• Aber, ich gebe zu bedenken, dass man sich Verzicht auch leisten können muss. Klingt zwar blöd, aber ist so. Verzicht macht erst dann "Spaß", wenn man auch verzichtet (also etwas nicht kauft/benutzt, das man kaufen oder benutzen könnte).

    Ja, da hast du vollkommen Recht. Mir macht Verzicht Spaß, weil es eine bewusste Entscheidung dagegen ist, obwohl ich mir das leisten könnte. Armbanduhren, Smartphones, Spülmaschinen, Fernreisen, Luxusküchen, das alles interessiert mich nicht. Aber ist es nicht genau das, was die Forderung nach "Verzicht" beinhaltet? Diejenigen, die sich etwas leisten können dazu zu bewegen zu überlegen, ob sie es auch wirklich brauchen. Denn Verzicht muss ich niemandem predigen, der sich das eh nicht leisten kann.

    Und ja, je mehr man sich leisten kann, desto weniger verlockend sind Statussymbole. Auch bei uns in der Arbeit kommen die Führungskräfte mit dem Rad und die Hausarbeiter mit dem BMW. Liegt aber vielleicht auch daran, dass sich die Führungskräfte die Wohnungen im Umfeld leisten können, und die Hausarbeiter was günstiges am Rand brauchen.

    Für mich ist die "Verzichtsrhetorik" eigentlich eher eine Einstellung, die auffordert nachzudenken bevor man konsumiert. Und die richtet sich logischerweise umso mehr an jene, die finanziell potent sind. Und die verursachen ja auch die größere Umweltbelastung als jene, die arm und beengt leben.

    In meinem Elternhaus gab es direkt nach der Wende eine Strömung "wir sind doch nicht bei armen Leuten"... wenn z.B. darüber diskutiert wurde ob man aus den alten Kartoffeln und Eiern noch was zubereiten könne oder nicht einfach was neues kaufen geht. Tatsächlich hat sich das "Resteverwerten" stark verringert, was mich wiederum als junger Mensch sehr geprägt hat.

    Ebenso sind mir früher gelegentlich Kunsthochschüler begegnet, die sich für Umweltschutz ausgesprochen haben, aber bekundeten, ständig nach Afrika zu reisen, um dort Projekte zu machen oder Stoffe zu kaufen. Oder ich lese von dem jungen Filmemacher, der soeben einen Dokumentarfilm gedreht hat, für den er mehrfach mehrere Kontinente anflog. Und dann erzählt er in einem Interview, dass er heute aus Klimaschutzgründen eine solche Reise wohl nicht mehr machen würde.

    Ja, das kenne ich. "Erleben ist das neue besitzen", sagen mir junge Leute, die sich in einem bescheidenen Lebensstil wähnen, allerdings unbedingt die ganze Welt sehen wollen. Für mich ist es das gleiche. Es reicht wohl nicht, sich Dokus und Fotos anzuschauen, oder jemanden zu kennen der einem alle Fragen dazu beantwortet, nein man muss die Wunder dieser Welt alle mit eigenen Augen gesehen haben. Das ist letztlich auch eine Form des Besitzens, in dem man unbedingt etwas selbst gesehen und angefasst haben muss. Ich selbst war noch nie in Spanien, Griechenland, der Türkei, Asien, Afrika oder so. Trotzdem habe ich aber schon viel gesehen und meine vier USA-Reisen sind ökologisch sicher auch nicht ohne gewesen. Hätte ich auf das verzichten können? Gewiss, aber ich hatte eine Ausrede. Ich halte fest: Verzichten kann man nur, wenn man gut genug verdient. Verzicht macht dann sogar Spaß. Aber wenn man richtig verzichten will, oder soll, dann wird das ganz schnell kritisch. Denn man verzichtet leider auch nur auf das gerne, worauf man eh nur wenig Bock hat.

    Am leichtesten kann man auf das verzichten, was es garnicht gibt. Und der Gedanke, dass man als Millionär bald unbedingt einen Parabelflug gemacht haben muss, wie es sich ja gerade andeutet, muss ein Graus sein für alle, die sich um die Umwelt sorgen machen.

