Hamburg - Hauptbahnhof

  • Der seit Jahrzehnten renovierungsbedürftige und überlastete Hamburger Hauptbahnhof soll erweitert und umgestaltet werden. Hierzu ist nun eine Entscheidung gefallen. Die Neugestaltung soll sich anhand dieses Entwurfs der Büros bof architekten und hutterreimann Landschaftsarchitekten orientieren:

    hutterreimann Landschaftsarchitekten

    bof Architekten

    Zunächst ein Modellluftbild von Nordost Richtung West/Südwest/Innenstadt:

    Der "Clou" ist die Überdachung des Steintordamms (der südlich am Gebäude vorbeiführt und deutlich verkehrsberuhigt werden soll) mit einem in der Dachform dem heutigen Hauptbahnhof angepassten, aber quer stehenden Gebäude:

    In diesem Neubau:

    Und in einer der seitlichen Erweiterungen des Hauptbahnhofsgebäudes:

    Diese sind bereits heute nach einer Erweiterung in den 80er Jahren "zugebaut", für diesen Anbau wird am Bestand nach meiner Kenntnis nichts abgerissen oder stark verändert.

    Meine Meinung: Kein schlechter Entwurf. Der Hamburger Hauptbahnhof ist wirklich heillos überlastet und die gesamte Umgebung ziemlich runtergekommen. Interessant wird sein, wie die eigentlich relevanten Erweiterungsarbeiten (Gleise etc) im laufenden Betrieb erfolgen sollen. Das wird eine Großbaustelle für mindestens ein Jahrzehnt werden. Los gehen wird es ohnehin erst in ein paar Jahren.

    Was ist Eure Meinung? Da der Hamburger Hauptbahnhof der letzte fast vollständig erhaltene Hauptbahnhof einer deutschen Millionenstadt ist, ist die Bauaufgabe natürlich besonders pikant. Ich finde aber, dass man dem Entwurf ansieht, dass sich das Büro Gedanken um den Charakter des Baus gemacht hat und diesen in den Erweiterungsbauten auch aufgreift. Wird sicherlich unter den besagten Millionenstädten der schönste Hauptbahnhof bleiben (wobei ich den Renovierungsbedarf selbst als groß einschätze, der jetzige Hauptbahnhof wirkt düster und ziemlich runtergekommen).

    P.S.: Das mit der Einkaufsarkade oben (letztes Bild) stimmt so nicht, dieser Raum würde neu entstehen. Bei der Recherche bin ich aber noch auf dieses unheimlich hässliche Gebäude an der Südostecke des heutigen Hauptbahnhofs gestoßen, das abgerissen werden soll:

    (GoogleStreetview) - im Hintergrund links übrigens noch der erfreulicherweise mittlerweile abgerissene "Cityhof", der Hochbau hat bereits begonnen.

  • (...) Bei der Recherche bin ich aber noch auf dieses unheimlich hässliche Gebäude an der Südostecke des heutigen Hauptbahnhofs gestoßen, das abgerissen werden soll:

    Das ist schon mal sehr erfreulich. Das Ding ist ja wirklich übel.

    Insgesamt macht diese Planung doch einen ganz guten Eindruck. Im direkten Umfeld des Hbf werden noch weitere kleinere Bauwerke beseitigt. Zum Beispiel diese hier:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…-_panoramio.jpg

    Die große Halle, die quer zum Bahnhof gebaut werden soll, reicht bis an die Kante des Museums für Kunst und Gewerbe heran. Diese Idee, zusammen mit der einhergehenden Verkehrsberuhigung, wird den Ort viel urbaner machen. Das ist sehr zu begrüßen. Momentan ist am Bauort eine vielspurige Straße/Brücke.

    Nur die Farbe, dieses strahlende Weiß, der neuen Bauteile sagt mir nicht wirklich zu. Da wünsche ich mir eine Anpassung an den Bestand.

    Es ist aber auch schön, daß der Entwurf auf ein Hochhaus verzichtet, das in folgenden Planungen vorgesehen war:

    https://abload.de/img/52346cffa447253b111fdcjsv.jpg

    https://abload.de/img/highflyer-final0gk4b.jpg

  • Ja, es ist von den Entwürfen, die zur Auswahl standen, der beste, auch wenn er im Gegensatz zu manchen anderen auf die simple "Verlängerung" der Bahnhofshalle nach Süden verzichtet und somit optisch schon die größere Veränderung am Bestandsgebäude verursacht. Die Farbe finde ich gar nicht so schlimm, aber klar, die könnte zumindest ein wenig dunkler sein. Durch das "Freistellen" der südlichen Wand wird hoffentlich die Belichtung in der Haupthalle auch besser werden, im Moment ist der Bahnhof von innen wirklich düster.

