Dresden, Altstadt - Umbau Kulturpalast

  • Die Baugerüste am Kulturpalast müssen in den nächsten 14 Tagen fallen, damit die Stadt ab dem 01. September mit der Gestaltung der Freiflächen beginnen kann. Dabei wird vor allem der Vorplatz in Richtung Altmarkt wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzt.

    Die DNN berichten:

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…en-die-Gerueste

    Bezüglich der Nutzung des Palastes gibt es folgende Neuigkeiten:



    Für die Räume an der Galeriestraße, die früher von der Stiftung Frauenkirche genutzt wurden, hat sich inzwischen laut dem KID-Geschäftsführer eine Lösung gefunden. Auf einer Teilfläche werde die Architektenkammer ein Zentrum für Baukultur mit regelmäßigen Ausstellungen einrichten. Die andere Teilfläche werde die Stadt für den Ticketverkauf nutzen, es soll aber auch das Kulturhauptstadtbüro in den Kulturpalast einziehen und von dort aus die Bewerbung um den Titel “Europäische Kunsthauptstadt 2025“ koordinieren.
    Die Stiftung Frauenkirche wird in den Räumen im Erdgeschoss an der Galeriestraße, die früher von der Dresden Information genutzt wurden, eine Gaststätte einrichten und vermieten. Gegenwärtig läuft laut Walther die Feinabstimmung zu den Rämlichkeiten, die die Gastronomie im Kulturpalast erhalten soll.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Inzwischen sind neben der schon freigelegten Fassade zur Rosmaringasse hin auch die Gerüste zur Galeriestraße gefallen.


    Bilder sind von mir.

    Zum Altmarkt präsentiert sich der Kulturpalast noch mit Gerüsten.

  • Gebessert hat sich die "Glassituation" am Kulturpalast. Kein öliges DDR Geschliere mehr an der Fassade. Weiss zu gefallen.
    Bin gespannt, ob da auch noch Blitzschutzanlagen drauf kommen, wie am KKM. ;) Wird das Kupferdach noch einer Frischekur unterzogen oder bleibt das so?

    Ansonsten zeigt das erste Bild von Millenio Secondo drei posts oben drüber, wie wunderbar das Furunkel mit dem Kulturpalast EBEN NICHT korrespondiert, um ja keine zu großen Brüche zu diesem zu erzeugen. Für diese Mißgeburt von Architekt, SPA und GestaKo ist selbst der Kulturpalast ein Schmuckstück, der sich sicher mit dieser Ungestalt im Rücken unwürdig in Szene gesetzt fühlt. Optisch eine Grausamkeit, die in jedem Stadtplanerlehrgang als Beispiel, wie man es nicht macht, abgebildet gehört.

    Dieses Foto ist auch der Beweis, dass alle Worte, welche dieses Ding "verkauft" und angepreist haben, reine Phrasen der Architektenschaft ohne Sinn, Verstand und Inhalt sind.

    Spätestens in dieser Ansicht müsste auch dem Blindesten dämmern, dass das Furunkel ein Fanal am Neumarkt ist und den endgültigen Beweis darstellt, dass Geschmack (auch wenn sich drüber streiten lässt), Ästhetik, Harmonie und Zusammenspiel in der Architektur gänzlich dem tumben, politisch korrekten Dahinschwadronierens einzelner ideologisch verblendeter Entscheidungsträger gewichen ist, welche ihre geistige Schmallippigkeit auf die ganze Stadtgesellschaft und ihres Phänotyps ausgebreitet sehen wollen.

    Und das nächste Kapitel dazu steht schon nebenan in den Startlöchern (KIB). Frei nach dem Motto: " Bist du nicht hübsch genug, stell dir so viel Hässlichkeit wie möglich in deine Nähe, dann wirkst du automatisch schöner!"

  • Wenn Sie die Geschichte der DDR und den unzähligen Toten des Unrechtsstaates meinen dann haben Sie natürlich recht, ansonsten habe ich lieber Häuser die noch keine Geschichte erzählen können, dafür aber die Menschen glücklicher machen. Die Geschichte des Kulturquaders kann man lieber auf Papier erzählen aber in Stein muss sowas nicht gemeißelt werden.

  • [...] aber in Stein muss sowas nicht gemeißelt werden.