  • Ich bin allerdings der Meinung, dass Ressourcenverbrauch und Umweltvernutzung (z.B. Flächenfraß) nicht durch Stapelung von Menschen und bestimmte Technik (z.B. Dämmplatten) gedrosselt werden sollte, sondern durch das Anerkennen der Grenzen des Wachstums der Bevölkerung. Wenn die Bevölkerung sich reduziert, können mehr Menschen in eigenen Häusern leben, ohne weiteren Flächenfraß. Dann kommt natürlich das Argument der verwaisten Dörfer auf. Und dann argumentiere ich immer dagegen, dass es auch in der Vergangenheit Wüstungen gab. Und dass es in der Hand der Politik liegt, so zu planen, dass im Falle von Abrissen oder Ansiedlungsbereichen, Innendorf-/Altstadtkerne geschützt und belebt werden, Neubauränder hingegen irgendwann zurückgebaut werden.

    An Deinem Beispiel der Wüstungen kann man aber sehr klar darlegen, warum eine schrumpfende Bevölkerung Gift ist. Natürlich ist eine Wüstung im Mittelalter etwas ganz anderes als heutzutage. Damals sind ein paar Holz- und Lehmbauten mit Strohdach verrottet, heute haben wir eine gigantische Menge an Ressourcen, Energie und staatlicher Finanzmittel in unseren Siedlungen stecken, vom Strom-, über Wasser- und Gas- bzw. Fernwärmenetzen, Internetkabel, Kanalsystemen (jeweils mit entsprechender großer Kapazität im Hintergrund), ein Straßennetz bei dem schon die Granitrandsteine und Gusseisendeckel in benannten Zeiten für Erstaunen gesorgt hätten. Die soziale Infrastruktur, wie Schulen, Kitas, Versammlungsorte, Schwimmbäder, Krankenhäuser. Das käme bei einer Schrumpfung oder Rückbau alles unter die Räder, viele Regionen im Osten haben genau diese Verschwendung an Vorhandenem erlebt, was auch die Menschen prägt und das Staatswesen schädigt. Und dann kommt erst die gigantische Ressource, die in Gebäuden selbst steckt. Natürlich trägt da weiter zu bei, wenn man noch mehr Ressourcen hinein steckt für Fassadendämmung und dichte Fenster. Das macht nur Sinn, wenn die Gebäude nicht abgebrochen werden. Entsprechend gefährlich ist es, wenn zuviel Wohnraum neu hinzugebaut wird. Japan hat jahrelang zuviel hinzugebaut, hat damit seine Urbanisierung beschleunigt und das breite Land veröden lassen. Die Leerstandsquoten sind gigantisch. Schlimmer kann man nicht wirtschaften. Da muss der Staat seine erfolgten Investitionen sich vor Augen halten und auf Deutschlands Stärke setzen, nicht so stark zu zentralisieren, wie es die letzten Jahrzehnte geschah, und endlich die Geburtenzahlen als oberste Priorität in den Griff zu bekommen.

    Ich hoffe ich zeige damit, dass eine Schrumpfung unfassbare Verschwendung ist.

  • Grundsätzlich wird sich Schrumpfung nicht vermeiden lassen und ist per se auch gar nicht schlimm. Es muss aber eine kontrollierte Schrumpfung sein. Hierzu müssen in der Tat die Geburtenzahlen stabilisiert werden, was in Deutschland aber überraschend gut geklappt hat. Es gibt in Europa kein Land, dass einen derartigen Anstieg der Geburtenzahlen in den letzten 10 Jahren erlebt hat wie Deutschland. Und entgegen den populären Mythen sind es keineswegs nur Migranten, die sich bei uns vermehren, auch die Fertilität autochthoner Frauen hat zugenommen.

    Selbst die Corona-Krise konnte den Geburtenzahlen wenig anhaben, wie die aktuell bis Juli vorliegenden Geburtenzahlen zeigen, während andere europäische Länder wie Frankreich, Polen oder Großbritannien gerade von Negativrekord zu Negativrekord eilen.

    Die Zukunftszuversicht von jungen Familien scheint zumindest schonmal größer zu sein als diejenige der Foristen hier.

