Fenster - Augen des Hauses

  • Keine angemessene Fensterversprossung in der mittelalterlichen Vorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber:

    https://www.facebook.com/rothenburg.de/…?type=3&theater

    Leider kein Einzelfall vor Ort. Die nachlässige Fenstergestaltung in Rothenburg ist die augenscheinliche Achillessehne der Stadt.

    Insbesondere in solch einer wertvollen Altstadt muss diesem Aspekt mehr Aufmerksamkeit zugute kommen.

    Das optische Erscheinungsbild der Gebäude leidet durch diesen Mangel und wirkt "billig", sprich nicht wertig.

  • Das Gebäude 'Alter Keller 8' wird in der Liste der Baudenkmäler der Stadt Rothenburg ob der Tauber als "Doppelhaus" und "zweigeschossiger verputzter Giebelbau mit zwei Krüppelwalmdächern, im Kern 16. Jahrhundert" aufgeführt.

    Die Schadenskarte infolge der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg gibt an dieser Stelle der Altstadt im Schwarzplan keinen Gebäudeverlust an.

    Auch auf Vorkriegsaufnahmen entspricht das Doppelhaus formal dem heutigen Erscheinungsbild.

    https://pictures.abebooks.com/ABECARTA/30294933645.jpg

    https://4.bp.blogspot.com/-p4k2Ly4bbUo/V…Keller%2B01.JPG

    Inwieweit hier von einem "Wiederaufbau" gesprochen werden kann, magst Du vielleicht erklären?

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    Zurück zur Fensterproblematik:

    In Rothenburg ist das Fensterbeispiel der 'Alte Keller 8' bei weitem kein Einzelfall. Und möglicherweise ist diese Nachlässigkeit sogar eine Folge der unpassenden Fensterversprossungen zahlreicher Gebäude des Wiederaufbaus, an welchen sich der Altbestand im Zuge von Fenstermodernisierungen orientiert hat!?

    Hier nur ein weiteres Beispiel mit reduziert modischer Fenstergliederung, von dem es allerdings (zu) viele dieser Art in der Rothenburger Altstadt gibt. Die undifferenzierte Dimensionierung der Sprossenprofile passt nicht zum Charakter solcher Häuser. Und in einer Stadt wie Rothenburg sollten sich solche schäbigen, dilettantischen Lösungen eigentlich von selbst verbieten, mal abgesehen vom restlichen Zustand des hier gezeigten Gebäudes:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…0160108-002.jpg

  • Es ist im Erdgeschoss (rechts) noch alte Substanz. Die Obergeschosse waren verputztes Fachwerk im Giebel beim Original auskragend. Heute massiv gemauert (wie man auch an der Traufseite erkennen kann) . Auch stimmt die Fensteraufteilung eben nicht. Im ersten Stock ehemals drei Fester, jetzt vier, der Überhang im Giebel wurde beseitigt. (Bilder von der Homepage des Restaurants)

  • Innenstadt von Perros-Guirec in der Bretagne. Leider sind die Plastikfenster überall in Frankreich auf dem Vormarsch, wenn auch weit weniger als in Deutschland. In Paris werden die alten Fenster durch neue mit nur einmaliger Teilung ersetzt.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Innenstadt von Perros-Guirec in der Bretagne. Leider sind die Plastikfenster überall in Frankreich auf dem Vormarsch, wenn auch weit weniger als in Deutschland. In Paris werden die alten Fenster durch neue mit nur einmaliger Teilung ersetzt.

    Offenbar werden die Gebäude allesamt nicht so recht wertgeschätzt.
    Das linke Gebäude hat zwar im Obergeschoss immerhin noch die alten Fenster, aber mit Klappläden (die Haken sind noch vorhanden) wäre es richtig "rund" und nichtmal sonderlich schwer, Klappläden wieder anzuhängen.
    Schade...

