Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Kleinteiligkeit der Fassadengliederung zum Neumarkt hin fehlt.


    Ich dachte, Blobel/Prisco wollten die originale Neumarktfront rekonstruieren?

    Wie gesagt, es war der GHND Vorschlag und auch so vom Stadtrat beschlossen.


    Der Vorschlag der GHND war gut, hatte m.E. aber nicht viel mit dem Wald zu tun, den die Stadt dort nun zu planen scheint. Aber vielleicht war auch nur die Visualisierung irreführend und das Ergebnis ähnelt letztlich doch der Hummel-Ansicht. Würde mich freuen!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Lieber Agon, irgendwie scheinst du hier vieles etwas durcheinander zu bringen!

    Natürlich hat die GHND, wahrscheinlich vorrangig aus taktischen Gründen, eine Begrünung der Gewandhausfläche vorgeschlagen und damit letztlich den Anstoß für die nun wohl bald beginnende Maßnahme gegeben. Nicht umsonst entschied sich der Stadtrat dafür, die Fläche nach dem Vorschlag des Vereins zu gestalten. Allerdings hielt sich - wie so häufig - die Verwaltung nicht daran und beauftragte das renommierte Büro der Rehwaldt Landschaftsarchitekten mit dem Vorhaben. Diese sehen statt der kleinteiligen GHND-Gestaltung eine feste, von ca. 20m hohen Platanen umgebene Fläche vor. Naja...

    Nicht zu Unrecht handelt es sich beim ehemals um mehrere Innenhöfe gelagerten Regimentshaus um einen Leitbau. Allerdings sind bei der Rekonstruktion - du sagtest es schon selbst - Kompromisse von Nöten, die man eingehen kann oder nicht. Die bisher verwirklichten Vorhaben beweisen leider durchweg, dass diese Kompromisse einen Leitbau im eigentlich gedachten Sinn überhaupt noch nicht entstehen lassen haben.
    Insofern muss man abwägen, ob man lieber einen vollgestopften, mehr recht als schlecht funktionierenden Gewerbestandort möchte, oder aber lieber verstärkt auf Wohnnutzung setzt und dafür Innenhöfe weglässt. Bei dieser schwierigen Frage tendiere ich trotz des großen Bedauerns über den Wegfall des in meinen Augen weit wertvolleren Hofes des Dinglinger-Hauses für letztere Variante.

    Als letztes möchte ich dich noch fragen, inwiefern du die Kleinteiligkeit zum Neumarkt hin in Gefahr siehst? Vorgesehen war doch bisher die Rekonstruktion der im späten 18. und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestehenden Situation. Nun kann man sich natürlich darüber streiten, ob die Rekonstruktion von Bothens "Bazar" die adäquatere Lösung sei. In meinen Augen ist sie es deshalb nicht, weil die ursprüngliche Gebäudegruppe ein schönes symmetrisches Ensemble bildete, das an dem heute wieder reichlich ausufernden Platz eine gewisse sammelnde Ruhe/Kraft versprühte.

    Abschließend möchte ich noch sagen, dass zumindest ich auf Kondor-Wessels setze, weil durch ihn auf eine baldige Umsetzung des Projektes zu hoffen war, das wunderbare Chabonische Haus rekonstruiert werden sollte und die vorwiegende Wohnnutzung bestechend schien. Jetzt allerdings steht alles in den Sternen. Zähe juristische Auseinandersetzungen scheinen bei einem Verkauf an die USD, deren Rekonstruktionen bisher auch recht gut waren, vorprogrammiert. Kann man das wollen?!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Mittlerweile liefern sich die Stadt und Kondor Wessels peinliche Scharmützel!
    Denn leider genügen die schon im Besitz der Investorengruppe befindlichen Grundstücke nicht den hohen Ansprüchen der Stadt an Ordnung und Sauberkeit, da von Passanten unachtsam weggeworfener Müll nicht mehr beräumt wird. Aus diesem Grund hat die Kommune Kondor Wessels schon zweimal schriftlich dazu aufgefordert, das Problem zu beseitigen.
    Arturo Prisco, Sprecher für Kondor Wessels, reagierte auf die Anschuldigungen wenig entspannt. Die Stadt solle erst einmal die von seiner Firma verausgabten Grabungs- und Planungskosten rücküberweisen sowie Schadensersatz zahlen. Außerdem fügte er hinzu, dass es der Stadt am Respekt gegenüber anderen mangelt.
    Scheinbar ist die Lage gespannt...