    Trotzdem werden wir auch Schrumpfung definitiv managen müssen und da sehe ich die Dinge ähnlich wie Heimdall, der Rückbau sollte durch Anreize gesteuert von außen nach innen erfolgen und nicht von innen nach außen. Umso weniger allerdings kann ich die Empörung bzgl. des nur ganz regional avisierten Verbots neuer Einfamilienhaussiedlungen verstehen, das ja durchaus eine ähnliche Stoßrichtung hat.

  • Wir erleben doch auf dem Land und mittlerweile auch im Osten, genau das was Du kontrollierte Schrumpfung nennst. Und die Auswirkungen sind fatal. Schau doch mal diese Karte an: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroef…blob=poster&v=2

    Sind die Menschen in den schrumpfenden Gebieten glücklich? Ich denke nein.

    Das macht ja auch Sinn, ich bin in Bayern auch mehr als unzufrieden, dass die Versorgung zunehmend zentralisiert wird, z.B. bei Krankenhäusern und der Polizei. Dann will ich gar nicht wissen, wie das in wirklich schrumpfenden Regionen aussieht. Von der Ressourcenverschwendung habe ich ja schon ausführlichst geschrieben, auch wenn das ignoriert wird.

    Ich sehe auch kein Geburtenwunder in Deutschland bei 1,53 Geburten pro Frau. Schön und gut, wenn es eine Trendwende gibt, aber das muss man erstmal schaffen bis auf 2,1 wieder hoch zu kommen. So wie ich die Lebensrealität wahrnehme von jungen Familien, wird der Trend eben nicht bis dahin anhalten. Viel zu ungünstige Bedingungen, die die Politik kaum angeht. Insofern mag Deine Aussage bezüglich unvermeidlicher Schrumpfung nicht ganz falsch den Ist-Zustand beschreiben, aber ich weise ,,unvermeidlich" auf die zukünftige Steuerung zurück. Denn wenn die Bedingungen stimmen gibt es auch die fehlenden Kinder, da fehlt nur der überragende Fokus.

    Aber zurück zur Fassadendämmung noch: Wenn man fest von einer Schrumpfung ausgeht, dann sollte man sich tatsächlich überlegen, ob es sinnvoll ist Gebäude massenhaft herzurichten, noch mehr Ressourcen darin zu versenken. Aber dann wird man nicht verhindern können, dass die Neubauten attraktivere ,,Überlebenskandidaten" sind in diesem Wettkampf nach unten, als man sich hier austräumt.

  • Umso weniger allerdings kann ich die Empörung bzgl. des nur ganz regional avisierten Verbots neuer Einfamilienhaussiedlungen verstehen, das ja durchaus eine ähnliche Stoßrichtung hat.

    Der Grund für die Empörung ist doch klar: Die jungen Familien wollen alle ein nagelneues Haus haben, selber bauen, und keine unsanierte Hütte in einem sterbenden Dorf kaufen müssen. Genau das macht einen Schrumpfungsprozess von "außen nach Innen" so schwierig. Ich hoffe ja, dass die explodierenden Baukosten das bremsen können.

    Aber zurück zur Fassadendämmung noch: Wenn man fest von einer Schrumpfung ausgeht, dann sollte man sich tatsächlich überlegen, ob es sinnvoll ist Gebäude massenhaft herzurichten, noch mehr Ressourcen darin zu versenken. Aber dann wird man nicht verhindern können, dass die Neubauten attraktivere ,,Überlebenskandidaten" sind in diesem Wettkampf nach unten, als man sich hier austräumt.

    Das stimmt sicherlich zum Teil, aber auch Neubauten werden alt, und wenn eine Generation darin gewohnt hat kann man kaum noch von neu sprechen. Und bei dem Prinzip "Schrumpfen von außen nach Innen" liegen die alten Häuser dann auch attraktiver in den Ortskernen.

