Eine Brücke spaltet die Stadt

  • Zum Thema Steinbogenbrücke:
    Es gibt verbindliche Richtlinien, in denen für Brückenneubauten das freizuhaltende Lichtraumprofil für die Schifffahrt geregelt ist. Im Fall der Waldschlösschenbrücke hat dieses Abmessungen von ca. 80 m Breite und 10 m Höhe (über Normalwasserstand). Mit einer Steinbogenbrücke im alten Sinn ist dieses Lichtraumprofil nicht einzuhalten, da ein Steinbogen statisch nicht in der Lage ist, eine Spannweite von 80 m zu überbrücken. Mit anderen Worten: Selbst wenn man eine solche Brücke bauen wollte, sie wäre unter den gegebenen Randbedingungen nicht umsetzbar.

    Aus dem freizuhaltenden Lichtraumprofil lässt sich auch die gewählte Konstruktionsform des Bogens erklären. Die Fahrbahn liegt unmittelbar oberhalb der Lichtraumgrenze und damit so tief wie möglich. Eine Spannweite von mehr als 80 m kann man aber nicht mehr mit einem schlanken Balken überbrücken (Seht euch dazu die Elbebrücke in Riesa an. Hier liegt die Fahrbahn deutlich höher über dem Fluss.). Also wird eine andere Konstruktionsform gewählt und es bieten sich hier aus meiner Sicht nur der Bogen oder aber wie in Niederwartha die Schrägseilbrücke an. Der gewählte Brückentyp ist also unter Beachtung der gegebenen Randbedingungen schlüssig und richtig. Bevor ihr also so sinnlose Ideen wie eine Steinbogenbrücke vorschlagt, die aufgrund ihrer aufwendigen Fertigungsweise wohl kaum billiger wäre, beschäftigt euch erstmal mit den Gegebenheiten und vertraut auch mal Fachleuten.

  • Dann hätten die 'Fachleute' eben von einer Brücke an dieser Stelle absehen müssen oder die Durchfahrtshöhe verringern; schließlich gibt es genügend Schiffe, bei denen man nicht die kompletten Aufbauten herunterfahren kann.
    Leider ist das alles Maxe Mehlhorn völlig wurscht, wenn er nur jeden Morgen fünf Minuten länger Frühstücksfernsehen gucken darf, weil er nu' schneller auf der anderen Seite sein wird.

    Desweiteren bin ich immer wieder verwundert, daß es anscheinend wenig Menschen gibt, die an dem Landschaftsmord (mir fällt wirklich kein anderes Wort ein) mittels sogenannter Windräder stören oder an den häßlichen Mobilfunkmasten. Beides ist m.E. nach ein viel schlimmerer Eingriff in die Landschaft-(en), als diese eine Brücke.

  • @ Teichi, danke für Deine Erläuterungen. Und das ist ist es ja: baugesetzliche Regelungen mögen gut und recht sein, aber sie grenzen die gestalterische Freiheit meistens immens und zum Schaden der ästhetischen Erscheinung des Bauwerks ein. Im Grunde müßten bei einem solchen überregional bedeutsamen Bauprojekt, wie dieser Brücke hier, sänmtliche Bauregelungen neu definiert werden, um die optimalste, ortstypische Lösung entwickeln zu können!

    @ Bieberle, finde diese gigantomanischen Windräder auch ätzend, obschon ich sehr für regenerative Energiegewinnung bin, doch diese Technologie ist noch viel zu grobschlächtig und nicht effizient genug. Und so werden freie Landschaften renditeorientiert verindustrialisiert. Gelder und Forschung in die Entwicklung freier Energiemaschinen zu investieren ist die intelligentere Lösung. Doch das hat mit Bewußtseinsentwicklung zu tun.

  • Zitat von "SchortschiBähr"

    @ Doch das hat mit Bewußtseinsentwicklung zu tun.

    Das ist aber eine zarte, niemandem Schmerzen zufügende Antwort.
    Irgendjemand signiert seine Beiträge hier mit 'Es ist wie es ist wie es ist', erinnert mich sehr an Georsch Bähr.

