Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Bis ein neuer Bebauungsplan vorliegt mit dem alle 'einverstanden' sind und bis endlich gebaut wird dürfte ein weiteres Jahrzehnt vergehen.

    So ich den Artikel richtig verstanden habe, geht es doch nur um die Fensterproblematik zum Kulturpalast.
    Die Stadt hat - in der Tat vollkommen dilettantisch - erst nach der Auslegung des Planes festgeschrieben, dass an den Seiten zum Kulturpalast Festverglasungen zu installieren seien. Die am Neumarkt aktiven Projektentwickler hatten demnach keine Chance, ihre Bedenken zu äußern. Streicht man also diesen als "redaktionelle Änderung" verbrämten Abschnitt, dürfte dem derzeitigen Bebauungsplan wohl nichts mehr im Wege stehen - genauso wie Klagen gegen die Stadt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Was heißt denn Schwachsinn?
    Die Stadt wollte einfach kein Geld für lärmmindernde Maßnahmen an der Andienung des Palastes ausgeben und sich gleichzeitig gegen Klagen wegen eben dieser Lärmbelästigung wappnen. Kann man schon irgendwie verstehen, auch wenn es ziemlich dilettantisch umgesetzt wurde.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ja, und? Das ist Schwachsinn. Wer kauft bitteschön eine Wohnung für wahrscheinlich ein par hunderttausend Euro ohne sich über den eventuellen Geräuschpegel zu informieren, sofern man darauf empfindlich reagiert? Beim Kauf der Wohnung ist man sich sowohl über die Existenz des Kulturpalastes (kaum zu übersehen) und die eventuelle "Lärmbelästigung" also völlig im klaren. Das Gericht, dass hier Eigentümern recht gibt, die nur die Fenster selbst schließen bräuchten, möchte ich sehen. Da werden schließlich keine Düsenjäger starten und landen. Wie man als Stadt so ein Fass überhaupt aufmachen kann. Da greif ich mir echt an den Kopf. Bei solchen Maßstäben hätte man ja den halben Neumarkt festverglasen müssen.

  • Eine leider wieder ziemlich unprofessionelle Arbeit sehe auch ich bei der Stadt. Wobei zu Bedenken ist, dass hier sehr viele Köche (Rechtsabteilung, Kämmerei, Stadtplanungs- und Bauaufsichtsamt) eine nicht genießbare Suppe gekocht haben. Das soll keine Entschuldigung sein, nur der Versuch einer Erklärung. Es fehlt einfach eine koordinierende Stelle!
    Auf der anderen Seite stehen die Investoren, die ihre Rechte gewahrt sehen wollen, um sich alle Optionen offen halten zu können. Das ist Ihr gutes Recht. Insbesondere beim Quartier der Firma Kimmerle wundert mich nur immer die Rede von den unverkäuflichen Wohnungen, wo doch so ziemlich alle an den Kulturpalast angrenzenden Bereiche mit Hotelzimmern belegt sind. Hier sollte eine Lüftungsanlage doch eigentlich Standard sein?

  • Was heißt denn Schwachsinn?
    Die Stadt wollte einfach kein Geld für lärmmindernde Maßnahmen an der Andienung des Palastes ausgeben und sich gleichzeitig gegen Klagen wegen eben dieser Lärmbelästigung wappnen. Kann man schon irgendwie verstehen, auch wenn es ziemlich dilettantisch umgesetzt wurde.


    Na klar ist das Schwachsinn, da doch die Lärmquelle den Lärm mindern muss. Ich kann doch nicht verlangen, dass Alle was gegen den Lärm machen müssen und der, der es erzeugt keine Auflagen bekommt. Mit der Begründung in der Baugenehmigung, dass der Kulturpalast älter wäre und damit vorher da war. Warum schützt die Stadt den den Palast so. Für die 100 Millionen hätte man am Pirnaischen Platz oder beim Kraftwerk Mitte einen neuen Konzertsaal bauen können und wäre das Theater los gewesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Volkone (27. November 2014 um 00:24)

  • Auch wenn der rational-choice-Ansatz in den Sozialwissenschaften nicht ganz unumstritten ist, würde ich es keinesfalls Schwachsinn nennen, wenn die Stadt die Interessen der Stadt zu schützen sucht.

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  • Das sehe ich leider anders bilderbuch. Ich als Steuerzahler dieser Stadt sehe hier in erster Linie dilettantisches Verhalten der Stadtverwaltung, was Millionen von Steuergroschen kostet, Investitionen ausbremst und das Investitionsklima in dieser Stadt einmal mehr vergiftet! Wer hat etwas davon, wenn die anliegenden Quartiere am Neumarkt auf viele Jahre unbebaut liegen bleiben? Es war von Anfang an klar, dass dort in erster Linie Wohnungen gebaut werden sollen, teilweise mit Hotels ergänzt. Büroflächen als Hauptanker sind derzeit nicht vermittelbar und Discounter über 5 Geschosse will dort auch niemand. Aber nur so etwas ist mit Festverglasung denkbar und nichts anderes! Die Bauverwaltung und der Stadtrat haben die Zielrichtung Wohnen, egal ob für 2 Nächte oder Jahre jederzeit und von Anfang an begrüßt. Dann vom Umweltamt, nachdem die Investoren und ihre Konzepte festgezurrt waren, diese Vorschrift mit Festverglasung. Ich würde mich als Investor betrogen und verladen fühlen, um keine krasseren Worte zu nutzen....
    Es gibt hier nur zwei Wege - entweder man einigt sich auf einen Kompromiss und die Stadt macht IHRE Hausaufgaben am Kulturpalast in Sachen Schallschutz, oder es bewegt sich zumindest in Q VII.1 und QVI auf Jahre nix! Was es für Auswirkungen auf QVII.2 hat, weiß ich nicht, da ja schon gebaut wird. Das wäre für den Neumarkt auf alle Fälle alles andere als gut. Letztlich bleibt zu konstatieren - ein Umweltamt mit einer Sturheit sondergleichen (es wären Kompromisse denkbar), ein Finanzverwaltung, die an den unsinnigsten Stellen Geld spart (Schallschutz Kulturpalast) und ein Stadtoberhaupt, das nicht in der Lage ist, diese Sachen zum Allgemeinwohl der Stadt zu klären. So sehe ich das in diesem Falle.