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  • Ich kann den Unmut Priscos nur allzugut nachvollziehen. Diese Stadtverwaltung ist der reinste Saustall und hält sich nicht an Abmachungen und Zusagen. So, wie sich die "Verantwortlichen" der Stadt Dresden gegenüber Investoren verhalten ist nicht nur geschäfts- sondern auch imageschädigend. Es gibt auch eine sehr große österreichische Immobiliengruppe, die mittlerweile alle Zelte in DD abgebrochen hat und lieber in rechtssicherern Städten investiert - weil ohne "Schmates" in Dresden anscheinend nichts reibungslos funktioniert. Irgendwie dürfte in Dresden ein mieffiger Wind wehen. Die Primitivlinge in der Dresdner Stadtverwaltung haben ja schon auch andere Investoren vertrieben. Ich erinnere nur an den kulturbeflissenen Herrn Pühringer, der einen hohen Millionenbetrag der Stadt Dresden schenken wollte und den man dresdenlike die Tür vor seiner Nase zuschlug. Dass ein Nobelpreisträger dieses Affentheater noch mitmacht ist ohnedies bewundernswert, aber seine Liebe zu der Stadt ist ihm wohl wichtiger als die etwas einfach gestrickten Eintagsfliegen a la Engel & Co, mit denen nicht gut Kirschenessen ist.

    Einzig den Stadträten, die teil bereist dieses ungute Getue durchschaut haben, traue ich noch zu, hier gegenzusteuern. Und wenn ich mir so die letzten Presseberichte aus Dresden durchlese, besteht zumindest am Neumarkt etwas Hoffnung, dass hier der Schmied und nicht der Schmidl das Eisen biegen wird.

  • Mir fallen bei dir in letzter Zeit (und erst in letzter Zeit) gravierende ortographische Fehler auf...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Stimmt. Bei meinem PC hat eines meiner Kinder etwas darübergeschüttet und nun funktionieren nicht mehr alle Tasten so, wie ich es gerne hätte..außerdem und das wiegt wohl schwerer, habe ich in letzter Zeit zu wenig Geduld auch mein Geschreibsel nochmals durchzulesen, bevor ich es einstelle...wird wieder besser. Ich verspreche es! ;)

  • Der Bauausschuss wird in seiner Sitzung am 18.07.2012 über einen Bebauungsplan für das Quartier VI abstimmen. Damit kann im Falle eines Falles doch recht schnell Baurecht geschaffen werden.

    Informationen gibt es wie immer hier:

    Dresden - Stadt, Verwaltung & Rat - Ratsinformationssystem

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  • Soweit so gut.

  • denkmalgeschützten Kulturpalast


    Auf dass er uns ewig erhalten bleibe!

    Dass man die neuen Quartiere rückseitig an dieses denkmalgeschützte Ding anpasst, wird dessen langfristige Zementierung stützen.

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  • Ich habe einen Vorschlag, man könnte doch analog zum Fürstenzug einen Bürgerzug dort hinsetzen, das heisst eine Wand mit großflächigen modernen Sgraffitti (oder eine andere Technik), die z.B. die Geschichte Dresdens im 20 Jahrhundert abbilden.

    Das schlimmste wäre doch Einfalt. Hochwertigkeit durch großformatige Kunst am Bau könnte die neu zu gestaltende Seite zum Kulturpalast hin aufwerten, und gleichzeitig eine Brücke zum sozialistischen Realismus schaffen.

