Mein Lübeck-Bashing, das ich in der Rostocker Galerie gegeben habe, beruht primär auf dem Umstand, dass die Lübecker Altstadt, wenn auch nur zum Teil, auf der Unesco-Welterbeliste steht. Dieter Bartetzko schrieb vor ein paar Wochen in der FAZ einen sehr interessanten und langen Artikel über Lübeck, worin er seine Eindrücke von dieser Stadt schilderte. Er kam zu dem gleichen Ergebnis wie ich. Diese Stadt verdient diesen Titel nicht. Die Wiederaufbauleistung ist größtenteils hundsmiserabel und die aktuellen Bauvorhaben würdigen diesen Titel ebenso wenig.
Der Welterbetitel muss, genau wie deren Aberkennung, einzig und allein von jener Lobby abhängen, die die Unesco beeinflusst. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass die Unesco noch nicht mal darüber diskutiert, Lübeck evtl. auf die Rote Liste zu setzen, während sie dem Elbtal schon den Titel aberkennt, bevor die böse Brücke überhaupt steht.
In den 4 Wochen, wo ich in Rostock weilte, war ich auch mal wieder kurz auf Verwandtschaftsbesuch in Lübeck. Natürlich ist Lübeck schön. Im Vergleich mit Rostock merkt man ihr an, dass die Hansestadt wohlhabender gewesen sein muss. Die Giebelhäuser sind größer und sehen z.T. viel prächtiger aus als jene in Rostock. Aber es sind nur kleine Inseln in der Altstadt, die gut erhalten sind und auch gepflegt werden. Dazwischen herrscht oft eine solch plumpe Nachkriegsatmosphäre, dass man sich wie im Ruhrgebiet fühlt. Vieles ist bis zum Erbrechen verbaut, Blickbeziehungen sind gestört, Beton regiert. Hinzu kommt, dass die vielen Bausünden entweder nur frisch gestrichen werden oder von ähnlichen Klötzen wie zuvor ersetzt werden. Grausam ist oft auch das Stadtmöbiliar, das von Waschbetonplatten und -blumenkübel über Plastikbestuhlung, Straßenbeleuchtung und Ramschläden reicht. Da gibt man sich in Rostock allgemein viel mehr Mühe und selbst die Gehwegplatten in der Kröpeliner Straße aus den späten 1960ern muten im direkten Vergleich hochwertig (siehe Rostock-Galerie Seite 1) an. Und wenn man die Lübecker Altstadt hinter dem frisch sanierten Holstentor verlässt, wähnt man sich architektonisch und städtebaulich endgültig in Kassel.
Ein paar flüchtige Eindrücke von den schöneren Ecken aus Lübecks Altstadt (o.T.):