    Meine 2 Cent dazu

    Andreas

  • Dann einigen wir uns einfach darauf, dass die Stadt dilettantisch gehandelt hat. Weiterer Schaden dürfte ja nicht entstanden sein.

    Übrigens berichten heute, am 27.11.2014, auch die DNN über das Ungemach. Demnach beruht die Gerichtsentscheidung hauptsächlich auf den Verfahrensfehlern der Stadtverwaltung, die Änderungen am Bebauungsplan vorgenommen hatte, "ohne dass eine erneute Auslegung erfolgte und erneut Stellungnahmen eingeholt wurden". Die Kläger hatten hauptsächlich angeführt, dass die Stadt keinen ausreichenden aktiven Schallschutz am Kulturpalast betreiben würde, was für die Richter aber nicht von Relevanz war.
    Die Stadt sucht den Ausweg nun darin, die Vorhaben im Quartier VI (und VII/1) nach dem vereinfachten Verfahren nach Paragraf 34 c Baugesetzbuch zu genehmigen. Die Einhaltung der hohen Standards sollen die mit den Investoren bereits geschlossenen städtebaulichen Verträge garantieren.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Eine Nachricht, auf die man lange, sehr lange gewartet hat und an die man schon gar nicht mehr so recht glauben wollte, ist im Umlauf. Bevor jetzt die wildesten Spekulationen über die neue Fassade in Umlauf geraten, sollte man doch besser erst einmal morgen und übermorgen abwarten. You know, it´s Bildzeitung. Wenn es wirklich etwas neues geben wird, wird man das auch in ein paar Tagen in der sonstigen Presse lesen können. Natürlich wird eine der wichtigsten Fragen sein, wie sehr man sich Bothen´s Gebäude annähern will und ob es zu deutlichen Abstrichen im Erdgeschoß und ersten OG kommen wird.

  • Zitat

    Und beängstigend der Satz:

    „Mit der Fassade werden wir uns am Kaufhaus Bothen orientieren, sie aber nicht kopieren.“

    "Beängstigend" ist noch gelinde ausgedrückt.
    Es wird ein historisierendes Phantasieprodukt - aber den meisten hier wird es am Ende wohl gefallen...

  • Blobel will nicht exakt rekonstruieren!? Wenn nicht er, wer dann denn noch!? :unsure:
    Und das, da er doch vor Jahren seine Spendengelder für die neue Frauenkirchenorgel zurückgezogen hatte, weil damals nicht die Silbermann-Orgel eins zu eins rekonstruiert werden sollte, da man sich für eine größere, praktikablere Universalorgel mit Silbermann`schen Anklängen entschied! Hmmm!?

  • Nein, exakte Rekos sind nicht so seine Sache.
    Es kommt ein Phantasia-Barockbau... Barocker denn je, größer denn je und prachtvoller denn je (als wäre das Dresdner Barock gerade dafür der Inbegriff)
    Wie gesagt: Ich denke, der Mehrheit hier wirds gefallen.... Dann ist der Neumarkt aber auch endgültig im Disneyland angekommen....


  • ... Es kommt ein Phantasia-Barockbau... Barocker denn je, größer denn je und prachtvoller denn je (als wäre das Dresdner Barock gerade dafür der Inbegriff)
    .... Dann ist der Neumarkt aber auch endgültig im Disneyland angekommen....

    ... sofern es in der Stil- und Proportionenlehre des Dresdner Barocks entworfen und authentisch barock in den verwendeten Fassadenmaterialien ist, wie auch in der handwerklichen Ausführung mit höchster Qualität in Erscheinung tritt, mag ja gegen eine Neuschöpfung nichts Ablehnendes eingewendet werden!

  • Tja und da liegt doch leider aber auch die Krux. Der spätbarocke Bau ist nur in einer nicht besonders genauen Zeichnung überliefert. Der Nachfolger Bothens ist im Grundriß und in einer Anzahl Fotografien überliefert. Als Eckgrundstück zwischen Frauenstraße und NM kommt diesem Gebäuse eine außerordentliche Bedeutung zu. Auch die Fassade zum NM hin und das Gesamtbild der NM-Westseite sind außerordentlich wichtig. Zwischen dem Schützhaus und dem Johanneum wirkte die ruhige spätbarocke Fassadengestaltung wie ein Puffer, was natürlich auch heute sehr wohl in der Gesamtanlage des NM und seinem Abschluß der Westseite sehr wichtig wäre. Ein rekonstruierter "Bothen" würde diese spätbarocke Fassung in einigen Bereichen wieder aufnehmen. Wenn aber stattdessen ein Fantasieprodukt nach dem Vorbild Versailles das Leitmotiv sein soll, kann man darüber nicht glücklich sein. Fantasiebarock schadet dem Platz; und es ist schade, daß man einerseits kaum mehr zu hoffen wagte, daß sich dort etwas tut und nun dort etwas kommen soll, was man diesem Platz keinesfalls gutheißen kann.