  • Zitat von "Teichi"

    Zum Thema Steinbogenbrücke:
    Es gibt verbindliche Richtlinien, in denen für Brückenneubauten das freizuhaltende Lichtraumprofil für die Schifffahrt geregelt ist. Im Fall der Waldschlösschenbrücke hat dieses Abmessungen von ca. 80 m Breite und 10 m Höhe (über Normalwasserstand). Mit einer Steinbogenbrücke im alten Sinn ist dieses Lichtraumprofil nicht einzuhalten, da ein Steinbogen statisch nicht in der Lage ist, eine Spannweite von 80 m zu überbrücken. Mit anderen Worten: Selbst wenn man eine solche Brücke bauen wollte, sie wäre unter den gegebenen Randbedingungen nicht umsetzbar.

    Wenn man sich sklavisch an dem Status der Elbe als Bundeswasserstraße festhält, kommt man zu o.g. Lichtraumprofil mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Abmessungen der Brücke.

    Als Ingenieur sollte man sich aber auch fragen, ob diese Voraussetzungen an dieser Stelle sinnvoll sind:

    1) Der Schiffsverkehr ist heute deutlich geringer als vor 1990. Der Güterverkehr stromauf des Alberthafens ist marginal.

    2) Sowohl stromab (Marienbrücke, Augustus~, Albert~) als auch stromauf (alte Pirnaer Elbbrücke) existieren Brücken mit deutlich kleinerem Lichtraumprofil. Warum dann in solch einem sensiblen Landschaftsraum nicht vom Dogma des Lichtraumprofils für Bundeswasserstraßen abgewichen werden kann, verstehen wahrscheinlich nur Juristen.

    Gruß Frank


    PS: Die Stadt Dresden versucht gerade von den überhöhten Verkehrsprognosen, die auch zu diesem Projekt geführt haben, wieder abzurücken. Hintergrund dafür ist die prognostizierte hohe Umweltbelastung und die sich daraus ergebenden Maßnahmen, die sich aus diesen Prognosen ableiten.

  • Zitat von "Obi_der_Bieber"

    Desweiteren bin ich immer wieder verwundert, daß es anscheinend wenig Menschen gibt, die an dem Landschaftsmord (mir fällt wirklich kein anderes Wort ein) mittels sogenannter Windräder stören oder an den häßlichen Mobilfunkmasten. Beides ist m.E. nach ein viel schlimmerer Eingriff in die Landschaft-(en), als diese eine Brücke.

    In der Masse hast du natürlich recht. Aber das Wort "Landschaftsmord" finde ich sehr treffend, besonders bezogen auf die WSB und ihre Wirkung auf die umliegende Landschaft. Aber wir werden immer hämisch "Fortschrittsfeinde" genannt werden, wenn wir die optischen Schäden durch den "Fortschritt" bedauern. Und Brücken, Windräder, Funkmasten, Autobahnen, Staudämme etc. brauchen wir ja unbedingt, um voranzukommen. Damit wir irgendwann mal zufrieden feststellen können, dass wir uns unserer Landschaft komplett beraubt haben.

  • Ich bin da ganz anderer Meinung. Ich finde, die landschaftlich-städtebauliche Situation Waldschlösschenbrücke ist viel zu speziell, um sie in einem Atemzug mit Windrädern in der Pampa zu nennen. Das wird der Tragweite der Misere WSB nicht gerecht. Und "viel schlimmer" empfinde ich die Windräder hoch über Freiburg z.Bsp überhaupt nicht - ganz im Gegenteil. Aber man sollte diese Dinge nicht miteinander vergleichen oder gar auf ein Level setzen. Das Elbtal in Dresden ist einmalig, da sind Vergleiche nicht angebracht.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Das Elbtal in Dresden ist einmalig, da sind Vergleiche nicht angebracht.