    Da vor dem Hochbau noch die ganzen eigentlichen Gleis-, Tief- und Tunnelarbeiten erfolgen müssen, geht man schon jetzt laut NDR nicht von einem Baubeginn vor 2030 (!) aus, insofern wird noch viel passieren, bis das in Realisierung geht.

  • Der "Clou" ist die Überdachung des Steintordamms (der südlich am Gebäude vorbeiführt und deutlich verkehrsberuhigt werden soll) mit einem in der Dachform dem heutigen Hauptbahnhof angepassten, aber quer stehenden Gebäude

    Ich verstehe ehrlich gesagt die Idee dieses Entwurfes nicht so recht.

    Ich bin häufiger Nutzer des Hauptbahnhofs. Ich vermisse als solcher eine richtige Überdachung der südlichen Abschnitte der Fernbahngleise - die vorhandenen Bahnsteigüberdachungen bieten kaum Schutz, sobald es etwas windig ist und regnet.

    Statt der Fahrgäste bekommen nun wohl nur die Busse auf dem Steintordamm eine Überdachung. Warum?

  • Ganz merkwürdig finde ich immer die Vereinfachungen in den Visos. So sind die Fenster der Bahnhofshalle sehr kleinteilig. Das gilt auch für die vertikalen Stützen. Beide Schmuckelemente fehlen in den Visualisierungen völlig.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt die Idee dieses Entwurfes nicht so recht.

    Ich bin häufiger Nutzer des Hauptbahnhofs. Ich vermisse als solcher eine richtige Überdachung der südlichen Abschnitte der Fernbahngleise - die vorhandenen Bahnsteigüberdachungen bieten kaum Schutz, sobald es etwas windig ist und regnet.

    Statt der Fahrgäste bekommen nun wohl nur die Busse auf dem Steintordamm eine Überdachung. Warum?

    Naja, das wird in den meisten anderen Städten auch durch schlichte Bahnsteigdächer gelöst. Die Halle ist sozusagen "Luxus", keineswegs üblich und muss keinesfalls die gesamte Länge des Bahnhofs umfassen, ist in den meisten anderen Städten auch nicht so. Das finde ich nun kein Argument gegen den Entwurf.

    Wie gesagt, natürlich könnte ich mir schönere/angepasstere Lösungen vorstellen, aber für einen modernistischen Entwurf finde ich das ganz gut gelungen. Es geht ja auch um die Funktion des Gebäudes, das aus allen Nähten platzt.

  • Ganz merkwürdig finde ich immer die Vereinfachungen in den Visos. So sind die Fenster der Bahnhofshalle sehr kleinteilig. Das gilt auch für die vertikalen Stützen. Beide Schmuckelemente fehlen in den Visualisierungen völlig.

    Ich will da gar nicht eine schlechte Absicht unterstellen, schließlich sind alle organischen Formen viel aufwendiger zu modellieren. Aber in Unserem Sinne kann das leider nur als höchst nachteilig und verurteilenswert erachtet werden, denn häufig passt ein nur digital angepasster bzw. optisch reduzierter Altbestand besser zu einem modernen minimalistischen Anbau, der ansonsten im Kontrast womöglich einfallslos unpassend wirken würde.

    Die Halle ist sozusagen "Luxus"

    Ist das nicht traurig? Man hat sich offensichtlich schon so sehr an solche Unzumutbarkeiten gewöhnt...

  • Die Halle ist sozusagen "Luxus", keineswegs üblich und muss keinesfalls die gesamte Länge des Bahnhofs umfassen .... Es geht ja auch um die Funktion des Gebäudes, das aus allen Nähten platzt.

    Aber hier wird doch Geld für eine Hallenerweiterung in die Hand genommen!

    Leider nur für Busse, nicht für die Fahrgäste. Was genau soll denn die Funktion dieser Halle sein?

  • Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich Deine und Majorhantines Kritik bzgl. der nicht erweiterten Halle nicht verstehe. In Deutschland sind normale Bahnsteigdächer der Regelfall, und eine Halle Luxus. Ästhetisch sind diese fraglos schön, aber in allen Punkten besser? 90% der Deutschen steht morgens an Bahnhöfen ohne Halle herum, ohne dass die Welt untergeht deshalb. Es wird auch niemand nass unter einem Bahnsteigdach, deswegen heißt es ja Dach. Und wenn Du die 3 Sekunden meinst beim Einsteigen in den Zug, so wirkt das Argument sogar noch weniger stichhaltig als das ewige "ich fahre nicht Rad, weil es regnen könnte"-Argument.

    Diesen Entwurf muss niemand gut finden, ich bin auch noch unentschlossen - aber die Erwartung, dass die die Bahnhofshalle den gesamten Bahnhof umfassen soll, wenn das nirgends sonst in Deutschland der Fall ist (auch nicht am neugebauten Berliner Hauptbahnhof), hatte ich nicht und kann sie auch nicht verstehen. Ich stehe ehrlich gesagt sogar ganz gerne in den belüfteteren Außenabschnitten des Bremer Hauptbahnhofs rum, wenn ich auf den Zug warte.

    Den Sinn der querstehenden Halle auf dem Steintordamm vermag ich Dir auch nicht zu erklären, außer, dass es durchaus Sinn macht, den Haupteingang an eines der langen Enden des Hauptbahnhofs zu verlegen und den Raum davor verkehrszuberuhigen. Ich schätze auch, dass in den Bereich nach Süden hin dann die Büro- und Ladenflächen kommen sollen, die das Ganze (zum Teil) finanzieren sollen und die sonst in dem unseligen Hochhaus der anderen Entwürfe realisiert worden wären. So sieht es auf den Renderings zumindest aus, nur eine "Hälfte" (die nördliche zum Bahnhof hin) der neuen Halle ist wirklich offen, der Teil Richtung Hafen/Süden sieht wie ein Bürohaus aus.

  • Ich finde auch, dass diese neue große Halle funktional nicht ausgereizt wird. Der Hamburger Hauptbahnhof hat als Reiterbahnhof mit den zwei über der Gleisebene liegenden Querbahnsteigen, die untereinander nur unzureichend verbunden sind, aus meiner Sicht zu wenig Fläche außerhalb der Bahnsteige und v.a. zu enge Zuwegungen zu den Gleisen auf den Querbahnsteigen. Ein zusätzlicher Querbahnsteig als Innenraum, der solchen Platz und eine zusätzliche Zuwegung zu den Gleisen bringen würde, wäre bei dieser Konstruktion eigentlich naheliegend. Der neue zusätzliche nicht bahnbezogen genutzte Raum (Warten, Einkaufen, Informieren, etc.) entsteht nun durch Erweiterung des östlichen Zugangs am Hachmannplatz; das Gedränge beim Zugang zu den Gleisen wird dabei aber wahrscheinlich nicht wirklich entflechtet, denn offensichtlich ist kein dritter Abgang zu den Gleisen geplant, wodurch auch weiterhin die Bahnsteige (v.a. in der Mitte) und die schmalen Querbahnsteige voll sein werden.

    Auf dem Bahnhofsplan erkennt man sehr gut den kurzen Bahnsteigbereich, in dem die Abgänge entgegengesetzt münden (Abschnitt C bis D, bzw. D bis E), und die äußerst schmalen Querbahnsteige, von denen die Zuwegungen (Treppen/Fahrtreppen) abgehen:

    Hamburg-Hbf_locationBild-data.jpg

    Bildnachweis: DB Station&Service AG

    Das ist ein Gegensatz z.B. zum von der Größe und Bauform vergleichbaren Kölner Hauptbahnhof, der drei Zuwegungen pro Bahnsteig hat, die zudem so gerichtet sind, dass die Passagierströme sich nicht begegnen:

    Koeln-Hbf_locationBild-data.jpg

    Bildnachweis: DB Station&Service AG

    Ein Bahnhof mit ebenfalls nur zwei Zuwegungen ist der Leipziger Hauptbahnhof, bei dem allerdings der Querbahnsteig wesentlich breiter und der Abstand der Zuwegungen größer ist, was eine stärkere Entflechtung der Menschenmassen zwischen und auf den Bahnsteigen bedeutet (der zweite Zugang ist nicht eingezeichnet, befindet sich als Fußgängertunnel am Ende der Bahnhofshalle, im Bild oben anschließend):

    Leipzig-Hbf_locationBild-data.jpg

    Bildnachweis: DB Station&Service AG

    Fazit: Bei dem Entwurf scheint es vorrangig um größere nicht ausschließlich bahnbezogene Flächen zu gehen und weniger um eine funktionale Aufwertung der Bahnhofsinfrastruktur selbst.

