Farbgebung von Fachwerkhäusern: Bunt oder nicht?

  • Ich habe nur eine Vermutung Aufgestellt, die sich darauf stützt, dass in meiner Heimat Oberbayern die meisten Häuser in früheren Zeiten weiß, gelb oder grau waren, wobei die Farben auch nicht sonderlich kräftig ausgeführt waren (Lüftlmalerei bildet dabei eine Ausnahme, diese war aber auch auf diesen Farben aufgetragen).Da ich nicht glaube, dass das anderswo im deutschen Sprachraum so extrem anders war, habe ich das einfach mal aufs Elsass übertragen

    Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum! Ein sehr interessantes Thema! Du hast absolut recht. Ich habe mal eine alte Postkarte gesehen von einem elässischen Dorf aus den frühen 90ern und da war praktisch kein Haus so knallig gestrichen. Heute sieht der Ort so aus wie auf deinen Bildern... Ein weiterer Beweis dass diese bunten Farben dort künstlich sind ist der Blick auf die Nachbarregionen, welche baulich und historisch ja zum selben Kulturraum wie das Elsass gehören, nämlich die Pfalz und Baden. In beiden Landstrichen ist das Fachwerkgefache idR weiß wie zb Gengenbach, Schiltach im Badischen und Ilbesheim sowie Gleiszellen-Gelishorbach in der Pfalz.

    Nur verzeinzelt taucht dort auch mal ein farbiges Fachwerkhaus auf. Spitzenreiter dort wiederum ist in der Tat Franken, dort mag man die Farbigkeit teilweise ähnlich wie im Elsass, aber nicht so ganz grell: Volkach, Rothenburg

  • Das sog. krumme Haus in Tecklenburg, ein Leinenweberhaus von 1693. In den 1980ern vor dem Abriss gerettet, hat man es dann restauriert und die blaue Farbgebung wieder hergestellt, die früher Insekten vetreiben sollte (blau oder blaugrün war ja aus diesem Grund auch lange Zeit vorherrschend in Küchenräumen, auf Geschirr usw.)

    Leinenweberhaus_von_1693%2C_Tecklenburg_%2801538%29.jpg
    © Günter Seggebäing, CC BY-SA 3.0

    Das Hotel Drei Kronen in Tecklenburg hat seit 15 Jahren ebenfalls blaue Gefache und Schwarzes Gebälk. Vorher hatte es bestimmt 30 Jahre lang hellblaues Gebälk, sicher nicht denkmalgerecht, aber es sah überraschend vornehm und leicht aus und hat mir immer gut gefallen. Der Hotelbesitzer hat übrigens lange um sein blaues Hotel gekämpft weswegen die blauen Gefache sicher ein Zugeständnis sein dürften.

    Vorher:

    https://foto.hrsstatic.com/fotos/0/3/545/…r_area-3624.jpg

    Heute:

    https://cf.bstatic.com/images/hotel/m…52/15264221.jpg

    Vielleicht ist das auch nur eine Mär, die ich bloß vom Hören-Sagen kenne. Sehe nämlich gerade, das Hotel Drei Kronen steht überhaupt nicht auf der Denkmaliste (typisch!), obwohl im Festsaal zB der Renaissance-Kamin aus dem ehemaligen Schloss transloziert wurde und das Hotel exzellent erhalten ist. Umso glücklicher, dass es auch ohne Denkmalschutz über die Jahrzehnte so behutsam gepflegt wurde.


    Um 1900 war das Drei-Kronen übrigens verputzt.

    AK-Gruss-aus-Tecklenburg-Panorama-Hotel-Drei.jpg

    (gemeinfrei)

    Ob das der Erstzustand war? Ich bin mir nicht sicher, ob das Haus nicht doch im Kern älter ist, obwohl es schon sehr nach 19. Jhd. ausschaut. Und bis in die 1970er Jahre waren viele Fachwerkhäuser in Teckelnburg verputzt, erst dann begannen umfangreiche Freilegungen des schlichten Tecklenburger Fachwerks.

  • Ach ja, vielleicht sollte ich noch hinzufügen, daß Fachwerke oft mit Carbolineum gestrichen wurden. Dies ist ein äußerst wirksames Holzschutzmittel welches sich auch Steinkohleteer nennt und eine schwarze Farbe aufweist. Ein solcher Anstrich erwies sich als sinnvoll, um das Holz vor Fäulnis, Pilzen und anderen Zerfallerscheinungen zu schützen.

