Rothenburg ob der Tauber

  • Danke zeitlos für die erhellenden Zitate und Heimdall für deinen Kommentar. Die jüngsten Entwicklungen in Rothenburg sind wirklich pathologisch und gleichzeitig symptomatisch für die heutige Zeit (damit meine ich etwa 2010 - heute). Wenn man befürchtet, dass bei ungebildeten (potentiellen) Besuchern Assoziationen mit dem Dritten Reich aufkommen könnten, wäre es auch meiner Meinung nach umso mehr die Pflicht einer solchen Einrichtung, professionelle Bildungsarbeit (d.h. möglichst ohne ideologische Auswüchse) zu leisten. Als ich vor mehr als zehn Jahren das Reichsstadtmuseum besuchte, war ich von den Ausstellungen und der Präsentation der Exponate sehr angetan. Wenn ich nun "mediale Gründe im digitalen Zeitalter" lese, wird mir angst und bange, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, in welche Richtung die Reise gehen soll: Digitale Nachrüstung des Museums auf Kosten zahlreicher Exponate.

    Vielleicht sollte man generell darüber nachdenken, ganz Rothenburg abzureißen, da es für "deutsche, aber gerade auch ausländische Touristen" zu deutsch (und damit rechtslastig) erscheinen könnte. Auch in Rothenburg wurde in der Vergangenheit viel rekonstruiert - Stichwort "Rechte Räume". Natürlich sollte es anschließend auch noch zu einer adäquaten Umbenennung der entstandenen Wüstung kommen...

    Wenn ich Rothenburg in Zukunft wieder besuche (falls es dann noch steht), werde ich das sicher nicht wegen der Neubauten und wegen dieser scheinheiligen Konzepte tun, sondern wegen dem, was von der Altstadt übrig geblieben ist und den Menschen, die es ernst mit ihr meinen.

  • Zitat

    Wissenschaftliche Tagung zu „Der »Rothenburger Weg« zwischen Heimatschutz, malerischem Architekturstil und Postmoderne“ oder „Gibt es eine Modernität in der Bewahrung der Vergangenheit?“

    Diese Tagung setzt sich mit dem Wiederaufbau der teilzerstörten Altstadt von Rothenburg ob der Tauber nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander. Veranlasst durch die Rothenburger Bewerbung zum bayerischen Interessenbekundungsverfahren für die Fortschreibung der deutschen Tentativliste zum UNESCO-Weltkulturerbe („Altstadt von Rothenburg ob der Tauber – Synthese aus Mittelalter, Romantik und Wiederaufbau“) sollen Voraussetzungen, Methoden und Folgen sowie der Stellenwert des Rothenburger Wiederaufbaus innerhalb der deutschen Nachkriegsgeschichte – mithin also der außergewöhnliche universelle Wert der Altstadt – in den wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs gebracht werden. Die Referate und Diskussionsbeiträge dieser Tagung werden daher engere Rothenburger Fragen ebenso aufgreifen wie grundsätzliche nach dem Wert von Rekonstruktion und Replikat (bspw. Braunschweiger Schloss, Neue Frankfurter Altstadt).

    Quelle: https://www.rothenburg-tourismus.de/veranstaltunge…o_Nks4v73S1ZE6g

    Den Lifestream zur Tagung gibt es morgen früh für Interessierte ab 8.30Uhr.

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  • Ein aktueller Artikel aus Der Welt:

    Zitat: „Rothenburg ist auch weitläufiger, als ich es mir vorgestellt habe. Und sehr mittelalterlich authentisch, obwohl gut 40 Prozent der Innenstadt bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Der spätere Wiederaufbau orientierte sich eng an der Historie; eine Stadt mal ganz ohne hässliche Nachkriegsarchitektur.“

    ??????

    https://www.welt.de/reise/staedter…ls-gedacht.html

  • Schöner Filmbeitrag über Rothenburg aus den 60ern:

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  • Gebührt Rothenburg nicht eigentlich der Preis für den besten Wiederaufbau in Deutschland? Die Stadt war immerhin über 40% zerstört und das sieht man ihr absolut nicht an. Einzig allein, dass die Neubauten etwas zu gerade und perfekt sind, verrät diese.

  • Ravensberger

    Bezüglich deines Wunsches nach Denkmalschutz explizit dieser Häuser muss ich widersprechen.