    P.S. Das scheint allerdings bereits in der Ausschreibung so gefordert worden zu sein:

    Modul B
    Mit dem Ziel der Entlastung der Personenströme im Hauptbahnhof, insbesondere der auf dem Südsteg und der vorhandenen Bahnsteigzugänge, ist die Schaffung zusätzlicher Bahnsteigzugänge objektplanerisch, statisch-konstruktiv, anlagentechnisch und infrastrukturell untersucht worden. Im Zuge dessen ist im Zusammenhang mit den integrierten zusätzlichen Bahnsteigzugängen im Bereich südlich der Steintorbrücke die Ausbildung einer Plattform mit einem darauf befindlichen Hochbau untersucht worden; schwerpunktmäßig hinsichtlich Gründung und Tragwerk der Plattform sowie hinsichtlich gestalterischer und städtebaulicher Ausformung des Erweiterungsgebäudes.

    Es wird also neue Bahnsteigzugänge geben, allerdings vom Hauptgebäude separiert. Da muss wohl schon ein attraktiver neuer Raum entstehen, damit das gut angenommen wird und die Passagierströme gut verteilt werden können.

  • Zum Hauptbahnhof:

    Interessant finde ich auch den Neubau dort, wo momentan noch das Verwaltungsgebäude steht.

    CZjedlE.jpg

    © bof architekten & hutterreimann landschaftsarchitektur

    Es ist eine eine Art simplifizierte Spiegelung des Gebäudes auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs.

    lrSjtKv.jpg

    © Google Maps

    fE2pNvh.jpg

    © Falcon Crest

    Bof Architekten sprechen gar von einer "Rekonstruktion".

    qGw7AS0.jpg

    © bof architekten & hutterreimann landschaftsarchitektur

    Hoffentlich handelt es sich bei dem Entwurf in der Visu nur um eine simplifizierte Darstellung. Eine genaue Kopie des anderen Baus, allein dafür würde sich der Umbau schon lohnen.

  • Snork 17. März 2023 um 21:28

    Hat den Titel des Themas von „Hamburg - Bahnhof“ zu „Hamburg - Hauptbahnhof“ geändert.
  • zeitlos 18. März 2023 um 06:56

    Hat das Thema in den Papierkorb verschoben.
  • Snork 3. April 2023 um 21:28

    Hat das Thema wiederhergestellt.
  • Atlas zurück auf dem Hauptbahnhof

    "Atlas" Figur thront wieder über Hamburg: 2,8 Meter hohe Statue auf Dach des Hauptbahnhofs
    Die Atlas-Skulptur thront wieder über Hamburg. Nach rund 80 Jahren ist das einstige Wahrzeichen wieder an seinen Platz auf dem Dach des Hauptbahnhofs gesetzt...
    www.youtube.com
    Hamburger Hauptbahnhof: Atlas-Skulptur zurück auf dem Dach
    Ein Wahrzeichen des Hamburger Hauptbahnhofs ist nach 80 Jahren auf seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt: Die Atlas-Skulptur wurde in der Nacht zu…
    www.ndr.de

    Die Atlas-Skulptur ist nun zurück auf dem Hamburger Hauptbahnhof. Ein sehr schönes Detail, wie ich finde. Doch sehe ich das richtig, daß die Figur auf einem einfachen Metallgerüst verschraubt wurde? Das ist dann schon weniger schön. Da gehört ein steinerner Sockel drunter. Oder wenigstens eine Blechverkleidung über diesem Gerüst.

    https://img.welt.de/img/regionales/mobile245479820/1842509047-ci102l-w1024/Atlas1-data.jpg

    https://cdn.mopo.de/uploads/sites/4/2023/09/dsc07970-scaled.jpg

    Vielleicht kann ein Mitforist aus Hamburg demnächst ein Bild der Situation aus der Fußgängerperspektive liefern? Im Netz habe ich keines gefunden.

  • Und das Museum für Kommunikation in Berlin, das 1898 eröffnete, einstige Reichspostmuseum besitzt oben an der Fassade ebenfalls einen Atlas, der die Weltkugel auf seinen Schultern trägt.