  • Der Ortsbeirat Altstadt hat in seiner gestrigen Sitzung dem Bebauunsgsplan für das Quartier VI mehrheitlich zugestimmt. Anja Heckmann vom Stadtplanungsamt erläuterte das Vorhaben und führte u.a. aus, dass die Stadt den potentiellen Investor nicht dazu zwingen will, die Semper'sche Ladenfront rekonstruieren zu müssen. Dieser Fakt deutet meiner Ansicht darauf hin, dass es zum Neumarkt wohl keine moderne Fassade geben wird.
    Daneben verlieh Frau Heckmann noch dem Wunsch der Stadtplaner Ausdruck, den Brunnen des Dinglinger-Hauses, der gegenwärtig am Gewandhaus steht, wieder in den irgendwann entstehenden Gebäudekomplex zu integrieren.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nach dem stattgefundenen Beteiligungsverfahren, dessen Anregungen teilweise aufgenommen wurden, kann der Bauausschuss am 12.09.2012 abermals über den Bebauungsplan für das Quartier VI abstimmen.
    Stutzig machen mich in der gegenwärtigen Fassung insbesonere die nicht mehr erwähnten Leitfassaden sowie der geplante harmonische Übergang zum denkmalgeschützten Kulturpalast. Aber das kennen wir ja schon!
    Humorisch wird es aber erst dann, wenn man von einer optionalen Überbauung der Hofflächen liest. Da wird sich Kondor Wessels bestimmt freuen.

    "Material":

    Dresden - Stadt, Verwaltung & Rat - Ratsinformationssystem

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das Problem dabei ist jetzt allerdings nur, dass Kondor Wessels nicht mehr mitmacht, nachdem man diesen Investor jahrelang seitens der Stadt "verarscht" hat...(ist mir zumindest geflüstert worden). Das Ganze Quartier wurde dem Stadtplanungsamt nämlich zu historisch...jetzt dürfte wieder alles offen sein - leider.

    Ich hoffe, ich irre mich!

  • Hat irgend jemand von euch eine Ahnung, wie es nun mit dem Quartier 6 weiter geht? Habe gehört, dass Blobel und Prisco derzeit mit der Stadt zanken, weil sie Grundstücke besitzen bzw. Ausgrabungen finanziert haben. Wann ist wohl mit einer Wiederaufbau zu rechnen? :wie:

  • @ Exilwiener:

    Ich kann mich noch gut an die pompöse Einweihung des Quartiers I erinnern, bei der ich höchstselbst zugegen war. Damals sprach auch unser Oberbürgermeister, der geschasste Ingolf Roßberg. In der allgemeinen Euphorie "versprach" er während dieser Rede Kondor Wessels und seiner Gang auch das Quartier VI. So schön, so gut...
    Es erstaunt schon, dass das Quartier derart lang und ganz ohne Ausschreibung den Holländern zugerechnet wurde, die vorsorglich aus privater Hand Grundstücke erwarben. Vielleicht hängt es mit dem um 2006 noch recht verhaltenen Interesse der Investoren am Neumarkt zusammen? Das es also nun eine Ausschreibung gegeben hat, ist gut und richtig. Über die Modalitäten kann man sich natürlich immer streiten. Ob Kondor Wessels tatsächlich "verarscht" wurde, ist demnach zumindest anzuzweifeln.

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  • Da möchte das SPA in dem "irgendwann entstehenden Gebäudekomplex" ( Quartier VI ) also den Dinglingerbrunnen integrieren.
    Schön und gut dieser Gedanke. Ich kann ihm jedoch nicht näher treten.

    Der Perlen/Dinglingerbrunnen hatte seinen historischen Platz bis 1945 im schluchtartigen, engen Hofraum des Dinglingerhauses, das noch 1945 von der ehm. renomierten Drogerie Klepperbein genutzt wurde. Der Lichtschacht war nicht breiter, als der Brunnen selbst.

    1946 wurden erhaltene Elemente des Wandbrunnens aus dem mit Trümmern verschütteten Hof des Dinglingerhauses geborgen, von Bildhauer W. Hempel 1965/67 restauriert und ergänzt.

    An die Westseite des Gewandhauses gelangte der Brunnen 1967.
    Das Brunnenwerk bildet dort einen wirksamen Schmuck eines kleinen Platzraumes, wird von vielen Gästen der Stadt wahrgenommen, hat dort einen idealen Platz gefunden.

