlösschenbrückenkummer her.

  • Zitat von "spacecowboy"

    ...(ich kenne z.B. niemanden, der nicht von Dresden begeistert ist....

    Aber nur dann wenn man mit dem Hubschrauber ins Zentrum fliegt und dort einen Umkreis von 250 m besucht und dann wieder mit dem Hubschrauber entschwindet. Ich war enttäuscht von Dresden, weil ich genau die gleiche Erfahrung wie Exilwiener gemacht habe. Kommt man in Dresden an, sieht man die traurige Wahrheit. Und möchte man sich dann den Goldenen Reiter anschauen, kam bei mir die Wut auf, weil der Goldene August nun zwischen Platten reitet. :weinenblau:

  • [quote="spacecowboy"]

    Jeder hat seine Vorlieben, und das ist auch gut so (ich kenne z.B. niemanden, der nicht von Dresden begeistert ist)[quote]

    Schau, jetzt kennst Du schon zwei :zwinkern:

    Spass bei Seite. Sicher gefällt mir Dresden mittlerweile, aber nicht wegen seinem Aussehen, sondern wegen seiner Lage und den Rekonstruktionsprojekten, die für mich so eine Art Heilung sind für den Schock, den ich das erste Mal beim Anblick dieses insgesamt katastrophalen Stadtbildes erlebt habe. Auch gibt es ein paar Inseln in DD, die traumhaft sind (Weißer Hirsch, Pillnitz, Blasewitz, Neustadt, Theaterplatz, Dresdner Schloss und Frauenkirche usw.), keine Frage.

  • (massen-)tourismus ist ja eine industrie, die wie jede andere auch erst mal bestimmte rahmenbedingungen benötigt.
    dazu zählen vor allem gut ausgebaute verkehrsverbindungen und (busladungskompatible) hotelkapazitäten. der rest - die destination - ist eigentlich egal und unterscheidet sich nur vom benötigten werbeaufwand, der zwischen null (z.b. venedig) und hundert (z.b. eurodisney) liegen kann. schon diese beiden beispiele zeigen, dass die touristenzahl allein kein gradmesser für die sehenswürdigkeit eines ortes ist.

    auf den hier angestellten vergleich dresden/oberlausitz bezogen:
    für touristikunternehmen ist es einfach unvorteilhaft, längere anfahrtzeiten und eine kompliziertere hotelsituation in kauf zu nehmen, um die oberlausitz anzusteuern. auch deshalb ist es für das tourismusmarketing wiederum verständlich, zentren zu promoten und damit übernachtungszahlen zu erreichen, die bei einer propagierung der einzigartigkeit von umgebindehäusern (wenn überhaupt) nur mit sehr viel grösserem aufwand zu erzielen wären.

    andererseits: touristische hotspots wie venedig, eurodisney oder auch die drosselgasse zeigen auch die kehrseite des massentourismus auf. es zählt masse statt klasse. kunst wird kitsch und kultur mutiert zu folklore. dies zu vermeiden - darin liegt die chance von regionen, die eher auf individualtourismus setzen müssen. wenn wirklich interessierte drei tage in der oberlausitz bleiben, kann deren zahl ruhig vierundzwanzig mal niedriger sein als die zahl derer, die für drei stunden rüdesheim etc. heimsuchen. der wirtschaftliche effekt ist derselbe, aber die einheimischen müssen sich nicht in unsäglicher selbsterniedrigung als als goofy/loreley/gräfin cosel zum affen machen.

    ich finde, darin steckt ein gewisser trost. und auf lange sicht auch mehr.