    Korrektur: in Beton gegossen. :zwinkern:

    Die meisten der umliegenden Gebäude haben eine ältere Geschichte als der Klotzpalast, weit über 200 Jahre.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Am Kulturpalast sind die Gerüste fast vollständig gefallen. Sie stehen nur noch an der Hauptschauseite gen Altmarkt.


    Diese Perspektive dürfte mit der Bebauung des Quartiers VI endlich der Vergangenheit angehören.


    Erstmals in meinem Leben sehe ich den "Weg der roten Fahne" frei von Gerüsten.


    Die hier zu sehende Farbigkeit kannte ich noch nicht.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke für die Bilder, bilderbuch.

    Ich hab da mal eine Frage allgemeinerer Natur an die vlt. hier anwesenden Kunsthistoriker.

    Die DDR Kunst in Form von Mosaiken an Hauswänden wie hier oder am Rechenzentrum in Potsdam, ist das etwas das man so als Kunst bezeichnen kann.

    Wird man sich in 100 Jahren an diese Werke erinnern und sagen: "Das war wichtige Kunst!"?

    Ich persönlich empfinde sie nämlich eher als sozialistische Propaganda und je weniger ich davon sehe desto froher bin ich. Andererseits erinnern sie mich daran wie gut wir es haben in einer Gesellschaft zu leben in der das Individuum mehr zählt als die Volksgemeinschaft.

    Bitte um fachmännische/-frauische Einschätzung. Danke

  • Ich bin zwar kein Experte, aber für mich muss gute Kunst immer "Propaganda" sein. Sie sollte bestimmte Einstellungen, Glauben, Lebensstile, Gefühle usw. propagieren oder hinterfragen. Also sie sollte einen Sinn haben.

    Die Mosaiken sind also für mich im besten Sinne des Wortes, Kunst.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Ich möchte mal eine verwegene Parallele aufzeigen zu den Mosaiken der sozialistischen Selbstdarstellung.

    Auf einigen Gemälden in Barockschlössern sind am Deckenplafond mythologische Darstellungen mit Helden, deren Antlitze denen der damals Herrschenden glichen. Also mit Hilfe der damals allen bekannten mythologischen Sagen wurde der entsprechende Potentat verherrlicht. Nichts als Propaganda also! oder nicht?

    Wir betrachten heute diese historischen Gemälde selbstverständlich als Kunst, zumindest aber als Zeitzeugen.

    Die Macher der sozialistischen 'realistischen' Kunst sahen das gewiss auch so.Ob zu Recht oder nicht, sei dahin gestellt.

    Die Geschichte wird darüber urteilen. Lassen wir uns ruhig darauf ein!

  • ch persönlich empfinde sie nämlich eher als sozialistische Propaganda und je weniger ich davon sehe desto froher bin ich. Andererseits erinnern sie mich daran wie gut wir es haben in einer Gesellschaft zu leben in der das Individuum mehr zählt als die Volksgemeinschaft.

    In erster Linie sollte man keine ideologische Ausgrenzung verorten, die eine Gesellschaftsform der anderen vorzieht oder nachstellt. Objektiv gesehen, hat jede Form ihre Vor- und Nachteile. Davon sprechen und urteilen können indes nur jene, die mehr als eine Art dieser Gesellschaftskonstrukte erlebt haben. Und das ist dann wieder subjektiv.

    Ein DDR-Parteisekrätär, der jetzt Hausmeister ist (auch wenn das fiktiv ist), urteilt über das System anders, als ein Insasse vom Münchner Platz. Genauso sieht eine eine einsame Alleinerziehende, welche Hartz IV bezieht, ihre Situation im Kapitalismus sicher anders bewertet, als im Kommunismus/Sozialismus.

    Zum Thema bildende Kunst in politischen Systemen: politische Systeme, welche die Gesellschaft als ihr untertan ansieht und sich in jeden Bereich des menschlichen Lebens Zutritt verschafft/hat und dem Individuum die Unterordnung unter der Ideologie abverlangt, spricht/sendet/agiert durch Kunst, welche propagandistische Züge hat. Alles andere wäre systemferne Kunst und lediglich in Sparten vorhanden, repressiv behandelt oder ignoriert.

