• Zitat

    (...) und so einen Beitrag für das Stadtbild Fuldas und den Denkmalschutz zu leisten. (...)

    Eben. Weil der Kasten nun leider unter Denkmalschutz steht, wird es bestimmt keinen Abriss geben. Ein möglicher Umbau kann wenig an der groben Kubatur ändern. Allenfalls das Fassadenmaterial könnte etwas angenehmer werden. Das Stadtbild bleibt an dieser Stelle sicher versaut.

    Zitatquelle: http://www.burg-projekt.de/unternehmen.html

  • Ich sehe die Sache trotzdem nicht ganz so pessimistisch.

    Auch ein unter Denkmalschutz stehendes sanierungsbedürftiges Gebäude darf nach einem Urteil des OVG Rheinland - Pfalz (Az: 1 A 10178/05) dann abgerissen werden, wenn die Kosten der Sanierung nicht durch seine Nutzung erwirtschaftet werden können. Das OVG verpflichtete in diesem Fall die Denkmalschutzbehörde, die Abrissgenehmigung zu erteilen.

    Das OVG argumentierte, dass die Erhaltung eines Baudenkmals dann für einen Eigentümer unzumutbar ist, wenn die Erhaltungs - und Betriebskosten nicht mit dem aus dem Denkmal erzielten Einnahmen finanziert werden können.

    An dem grausamen ehem. Telekomgebäude ist angeblich alles marode, angeblich würde die Sanierung Unsummen verschlingen.

    Lassen wir uns mal überraschen.

  • Dieser abartige Kasten bleibt also durch behördliche Anordnung als Kulturdenkmal erhalten - das ist wohl nur in einem Land wie unserem möglich... :gehtsnoch:

    Zitat

    Telekom-Bau bleibt und wird vielleicht Hotel
    Das Telekom-Haus bleibt der Stadt erhalten: Die Eigentümer-Gesellschaft UHK (Unterm Heilig Kreuz) plant keinen Abriss. Das bestätigt Christopher Burg, der „aus heutiger Sicht eine Teilnutzung der Immobilie als Hotel für möglich“ hält.

    http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichten/fu…el;art25,679544

    Das von Michael im Beitrag vom 13. November 2012 gefundene Nachkriegsfoto des Vorgängerbaus (ehem. Kaiserliches Postamt) kam mir doch damals schon so entstellt vor - vor allem das sehr hohe Mansarddach. Man hatte nämlich das ganze Gebäude mitsamt dem Dach aufgestockt.
    Hier lässt sich das Gebäude von 1880 in seiner Ursprungsgestalt bewundern:
    http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN229385915/9/
    Eigentlich ein klarer Rekonstruktionskandidat an dieser Stelle, aber der Ruf der Einfalt ist wohl lauter.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Eine Rekonstruktion des Postamtes wäre zu schön, dann müsste noch der Karstadt abgerissen werden, beides Gebäude von Sep Ruf der in Fulda viel Schaden angerichtet hat. Was in den Stadtplanern und Architekten damals nur vorging das Stadtbild so zu verschandeln.

  • Wenn man allerdings die Leserkommentare durchliest, scheint gerade diese allenfalls nichtssagende Rasterfassade manche Zeitgenossen zu vielfältigsten Projektionen und Hoffnungen zu animieren. Der eine sieht schon eine "Lounge" auf dem Dach, der andere erwartet einen Laden "mit ein bisschen Flair", da der Platz zum Verweilen einlade. Und einer bedankt sich, dass sein "Vorschlag erhört wurde", sieht bereits ein "feines Designhotel", einen Beach-Club und ein "trendiges Restaurant" ausgerechnet in diesen Kasten einziehen.

    Andererseits kann ich das insofern nachvollziehen, dass sich gerade Kleinstädter nach "Urbanität" sehnen und diese mit Bildern gleichsetzen, die sie mit diversen Welt- und Großstädten verbinden. Sei es durch Medienkonsum oder eigene Reisen. Insofern erscheint dann der letzte Flachdachkasten noch als Sehnsuchtsort, der sie aus der "Enge" der Barockgassen und kleinbürgerlichen Nachkriegshäuser mit ihren kleinen Fenstern befreit. Generell und bei diesem Objekt finde ich dieses Denken natürlich fatal, andererseits erinnere ich mich, dass ich als Kind zum Beispiel gerade den Karstadt als Ort der Lebendigkeit, der Modernität (im positiven Sinn) empfand. Insofern muss ich, trotzdem ich ja wahrlich kein Freund der Moderne bin, dem Karstadtgebäude zubilligen, dass es den Universitätsplatz erst richtig gefasst hat, in seinen Dimensionen angemessen ist und den Anspruch der Moderne nach Licht, Klarheit und ansprechend gestalteten öffentlichen Räumen gut umgesetzt hat. Bei dem Telekom-Bau sehe ich das nicht so gegeben. Aber offenbar dient er den Bewohnern dennoch als Hoffnungsträger und Projektionsfläche.