    Wenn ich mir heutige Neubauten anschaue, die Grundrisse, alles offen, kaum noch Zimmer sondern nur noch "Bereiche", und dann sehe wie sich in Pandemiezeiten die Leute schwer taten, weil der Herd direkt neben dem Homeoffice steht und man sich gegenseitig auf die Nerven gegangen ist, weil man sich nicht mehr zurück ziehen konnte, dann wird auch klar das alles, was heute neu ist, morgen womöglich schon niemand mehr haben will. Auch die alten Häuser, waren irgendwann mal neu, auch die Nachkriegsgebäude hatten alle Annehmlichkeiten. Ich käme nie auf die Idee zu glauben, dass ein Haus Bj 2020 auch in 30 Jahren noch begehrt sein wird wie heute. Dafür wohnen sich die neubauten viel zu schnell ab, bestehen aus zu vielen problematischen Materialien und Bauteilen. Für mich persönlich ist "neu" deshalb nur noch synonym für Ressourcenverschwendung und nichts erstrebenswertes mehr.

  • Was ich bei diesen Diskussionen so witzig finde, ist, dass ich davon überzeugt bin, dass die meisten hier, wenn sie den gleichen Informationsstand hätten auch zu ähnlichen Schlüssen kommen würden. Manchmal lehnen wir eher den Überbringer der Nachricht als die Nachricht ab, das gilt auch für mich. Es gibt gar keinen so starken Dissens, wie er hier durch die ständigen Überspitzungen von beiden Seiten erscheint. Es muss klar sein, dass es eine Stärkung der Kerne geben muss, um das amerikanische Problem des "Zwiebelprinzips", also des Faulen von innen nach außen zu verhindern. Es ist auch klar, dass Fußgänger genauso wie Fahrradfahrer einen größeren Raum in unseren Städten und Dörfern bekommen müssen. Keiner hier hat etwas dagegen, den Gewerbegebietsbrei, der viele unserer Orte umgibt und zu austauschbaren Unorten macht, zu bekämpfen.

    Umgekehrt muss klar sein, dass die individuelle, motorisierte Mobilität von Menschen, die in Gegenden mit schlechter Verkehrsinfrastruktur wohnen, erschwinglich bleiben muss. Diese sich langsam verschärfende Spaltung zwischen dem Land und urbanen Räumen sehe ich als die eigentliche Herausforderung an für die Politik, an dieser Grenzlinie baut sich auch in vielen anderen Ländern die gesellschaftliche Spaltung auf, gar nicht so sehr an primär politischen Linien.

    Das eine schließt aber das andere gar nicht aus. Hier müssen sich die manchmal ganz zweifellos ziemlich selbstgerechten Stadtbewohner in Heimdalls "Szenevierteln" sicherlich genauso an die eigene Nase fassen, wie vielleicht manch klassischer Umlandautofahrer sich bei manchen Dingen etwas umgewöhnen werden muss in Zukunft und sich vielleicht auch einlassen muss auf andere Formen der innerstädtischen Mobilität. Ein Großteil des Verkehrs wird ohnehin von Stadtbewohnern in der eigenen Stadt produziert, das auch von mir manchmal gezeichnete Bild des "Umlandtrottels", der den armen Städtern das schöne Stadtleben versaut, also zumindest nicht ganz korrekt.

    Die Geschwindigkeit und Konsequenz der Transition, über die muss und kann man reden. Hier werden kommunikativ sicherlich noch gesteigert durch die Limitationen der Internetdiskussionskultur von beiden Seiten Fehler gemacht, man gräbt sich manchmal in Löcher, aus denen man nicht mehr rausfindet. Trotzdem glaube ich, dass einer überwältigenden Mehrheit von Menschen klar ist, dass sich zumindest an unserer Mobilität in verstädterten, dichten Räumen etwas ändern muss.

  • die z.B. die Stadtplanung in der Berliner Grunerstraße einer omniösen "Autolobby" in die Schuhe schieben wollen. Unter anderem in diesem Forum. Dort wird dann auf Nachfrage argumentiert, man wisse doch, wie Lobbyarbeit funktioniere...