    Ich weiß aber nicht, ob dieses heute noch zugelassen ist, da Steinöl im Verdacht steht krebserregend zu sein.

  • Hochinteressant wenn man mal im Netz sucht: es gibt eine Seite, die wollen beweisen, dass im Elsass auch schon im Mittelalter die Häuser bunt waren: https://www.maison-histoire.fr/pourquoi-maisons-colorees-alsace/

    Eine freie Zusammefassung:

    Zitat

    Da im Mittelalter die Leute nicht lesen konnten, wurde ein Farbcode benutzt, um die verschiedenen Berufe zu unterscheiden. Das Rot zb war für die Berufe, die mit Eisen zu tun hatten, das Blau für die Berufe mit Holz, Gelb für die Bäckereien und Konditoreien, Grün für die Schneidereien, Webereien, etc...Dann wurde noch mit verschiedenen Farbtönen weiter unterschieden bei den Berufen.

    Davor hätten die Farben angeblich noch eine anderen Bedeutung: blau für kath. Familien, rot füpr die Protestanten,

    Naja ehrlich gesagt klingt das doch eher abenteuerlich mMn...

    Das ist dann diese Seite mit einer guten Buchempfehlung doch realistischer: https://www.cheminsbioenalsace.fr/2018/04/09/l-h…es-alsaciennes/

    Ebenfalls eine freie Übersetzung von mir:

    Zitat

    Im Mittelalter gab es keine knalligen Farben. Es waren eher Ockertöne oder eben weiß. In der Renaissancezeit wurde das Fachwerkgefache dann umrahmt aber insgesamt blieb es bei Ockertönen die sich auch ans Holz angepasst haben. In der ersten Zeit der französischen Annexion im 17-18. Jh,. wurde Fachwerk berputzt und in Ocker, Grau oder Weiß gestrichen. Erst mit dem Aufkommen der industriellen Revolution wurde die unterschiedliche Farbherstellung billiger. Vor allem Ende des 19. Jh. Auch das Gerücht vom Benutzten von Blau im Mittelalter wird vom Autor aus der Welt geschaffen.

    Auf der Seite des Vereins für den Erhalt des elsässischen Hauses steht außerdem noch das der sogenannte Kratzputz teilweise auf dem Land angewendet wurde: https://www.asma.fr/asso/base-de-c…?sid=1599254938

    Auf Deutsch gibt es zu dem Thema allgemein auch interessante Literatur:

    https://www.buchfreund.de/de/d/p/9003462…6saAu4WEALw_wcB

  • @Kaoru , Du bringst mich da gerade auf etwas. Blau oder blaugrün sagtest Du - das waren früher Metallpigmente aus Kupfer oder Cobalt. Cobaltverbindungen sind schwach radioaktiv und lösliche Kupferverbindungen sind auch nicht so ohne. Diese Pigmente besitzen eine Insektizide Wirkung. Heutige Farbpigmente sind allerdings auf Erdölbasis hergestellt, und verfehlen damit ihre Wirkung.

  • Wundert mich nicht, dass sie die Farben historisch rechtfertigen wollen. Das letzte Buch sollte ich mir wohl mal zulegen. Vielen Dank.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Wow! Vor allem das erste Haus ist wirklich faszinierend und auch das zweite. Das mit den blauen Farbtönen Insekten ferngehalten werden sollten, wusste ich auch nicht. Ihr Wissen ist überragend. Vielen Dank.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum! Ein sehr interessantes Thema! Du hast absolut recht. Ich habe mal eine alte Postkarte gesehen von einem elässischen Dorf aus den frühen 90ern und da war praktisch kein Haus so knallig gestrichen. Heute sieht der Ort so aus wie auf deinen Bildern... Ein weiterer Beweis dass diese bunten Farben dort künstlich sind ist der Blick auf die Nachbarregionen, welche baulich und historisch ja zum selben Kulturraum wie das Elsass gehören, nämlich die Pfalz und Baden. In beiden Landstrichen ist das Fachwerkgefache idR weiß wie zb Gengenbach, Schiltach im Badischen und Ilbesheim sowie Gleiszellen-Gelishorbach in der Pfalz.