    Dieser staatliche Denkmalschutz ließe im Sinne des Anliegens zur Verbesserung des Stadtbildes dann kaum gestalterische Optimierungsmöglichkeiten zu, wo diese Gebäude in ihrer monotonen Reduzierung durchaus optische Mängel aufweisen, insbesondere ersichtlich beim Wiederaufbau entsprechender Straßenzüge bis hin zur unzureichenden Fenstergestaltung.

    Richtig ist, dass der Wiederaufbau Rothenburgs gemessen am bundesrepublikanischen Durchschnitt gelungen(-er) erscheint, was jedoch nur einem Mindestmaß gegenüber dem Anspruch Rothenburgs als mittelalterliches Juwel entspricht und aus diesem heraus einer Selbstverständlichkeit geschuldet war. Diesen Zustand als denkmalwürdig zu klassifizieren und sich damit die Beseitigung verbesserungsfähiger Gestaltungselemente unter Umständen zu verbauen, halte ich für fragwürdig. Damit möchte ich die Bewahrung der Grundsubstanz dieser Gebäude, auch im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit, übrigens als solche nicht infrage gestellt wissen. Deren städtebauliche Körnigkeit ist definitiv zu erhalten. Neubauten an deren Stelle sehe ich nicht. Sie würden schon aus Gründen heutiger Bauvorschriften wohl kaum noch qualitativ die Proportionen erreichen, die beim Wiederaufbau damals (noch) möglich waren.

  • Bei einer kleinen dreitägigen Fahrt entlang der Romantischen Straße führte unser Weg (durch einen gewissen Zufall und durch glückliche Fügung) in das ehemalige Kurhotel im unterhalb der Altstadt, an der Tauber gelegenen Ortsteil Wildbad.

    Das Hotel ist heute Tagungshotel im Besitz der Evangelischen Kirche. Zimmer können auch unabhängig von Konferenzen oder Tagungen gebucht werden.

    Was ich dort an Pracht aus der Vergangenheit gesehen habe hat mich sprachlos und wirklich sehr glücklich gemacht.

    Teil 1

  • Ich hatte neulich die Möglichkeit, mir die elsässischen Fachwerkstädtchen anzusehen, unter anderem Riquewihr, und ich muss schon sagen, die Franzosen machen Denkmalpflege sehr viel besser. Besonders Riquewihr wirkt noch so perfekt erhalten und authentisch. Gleichzeitig wird in Rothenburg viel totsaniert, Fassaden und Dächern fehlt mehr und mehr die Patina und obendrein gibt es immer mehr das Stadtbild und Image beschädigende Neubauten rund um die Stadt und sogar in der Stadt.
    Wenn Rothenburg (und andere Städte in Deutschland), sich nicht vorsehen, zieht man in Frankreich an ihnen vorbei, wenn es darum geht typisch deutsche, pittoreske und vor allem authentische Fachwerkstädtchen zu bestaunen. Was wirklich sehr traurig wäre.

  • Wie ist das hier eigentlich ausgegangen? Gibt es irgendwelche aktuellen Bilder?

  • Wie ist das hier eigentlich ausgegangen? Gibt es irgendwelche aktuellen Bilder?

    Ich habe das folgende aktuelle Foto (Juni 2022) auf der Seite von Google Maps gefunden:

    Klostergarten Balkon

    Obwohl der Balkon relativ klein ist, stört er das Erscheinungsbild des historischen Gebäudes doch erheblich. Viel schlimmer finde ich allerdings das Abriss- und Neubauprojekt in der Hirtengasse. Vor etwa einem Jahr hatte ich im Beitrag #116 einen Screenshot für einen besseren Überblick erstellt. Die dazugehörigen Links zu den Visualisierungen sind leider nicht mehr aktiv, aber das Ausmaß der Zerstörung und Veränderung ist auch aus dem Screenshot ersichtlich. Ich verstehe nicht, warum Rothenburg, das wegen seines historischen Stadtbilds geliebt und besucht wird, diesen Weg der Veränderung eingeschlagen hat. Es ist noch gar nicht so lange her, dass man sich erneut um den Welterbetitel bewerben wollte und versucht hat, in die Tentativliste aufgenommen zu werden. Irgendwie scheint das alles nicht so recht zusammenzupassen.