    Dort hat sich z.B. der ADAC klar erkenntlich für eine autozentrierte Lösung eingesetzt und vor einer Reduktion des Autoverkehrs mehrfach "gewarnt".

    https://ghb-online.de/oeffentlichkei…nt-bleiben.html

    Man kam vor ein paar Jahren mit der Idee, einen Autotunnel Unter den Linden zu errichten. Mit weniger Autos will sich der ADAC nicht arrangieren, nur mit anderer Lenkung. ;) https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-…en/1433434.html

    Aber damit zurück zum Thema Dämmungen.

  • Dass der ADAC vor einem Verkehrsinfarkt warnt (ob berechtigt oder nicht), ist legitim. Es ist eine Stellungnahme, die die Stadtregierung berücksichtigen oder ignorieren kann. Wenn das die mächtige "Autolobby" sein soll, dann bin ich Teil derselben. Ich bin nämlich Mitglied. Ansonsten liegt es nicht in der Hand des ADAC, weniger Autos zu verordnen. Bislang ist der Autoerwerb in Deutschland noch nicht durch Passierscheine oder Quoten reglementiert.

    Und so lange es eine Stadt nicht hinbekommt, den ÖPNV für Pendler, Einkäufer, Anwohner usw. so attraktiv zu machen, dass diese freiwillig auf ihr Auto verzichten, werden Leute eben mit dem Auto fahren. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, wenn man die Autos nicht will:

    1. Man sperrt Straßen. Dann sucht sich der Verkehr andere Wege. Das kann dann irgendwie gelenkt erfolgen oder eben wild.

    2. Man baut Tunnel. Das ist teuer, und "Konstantindegeer" ist dagegen.

    Diese Diskussion ist aber in diesem Thread völlig themenfremd. Danke, dass Du sie erneut hervorgekramt hast.

    P.S.: Ich vergaß Lösung 3, die "erbse"-Lösung. Es kommt zum massenhaften Einsatz von Flugtaxis und Drohnen. Da ist die Forschung schon dran. Ganz innovativ. Und in zwei, drei Jahren produktionsreif. Es geht voran. Es wird topp.

  • Danke, dass Du sie erneut hervorgekramt hast.

    Nee nee. Das hast du zu verantworten, als du zuvor den Querverweis auf die Berliner Grunerstraßendiskussion gebracht hast.

    P.S.: Ich vergaß Lösung 3, die "erbse"-Lösung. Es kommt zum massenhaften Einsatz von Flugtaxis und Drohnen. Da ist die Forschung schon dran. Ganz innovativ. Und in zwei, drei Jahren produktionsreif. Es geht voran. Es wird topp.

    Lässt du den Unsinn vielleicht mal? Wo habe ich sowas gefordert oder begrüßt? Und was gibt dir eigentlich das unverschämte Recht, dich über mich lustig zu machen - das tue ich bei dir nicht.


    Und im Ernst: Flugvehikel für kurze Strecken, Lieferungen und Noteinsätze wird es künftig zweifellos mehr geben, da sind ja auch tatsächlich breitentaugliche Lösungen mittlerweile umsetzbar. Nicht umsonst wird ein Startup wie Lilium so hohe Bewertungen aufrufen - aber du weißt es wahrscheinlich besser als die ganzen Investoren und Branchenkenner der Logistik. Aber allein der Geräuschpegel und diverse weitere Probleme werden wohl kaum dazu führen, dass ein großer Teil des Verkehrs in die Luft wandert.


    Ich will eine Stadt, die Fußgänger und damit das natürliche menschliche Tempo an die erste Stelle stellt.
    Denn eine solche Stadt berücksichtigt auch die Lebensqualität, den Genius Loci und die Muße, Schönheit und Aufenthaltsqualität letztlich viel stärker.

    Und in einer solchen Stadt herrscht auch keine billige Schnell-Schnell-Gestaltung vor, die überall eilig Polysterol an die Fassaden klatscht. Um den Bogen mal wieder zu schlagen.

  • Vorweg muss ich zweierlei gestehen:

    Erstens weiß ich nicht, ob ich mich mit meinem Beitrag im richtigen Strang befinde.

    Zweitens weiß ich nicht, ob ich den untenstehenden, aber enorm wichtigen Artikel von Rainer Haubrich in der WELT hier so wiedergeben darf.

    Vielleicht kann die Moderation hier helfen.