    Nur verzeinzelt taucht dort auch mal ein farbiges Fachwerkhaus auf. Spitzenreiter dort wiederum ist in der Tat Franken, dort mag man die Farbigkeit teilweise ähnlich wie im Elsass, aber nicht so ganz grell: Volkach, Rothenburg

    Danke, ich bin froh hier zu sein.
    Ich habe auch immer wieder bemerkt, dass selbst Häuser die von der Bauart den elsässischen gleich waren, aber in Deutschland standen, nie so bunt gehalten waren.

    Das mit der Postkarte ist natürlich ein wunderbares Indiz. Nach den Worten eines Stadtführers in Colmar, darf dort kein altes Haus eine ähnliche Farbe wie die Nachbarhäuser haben, ob das stimmt weiß ich nicht, aber möglich ist es schon.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • In Nordhessen sind die Farben Braun, Rot und Schwarz üblich.

    Beschnitze Balken (z.b Zahnfries und Schiffskehlen) sind in der Regel Bunt.

    Die Meisten Gebäude aber waren bis in die 30er Jahre und nach dem 2.WK Verputzt.

    Speziell in Kassel, bis zum 22.10.1943 die Größte Altstadt in Nordhessen wurde um 1770 per Gesetzt und Landgraf Friedrich II vom Hessen-Kassel das die Häuser von Altstadt, Freiheit und Unterneustadt verputzt werden sollen um sie dieser der Barocken Oberneustadt anzugleichen.

    Um 1890/1900 began man Teilweise Freilegenungen, wobei manche Gebäude wahrscheinlich nie Verputzt waren (z.b Klosterstraße 11 und Brüderstraße 2( Deichmannhaus)).

    In der Zeit um den 1.WK wurden wiederum Gebäude wie Untere Fuldagasse 6 oder Brüderstraße 19/21 (Sattlersches Haus) und Altmarkt 2 (Teil der 3 Erker Gruppe.

    Wann oderr ob der Weiße Hof (Wildemannsgasse 44) je verputzt war lässt sich nicht durch Fotos erschließen.

    Auch das Altstädter Schulhaus (Tränkepforte 5) ist so ein Fall.

    Ebenso wie bei Judenbrunnen 5, und Judenbrunnen 12 (Narrenhaus)

    Ab den 1930er Jahren ging es erst Recht los.

    Der Rest der Drei Erker Gruppe (Altmarkt 1, Essiggasse 2 und Vor der Schlagd 2), Graben 56, Druselgasse 23, Marktgasse 33 (Hirsch-Apotheke) und auch die Häuser ,Graben 65 und 67 wurden freigelegt, die Nummer 69 schaffte man nicht mehr.

    Nur die Knaggen und Schiffskehlen wurden wieder Farbig.

    Für Fotos der Häuser verweise ich mal aufs Nachbarforum.

    https://baukultur-forum.bz/forum/index.ph…-traum-galerie/

  • Also "bunt" im heutigen Sinne waren Fachwerkbauten sicherlich nicht. So heißt es über Celle:"Die heutige bunte Farbigkeit Celler Fachwerkhäuser entspricht den Vorstellungen des Historismus. Die historische Farbpalette war auf wenige, vorwiegend in der Natur vorkommende Farben beschränkt (schwarzer Ruß, gelbe, rote und grüne Erden). Aus den Bergwerken im Harz stammen weitere Farben (Ocker, Caput, Malachit, Azurit). Fassungen vor 1550 sind nicht bekannt. " "Eine große Zahl an Fachwerkhäusern, auch mit reicher bildhauerischer Ausstattung, war farbig nicht behandelt, das Holz lediglich mit Leinölfirnis eingelassen. Allen genannten Farbsystemen war gemeinsam, dass Profile und Ornamente kaum farbig abgesetzt waren. Lediglich Wappen, Inschriften und figürliche Darstellungen mögen gefasst gewesen sein." (Quelle: Gernot Fischer: Celler Baudenkmale, Celle 2000, Seite 43/44) https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Ge…isbn/3925902406