  • Danke für den Link. Ja, das sieht sehr besch...eiden aus.
    Das Haus steht in der Denkmalliste und ist anscheinend um das Jahr 1500 erbaut worden, warum man da nach 500 Jahren jetzt einen modernistischen, billigen Balkon dranklatschen musste, ist mir absolut unbegreiflich. Außerdem noch so sichtbar in einem beliebten Fotomotiv der Stadt.
    Es wird nicht lange dauern und andere skrupellose Besitzer pochen ebenfalls darauf, ihre Häuser modern und renditegerecht sanieren zu dürfen. Der Schneeball (no pun intended) wird ins Rollen kommen.
    Dass die Bürger von Rothenburg über fast ein Jahrtausend ihr Stadtbild mit Liebe gehegt und gepflegt haben und selbst nach den großen Zerstörungen nicht aufgegeben und weitergemacht haben, und das jetzt auf einmal Stadtoberste daher kommen und das alles in Frage stellen und ruinieren ist...ungeheuerlich. Ich weiß keine stärkeren Worte zu finden. Es ist absoluter Verrat an Rothenburg und Rothenburgern zuvor, und alle in der Welt, die diese Stadt lieben gelernt haben und von ihr schwärmen. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen.

  • Danke für den Link. Ja, das sieht sehr besch...eiden aus.
    Das Haus steht in der Denkmalliste und ist anscheinend um das Jahr 1500 erbaut worden, warum man da nach 500 Jahren jetzt einen modernistischen, billigen Balkon dranklatschen musste, ist mir absolut unbegreiflich. Außerdem noch so sichtbar in einem beliebten Fotomotiv der Stadt.
    Es wird nicht lange dauern und andere skrupellose Besitzer pochen ebenfalls darauf, ihre Häuser modern und renditegerecht sanieren zu dürfen. Der Schneeball (no pun intended) wird ins Rollen kommen.
    Dass die Bürger von Rothenburg über fast ein Jahrtausend ihr Stadtbild mit Liebe gehegt und gepflegt haben und selbst nach den großen Zerstörungen nicht aufgegeben und weitergemacht haben, und das jetzt auf einmal Stadtoberste daher kommen und das alles in Frage stellen und ruinieren ist...ungeheuerlich. Ich weiß keine stärkeren Worte zu finden. Es ist absoluter Verrat an Rothenburg und Rothenburgern zuvor, und alle in der Welt, die diese Stadt lieben gelernt haben und von ihr schwärmen. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen.

    Ich könnte ja jetzt was dazu schreiben , mach ich aber nicht , weil es eh deaktiviert wird , nur soviel dazu " dieser Staat Hasst seine eigene Bevölkerung " :!:

  • Zum Schopfareal an der Hirtengasse stelle ich diesen aktualisierten (?) Projektfilm ein, da er in einem früheren Beitrag nicht mehr funktioniert:

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    Die Gestaltungsschwachpunkte des umstrittenen Projekts wurden zum Leidwesen des Stadtbildes nach wie vor nicht korrigiert, die da wären: untypische, farbliche Absetzung der Erdgeschosse, dann die weiß abgesetzten Fensterfaschen sowie die modischen Brüstungs- bzw. Balkongeländer. Auf die wiederholte Übernahme reduzierter Fensterversprossungen von Gebäuden des Wiederaufbaus, welche auch im großen Stil beim historischen Bestand in Rothenburg zum Einsatz kommen, wäre als sowohl ärgerliches wie unnötiges, lokales Phänomen in diesem Zusammenhang gesondert hinzuweisen! Auch die Kubaturen und die Verteilung der Fassadenöffnungen zum öffentlichen Raum hin lassen stellenweise wenig Gespür für die traditionelle Gliederung der Baukörper erkennen. Dieses Investorenobjekt ist sowohl von einer gestalterischen Lieblosigkeit als auch fehlender Ahnung beim Bauen im besonderen Umfeld geprägt. Was andernorts vielleicht noch als Bereicherung in der städtebaulichen Ödnis durchgeht, muss stattdessen in einer Altstadt vom Rang Rothenburgs als ungenügend bezeichnet werden. Wie im benachbarten Dinkelsbühl hat auch der Rothenburger Oberbürgermeister offenbar keine glückliche Hand im Umgang mit „seiner“ Stadt.