• Die Werksteinanteile steinsichtig. Das kann dann bestimmt wieder alles gar nicht sein.

    Hm, wie meinst du das? Da ist doch nichts steinsichtig.... Im EG sind die Säulen weiß gefasst, da hoffe ich eigentlich noch, dass sie marmoriert wie die anderen bemalt werden. Wäre sinnvoll. Vielleicht sehen sie jetzt auch noch so aus, da der Hof ja immer noch nicht fertig ist und man die Marmorierungen vor unnötigen Beschädigungen durch Bauleute, Autos etc. bewahren will...

    Ich bin begeistert von den beiden englischen Gemälden, denn auf dem vom Hof kann man die Polychromie des Kapellenportals erkennen.

  • Interessante Frage, was auf beiden Bildern zu sehen ist.
    Die beiden englischen Darstellungen stammen auf jeden Fall von vor 1674, denn damals begann man mit der barocken Aufstockung des Hausmannsturms durch Klengel.

    Im Hof sieht man die Schweizer Garde des Sächsischen Hofes, die sich Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen mit seinem Regierungsantritt im Jahr 1656 als Palastgarde zulegte.

    Schweizer Truppen in sächsischen Diensten – Wikipedia


    Ich vermute mal, der Kurfürst Johann Georg II von Sachsen steht im Zentrum der ersten Darstellung vor dem Schloss.

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    Johann Georg II. (Sachsen) – Wikipedia


    Aber wenn er das ist, warum kommt er mit gesenkter Waffe zu Fuß und eine große Zahl Herren kommen zu Pferd?

    Berühmt aus der Ära Johann Georg II sind die Feste der Durchlauchtigsten Zusammenkunft und das St.-Georgs Fest. Beide fanden aber 1678 statt und scheiden damit aus.
    Die Zeremonie der Verleihung des (englischen) Hosenbandordens war hingegen am 13. April 1669 in Dresden.

    Damals kamen die englischen Abgesandten Sir Thomas Higgons und Sir Thomas St George nach Dresden und überbrachten im Namen ihres Königs den „Orden des blauen Hosenbandes“ und „überkleideten“ den sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. damit am 13. April 1669 öffentlich und feierlich. (Taler auf die Verleihung des Hosenbandordens und auf das St. Georgenfest – Wikipedia)

    Im Mai 1671 fand die feierlichen Ordenseinführung Johann Georgs II. in Windsor Castle statt, bei der sich der Kurfürst allerdings durch einen kursächsischen Abgesandten vertreten ließ.

    Zeitgleich hielt der Kurfürst zum Georgsfest am 26. April 1671 in Dresden eine parallele Zeremonie in Anwesenheit des englischen Abgesandten Sir William Swan, als Vertreter Karls II. ab.

    Wurden ggf. die Bilder in Dresden gemalt und kamen 1671 nach England?


  • Darf ich mal was sagen? Du hast hier gerade zwei megawichtige Quellen erschlossen. Das sind Darstellungen, die bisher völlig unbekannt waren!!

    Man sollte das Lfd kontaktieren..... Vielen, vielen Dank!

    Das kann ich gern tun. Hast du da eine bestimmte Kontaktadresse im Sinn? Sonst schreibe ich einfach eine Mail mit den beiden Links.

  • Im Hof sieht man die Schweizer Garde des Sächsischen Hofes, die sich Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen mit seinem Regierungsantritt im Jahr 1656 als Palastgarde zulegte.

    Schweizer Truppen in sächsischen Diensten – Wikipedia

    Was sind denn das für schwarzgekleidete Männer mittig auf dem Bild vor dem Schloss? Das könnte zur Lösung des Rätsels beitragen. Es scheint ansonsten tatsächlich so zu sein, daß der Kurfürst zu Fuß berittene hochrangige Besucher begrüßt. Protokollarisch wohl etwas ungewöhnlich.

  • Da die Bilder ja auf 1671 datiert sind.

    Hier ein Auszug aus dem stadtwiki. Und eine weitere Möglichkeit.