    In dem äußerst empfehlenswerten Buch von Heinrich Stiewe (Fachwerkhäuser in Deutschland, Darmstadt 2007, Seite 89 ff.) heißt es:" Heute sind die Fassadenhölzer vieler Fachwerkhäuser mit deckender Farbe schwarz oder braun gestrichen und die Zierelemente farbig abgesetzt. Diese "bunten" Farbfassungen entstanden in den meisten Fällen aber erst bei Renovierungen im Geiste der Heimatschutzbewegung des frühen 20. Jahrhunderts." https://www.wbg-wissenverbindet.de/shop/29099/fac…-in-deutschland

    Wir müssen davon ausgehen, dass auch die heute zumeist farbig abgesetzten Fächerrosetten (siehe Tiedexer Straße weiter oben) anders aussahen. Sie sind bekanntlich vom Muschelmotiv des Steinbaus abgeleitet, was später wohl in Vergessenheit geraten ist, worauf ja auch die irrtümliche Bezeichnung Fächerrosette hindeutet, denn das Schmuckmotiv hat weder etwas mit einem aufgeklappten Fächer, noch mit einer Rosette zu tun. Die spätere Buntfassung des vermeintlichen Fächers wird sicherlich erst zu diesem Eindruck (und zu dieser Bezeichnung) beigetragen haben.

    Stiewe weiter: "Befunde zur Farbigkeit norddeutscher Schnitzfassungen des 16. und 17. Jahrhunderts sind selten, doch war am 1576 erbauten Haus Neue Straße 35 in Celle die ursprüngliche Bemalung hinter dem Dach einer 1611 erbauten Utlucht fast ungestört erhalten geblieben. Das Fachwerk mit Brüstungsbohlen mit Fächerrosetten und Knaggen war mit Bleimennige kräftig dunkelrot gefasst, darauf waren mit Bleiweiß schablonierte Ornamente, Inschriften, Taubänder und Blüten gemalt. In Höxter konnte am Haus Westerbachstraße 10 von 1568 eine monochrome Rotfassung nachgewiesen werden, die Fachwerk, Zierschnitzereien und Gefache gleichmäßig überzog. Nur die Inschriften waren hellocker abgesetzt."

    Abbildunge 88, Seite 98 (in Stiewe, wie oben), Celle, Makt 7 von 1617: "Die grüne Farbe der Gefache entspricht modischen Vorstellungen der 1970er Jahre":https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…4841838607).jpg

    Ein weiteres bekanntes Beispiel für eine unhistorische "bunte" Farbfassung ist das Eickesche Haus in Einbeck:

    Vorher:https://www.fachwerk.de/img/ein_eicksche_01.jpg

    Jetzt:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…13-08_CN-02.jpg

    Der Stockwerkbau mit qualitätvollen Reliefschnitzerein der Spätrenaissance präsentiert sich nach seiner Restautrierung 2006 mit einer dunklen, holzsichtigen Fassung, wie sie bereits 1890 nach Befund wiederhergestellt worden war (sieh Stiewe, Abb. 74, Seite 84). Erst 1902 wurde die Fassade polychrom gestrichen.

    Und noch ein Beispiel (Papenstraße 32 in Lemgo von 1608): Fachwerkgiebel mit reicher Beschlagwerkschnitzerei auf älterem Steinunterbau. Der 1985 nach Befund rekonstruierte Anstrich erweckt den Eindruck eines sehr aufwendigen Massivbaus (Stiewe, S. 83):

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_32_%283%29.jpg

  • Ich weiß noch als ich das erste alte Bild von Kassel gesehen habe...

    Ich war so beeindruckt von dieser Stadt und dann habe ich erfahren, dass alles weg ist. Eimfach nur schrecklich....

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Noch ein Buch, dass ich mir wohl zulegen muss, vielen Dank. Ich kenne Celle zwar nur von Bildern, aber der Ort kam mir immer sehr verschieden farbig vor, sowohl an den Balken als auch an den Gefachen? (ist das die korrekte Mehrzahl?). Und as letzte wirkt wirklich sehr wie ein Massivbau, erstaunlich.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Danke vor allem an Bentele für seine fachkundigen Ausführungen. Da ich in den letzten Tagen im Kurzurlaub war, hat mich der Thread hier animiert, mal genauer wegen der Farbfassung hinzuschauen. In der Tat ist es so, dass farbige Gefache nicht nur im Elsass beliebt sind, wohl aber vor allem auf das 19. Jahrhundert zurückgehen. Ältere Befunde sind selten und bisher nicht flächendeckend erhoben worden. Nicht selten wurden aber dekorative Malereien auf den Putzflächen gefunden.

