Nach meinem Geschmack ist die Wiederherstellung des Gründerviertels in Lübeck die beste Baumassnahme mit vergleichbaren Solchen in Altstädten Deutschlands; sie lässt Dresden (arge Brüche mit modernen Bauten, übertriebene Dachausnützung, mehrere Tiefgeschosse, Styroporfassaden, fragwürdige Gestaltungskommission in den ersten Jahren) und Frankfurt (eigentümliche und hinterfragbare moderne Neubauten ohne Ortsbezug) hinter sich. Auch die Saalgasse in Frankfurt - immerhin eine der ersten Stadtreparaturen nach der Wiederaufbauphase nach dem Krieg) fällt durch das Baugeschehen in Lübeck noch weiter ab. Die Postmoderne dort mit all ihrem Schnick-Schnack ist reine Spielerei und repräsentiert nur etwa fünfzehn Jahre Architekturgeschichte. In Lübeck empfinde ich sehr viele Bauten als zeitlos und wünsche diesen einen langen Bestand. Man sieht, dass die Vorgabe zu ortstypischen Formen und Materialien ihre Wirkung gezeigt und stimmige Gassenbilder erzeugt hat. Einziger Wermutstropfen sind die Giebelformen, die oft von einem Gestaltungsunwillen zeugen (was ja ein Dauerthema in unseren Diskussionen war), nebst den modischen, von Geschoss zu Geschoss verschobenen, bodentiefen Fenstern mit assymmetrischer Teilung, Glasbrüstungen und irgendetwas sinnlos Schräggestelltem.
Display MoreFotos vom 11.06.2021 - Teil 1: Braun- und Alfstraße
Abb. 7: Die Südseite der Alfstraße von Osten gesehen. Auch wenn man sich über die fehlenden Giebelgestaltungen ärgern kann, gibt das ganze inzwischen immerhin farblich ein harmonisches und stimmiges Gesamtbild ab wie ich finde.
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Wie man im nächsten Zitat sehen kann... es geht also doch ohne diesen modischen Schnick-Schnack und fantasielosen Dreiecksgiebeln!
Display MoreFotos vom 23.01.2022 - Teil 2
Abb. 14: Die fertigen Häuser Fischstraße 13-21 nach Westen gesehen.
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Investorenbau... Allein schon das Wort klingt doch unsympathisch. Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass hier nicht auch private Einzelbauherren zum Zug gekommen sind? Ich konnte mich mit diesem Komplex noch nie anfreunden - eine zu grosse Baumasse in der gleichen Architektursprache, und übertrieben durchsetzt mit Rundbogen. Für mich ist das rein nur poetische Architektur und hat in dieser Grössenordnung hier nichts verloren. Zum Glück wird dieser Bau nicht gross in Erscheinung treten, da vor allem die beiden Ecksituationen in Erscheinung treten und die monoten Zwischenbauten in einer schmalen Gasse verschwinden werden. Hier habe ich nochmals die Visualisierung in einem früheren Beitrag hervorgekramt: auf der dritten Fassadenabwicklung rechts, auf der vierten links, und auf der fünften wieder rechts (mit orangen Punkten bezeichnet).
Im übrigen blättere ich in diesem Strang immer wieder gern zurück und bin auf diesen interessanten Beitrag Franks vom Sommer 2019 gestossen. Darin ist auch eine Liste mit der proportionalen Verwendung der unterschiedlichen Giebelformen enthalten...