  • Bin gerade zurück aus einem Besuch in Plön. Ich war vor 7 Jahren dort - schöne Kleinstadt trotz einiger Bausünden (das Schloss wurde vor kurzem sehr schön saniert, die Landschaft ist wunderschön). Ich habe festgestellt, dass es seit meinem letzten Besuch wieder mehr Sprossenfenster eingebaut wurden. Das war auch entlang der Landstrasse von Bordesholm nach Plön deutlich. Zwar sind es oft PVC-Fenster, aber Sprossen sind sehr wichtig, und immer wieder gab es neue Holzfenster in weiss-grün (Fensterkreuz grün, der Rest weiss). Natürlich gibt es immernoch sehr viele hässliche Fenster, aber manchmal sollte man sich auch über Fortschritte freuen :smile:.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Altes Stadtarchiv Augsburg:

    Zitat

    Neben einer anspruchsvollen denkmalgerechten Umwandlung der Innenräume zu Büroräumen und einem Radiostudio wurde auch die Außenfassade überarbeitet.

    Die zu diesem Zeitpunkt noch verbauten Verbundfenster stammten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und hatten keinerlei denkmalpflegerischen Wert. Anhand historischer Fotografien konnte die ursprüngliche Teilung und Sprossierung nachvollzogen werden, ebenso wurden Farbuntersuchungen an der Fassade durchgeführt.

    Lasierte holzsichtige Eichenfenster schmücken jetzt die Fassade. Eine Besonderheit ist dabei der für Augsburg typische und aus einem Stück gerfertigte tiefe Blendrahmen. Auf die „Industriefuge“am Übergang waagrechter auf senkrechter Hölzer, im Fensterbau erst seit den 1970er Jahren üblich, wurde bewusst verzichtet.

    Quelle: https://m.facebook.com/story.php?stor…source=timeline

  • Die passenden Fenstergriffe kamen von der Firma Ventano.


    https://www.ventano-beschlaege.de/antik-fensterg…ramik-gruenau-a

    Wer Bedarf an handwerklich hergestellten gründerzeitlichen Fenstergriffen/Beschlägen und Zementfliesen hat, ist wohl generell bei der Firma gut aufgehoben: https://www.youtube.com/watch?v=vnEx6GIcUMI&t=1s

  • Tja, da schaut man sich das von thommystyleTM empfohlene Video an, zu den schönen alten Beschlägen und Fliesen, die nach alter Handwerkskunst hergestellt werden.

    Wer Bedarf an handwerklich hergestellten gründerzeitlichen Fenstergriffen/Beschlägen und Zementfliesen hat, ist wohl generell bei der Firma gut aufgehoben: https://www.youtube.com/watch?v=vnEx6GIcUMI&t=1s

    Wirklich, ein nettes Video. Darin der Architekt Martin Nordhoff, der sich ein altes Fachwerkhaus von 1710 gekauft hat, dass er seit 2010 aufwändig saniert. Zitat dazu von ihm aus dem obigen Video (ab Minute 7:20):

    Zitat

    Es ist so, dass ein Denkmal natürlich endlich ist, die gibt es nicht unbegrenzt. Und man muss so etwas lieben. [...] Es gibt Bauherren und Menschen, für die ist das eine reine Last. Und ich finde Denkmäler schön, weil sie eine Seele haben. Eine Seele, die neue Gebäude heutzutage nicht aufweisen können. Die haben sie nicht, die werden sie auch nie bekommen.

    Schön, diese Einstellung ist doch top. Dann schauen wir schnell mal auf seiner Webseite nach, was er als Architekt so neues in die Welt hinein baut, mal gespannt, was wir da so finden:

    stickpoke:) :kopfschuetteln: :augenrollen:

    Also ein weiterer Architekt, der privat lieber im Denkmal wohnt und die Seelenlosigkeit moderner Architektur bemängelt - und dann genau solche seelenlose moderne Gebäude baut. Muss ich das jetzt verstehen? Also, ich versuche es, wirklich, aber... :zeitung:

    Es scheint mir fast so, als glaubten viele moderne Architekten selbst gar nicht daran, dass man auch ästhetische, seelenvolle neue Gebäude bauen könnte. Aber dass es geht, zeigen unzählige Beispiele aus diesem Forum.

    Mir wäre es außerdem deutlich lieber, man hätte bei den Gebäuden auf die gelben und roten Farben verzichtet, und an deren statt ein paar der schönen Fliesen aus dem Video angebracht.