    WELT, Rainer Haubrich: Nachhaltiges Bauen - unser europäisches Architekturerbe steht auf dem Spiel

    Bitte Artikel nur verlinken, keinesfalls hier hineinkopieren. Mod.

  • Wären von diesen Regelungen nicht Häuser unter Denkmalschutz frei gestellt?

    Davon gehe ich nicht aus. Der Klimaschutz, gegen den ich überhaupt nichts habe, ist die neue Religion. Wir werden erleben, dass prächtig gestaltete Fasaden hinter giftigen Styroporwänden verschwinden, die nach Ablauf von 20 Jahren als Sondermüll ent"sorgt" werden. Der Artikel von Rainer Haubrich ist Warnung genug.

    Außerdem: nicht jedes Haus, das uns hier im Forum gefällt und als außerordentlich schön empfunden wird, steht unter Denkmalschutz!

  • Fasaden hinter giftigen Styroporwänden verschwinden, die nach Ablauf von 20 Jahren als Sondermüll ent"sorgt" werden.

    Diese Aussagen werden durch Wiederholung nicht wahrer. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat das bereits vor vielen Jahren untersucht und hat festgestellt, dass die Schätzungen der Experten aus den 80er Jahren von etwa 22 Jahren, in der Praxis völlig übertroffen werden, zahlreiche Gebäude hatten zum Ende der Untersuchung bereits über 40 Jahre mit ihrem WDVS auf dem Buckel mit nichts als einem neuen Anstrich. Und damit war ja noch nicht das Lebensende erreicht, im Gegenteil, die Prüfer wiesen einen ausgezeichneten Zustand am Ende aus. (Quelle: https://wufi.de/de/wp-content/uploads/sites/9/539.pdf )

    Ob die Polystyrole entsorgt werden müssen oder nicht, hängt letztlich vom Ölpreis ab. Recyclebar wären sie jedenfalls, es ist nur häufig nicht wirtschaftlich im Moment.

    Und die meisten halogenen Flammschutzmittel, die Styroporwände ,,giftig" machten, sind entweder verboten (weil tatsächlich nicht ungefährlich) oder werden in ganz vielen verschiedenen Kunststoffprodukten eingesetzt, z.B. auch in Textilien.

    Deswegen kann man natürlich trotzdem gegen Polystyrol sein. Man sollte nur die echten Schwächen auch thematisieren.

    Insgesamt ist es fragwürdig diesen Entwurf der EU Gebäuderichtlinie als gesetzt anzusehen. Er wurde ja gerade deswegen durchgestochen, weil das Thema hoch kontrovers ist. Normalerweise werden diese Entwürfe bis zur teilweisen Wirklosigkeit entschärft u.a. im Ministerrat.

    Ich persönlich unterstütze Mindeststandards für alle Gebäude, weil die Spaltung zwischen Neu- und Altbau nur dazu führt, dass langfristig die Menschen nur noch im Neubau wohnen, weil die Altbauten in den Standards immer weiter zurückfallen. Beispiel Heizung: Macht man eine Ausnahme, dass im Altbau weiter fossil geheizt wird, wird das die Nebenkosten langfristig treiben, und gleichzeitig dann sehr alt wirken, wenn in einem anderen Haus eine automatisierte Luftzirkulation und Temperatursteuerung vorhanden ist. Man muss ja nur darauf achten, dass diese nicht inkrementell das zerstören, was einen Altbau ausmacht. Da ist ein niedrigerer Mindeststandard entsprechend manchmal zu bevorzugen.

  • Verzeihung, einen Gründerzeitaltbau zu dämmen ist nämlich dämlich! Wir haben das bei einem Gründerzeithaus mit Plastikfenstern tatsächlich einla gemacht und haben dort nur noch Schimmelschäden und mussten bei den Wohnungen Zwangslüftungen einbauen und nach jedem Mieterwechsel eine Antischimmelbehandlung durchführen! Hände bitte weg von der Dämmung von Gründerzeithäusern!!!