    Da historisch die DDR als Unrechtsstaat und Partei-Diktatur erklärt wird, ist jede öffentliche Kunst, welche immer Sendungscharakteristika hat, in gewissen Teilen propagandistisch aufgeladen. Nun sind dabei Abstufungen in der Intensität zu sehen. Bei gegeständlicher Kunst ist das meist der Fall: etwa das Mosaik am Kulturpalast oder die Kacheln am TK MAXX oder der Brunnen an der Güntzstraße/Ecke Striesener Straße, die Fließen am Haus des Lehrers in Berlin, usw.
    Nichtgegenständliche/abstrakte Kunst, wie etwa der Pusteblumenbrunnen, die Betonelemente am Robotrongebäude, die Buntglasfenster an selbigen, usw. dienen dabei in erster Linie der ästhetischen Untermauerung des Umfeldes oder Kunstträgers. Hat im weiten Sinne dabei weniger mit propagandistischer Kunst zu tun und ist ihrer Ausprägung der Stilelemente der (Ost)moderne verhaftet. Einschränkungen in der Ausprägung, bzw. der Gestaltung oblagen dabei allein den materiellen Herausforderungen und nicht den geistigen Haltungen der/des Erschaffer.

    Kunsthistorisch objektiv betrachtet, sind es Zeugnisse künstlerischer Natur und gestalterische Ausprägungen einer Gesellschaft, die Geisteshaltung, technischen Stand und Intensität des Ausdruckswillens eben dieser Gesamtgesellschaft darlegen. Und als solche sind es durchaus Kunstobjekte, welche an ausgewählten Beispielen diese Zeit repräsentieren können. (Vergleich: Bodenmosaike aus Pompeji)
    Nun obliegt es der Entwicklung gesellschaftlichen Zusammenlebens, wie man vergangene Kunstäußerungen betrachtet und bewertet und welche Maßstäbe man ansetzt. Dies wiederum ist hochgradig subjektiv. Die einen finden es kann weg, die anderen finden, es müsse erhalten werden. Der Diskurs und Konsens kennzeichnet dabei die Fähigkeit und den Stand der fortentwickelten Gesellschaft, mit diesem (eigentlich ein) Paradox umzugehen.

    Auf die deutsche Gesellschaft bezogen, hat diese in der Geschichte so viel ideologische Grabenkämpfe gefochten, welche nicht weiter auseinander liegen könnten (30jähriger Krieg, Monarchie, Drittes Reich, Sozialismus, Kaptalismus). Und jede dieser Naturen hat ihre Spuren öffentlich auch in Form von Kunst hinterlassen. Und ich bin der Meinung, dass Teile dieser Zeugnisse erhaltenswert sind, um immer und stetig "Anschauungsmaterial" vorweisen zu können, die das lehren im Teil übernehmen. Genauso sollten Zeugnisse der Vergangenheit, welche durch ideologische Machtstrukturen verschwunden sind (als Beispiel das Bimarckdenkmal am Külzring) wieder aufgestellt werden, damit die Anschauung nicht einseitig verzerrt wird. Dabei die Balance zu finden, ist schwer. So sollte tunlichst vermieden werden, die Masse an Ideologie-typischer Ausformungen, wie Plattenbau oder Aufmarschstraßen ebenso zu betrachten und zu schützen, wie Bildmaterial oder Kunstobjekte.

    Genau aus diesem Grund baut man den Neumarkt wieder auf: um zu zeigen, was verlustig wurde. Aus diesem Grund gibts den Kulturpalast noch: um zu zeigen, wie machtdemonstrativ die DDR war. Aus diesem Grund gibt es Buchenwald noch: um augenscheinliches Unrecht offen zu erkennen.

    Alles in allem bleibt aber zu sagen: Kunst zu betrachten ist subjektiv und von jedem selbst zu beurteilen. Vermieden werden sollte dabei, dass eines die Macht über etwas anderes anstrebt.

    Das Gute dabei ist: auch Kunst und Wahrnehmung obliegen Naturgesetzen. Und jeder bildende Künstler (und auch Architekten), der sich dessen bewusst ist, erschafft allgemein, zeitlos schöne Kunst. All die anderen, die diese Gesetzmäßigkeiten brechen wollen, sind eigentlich nur welche, die stören und verstören. Das entspricht aber deren Absicht.

    Nun, wem obliegt nun die Deutungshoheit, was Kunst ist und was nicht? Eigentlich bei jedem selbst und wie er die Meßlatte seiner eigenen ästhetischen Ansprüche verortet.