    Einen Originalbefund habe ich auf meiner kleinen Reise am klassizistischen Rathaus in Malchow (Mecklenburg) entdeckt. Hier existiert eine monochrome Fassung, die vielleicht einen Steinbau imitieren soll:

    Und dann noch die typischen bunten Gefache, wie ich sie in Röbel entdeckt habe:

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich habe mal eine alte Postkarte gesehen von einem elässischen Dorf aus den frühen 90ern und da war praktisch kein Haus so knallig gestrichen

    Habe die "historischen Ansichten" gefunden: es handelt sich um Niedermorschweier/Niedermohrschwihr.

    In den späten 1980er Jahren waren die meisten Häuser grau, weiß oder beige. Manche Fachwerkhäuser waren wie heute noch in Schwaben verputzt:

    In den 1990er Jahren blieb es meist den schlichten "Farben", jedoch wurde dann das fränkische Fachwerk freigelegt

    Erst in den 2000ern wurde alles bunt:

    Quelle: Google Street-View

  • Finde es auch irgendwie interessant. Nur die zwei rechten Fachwerkhäuser sind mir persönlich zu grell. Aber wirklich verrückt wie sich ein Ortsbild innerhalb von gerade einmal 20 Jahren so extrem verändern kann! Fast nicht mehr wiederzuerkennen.

  • Also ich kann hier aus eigener Erfahrung und Heimwerker-Tätigkeit berichten.

    Ich besitze in Nordhessen selber einen ehemaligen Bauernhof in Fachwerkbauweise und streiche den grundsätzlich selbst, weil es erstens billiger ist und zweitens ich den heutigen Handwerkern nicht traue. Meine Eltern hatten auch ein Fachwerkhaus an dem ein Malermeister massiven Schaden angerichtet hat, weil er unbewusst die falsche Farbe verstrichen hat. Nämlich Acrylfarbe anstatt Leinölfarbe.

    Ich verwende für alle Holzteile eine dreistufige Beschichtung aus Grundieröl, Schlämmgrund und Deckanstrich (immer auf Leinölbasis)

    Die Balken streiche im Farbton Schwedenrot (Zinkoxid).

    Die Füllhölzer, Türen, Tore und Dachbretter streiche ich im Farbton Chromoxidgrün.

    Die Fenster und Teile der Ornamente an den Türen und Balken streiche ich weiß.

    Für die mit Kalkputz verputzten Gefache nehme ich eine Mischung aus Buttermilch und Kalkpulver (ca 5 EL auf 500ml)

    Das Foto zeigt mein Haus (von 1848) mit dem gerade im Umbau befindlichen Vorgarten.

  • @ Plaza de Insula

    Ein schönes Haus! Wie sieht's eigentlich in Hessen bezüglich Sprossenfenster aus? Ich meine langsam in Deutschland eine Tendenz zum Einbau neuer Sprossenfenster (leider meistens aus PVC) zu erkennen? Oder ist das Wunschdenken?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Viele Eigentümer bauen wohl deswegen PVC Fenster ein, weil ein Sprossenfenster in Eichenholz inkl. sämtlicher Bekleidungsbretter auch mal schnell 1500 bis 2000 Euro kosten kann. Ein PVC-Fenster mit Sprossen kostet da ca. die Hälfte. Ich habe 25 Fenster in den letzten Jahren erneuert... rechnet mal nach wieviel da andere Bauherren sparen könnten. Zudem stehen viele Fachwerkhäuser nicht unter Denkmalschutz. Da kann dann das Amt dann auch nix machen.

    Mein Bruder aber ist Tischler und Fensterbauer. Den Arbeitsanteil konnte ich also schon mal sparen.

    Die Profilfräsmesser in den historischen Profilabfolgen zu bekommen war so gut wie unmöglich. Ein befreundeter Schmied hat sie uns schließlich nach historischem Vorbild für unsere 50 Jahre alte Fräse gefertigt. Die letzten Bekleidungsbretter und Zierleisten kommen dieses Jahr vor dem Winter noch dran. Dann wird es dank Doppelverglasung auch nicht mehr kalt im Haus :koenig:

    P.S.: Fördergelder habe ich nicht bekommen, habe sie aber auch nicht beantragt.