  • Ich finde, dass auch Professor Christoph Mäckler unter diese Kategorie fällt. Zwar haben die meisten seiner Bauten eindeutig mehr Persönlichkeit, aber eine Bereicherung sind sie eher weniger. Seine Hochhäuser sind am schlimmsten, da diese wirklich unglaublich uninteressant sind und man ihnen anmerkt, dass der Architekt eigentlich nicht hinter diesem Konzept zu stehe scheint.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Naja, zwar ist Mäckler kein klassischer Architekt, aber man erkennt bei ihm durchaus immer wieder den Willen, Architektur jenseits modernistischen Einheitsbreis zu liefern, zusätzlich haben viele seiner Fassaden durchaus auch eine gewisse handwerkliche Qualität. Gerade seine Hochhäuser wie der Opernturm und der Tower 185 zeigen, wie sich Hochhäuser in einen urbanen Kontext einbinden lassen (Blockrandbebauung, keine ausschließliche Glasfassade). Ja, auch er hat schon öfters daneben gegriffen, wie z.B. bei seinem „Zoofenster“, aber insgesamt für den großstädtischen Kontext, für den er zumeist baut, doch oft ordentliche Ergebnisse geliefert.

    Zusätzlich ist er wenigstens zu einer Selbstreflexion über die Misere seines Berufsstands fähig, etwas was gefühlten 95% der Architekten total abgeht.

    Also so ganz wie vonSalza sehe ich bei Mäckler das auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht.

    Die Bilder, die Joseph eingestellt hat, zeigen hingegen wirklich die drögeste aller möglichen Bauformen im kleinstädtischen Umfeld. Bauen nach (Baumarkt-)Katalog und DIN Norm, absolut null Qualitätswille, Gestaltungswille nur innerhalb von willkürlichem Stapeln von Rechtecken im Quadrat und umgekehrt, Provinz ohne jeglichen Anspruch, von Garmisch bis zur Nordseeküste die selben belanglosen Kisten und Kuben. Und - um mal den Bogen zurück zum Strangthema zu spannen - wie grottig diese Architektur tatsächlich ist, erkennt man auch gerade an den Fenstern und deren Platzierung in der Fassade. Lieblose Wegwerfarchitektur, die keine zwei Generationen überleben wird. Freilich, oft ist ein Architekt an gewisse Sachzwänge gebunden, Kundenwünsche, Budget etc und doch zeigen die Bilder eine besondere Form der Anspruchslosigkeit, die mit den Aussagen des Herrn aus dem Film besonders stark kontrastieren. (Gerade wenn es solche Einschränkungen seitens des Kunden gibt, wäre es die ureigenste Aufgabe eines Architekten, daraus etwas präsentables zu machen. Es gibt durchaus Architekten, die dazu fähig sind.)

  • Zitat

    Der Arbeitskreis „Historisches Fenster“ wurde im Jahr 1990 von der Beratungsstelle der Handwerkskammer mit Unterstützung des Wirtschaftsverbandes Holz und Kunststoff Saar e.V. gegründet. Mitglieder sind engagierte saarländische Schreinermeister mit jahrzehntelanger Erfahrung bei der Restaurierung und Neuanfertigung historischer Fenster und Türen. Qualifizierte Fensterreparaturen und insbesondere das Herstellen von schönen, ästhetisch ansprechenden Fenstern, wie man sie seit Jahrhunderten an den alten Gebäuden kennt, sind das Anliegen des Arbeitskreises und gehören zu den besonderen Kompetenzen der beteiligten Betriebe.

    https://www.hwk-saarland.de/adbimage/5027/asset-original//broschuere-historische-fenster_erhalten-und-erneuern.pdf

  • Gute Darstellungen und schöne Beispiele von handwerklichen Fenstern eines Tischlerei-Fachbetriebs aus dem Spreewald.

    Fenster
    Individuell gefertigte Kasten- & Holzfenster, auch als Nachbauten im Denkmalschutz, für Berlin und Brandenburg. Tischlerei Schneider - Erfahrung seit 1910.
    www.schneider-schoenwalde.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

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