  • Aber machen wir uns dann nicht der "Bilderstürmerei" schuldig, wenn wir die sozialistische Architektur weiträumig abreißen und durch neue oder rekonstruierte Gebäude ersetzen?

    Nein, macht man sich nicht. Denn es entspricht der Natur, dass das überkommt, was sich progressiv in vorhandene und funktionierende Strukturen parasitär einnistet. Ein kräftiger Organismus entledigt sich schädigender Elemente, die in Zeiten der Schwäche die Oberhand gewonnen haben. Reperatur und Regeneration sind dabei simple biologische Vorgänge.
    Erhaltene Elemente dieser "Infektion", wenn man so will, bleiben dabei aber demonstrativ erhalten und sind Narben gleichzusetzen.

    Und kleiner Tipp "Rene-Neu": umgekehrt psychologisch rumtrollen nervt!

  • Nein, macht man sich nicht. Denn es entspricht der Natur, dass das überkommt, was sich progressiv in vorhandene und funktionierende Strukturen parasitär einnistet. Ein kräftiger Organismus entledigt sich schädigender Elemente, die in Zeiten der Schwäche die Oberhand gewonnen haben. Reperatur und Regeneration sind dabei simple biologische Vorgänge.Erhaltene Elemente dieser "Infektion", wenn man so will, bleiben dabei aber demonstrativ erhalten und sind Narben gleichzusetzen.

    Und kleiner Tipp "Rene-Neu": umgekehrt psychologisch rumtrollen nervt!

    Danke für den langen Text, ich werde lesen und darüber nachdenken

    Den Vorwurf des Trollens fand ich aber unter der Gürtellinie. Wenn du dich schon von deinem hohen Experten-Ross herab lässt um mir Unwürdigen die Welt zu erklären, brauchst du doch nicht noch ne Beleidigung nachschieben.
    *zeigt Mittelfinger*

  • Aber machen wir uns dann nicht der "Bilderstürmerei" schuldig, wenn wir die sozialistische Architektur weiträumig abreißen und durch neue oder rekonstruierte Gebäude ersetzen?

    Wenn wir restlos alles abreißen würden und jegliches Zeitzeugnis vernichten würden, könnte man das wenigstens halbwegs mit Bilderstürmerei vergleichen. So aber hinkt der Vergleich gewaltig.

    Zudem wird das, was abgerissen wird, aus verschiedenen Gründen abgerissen aber nicht weil es sozialistisch ist.

    Und das Mosaik (Um das es ja eigendlich in deinem "Köderpost" ging) wäre auch bei einem Abriss nicht verloren gegangen.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Also Zerstören würde ich das Bild nicht unbedingt, denn dann begibt man sich auf die selbe Ebene wie der ehemalige Verbrecherstaat DDR. Ich persönlich finde es einfach nur unpassend, dass man dieser verdorbenen und bei uns zumindest ausgetriebenen Ideologie an so prominenter Stelle überhaupt eine Bühne bietet. Meiner Meinung nach sollte man dieses Bild erhalten, aber irgendwo in so einem Freilichtmuseum neben Lenin, Hitler und Stalin Köpfen stellen.

  • Aktuell startet die Gestaltung des Kulturpalast-Vorplatzes, der in seinen Urspungszustand zurückversetzt wird. Es entstehen drei Brunnen und ein dreifarbiger Granitplattenbelag, der das Stützenraster der Stahlbetonkonstruktion des Palastes auf den Vorplatz überträgt.


    Bild: Stadtverwaltung

    http://www.sz-online.de/nachrichten/am…er-3510218.html


    http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/DDR-Stahl-rostet-nicht


    In der Galeriestraße sind die Arbeiten bereits weit fortgeschritten und dem Anschein nach äußerst hochwertig umgesetzt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Frau Klemm widmet sich in einem recht guten und umfangreichen Artikel der Geschichte und Sanierung des Kulturpalastes, der langsam seiner Vollendung entgegen geht.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/zu…me-3528142.html

    Dieser stellt eine willkommene Eigenwerbung für ihr neues Buche "Der Dresdner Kulturpalast - Eine Zeitreise von 1969 bis heute" dar, das man käuflich erwerben kann.

    https://www.amazon.de/Dresdner-Kultu…e/dp/3959580479

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe