Schömberg (Zollernalbkreis)

  • Die Gaberstallgasse mündet nun in das östliche Ende der Hauptstraße:


    Stadtauswärts geht es den Hang hinab:

    Befassen wir uns nun mit dem Rest der Hauptstraße:

    Zur linken Seite zwei lieblose verputze Fachwerkhäuser:


    Zur rechten Seite dann die bunten Häuser der Nachbarschaft des Rathauses:

    Gegenüber

  • Ein grauenhafter Neubau Ecke Schulviertelgasse:

    In Letzterer noch ein vernachlässigter Altbau:


    Nun spazieren wir in die südliche Parallelgasse, der Rauchwinkelgasse welche auch nicht rosiger aussieht wie ihr nördlicher Bruder:

    Ein zumindest zur Seite freigelegtes Fachwerkhaus an einer platzartigen Straßenverbreiterung. Leider Fenster zur Traufe verhunzt…

    Etwas weiter dann noch ein richtig gepflegter Fachwerkbau so wie es sich gehört!

  • Erstmal danke für das zusammenstellen der Bilder. Kann man sowas überhaupt Altstadt nennen? Alles totsaniert… typisch für die gesamte Region. Sieht aus wie in Sinzheim bei Rastatt.

  • Ist das Stadtbild "umgekippt"? So wie wenn ein See "umgekippt" ist. Will heißen, dass die Altstadt mittlerweile so stark mit unangepassten Neubauten durchsetzt ist, dass man die Altstadt nicht mehr als solche wahrnimmt und sich in ihr nicht mehr wohlfühlt, so dass sich die Gleichgültigkeit breitgemacht hat, wie es weitergeht. Diese Altstadt hat etwas Trostloses, Anödendes, Abstoßendes. Da ist nichts, was einen hinzieht, nichts, warum man diese Stadt gerne kennenlernen würde. Das passiert, wenn zuviele Altbauten verschwinden. Dann sind der Charakter und der Charme der Stadt dahin.

    Aber selbst wenn das so ist, ist absolut nicht verständlich, warum man sich dann auch noch des Rathauses entledigen will. Das Rathaus ist ja fast der einzige Lichtblick. Muss man darauf jetzt auch noch verzichten? Entledigt sich die Sadt jetzt vollends ihrer selbst?

  • Ist das Stadtbild "umgekippt"? So wie wenn ein See "umgekippt" ist.

    Ein sehr treffender Ausdruck! :smile: Ich denke schon, dass ein solcher Vorgang eintreffen kann, wenn die Mehrheit der Bevölkerung den guten Geschmack verliert. Wahrscheinlich hat man begonnen, neidisch zu werden, wenn der Nachbar plötzlich ein Treppenhausfenster aus Glasbausteinen einbaute und die alten Fenster mit Sprossen, bei denen der Kitt bröckelte, samt Vorfenster durch praktische Fenster ohne Sprossen auswechselte. Dann ein Vordach mit Wellkunststoff, einen Balkon, eine Garage im Haus und und und. Das wollte man dann auch haben. Und wenn es niemanden gibt, der aus idellen Gründen vorzeigt, wie man es auch machen könnte (auch eine Fachwerkfassade mit Geranien und Weihnachtsschmuck kann Neid und dann Nachahmer hervorrufen), dann gibt es unter den Hausbesitzern und Bewohnern eine natürliche Auslese von solchen mit abhandengekommenem Geschmack. So ist es verständlich, dass diese auch mit einem auf Schiefer gebauten Rathaus, das deshalb eh einmal in sich zusammenfällt, nichts anfangen können. Ich vermute, dass eine solche Kettenreaktion hier passiert ist. Von daher gefällt mir der Ausdruck "umgekippt" sehr gut.

    Fachwerkliebhaber Danke für das Heraussuchen all dieser Bilder. Sie geben genau meine Vorstellung wieder, als ich vor Weihnachten schrieb "Ein Bild des Ortes kann man sich mit ein paar Google maps-Satellitenbildern machen, und dann sieht man sofort, was für ein Geist in diesem Ort weht".

  • Wenn die Schömberger ein Nachkriegszeitschrottrathaus hätten, bin ich mir fast sicher, dass die Denkmalschützer nie einem Abriss zugestimmt hätten!

    „Gott schütze uns vor Dreck und Schmutz, vor Feuer, Krieg und DENKMALSCHUTZ!“

  • Und wir wissen doch alle was folgen wird! In anderen Ländern schützt man seine historischen Gebäude und ist stolz drauf. Hierzulande wird mit Hilfe der Denkmalschutzbehörde abgerissen!!

    Es ist schon wieder Schömberg. Der Ort soll totsaniert und optimiert werden. Schömberg ist viel zu provinziell, da braucht es ein Flachdach-Rathaus mit toller moderner Glasfront!!! Unsere eigene Geschichte interessiert keinen.

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    Interessant daran ist auch:

    „Regierungspräsidium Tübingen gefällt das“.

  • Flankiert wird die Durchsetzung des Abbruchs vom bis dato denkmalgeschützten Rathaus leider auch durch die üblichen, im Ausdruck gleichgültigen Aussagen:

    Zitat

    Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Diese alten Buden kann man aber betrachten wie man möchte. Die werden nicht schön.

    oder

    Zitat

    Der Schaden hält sich aber sehr in Grenzen. Schön ist ja Schömberg nirgends.

  • Schömberg ist wegen dieser Einstellung nicht schön, Potential wäre da aber man reisst ja lieber aber und gibt sich mit der eigenen Mittelmäßigkeit zufrieden, wenns überhaupt wirkliches Mittelmaß ist.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Um einmal die „Begründung“ zur Aufhebung des Denkmalschutzes in den Fokus zu nehmen:

    Wer kennt vergleichbare Vorgänge, die wegen Schiefer im Baugrund und daraus resultierenden Sanierungskosten zur Beseitigung der Denkmaleigenschaft eines Gebäudes und infolge zum Abbruch führten?

    Die Art der Begründung lässt auch Fragen offen, warum dieses wie andere Schömberger Gebäude auf dem Bergsporn der Altstadt mit Baudatum um/nach 1750 solange dem Schiefergrund standhalten konnten und wie kann garantiert werden, dass der Baugrund für den angedachten Neubau nicht erneut zum Problem und somit zum noch teuren finanziellen Fiasko für die Stadt wird?

  • Stadtbild Deutschland e.V. Regionalverband Zollernalb hat einen Artikel auf seiner Facebookseite zur Abrissgenehmigung des Schömberger Rathaus erstellt, in dem Position zur Aufhebung des Denkmalstatus bezogen wird. Der Artikel kann hier vollständig nachgelesen werden:

    Facebook

    In den Kommentaren ist das Schreiben des Vereins aufgeführt.

    Bitte nach Möglichkeit teilen.

  • Der ZAK (Zollernalbkurier) reagiert bereits mit einem Artikel auf das Schreiben von Stadtbild Deutschland RV Zollernalb:

    Verein meldet sich zu Wort: „Schömberger Rathausabriss ist Fortsetzung verfehlter Baupolitik“
    Der Gemeinderat hatte den Beschluss gefasst, dass das Schömberger Rathaus abgerissen werden soll. Die erneute Darstellung „objektiv nicht dauerhaft reparabler…
    www.zak.de
  • Auch der Schwarzwälder Bote berichtet heute über die Position von Stadtbild Deutschland, RV Zollernalb. (der Artikel ist frei zugänglich, keine Bezahlschranke):

    Schömberger Rathaus: Gegen den Abriss regt sich Widerstand
    Dass das Schömberger Rathaus abgerissen werden soll, hat der Gemeinderat so beschlossen und auch die obere Denkmalbehörde hat nun grünes Licht gegeben. Doch…
    www.schwarzwaelder-bote.de
  • Auf die ausschließlich kritischen Kommentare des Instagram-Auftritts der Stadt Schömberg zum beabsichtigten Abbruch des historischen Rathaus, kommt eine Reaktion der Stadt in einem äußerst schwachen Kommentar:

    Zitat
    Viele Kommentare zum Abbruch des denkmalgeschützten Rathauses befassen sich mit Frage, wie sieht ein neues Gebäude aus? Hierzu ist zu sagen, dass es in Schömberg eine Gestaltungssatzung für den Altstadtkern gibt deren Verpflichtungen, denen sich selbstverständlich auch die Stadt bei Bauvorhaben zu unterwerfen hat, von vornherein Bausünden verhindern. Überdies haben die bisherigen Diskussionen schon erbracht, dass im notwendigen Wettbewerbsverfahren auch bislang gestalterische Elemente wie Dachreiter, Rathausuhr etc. wieder Verwendung finden können. Gemeinderat und Verwaltung ist wohl bewusst dass mit der Aufgabe Neubau Rathaus ein hohes Maß an stadtgestalterischer Verantwortung übertragen ist - wir wollen dieser auf jeden Fall gerecht werden!

    Die Verantwortlichen dieser Zeilen leiden offensichtlich an Realitätsverlust. Die Reaktion der Stadt erscheint mir als blanker Hohn und spottet jeder Beschreibung der Tatsachen. Spätestens nach Durchsicht des Altstadtrundgangs, den Fachwerkliebhaber gepostet hat, wird jedem Betrachter das Ausmaß der Schömberger Baupolitik vor Augen geführt.

    Von einer "Gestaltungssatzung" ist nach Rücksprache in Schömberg nichts bekannt. Sofern es eine gibt, hat sie bisher keine Wirkung und unzählige Bausünden im Bereich Altstadt/Marktplatz zugelassen.

    Entlarvend ist auch das Wörtchen "können" bezüglich einer Wiederwendung von Rathausuhr und Glockentürmchen (Dachreiter) im Rahmen des angekündigten Wettbewerbsverfahren.

    Gemeinderat und Verwaltung lassen mit ihrer Baupolitik, dem Drängen auf Aufhebung des Denkmalschutzes und der Abrissforderung des Rathaus die beschriebene "stadtgestalterische Verantwortung" gegenüber dem Schömberger Stadtbild vermissen. Bürgervertretung und Verwaltung sind mit dieser ihr übertragenen Verantwortung gleichgültig umgegangen und ihrer Aufgabe nicht gerecht worden. Es ist auch nicht zu weit gegriffen, hierbei von einem kompletten Versagen zu sprechen.

  • Was mich an dieser Stelle abseits der Diskussion um den drohenden Abriss interessieren würde, ist die Baugeschichte des Rathauses. Der Bau stand ja offensichtlich unter Denkmalschutz, aber seine jetzige Gestalt lässt auf den ersten Blick nur wenig Rückschlüsse über das Alter zu. Findet sich hinter der Putzfassade gar eine Fachwerkkonstruktion? Der Dehio führt den Bau nicht einmal auf, was schon sehr verwundert. Entsprechend gering scheint der Denkmalwert zu sein, was aber natürlich nichts über die ortsbildprägende Bedeutung, die hier eindeutig vorhanden ist, aussagt.

    Nachtrag: Es gibt tatsächlich ein zweites Schömberg im Stuttgarter Raum. Ich war im falschen unterwegs. Der Dehio bedenkt das Rathaus zumindest mit einem Einzeiler: spätes 18. Jh. Damit haben sich meine Fragen oben erledigt. Entschuldigt bitte den Fauxpas.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Nachtrag:

    Von einer "Gestaltungssatzung" ist nach Rücksprache in Schömberg nichts bekannt. Sofern es eine gibt, hat sie bisher keine Wirkung und unzählige Bausünden im Bereich Altstadt/Marktplatz zugelassen.

    Im Ortsrecht der Stadt Schömberg (https://www.stadt-schoemberg.de/politik-verwal…haus/ortsrecht/) ist das Instrumentarium einer Gestaltungssatzung nicht aufgeführt. Die gelistete "Sanierungssatzung" trifft über Gestaltungsaspekte ebenfalls keine Aussage.