Populismus-Vorwurf in der Architektur

  • Die Vita und die Publikationen von Herrn Novotny legen nahe dass er in sehr ähnlichen weltanschaulichen Bahnen und Schablonen denkt wie seine "preußischen Kollegen" Oswalt und Trüby (Link). Das sei ihm unbenommen.

    Ärgerlich ist dass die "Gegenseite" indes kaum noch zu Wort kommt, meistens nur noch in jenen wenigen Medien, die sich selber als "konservativ" einordnen, wie die "Welt". Rainer Haubrich, der dort seit Jahren für das Berliner Schloss oder Schinkelsche Bauakademie warb bzw. wirbt, würde von den woken Schreiberlingen beim Standard nicht mal eine Tasse Kaffee angeboten bekommen.

  • Die Vita und die Publikationen von Herrn Novotny legen nahe dass er in sehr ähnlichen weltanschaulichen Bahnen und Schablonen denkt wie seine "preußischen Kollegen" Oswalt und Trüby (Link).

    Verrätst du mir, was du da Ungewöhnliches siehst, was dich zu dieser Annahme bewegt? Er scheint sich vor allem in der Architektur des 20. Jahrhunderts zu bewegen. Seine Expertise in diesem Bereich macht ihn aber noch nicht zum verbissenen Gegner traditioneller Architektur im Stil von Oswalt und Trüby.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich bin mal quer durch seine Homepage gezappt. Daher dieser erste Eindruck. Ansonsten scheint dein Eindruck ja in eine ähnliche Richtung zu gehen:

    Zitat von tegula

    Der Architekturjournalist Maik Novotny wärmt in seinem Artikel die alte These auf, Architekturthemen wären rechts instrumentalisiert und unterwandert.

  • Ansonsten scheint dein Eindruck ja in eine ähnliche Richtung zu gehen:

    Ich bezog mich auf den einen verlinkten Artikel. Nur weil ich dem nicht in allen Punkten folgen kann, dichte ich niemandem eine Weltanschauung an. Zumal die Gefahr der Unterwanderung von Projekten in diesem Segment ja nun nicht von der Hand zu weisen ist. Ich würde mir da aber mehr Belastbares wünschen. Schließlich unterstütze ich ja selbst eine der genannten Initiativen.

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  • Zumal die Gefahr der Unterwanderung von Projekten in diesem Segment ja nun nicht von der Hand zu weisen ist.

    Diese angebliche Unterwanderung ist reine Propaganda bzw. ein Popanz der eingefleischten Rekonstruktionsgegner. Die gebetsmühlenartige Wiederholung dieser Propaganda macht sie nicht wahrer. Wenn die großen Rekonstruktionsprojekte der letzten Jahre wie das Berliner Schloss oder die Frankfurter Altstadt nicht jeweils von einer breiten Bevölkerungsmehrheit aus der politischen Mitte getragen und finanziell gestemmt worden wären, wären sie niemals gebaute Realität geworden. Demgegenüber ist der Einfluss der „Unterwanderer“ von den politischen Rändern verschwindend gering. Von daher ist die These von der Unterwanderung eben doch „von der Hand zu weisen“.

  • Das sehe ich anders, aber das weißt du ja.

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  • Diesen einseitig populistischen Artikel kann man schon getrost als unseriös bezeichnen. Statt zu Hinterfragen, warum die Menschen immer mehr die Moderne Architektur in Frage stellen, wird ein Szenarium konstruiert bei dem Neu-Rechte die Machtergreifung in der Architektur planen. Das ist ein schäbiger Ansatz, der Anhänger von traditioneller Architektur in seiner Gesamtheit diskreditieren möchte.

    ...

  • Tegula, selbst wenn dem so wäre, also wenn die letzten Rekonstruktionsprojekte in Deutschland tatsächlich und nachweislich von Rechten unterwandert worden wären (was zumindest im Falle des Berliner Schlosses keinesfalls bewiesen werden kann), was wäre dann eigentlich so schlimm daran? Wird eine gute Sache dadurch schlecht, dass sie in Teilen auch von Leuten und Gruppierungen unterstützt wird, die man aus anderen Gründen ablehnt? Was ist das für ein Demokratieverständnis? Solange eine Gruppierung nicht vom Verfassungsschutz verboten ist, ist ihre Teilnahme am öffentlichen Diskurs und an öffentlichen Projekten zu akzeptieren. Was wäre denn andernfalls die Konsequenz? Soll jedes Projekt eingestampft werden, bloß weil sich daran in Teilen auch Vertreter der politischen Ränder beteiligen? Pluralismus und Toleranz zeigt sich genau dann, wenn es um Meinungen geht, die man selbst nicht teilt. Es ist meines Erachtens eine zutiefst undemokratische Position, die sich hier (und in vielen anderen gesellschaftlichen Diskussionen in Deutschland) äußert und die ich von Italien und Frankreich her so nicht kenne; dort wird diskutiert und gestritten, dass die Fetzen fliegen, aber Meinungen, die einem nicht passen, werden nicht a priori als "undemokratisch" an den Pranger gestellt und ausgeschlossen. Man muss sich inhaltlich miteinander auseinandersetzen und falls sich im demokratischen Diskurs eine andere Meinung als die eigene durchsetzen sollte, hat man das zu respektieren. Und nicht, wie der von Dir verlinkte Artikel im Standard, in die gleiche Kulturkampfkerbe einzuschlagen, gegen die er eigentlich vorgibt vorzugehen. Zitat aus dem Artikel:

    "Aber was steckt dann dahinter? "Schönheit und Tradition sind Codewörter für weiße Suprematisten geworden, die an den Großen Austausch glauben, an das Ende des christlichen Europa durch Immigration", schrieb der britische Architekturkritiker Robert Bevan 2022."

    Das ist eine bösartige und für die überwiegende Mehrheit der Anhänger von traditioneller Architektur völlig unzutreffende Unterstellung, die den vom Autoren so beklagten Kulturkampf viel mehr anfeuert als das Meiste, was von Architektur-Traditionalisten vorgebracht wird.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Es mag vielleicht für etwas Gelassenheit sorgen, wenn man sich bewusst macht, dass solche Artikel nur von einer Minderheit gelesen werden, die ohnehin schon ideologisch "auf Linie" ist. Die große Mehrheit der Bürger bekommt davon gar nichts mit, und überzeugt bzw. "bekehrt" wurde von den Thesen von Oswalt, Trüby & Co. garantiert noch kein Mensch. Das bleibt alles in der eigenen Blase.

    In dubio pro reko

  • Leonhard

    Ich habe hier zwei Posts an dich formuliert, um deine Fragen an mich zu beantworten. Beide Posts sind von der Moderation deaktiviert worden. Warum, kann ich nicht nachvollziehen. Tut mir leid, dass die Diskussion nicht fortgesetzt werden kann, aber ich kann meine Zeit auch besser nutzen.

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  • Tut mir sehr leid, ich hatte auch gerade eine Antwort auf Deinen Beitrag verfasst (die etwas dauerte, weil ich nur zwischendurch Zeit hatte), aber die hat jetzt natürlich keinen Sinn mehr, weil Dein Beitrag nicht mehr existiert. Schade.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Die Bauernproteste zeigen doch, dass alle Themen, bei denen es ein gewisses Erregungspotential gibt, bei denen sich ein größerer Teil der Bevölkerung scheinbar ,,gegen etwas zur Wehr setzt", ,,klein gegen groß", interessant für die extremen Ränder ist. Es sind also viel mehr diese Begleitumstände, welche vorgeben, ob eine Sache Unterstützung von schädlichen Personengruppen erhält oder nicht. Keiner würde behaupten, mehr Geld für die Bauern, das ist ein rechtes Projekt, das muss ganz kritisch betrachtet werden weil es von Rechtsextremen unterstützt wird.

    Da diese Überlegungen alles andere als total schwer zu vollziehen sind, muss man davon ausgehen, dass Menschen, die das eben doch immer wieder auf die Sache selbst - und ausschließlich auf diese - beziehen, dies im bösen Willen tun.

  • tegula

    Die Diskussion wurde wohl deswegen von einem der Moderatoren beendet, weil auf allgemeine parteipolitische Aussagen im Dresden-Strang Bezug genommen wurden, die auch wiederum entfernt wurden.

    In den Forumsregeln steht es deutlich:

    Insbesondere sollen parteipolitische Äußerungen und Diskussionen, die nichts mit Architektur und Städtebau zu tun haben, unterbleiben. Dementsprechend wären z.B. Diskussionen über die Haltung von Partei X oder Y zu einem bestimmten Bauprojekt in einer bestimmten Stadt oder zu baukulturellen Fragen im allgemeinen völlig in Ordnung, aber Polemiken für oder gegen irgendwelche Parteien insgesamt oder polemische Attacken auf einzelne Politiker sind nicht erwünscht.

    Beauty matters!

  • Franka

    Danke dir für die Erklärung. Grundsätzlich war mir der Kontext bewusst, aber die Diskussion im Dresden-Strang war ja nicht ganz frisch und wurde erst entfernt, als man hier direkt über mich darauf aufmerksam gemacht wurde. Da man da bisher gar keinen Handlungsbedarf seitens der Moderation sah, ging ich wohl nicht ganz zu Unrecht davon aus, dass der Austausch darüber legitim sei. Ich hätte es ja nicht erwähnt, wenn es nicht im Forum gestanden hätte.

    Was mir allerdings doch bitter aufstößt: Die offensichtlich falsche Behauptung der Moderation, niemand hätte über den bekannten Herren eine Diskussion geführt. Eine kurze Recherche hätte da ja den Irrtum aufgezeigt. Und: Hätte man in meinem Post einfach den Namen editiert, hätte mein Post seinen Aussagegehalt behalten. So machte man natürlich die Arbeit, die sich Leonhard und ich mit unseren Posts gemacht haben, zunichte. Nehmt das doch bitte als konstruktive Kritik an, dass man hier mit etwas mehr Fingerspitzengefühl vorgehen kann.