    In einem nicht öffentlichen, privaten Hofraum "versteckt" und vielleicht nur noch mit Genehmigung zu besichtigen, wird sich die Resonanz auf dieses von einem unbekannten Bildhauer stammende Werk, dann künftig sehr in Grenzen halten.

    Da der Brunnen im Eigentum der Stadt Dresden steht, nachdem die Hausbesitzerin ihn ( 1947 ) außerhalb von Dresden veräußern wollte,
    sollte im Interesse der Öffentlichkeit der Brunnen am jetzigen Ort verbleiben.

    Die Investoren von Quartier VI mögen sich mit einer guten Kopie zufrieden geben.

  • Es besteht überhaupt kein Anlaß, bei all den bestehenden Problemen nun auch noch eine Diskussion über den Standort des Dinglingerbrunnens anzufangen. Der Dinglingerbrunnen wurde für den Standort Frauengasse angefertigt und bildet zusammen mit den wenigen anderen Spolien die letzten Reste dessen, was sich noch zusammenfügt, um entfernteste Erinnerungen an das originale Milieu des Neumarkts zuzulassen. Dabei ist die Frage, wie groß der Dinglingerhof war, völlig unerheblich. Das Dinglingerhaus entfaltete seine besondere Bedeutung nicht in der Größe der bebauten Fläche, sondern im Zusammenspiel dessen, was die Faszination des Hauses ausmachte. Hierzu gehören die Arkaden des Innenhofs, das Treppenhaus, der Altan, die Hausfassade und nicht zuletzt der Hofbrunnen selbst. Erst in der Bindung aller Elemente in einen zu erhoffenden Neubau wird die außerordentliche Faszination des Gebäudes wieder erlebbar werden.
    Daß nun jetzt eine neue Beschäftigung mit der Standortfrage aufkommen soll, ist nicht vertretbar. Der Dinglingerbrunnen wurde weder für das Gewandhaus noch für das dortige Milieu geschaffen und paßt künstlerisch überhaupt nicht dorthin. Man sollte sich vielleicht auch daran erinnern, daß neben diesem aufgeführten Beispiel der Kinderfries des Schützhauses ebenfalls in diesen Bereich (Weiße Gasse) verbracht wurde und ein Fragment der Rampischen 1 an dem Durchgang zur Rähnitzgasse angebracht wurde, wo besagte Spolien ebenfalls überhaupt keinen Zusammenhang erkennen ließen. Man hat vielmehr den Eindruck, daß das Anbringen der ganz wenigen gesicherten Fragmente eine Art Alibifunktion erfüllen sollten, um dem Betrachter vorzugaukeln, es sei ja doch originale Substanz gesichtert worden und man sei bestrebt, so viel als möglich davon zu präsentieren. Es ist auffallend, daß diese drei besagten Spolien nicht an ihrem Stammort angebracht wurden, sondern weit davon abdrifteten (Irgendwo, Hauptsache, am Neumarkt erinnert nichts mehr dran). Dabei wäre es naheliegend gewesen, den Kinderfries und den Dinglingerbrunnen an einem der Wohnriegel, das Fragment der Rampischen 1 am Polizeigebäude anzubringen, da sie dort ihren heimischsten Platz gehabt hätten.
    Langer Rede kurzer Sinn hat der Dinglingerbrunnen am Gewandhaus nichts zu suchen, paßt dort einfach nicht hin und wird benötigt, um den künstlerischen Zusammenhang des Dinglingerhauses wiederherzustellen.
    Die Eigentümer des Gewandhauses mögen sich mit einer guten Kopie zufrieden geben.

  • @ Weingeist:

    Die Verteilung der Spolien hat weniger etwas mit Vorsatz, als vielmehr der Bedeutung - und damit der finanziellen Ausstattung - einzelner Bauvorhaben zu tun. Der Neumarkt blieb ja auch nicht aus ideologischen Gründen eine Freifläche, sondern wegen der Struktur der DDR-Bauwirtschaft.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe