Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Zitat

    Gibt es eigentlich ein Bild/ eine Zeichnung wie es an der Stelle aussah als dort tatsächlich noch 3 Häuser standen?

    Nein, ein solches Bild kenne ich nicht. Auch zur Herkunft der Spolien weiß ich nichts. Nach der Dreysse-Studie sind von dem Original-Haus keine Spolien erhalten.

    Zum Neubau: Der Neubau war nur nötig, weil sich der Kunstverein gegen den Abriss seiner offenbar ungemein wertvollen Nachkriegsfassade (rechts neben dem Steinernen Haus) gewehrt hat. Das dahinter liegende denkmalgeschützte 50er-Jahre-Treppenhaus hätte man trotz Fassadenabriss erhalten können. So aber sperrte sich der Kunstverein total, was eine Rekonstruktion des Vorgängerbaus unmöglich machte. Es blieb der jetzt entstandene Zwitter.

  • ....Ich verstehe nicht wieso - gefühlt - sich alle so nach dem Salzhaus sehnen? Ich finde den Nachkriegsaufbau mit dem Phönix aus der Asche und den integrierten alten Holzelementen ganz spannend zumindest so sehr, dass ich finde, dass es nicht zerstört bzw. verschwinden sollte.

    Ich glaube nicht, dass der Nachkriegsaufbau die Aufmerksamkeit erregt, die bspw. das Kammerzell in Straßburg erfährt. Da der Sockel und auch die geschnitzten Kassetten noch erhalten sind, würde einem rekonstruiertem Salzhaus sicher ähnliche Bewunderung zuteil werden. Das traufseitige Mosaik des Nachkriegsbaus könnte man sehr gut an den Außenfassaden des neuen Historischen Museums anbringen. Ein Teil der Mosaiken der Giebelseite könnte an das Nachbargebäude angebracht werden, dessen Ornamente sich ja wiederholen. Es würde nichts Künsterlisches verloren gehen.

  • Zum Thema Brandmauer in der Braubachstraße habe ich noch eine Frage und hoffe jemand kennt sich mit der Thematik aus. Vielleicht wurde das ja schon mal hier besprochen. Kann es sein dass die nun Rekonstruierte Brandmauer, diejenige des abgebrochen Gebäudes anstelle der Braubachstraße ist? Die Mauer ist zurückgesetzt und die Geschossversprünge passen auch nicht überein. Das angesetzte Stück (?) wurde von dem Scheinfachwerk ignoriert und überdeckt. Da das heutige Fachwerk echt ist konnte dieser Teil der Brandmauer nicht originalgetreu rekonstruiert werden.

    Ich habe das mal etwas skizziert. Rot ist der Teil der Brandmauer der Rekonstruiert wurde. Grün wäre der Teil der zu Braubachstraße 21 gehörte.


  • Auch Markt 18 (Ersatzbau Schildknecht) wird heute abgerüstet:

    http://domroemer.de/webcams

    Das Fenster saß beim Rebstock schon immer tiefer, Bautradition (siehe zum Beispiel Bilder im Wikipedia-Artikel).

    Danke für den Hinweis mit dem Fenster im Rebstock, das beruhigt! :ueberkopfstreichen:

    Neben dem Schildknecht, wird offenbar auch begonnen Hühnermarkt 16 ("Kleines Seligeneck") abgerüstet zu werden. Es sieht in Natura übrigens besser aus als auf der Dom Römer Website http://www.domroemer.de/markt-16 . Ich hatte anlässlich der Führung im Rahmen des Richtfests die Möglichkeit, es (noch durch die Gerüste hindurch) zu sehen.

  • Finde auch Hühnermarkt 16 sieht real wesentlich besser aus, habe mir es auch ansehen können. Es erinnert auch etwas an den dort bis 1935 stehenden klassizistischen Vorgängerbau!

    Braubachstrasse 23: Es handelt sich ja um ein Hotel...ich denke mal da kommt die Klimaanlage hin?!

  • Ich habe das mal etwas skizziert. Rot ist der Teil der Brandmauer der Rekonstruiert wurde. Grün wäre der Teil der zu Braubachstraße 21 gehörte.


    Dem ist so


    Nein, dem ist nicht ganz so. Ich hole hier aber weiter aus:

    Mit dieser etwa zu rustikal geratenen Pseudo-Brandwand, einschließlich dieses seltsam deplatzierten künstlerisch bearbeiteten Steins kann ich mich noch immer nicht anfreunden:

    Nun habe ich mich lange genug zurückgehalten mit Kritik an den rekonstruierten nachgebauten Fachwerkbauten. "Fachwerkologisch" ist es unhaltbar, was hier bei Braubachstr. 21 (bis ca. 1906 "Kruggasse 3", also das Haus mit grauem Fachwerk und Pseudobrandmauer) vollbracht worden ist!


    1. Ich hatte mich mal vor Jahren mit Kardinal über das Fachwerk dieses Hauses unterhalten. Beide sind wir unabhängig voneinander zum Schluss gekommen, dass das Fachwerk etwa um 1900 auf die verputzte Fassade lediglich aufgemalt worden war, also ein Scheinfachwerk! Beim Braubachstrassendurchbruch 1906 war das Scheinfachwerk noch vorhanden (s. Bild im Wikipedia-Artikel). Die Art und Verteilung der Zierhölzer in den Fensterbrüstungen ist ungewöhnlich und sucht vergebens nach vergleichbaren Vorbildern. Auch sieht man auf keiner historischen Fotografie Schattenkanten der Verputzfelder auf die Riegel. Um etwa 1925 war die Fachwerkfassung berteits wieder verschwunden, also noch vor der Umgestaltung der Brandmauer zu einer Fassade 1940 (s. Bilder in der Dreysse-Studie Seite 36).

    Das angesetzte Stück (?) wurde von dem Scheinfachwerk ignoriert und überdeckt.

    Es ist interessant, dass du auch von "Scheinfachwerk" schreibst. Woher hast du diese Information?


    2.

    Kann es sein dass die nun Rekonstruierte Brandmauer, diejenige des abgebrochen Gebäudes anstelle der Braubachstraße ist?

    Brandmauern gehörten im allgemeinen zu beiden anstossenden Häusern. Deshalb findet man jeweils unterschiedlich hochgesetzte Vorsprünge (wie bspw. bei Töngesgasse 37, s. Bild). Das um 1906 abgebrochene Haus anstelle der Brauchbachstrasse (Kruggasse 5) war in der Tat ein bisschen zurückversetzt und hatte niedrigere Geschosse als die Nr. 21. Auskragungen bestanden über dem Erdgeschoss und über dem 2. Obergeschoss. Interessanterweise zeichnest du den Vorsprung über dem Erdgeschoss, aber "rekonstruiert" ist dieser nicht geworden, im Gegensatz zu jenem über dem 2. Obergeschoss. Nur das ist doch schon inkonsequent!

    Einen ausführlichen Beitrag über den Rebstock hatte ich mal im Strang "Franfurt in alten Ansichten" geschrieben, und dort sieht man auf dem dritten Bild noch das abgebrochene Nachbarhaus Kruggasse 5.


    3. Es ist mir unverständlich, weshalb man jetzt mit der Brandmauer gegenber der Fassadenflucht um einen guten Meter zurückgewichen ist, was komplet ahistorisch ist! Konstruktiv ist das unlogisch und entbehrt historischen Vorbildern. Brandschutztechnisch ebenfalls unsinnig, da man mit Brandwänden auch den Flammenüberschlag über die Fassaden verhindern wollte. Da mag es kein seitliches Fachwerk leiden!


    4. Diese mickrige Steinkonsole, die jetzt neu eingesetzt worden ist, würde bei Belastung kurzerhand abknicken. Sie ist viel zu wenig in das Mauerwerk eingebunden! Und wenn dann schon so ein "Scheinkragstein" rekonstruiert wird, weshalb hat man dann sein Pendant über dem Erdgeschoss nicht auch rekonstruiert?


    5. Jetzt ist ein echtes Fachwerk rekonstruiert worden, und zwar nach Vorbild des aufgemalten von ca. 1900... Also ein Fachwerk, das gar nie existiert hat! Gab es bei den Richtlinien zur Neubebauung des ganzen Areals nicht die Weisung, dass der Zustand unmittelbar vor 1944 angestrebt würde? Also in dieser Hinsicht gleich zwei Abweichungen. Betreffend "echtem Fachwerk": es sind ja nur Fachwerkscheiben. Die Aukragungen bestehen aus Beton und sind mit Brettern verschalt...


    Mit dem Nachbau dieses Hauses kann ich nicht viel anfangen. Es ist einfach ein schönes Haus geworden (was ja schliesslich die Hauptsache ist), mehr aber nicht. Das Wasser kann dieses Haus der wiederaufgebauten Samstagsberg-Zeile aber nie reichen!

  • Die Brandmauer sah aber bis 1938 -mit Ausnahme der Befensterung und "der Qualität des Mauerwerks so aus, Riegel? Hier gibt es ja genügend fotografische Abbildungen...Das aufgemaltes Fachwerk -und übrigens auch im Ergeschoss aufgemaltes Mauerwerk- "rekonstruiert" wird ist ja undbestritten. Das betrifft ja auch den Rebstock selbst und betrifft auch Hinter dem Lämmchen 4 (hier war das Fachwerk zwar nicht aufgemalt, aber mit Tannenbrettern vorgeblendet)

  • Ich werde aus deinem Beitrag nicht ganz schlau, was du mitteilen möchtest.