    Universitätsplatz einst

    http://www.stadtbus-fulda.de/Photos/Impress…0Busbahnhof.jpg

    heute mit Karstadt

    http://www.karstadt.de/redmedia/pics/…a_1_759x360.jpg

    http://1.bp.blogspot.com/-U2MuscPtllo/T…00/Fulda001.jpg

  • Das Gebäude der Deutschen Bank, ehemals das Hotel Kaiserhof, sah bis in die 90er Jahre noch schlimmer aus, dann bekam es erst sein Dach. Auch andere Häuser der 70er/80er Jahre wurden durch Verkleidung mit Natursteinplatten statt Waschbeton verbessert.

    http://www.ansichtskarten-center.de/webshop/shop/P…091758_kl_1.jpg

    http://www.schoene-nachrichten.de/wp-content/upl…027_Bauzaun.jpg

    Das Eckhaus wurde auch wie ein großer Teil der Bahnhofstraße in der Nachkriegszeit abgerissen.

  • Die schöne Kleinpflaster-Pflasterung hat man beim Umbau des Platzes praktischerweise gleich mitbeseitigt...

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Eine photographische Reise zum denkmalgeschützten Telekom-Gebäude 'Unterm Heilig-Kreuz'.

    Von hier (Rückseite des Karstadts) lugt es bereits keck in die Gasse.

    Diese ist mit folgenden Bauten bestanden.

    Das Juwel in Gänze.

    Und im Kontext.

    Die Dämmwolle ist freigelegt, da derzeit irgendwie an der Fassadenverkleidung rumgefrickelt wird und selbige tw. entfernt wurde.

    Der Denkmalschutz ist deshalb natürlich zwingend: "Das Ruf'sche Werk ist ein einzigartiges Gebäude." :opa:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Stünd's im Osten der Republik könnte man sich wenigstens Chancen auf Asbestfunde ausrechnen, die einen Abriss zwingend notwendig machen. Furchtbares Teil...

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

    Einmal editiert, zuletzt von DarkVision (5. Juli 2013 um 22:21)

  • Mit einem solchen, schon zwanghaftem Festhalten an solchen unerfreulichen Altertümern entfernt sich die Denkmalpflege Schritt für Schritt von dem Weg, von dem man sie noch als solche wahrnimmt. Es steht wahrscheinlich außer Diskussion, daß ein solches Konstrukt, welches sich an diesem so prominentem Fuldischen Platz in den Weg drängt, einfach nur Müll aus der so müllreichen Zeit der 60er und 70er Jahre ist. Daher ist der Substanzfetischismus der Denkmalpflege, die an diesem Müll festhalten will, weil derselbe aus den 60ern und 70ern stammt, nicht mehr nachvollziehbar. Wenn es dort regionale Kapazitäten gäbe, die die Fuldische Formensprache übernähmen und eine Reihe von Entwürfen in einer klassisch-modernen Formensprache präsentierten, die die Bautradition der Region weiterführt, wäre das ein sehr guter Schritt in die Richtung einer behutsamen Weiterführung der Stadt Fulda, für das man viel mehr Verständnis aufbringen könnte, als das schon krankhafte Festhalten an einem solchen Bauwerk.
    DV hat natürlich in diesem Fall den Nagel auf den Kopf getroffen.

  • :kotz: :kotz: :kotz:
    Warum wird man nur immer wieder an diese Grässlichkeit erinnert?
    Wahrhaft eine der schlimmsten Bausünden, die ich kenne. Der Kasten verschandelt den gesamten Platz. Es soll doch in dem Gebäude einen Kabelbrand gegeben haben. Wieso nur, ist dabei nicht direkt die gesamte Baumasse verkokelt?!

    Gibt es mittlerweile Neuigkeiten über die weitere Nutzung? Hatte der neue Besitzer nicht sogar einen Abriss in Erwägung gezogen? Hoffentlich ist eine Sanierung mega unwirtschaftlich. :tongue:

  • Die Dämmwolle ist freigelegt, da derzeit irgendwie an der Fassadenverkleidung rumgefrickelt wird und selbige tw. entfernt wurde.

    Die Verkleidung drohte wohl auf die Straße zu fallen und wurde schon vor längerer Zeit abgenommen.

    Danke für die Bilder, wie ich sehe wird das Mollenhauer-Haus direkt neben dem Telekom-Gebäude saniert, ich bin zwar täglich in Fulda komme aber auch nur selten in die Innenstadt. Hier ein Bild vom April diesen Jahres, eine Sanierung wäre m. E. nicht nötig.

    Die ganze Platzseite wurde übrigens bei der Bombardierung Fuldas am 11.9.1944 beschädigt, der Gemüsemarkt dahinter größtenteils zerstört. Umso weniger kann ich solche Abrisse verstehen.

    Die Löwen-Apotheke von 1767, wurde auch 1970 abgerissen und rekonstruiert, aber wer weiß was dort an Innenausstattung verloren ging.


    Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: Mattes

    Zitat

    Hatte der neue Besitzer nicht sogar einen Abriss in Erwägung gezogen?

    Wenn ich so sehe was aktuell in Fulda gebaut wird, wäre ein Neubau wohl kaum besser.