    1671 - Stadtwiki Dresden


    • September: in Dresden findet das Kurfürstliche Hauptlandschießen statt [3]

    Aber ein wirklich toller Fund. Vielen Dank. Mit der zunehmenden Digitalisierung von Sammlungsbeständen lohnt es sich immer mal wieder nach vermeintlich Bekanntem zu suchen.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Jedenfalls voll belaubte Bäume, wenn man dem Bild trauen will.

    Es sollte kein unüberwindliches Hindernis sein, die beiden Ansichten für einige Monate für eine kleine Ausstellung nach Dresden zu holen. Ich denke fast, auch wenn ich den einfachen Rahmen der Außenansicht sehe, daß die Bilder in der Nostell Priory eher unter "ferner hingen" rangieren.

    Nostell Priory – Wikipedia
    de.wikipedia.org
  • Die Bilder sind anscheinend erst um 1817 nach England gelangt und von John Winn auf seiner "Grand Tour" erworben worden:

    Zitat:

    "Provenance


    Probably is the picture for which, on 11 May 1829, Mr Charles Winn sent £21 to Pettingell, of Hull, for the purchase of the “Picture by Van Brugh" This and P/16 of military processions were acquired by John Winn whilst on the Grand Tour, circa 1817. After John's untimely death in 1817, they were temporarily stored in the Top Hall, where they are listed as '2 Paintings Palace & Review' in the 1818 inventory;"

    https://www.nationaltrustcollections.org.uk/object/959411 - unter "View more details"

    Also muß man hier zumindest nicht primär an einen Zusammenhang mit der Verleihung des Hosenbandordens denken.

  • Darf ich mal was sagen? Du hast hier gerade zwei megawichtige Quellen erschlossen. Das sind Darstellungen, die bisher völlig unbekannt waren!!

    Man sollte das Lfd kontaktieren..... Vielen, vielen Dank!

    Ich habe diesbezüglich eine Mail an das Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen gesendet.

  • Ich finde, die Nachschöpfung sollte viel mehr als eine eigenständige denkmalpflegerische Kategorie anerkannt werden. Dieser Begriff wird von manchen alternativ zu Rekonstruktion verwendet, mit dem Argument, eine wirkliche Rekonstruktion könne es nicht geben, weil ein ursprünglicher Zustand grundsätzlich nicht wieder herstellbar sei.

    Ich würde Neuschöpfung aber nicht als Ersatzwort für Rekonstruktion verwenden, sondern in ihr eine eigene Leistung sehen. Es ist nämlich etwas ganz Spezifisches, einen verlorenen Zustand, der sich aufgrund mangelnder Quellenlage nicht rekonstruieren lässt, so nachzuschaffen, dass es dem Original doch näher kommt als z. B. eine historistischer Neuschöpfung wie im 19. Jh.

    Der Dresdner Schlosshof ist als Nachschöpfung ein denkmalpflegerischer Akt sui generis. Es wurde etwas geschaffen, das es im 16. Jh. exakt so zwar nicht gab, das in Stil und Ikonographie dem Ursprungszustand weitestgehend nachempfunden wurde. Tatsächlich hätte der alte Schlosshof so oder so ähnlich aussehen können.

    Wenn Rekonstruktion bedeutet "Wo es war und wie es war", dann bedeutet Neuschöpfung "Wo es war und wie es hätte sein können".

    Wenn wir die Nachschöpfung als eine eigenständige Kategorie zwischen Rekonstruktion und Historismus anerkennen, eröffnet uns dies weitere Spielräume.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Viele Dank für den Hinweis mit der Schweizer Garde. Dann wäre wohl schon mal ein Detail geklärt! Nach den Darstellungen im Band "Dresdner Hoffeste zur Zeit von Heinrich Schütz" - Schütz-Dokumente Band 7, käme für die fragliche Zeit auch nur die Sache mit dem Hosenbandorden in Frage. Ich bin aber zuversichtlich, dass ein versierter Historiker die Herrschaften auf der rechten Bildseite identifizieren kann. Wahrscheinlich lehne ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster, aber es scheint, dass die Firnisschicht der Ölgemälde ziemlich vergilbt ist. Andernfalls würde man wohl noch mehr Details erkennen.