  • Diese Aussagen werden durch Wiederholung nicht wahrer. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat das bereits vor vielen

    Ich persönlich unterstütze Mindeststandards für alle Gebäude, weil die Spaltung zwischen Neu- und Altbau nur dazu führt, dass langfristig die Menschen nur noch im Neubau wohnen, weil die Altbauten in den Standards immer weiter zurückfallen. Beispiel Heizung: Macht man eine Ausnahme, dass im Altbau weiter fossil geheizt wird, wird das die Nebenkosten langfristig treiben, und gleichzeitig dann sehr alt wirken, wenn in einem anderen Haus eine automatisierte Luftzirkulation und Temperatursteuerung vorhanden ist. Man muss ja nur darauf achten, dass diese nicht inkrementell das zerstören, was einen Altbau ausmacht. Da ist ein niedrigerer Mindeststandard entsprechend manchmal zu bevorzugen.

    Also, Majorhantines

    ich komme mir mit meinem im nächsten Halbsatz erscheinenden Argument schon vor wie ein Politiker, aber mein Beitrag wurde von Dir aus dem Zusammenhang gerissen. Du hast eine Nebensache - meine Steilvorlage Styropor - zur Hauptsache gemacht und damit die Hauptsache zur Nebensache. Bei der Interpretation von Inhalten muss man auch das Eigentliche sehen, worauf kommt es dem Autoren an, in welchem Kontext steht der Inhalt gerade bei einem Architekturforum wie Stadtbild Deutschland, der Kontext ergibt sich vor allem aus dem Welttext von Rainer Habich. Es ging vornehmlich darum, die Verschandelung prächtiger Altbaufassaden durch Styropor, die sich in verschiedenen Städten besichtigen lässt, anzuprangern. Sie war hier im Forum schon oft Gegenstand verärgerter Diskussionen, daran wollte ich, auch aus eigenen geschockten visuellen Erfahrungen, anschließen.

  • findorffer Ja, aber dem erweist Du einen Bärendienst, wenn Du u.a. schreibst, dass das Zeug ja giftig wäre und eh nicht lange hält. Das legt dann nahe, dass die Ablehnung auf falschen Annahmen beruht. Aber ich verstehe natürlich, was Deine Kernaussage war und folge dieser ja auch grundsätzlich. Weshalb ich auch um sinnige Argumente werbe, wie Exilwieners, dass diese Isolierungen diffussionsdicht sind.

  • So habe ich es verstanden.

    Zitat

    Kritikpunkte sind der hohe Energieverbrauch für den gesamten Lebenszyklus des Produkts (sog. graue Energie), die Verwendung der immer knapper werdenden Ressource Erdöl, der Einsatz eines giftigen Brandschutzmittels sowie umweltschädlicher Fungizide und Algizide in den auf das Wärmedämmverbundsystem aufgetragenen Putze und Farben, um die Ansiedelung von Schimmelpilzen und Algen wenigstens für einige Jahre zu verhindern.

    (https://www.eccuro.com/artikel/219-di…-gebaeudehuelle)

    Zitat

    Polystyrol selbst ist dauerhaft wasserbeständig, begünstigt jedoch durch den pH - Wert und den organischen Aufbau die Bildung von Schimmel und Algen. (...) Chemische Zusatzstoffe (Fungizide und Algizide) unterdrücken chemisch die Bildung von Algen und Schimmel bei der Verwendung von EPS. Dabei ist jedoch sowohl aus ökologischer Sicht als auch hinsichtlich der Beständigkeit zu prüfen, ob der Baustoff geeignet ist.

    https://www.stadtbild-deutschland.org

  • Ich meine, dass dies nur missverständlich ausgedrückt wurde. Im Silikatputz, der auf die Dämmplatten aufgetragen ist, sind die Fungizide und Algizide oft schon enthalten und noch mehr dann in der Wandfarbe. Nur das macht Sinn, denn EPS Dämmplatten werden ja gerade so hergestellt, dass sie Wasser eben nicht so einfach aufnehmen wie ein Polystyrol, dass man in anderen Anwendungsfällen kennt. Bei wie vorgeschriebener vollflächiger Verklebung sollte es also weder Raum geben, noch Nahrung, noch Feuchtigkeit für Pilze und für Algen wie gesagt schon dreimal nicht.