    2 Mal editiert, zuletzt von Michael (6. Juli 2013 um 00:53)

  • Ohhhh, ist das grausam. Ich hatte diesen Strang bisher nie richtig gelesen und bin erst jetzt auf diese unsägliche Hässlichkeit des ehem. Telekomgebäudes gestoßen (Danke für die Photos, Palantir). Wie ideologisch verwirrt muss man sein, um zu diesem Werk das Folgende schreiben zu können:

    Zitat

    Die Familien Burg und Geisendörfer haben im Dezember 2012 das ehemalige Telekom-Gebäude am Unterm-Heilig-Kreuz erworben. Die besondere Lage macht dieses Objekt zu einem Kleinod der Fuldaer Innenstadt. Nach erfolgter Sanierung und Umbau des ca. 8.300 m² großen Gebäudes, ist geplant das Objekt zukünftig als Innenstadt-Hotel zu nutzen ...


    Quelle: http://www.burg-projekt.de/projekte/155-u…reuz-fulda.html

  • Danke für den Link, vom Prachtbau zum Schandfleck der Moderne beschreibt die Situation perfekt.

    Zitat

    Zum Jahresende 2011 forderte der Denkmalbeirat eine Klärung zur Urheberschaft Sep Rufs und damit verbunden die abschließende Bewertung der Einzeldenkmalfrage. Das sorgfältig recherchierte Gutachten, vorgelegt im Sommer 2012, zeigt im Rahmen einer Synopse recht deutlich die Beratungstätigkeit von Sep Ruf und die daraus resultierenden Qualitäten auf.

    Die Qualität des Gebäudes resultiert also nur aus der Beratungstätigkeit Sep Rufs, die Architektur selbst war anscheinend nicht maßgeblich.

  • Wenn schon der Denkmalschutz als Erhaltungsgrund herhalten musste, dann sollten auch originalgetreue Steine für den Schrottbau verwendet werden, oder etwa nicht? biggrin:)

    Zitat

    Fassade des alten Telekom-Hauses könnte teuer werden
    Mitte des Jahres sollen die Arbeiten am alten Telekom-Gebäude Unterm Heilig Kreuz in Fulda starten. Das hält Miteigentümer Christopher Burg für realistisch. Doch Kopfzerbrechen bereitet ihm vor allem die Fassade. Denn die benötigten Tuffsteine sind rar – und damit wahrscheinlich auch teuer. [...]

    http://www.fuldaerzeitung.de/artikelansicht…te-teuer-werden

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Einige Ansichten der jüngsten Sanierungsobjekte (teils fertiggestellt, teils in Arbeit)

    Zu Beginn eine Ansicht des Alten Rathauses neben der Stadtpfarrkirche. Von 1531 bis 1782 Rathaus der Stadt Fulda, heute befindet sich ein edler Herrenausstatter im Erdgeschoss + 1.Obergeschoss.

    Das Parterre ist in Spitzbogenarkaden aufgelöst, darüber erheben sich im linken Gebäudeteil zwei Fachwerkvollgeschosse in Rähmbauweise mit dem "Wilden Mann" als Aussteifung.
    Zum gotischen Häuserensemle zugehörig, der steinerne Gebäudeteil mit großem Maßwerk-Biforium im 1.OG. Ein hohes Satteldach mit vielen Gauben überzieht beide Teile.

    Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine Fassadenauffrischung. Das Gebäude befindet sich nämlich in einem tadellosen Zustand.
    Das rechte Nachbarhaus ist übrigens historistisches Fachwerk aus dem späten 19.- /bzw. frühen 20. Jahrhundert.

    Einmal editiert, zuletzt von Ortsbild (1. September 2014 um 21:09)

  • Die Stadtverwaltung zog dann ins 100m entfernte "Kanzlerpalais" (Mitte 18.Jhd erbaut) und blieb dort von 1782 bis 1900:

    Kürzlich kernsaniertes "Kanzler-Palais" am Platz "Unterm Heilig Kreuz":

    Am selben Platz, genau gegenüber der Doppelturmfassade der Stadtpfarrkirche steht das "Mollenhauer Haus", ehemaliges Salzhaus der Stadt Fulda, bei dem die Fassade aufgehünscht wurde:

    Die angrenzende Löwen-Apotheke ist meines Wissens eine Rekonstruktion aus den 1980ern, aber Textbelege konnte ich dafür nicht finden.

  • Um die Chronologie vollständig zu machen:
    Seit 1900 ist das Stadtschloss, die ehemalige Winterresidenz der Fuldaer Fürstäbte, das Rathaus von Fulda:

    Hochgeladen von Johannes Müller unter der Creative-Commons-Lizenz (Wikipedia).

    Doch zum letzten Bild des vorherigen Beitrags: Dort ist ein freigelegtes Wohnhaus im rechten Bildrand erkennbar, welches wohl demnächst kernsaniert wird.
    Besagtes Haus steht ganz am Anfang der Pfandhausstrasse.

    Bleibt zu hoffen, dass dieses schlichte bürgerliche Haus in authentischer Weise wieder hergerichtet wird.

    Alle Bilder sind, sofern nicht anders angegeben, von mir.