    Die Brandmauer sah aber bis 1938 -mit Ausnahme der Befensterung und "der Qualität des Mauerwerks so aus, Riegel? Hier gibt es ja genügend fotografische Abbildungen

    Ja, die Brandmauer sah so aus. Sie hatte um 1905 lediglich noch einen Stützpfeiler erhalten. Die Fotos sind in den angegebenen Links enthalten.

    Das aufgemaltes Fachwerk [...] "rekonstruiert" wird ist ja unbestritten.

    Aufgemaltes Fachwerk wird jetzt ja gerade nicht rekonstruiert, sondern es wird echtes Fachwerk eingesetzt.

    Das betrifft ja auch den Rebstock selbst und betrifft auch Hinter dem Lämmchen 4 (hier war das Fachwerk zwar nicht aufgemalt, aber mit Tannenbrettern vorgeblendet)

    Den "Rebstock" betrifft das nicht. Dieser hatte vor 1944 echtes Fachwerk aus dem 18. Jahrhundert. Falls "Hinter dem Lämmchen 4" tatsächlich gemäss Visualisierung "rekonstruiert" wird, dann gute Nacht... Was soll dieser massive, verputzte "Balken" unter dem Fachwerk des 1. Obergeschosses? Und weshalb nur am 1. Obergeschoss Fachwerk, darüber aber verputzte Geschosse? Es tut meinen Augen weh, wenn ein Fachwerk darüberliegende "Massivgeschosse" tragen muss.

    Berichtigung (15.2.)
    Der "Rebstock" hatte sehr wahrscheinlich auch nur aufgemaltes Fachwerk, siehe späteren Beitrag.

  • @Riegel nur wenn das Fachwerk um die Jahrhundertwende “nachgemalt“ wurde, warum gibt es dann diese ziemlich starken Auskragungen? Denn kein Massivbau konnte im Mittelalter so stark hervorspringen! Eigentlich müsste es ursprünglich doch um ein Fachwerkhaus gehandelt haben dass man dann verputzt hat und um 1900 (falsch) wiederbemalt hat. Man sieht auch auf der Fotografie von 1940, dass diese Balken die die Geschosse so hervorheben, doch aus Holz waren. So wie um 1940 sehen übrigens typisch verputzte Fachwerkbauten aus wie zb in Tübingen. Das mit der Brandmauer ist in der Tat sehr inkonsequent. Bezüglich des Lämmchen 4 hat mich das auch sehr aufgeregt, dass hier nur das erste Obergeschoss mit Fachwerk “freigelegt“ wird. Generell finde ich es sehr schade, dass so viele Häuser im neuen Altstadtviertel verputzt bleiben, obwohl sie Fachwerkhäuser waren ursprünglich. Aber vielleicht will man es ja auch nicht ganz übertreiben, weil ja schon im Vorkriegsfrankfurt viele Fachwerkhäuser verschiefert waren...

  • Also nach meinem Wissensstand/ meinen Fotos war auch das Fachwerk des Rebstocks aufgemalt?! Und wurde dann auch im Zuge der Umgestaltung von Braubachstrasse 21 im Jahre 1938/39 wieder übermalt, eben weil es peinlich aussah. Schöne Bilder von Alfred Erhardt aus dem Jahre 1943 in "Alt Frankfurt ein Vermächtnis".

    Hinter dem Lämmchen 4 erhält auch im 2. OG Sichtfachwerk (natürlich erfunden.

    • Zu Braubachstrasse 21: daher setzte ich ja rekonstruiert in Anführungszeichen Klar ist es historisch falsch...übrigens ist aber hinter dem vorgeblendetem Eichenfachwerk kein Beton, sondern eine Tannenfachwerkwand
  • Es handelte sich ja um echte Fachwerkhäuser Fachwerkliebhaber. Es war nur ab ca. 1890 "in" auf den Verputz Fachwerk aufzumalen, anstatt dieses freizulegen. Siehst Du auch sehr schön beim "Nachbarn" der Alten Waage, Markt 7, auch hier war das Fachwerk nur aufgemalt.