    Leider wird die Raumqualität des Elbtals von vielen anscheinend nicht wahrgenommen. Soviel Spott wir ich schon hören musste... Wem die landschaftlichen Nachteile, dieser "Landschaftsmord" nicht einsichtig ist, kann nur völlig abgestumpft sein.

    Ich muss vorsichtig sein, sonst werde ich wieder für einen Monat gesperrt, weil ich über die Brücke schimpfe. Ich habe übrigens keine Entschuldigung für dieses überzogene und unnachvollziehbare Vorgehen bekommen.

  • Zitat von "Vitruv"

    Leider wird die Raumqualität des Elbtals von vielen anscheinend nicht wahrgenommen.

    Ja, sehr taurig. Da weiß ich dann auch nicht mehr weiter...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Anders als von vielen Spezies bei Dresden-Fernsehen behauptet, ist der Änderungsantrag des Planfeststellungsbeschlusses laut DNN von heute noch immer nicht bei der Landesdirektion eingereicht worden. Das Einschwimmen der "neuen schnittigen" Narrenkrone wird sich deshalb wohl doch stark verzögern, sodass alle Brückenfreunde noch eine Weile auf ihr Bierzelt an den Elbwiesen verzichten werden müssen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes hat den Schub des Stahlmonstrums nun für Mai bzw. Juni angekündigt.

    Der Baubeobachter der Woche: Fast Baustillstand an der Waldschlößchenbrücke -

    Da kann man schon die Frage stellen, ob sich die Aktion vielleicht zu einem tourisitschen Highlight auswachsen wird, an dessen Ende der Bau dieses Wunderwerks menschlichen Schaffens unter Umständen mit alljährlichen Brückenfestspielen gewürdigt werden darf. Nicht umsonst kann man also sagen, dass hier die Zukunft unserer Stadt in einigen Monaten die Elbe hinunterschwimmen wird.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Da werden bestimmt Festspiele kommen - als Platz bietet sich der Standort des kleinen Aussichtspavillons an - glaubt man den Visualisierungen, soll selbiger ja auf den Neumarkt transloziert werden und zwei gleich aussehende Geschwister erhalten - am jetzigen Ort macht er dann allerdings auch keinen Sinn mehr, da der Blick durch besagtes Wunderwerk verdorben sein wird.

  • Man soll den Pavillon lieber dort lassen, wo er steht. Dann wird immerhin umso deutlicher, welchen traumhaften Blick man dort verschandelt hat.

  • Vorsicht, vorsicht! Ihr seid da meiner Meinug nach einem kleinen Missverständnis aufgesessen. Nur weil ein regionales "Wurschtblättl" den Pavillon zur Untermalung der neuen Neumarkt-Planungen benutzt, kann von einer Translozierung mit Sicherheit keine Rede sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hoffentlich handelt es sich wirklich nur um eine Ente - die Pavillons würden überhaupt nicht auf den Neumarkt passen - der jetzige Standort ist trotz kommender Schrecklichkeiten immer noch ganz passabel.

  • Toller Beitrag!
    Die Zitate von Uhlig machen mich wirklich sprachlos. Ich weiss nicht ob ich darüber lachen soll, oder einfach nur weinen.
    Ich weiss auch nicht, ob aus Ihnen Selbstüberschätzung, Arroganz, Naivität oder politische Verblendung sprechen.
    :augenrollen:

  • Zitat von "Christoph"

    Toller Beitrag!
    Die Zitate von Uhlig machen mich wirklich sprachlos. Ich weiss nicht ob ich darüber lachen soll, oder einfach nur weinen.
    Ich weiss auch nicht, ob aus Ihnen Selbstüberschätzung, Arroganz, Naivität oder politische Verblendung sprechen.
    :augenrollen:


    Aus Uhligs Worten spricht Liebe und Dankbarkeit, dass die Stadt Dresden ein Meisterwerk der Ingenieurskunst geschenkt bekommt. Und zugleich der Zorn des Liebenden gegenüber allen, die die Ehre seiner Geliebten verletzen wollen. (UNESCO, Ökoaktivisten, politische Gegner etc.)