    Einen positiven Effekt hat aber die Unterbindung der Diskussion seitens der Moderation: Es wird an anderer Stelle eine Auseinandersetzung mit dem Artikel von Novotny geben. Hier ist es ja mit gewissen Unwägbarkeiten verbunden.

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  • Tegula. Du hast vollkommen Recht. Der Fehler lag auf unserer Seite. Man hätte die andere Diskussion von Anfang an beenden sollen.

    Manchmal beginnt ja eine Diskussion im Graubereich und verebt. Manche arten aus und müssen geschlossen oder entfernt werden. Letztere hätte von Anfang an unterbunden werden sollen, bevor zu viele aufspringen oder man hätte die Beiträge editiert. Aber das ist heikel und auch nicht immer gerecht.

    Falsch finde ich aber die Behauptung nicht. Du bist halt darauf aufgesprungen, was mega konfliktbeladen ist.

    Beauty matters!

  • Das bleibt alles in der eigenen Blase.

    Das hat schon eine gewisse Reichweite, Der Standard ist mW eines der größten Online-Magazine in Österreich (33% Reichweite im Land). Über 850 Kommentare unter dem Artikel (wofür man sich dort anmelden muss) sind auch eine Hausnummer. Die Bandbreite der Meinungen zeigt, dass die Leserschaft durchaus diffus ist, viele widersprechen dem Autor auch in zentralen Punkten.

    Einer der Top-Kommentare unter dem Artikel anhand der Reaktionen:

    "Fairerweise hätte man aber auch erwähnen können, dass den wenigsten Menschen der architektonische Neubau gefällt, vor allem im Wohnbau nicht. Dank gieriger Investoren wird zB in Wien seit Jahren das Biedermeier und die Gründerzeit abgerissen und durch gesichtslose Neubauten ersetzt. Einerseits gibt es Freude über mehr (teurere) Wohnungen, andererseits werden Stadtbilder zerstört und ähnlich wie beim Einzelhandel entsteht ein seelenloser Einheitsbrei. Das ist jedenfalls bedenklich und die Sorge kommt nicht nur von rechter Seite."

  • Wie angekündigt, meine Erwiderung an Herrn Novotny:

    Rebellion in der zeitgenössischen Architektur?
    Die bürgerliche Architektur-Rebellion: Kritik von Maik Novotny an europäischen Initiativen für Nachhaltigkeit im Städtebau
    www.zeilenabstand.net

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  • Ob das eine wirkungsvolle Erwiderung ist? Ich meine Du bringst darin ja klar zum Ausdruck, dass das auch eine persönliche Ebene trifft (,,ich fühle mich [mit der Kritik] angesprochen") und argumentierst aus dieser heraus. Das schafft zwar gewisse Authentizität, gleichzeitig wirkt es aber auch eher weniger sachorientiert und mehr nach einer persönlichen Defensivposition. Ich finde solche mittelbaren Verteidigungen der im Artikel genannten Gruppen, auch noch unter Vorbehalt, relativ schwach.

    Besser geht das, wenn man - wie es in einigen Teilen der Erwiderung anklingt - aus den Beweggründen der Organisationen heraus argumentiert. Den Ball aufgreift, aber nutzt, um seine eigenen Talking points gleich mit zu geben, und damit den Lesern frei zu stellen, ob sie einer Argumentation folgen wollen, die pauschal von rechten Gruppen spricht, die aus sich und ihrer Ideologie heraus angeblich arbeiten, oder einer, die Probleme anspricht, hinterfragt, und entwickelte Lösungen präsentiert, und damit elegant jegliche Luft aus solchen Unterstellungen nimmt.

  • Das schafft zwar gewisse Authentizität, gleichzeitig wirkt es aber auch eher weniger sachorientiert und mehr nach einer persönlichen Defensivposition.

    Diese Authentizität ist mir wichtig, weil ich - wie eigentlich jeder - aus ganz persönlichen Beweggründen an solchen Initiativen partizipiere. Und in die Defensive gedrängt fühle ich mich auch nicht, denn es ist ja nicht so, dass ich Novotnys Argumentation in jedem Punkt verfehlt erachte. Diese Argumente voneinander zu scheiden, das ist ein Kernanliegen meines Artikels.

    Besser geht das, wenn man - wie es in einigen Teilen der Erwiderung anklingt - aus den Beweggründen der Organisationen heraus argumentiert.

    Damit hast du gewiss recht. Das muss dann aber von der gesamten Organisation getragen und in die Wege geleitet werden. Wir tauschen uns darüber aus, aber ob dies noch geschehen wird und in welcher Form, ist noch nicht ganz klar. Das da oben war nur mein ganz persönliches Statement, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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