  • Die steinerne Brandwand sieht deshalb so artifiziell aus, da sich offenbar niemand mit mittelalterlicher Mauerwerkstechnikbeschäftigt hat. Vom 12. bis in 15. der Spätgotik wechseln die Moden der Bruchsteinmauerwerksverbände von lagigem über Kompartimentmauerwerk der früh und Hochgotik bis zum spätgotischen Zwickelmauerwerk, wo große Steine eingezwickelt im Verband „schwimmen“. Im Bereich der Gerüstebenen entstanden Abgleichslagen um den Kalkmörtel trocknen zu lassen. Darüber hinaus setzen sich die Steine beim Kalkmörtel viel enger, der ja etwa ein Jahr aushärtet. In Frankfurt wurde sicher Zementmörtel verwendet, und die Steine picken optisch an der Wand da viel zu breite Fugen entstanden sind und die Steine nicht aufeinander liegen. Fensteröffnungen wurden in dieser Zeit und in der beginnenden Renaissance mit Ziegeln exakt ausdefiniert wenn kein Geld für teure Gewände / Gerichtsteine da war. Wenn die stehenden Fensteröffnungen mit handgefertigten Ziegeln definiert worden wären, wäre es viel authentischer gewesen. In der Projektplanung hätte nur ein Bauforscher mit diesem Fachgebiet punktuell auf einige Regiestunden da sein müssen und auch die Mauerer einschulen – das geht mit guten Handwerkern sehr gut – vor einigen Jahren konnte mit Kolleginnen ich einfachen Mauern in 2 Tagen gotischen Fächerputz beibringen und so haben wir dann die Grinzinger Kirche geputzt.

    Mit Trockenlöschen ist der Mörtel auch sehr sehr billig auf der Baustelle herstellbar, so habe ich am meinem Objekt eine ca. 40 Meter lange Umfassungsmauer mit maximaler Authentizität rekonstruiert

    Ein Tipp zu mittelalterlichem Mauerwerk http://www.burgenseite.com/

    Und links Mauerwerk anklicken

  • Zum Rebstock:

    Also nach meinem Wissensstand/ meinen Fotos war auch das Fachwerk des Rebstocks aufgemalt?!

    Ich habe mich ja intensiv mit dem Fachwerkbau in Frankfurt beschäftigt, aber ich muss zugeben, mich noch nie mit dem "Rebstock" befasst zu haben. Zweifelfrei war er eines der pittoreskesten Gebäude der Altstadt, aber für den Fachwerkbau nicht so von Interesse, da man hinter den Galerien nur spärliches Konstruktionsfachwerk sah.

    Nun habe ich auf alten Fotografien nachgeschaut und bin ebenfalls zum Schluss gekommen, dass auch das Fachwerk des "Rebstocks" höchstwahrscheinlich nur aufgemalt war. Interessant ist auch, dass man an den Galerien mindestens fünf verschiedene Balusterformen erkennen kann.


    Rebstock von Nordosten, Photo-Ansichtskarte, 1904 gelaufen


    Wegen des Bildmaterials verweise ich hier nochmals auf meinen Beitrag im Strang "Frankfurt in alten Ansichten". Einen weiteren, sehr ausführlichen Beitrag über die Baugeschichte des "Hofes Rebstock" verfasste unser Mitglied RMA zuhanden Wikipedia (leider findet man den Beitrag mit dem Suchwort "Rebstock" bei Wikipedia nicht, sondern nur in der Schreibweise "Hof Rebstock").

    Um begrifflichen Differenzen auszuweichen, hier erst eine Vorbemerkung: der "Hof Rebstock" umfasste einst bis zu zehn Häuser. Bei dem jetzt nachgebauten "Rebstock" handelt es sich nur um ein Hintergebäude, auf das sich nach dem Verkauf aller Messehöfe im 19. Jh. der Namen übertragen hatte. Das ursprüngliche Hauptgebäude am Alten Markt 8 wurde im 19. Jahrhundert ersetzt und strahlte nicht mehr den Anschein eines Patriziergebäudes aus.

    RMA vermutet aufgrund baulicher Details, dass der "Rebstock" im 18. Jahrhundert über einem möglicherweise älteren Erdgeschoss neugebaut worden war. Meiner Meinung nach kann es sich auch bereits um das langgezogene Gebäude auf der Merianansicht von 1628 handeln, das dann im 18. Jahrhundert stark in die Form umgebaut worden war, die es bis 1944 besass.


    Ein grober Fehler ist nun auch beim Nachbau des "Rebstocks" unterlaufen!

    Der bis 1944 verschieferte Quergiebel fluchtete mit den Holzgalerien und nicht mit der eigentlichen Fassade. Bei diesem Quergiebel handelte es sich bestimmt um eine leichte Holzkonstruktion, die anschliessend verbrettert und verschindelt wurde. Keinesfalls konnte es sich um ausgemauertes Fachwerk handeln, denn solches wäre zu schwer gewesen, um es auf die filigranen Galerien abzustützen! Dass jetzt plötzlich ein Sichtfachwerk fantasiert worden ist, finde ich sehr fragwürdig. Mit betonierten Galerieböden funktioniert eben alles... >>> zum Nachbau: http://domroemer.de/braubachstrasse-19-rebstock-hof


    li: Jacobs Kunstanstalt, Frankfurt a. M., ca. 1905; re: Knackstedt & Näther, Hamburg, 1913 gelaufen