Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Was auffaelt is dass es in unserem Stadtschloss Forum eigentlich in den letzten Tagen ( letzten Wochen sogar) ziemlich Ruhig ist:> nach der Vorstellung am 28.11.2008 durch Minister Tiefensee gab es wirklich hunderte von Beitraegen und auf einmal, als gaebe es das vorgeschlagene Schloss nicht mehr, hoert man hier fast nichts mehr.....
    Ist die Schloss Begeisterung auf einmal fort?????wo bleiben die Meinungen und Beitraege????
    Laesst mal wieder etwas von euch hoeren, bitte :D

  • Bitte unterliege doch nicht - wie vielleicht mancher - der Einbildung, dass Jubeln oder Meckern in diesem Forum hier (oder irgendeinem anderen) irgendetwas an der Realsituation vor unserer Haustür ändern würde. Da kann man 100.000 Beiträge in einem Forum schreiben, ändern würde das real nix. Und zum Thema: auch im politischen Berlin gibt es sowas wie Feiertage. Zumal Stella ja jetzt erstmal in der Situation ist, auf die Forderungen des Bundesbauministeriums einzugehen. Bis er das nicht getan hat - was soll da groß passieren, jetzt, wo der Wettbewerb entschieden und der PdR platt ist?

  • Es ist erstmal ein riesiger Erfolg, daß statt einer modernen Lösung im absoluten Zentrum von Berlin wieder ein historischer Bau von diesen Dimensionen entsteht. Das sollte man nicht geringschätzen und es ist eine gewaltige Niederlage für alle Dogmatiker des modernen Kubusbauens.
    Davon abgesehen wird mir immer unbegreiflich bleiben, wieso der Schloßverein vom ersten Tag an nur die Rekonstruktion von drei Fassade gefordert hatte. Es hätte doch in der Historie der Debatte keinen großen Unterschied machen können, ob man nun den Wiederaufbau des Stadtschloßes fordert, welches aus den vor dem Krieg vorhanden drei barocken Seiten und einer mittelalterlichen Seite plus Kuppel besteht oder ob man den Wiederaufbau von drei Seiten des ehemligen Schlossen fordert und den Rest dem Zufall überläßt. Wieso hier den drei Seiten die vorrangige Bedeutung zugemessen wurde und der Kuppel bzw. der Ostfassade nicht, habe ich nie verstanden.
    Jetzt im Nachhinein zu verbreiten, daß mehr nicht möglich war, ist paradox, denn man hatte ja auch nicht mehr gefordert.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Das ist wohl war, die fehlende historische Spreefassade schmerzt bei allen noch so guten Entwürfen. Wie ich schon öfters erwähnt habe, ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen. Bei eine Bebauung des Marx-Engels Forums z.B. hat eine neue Spreefassade moderne! Auswirkungen.
    Die historische Spreeseite sollte doch keine großen Kosten verurschen, zumal ja oft wenig Zierrat vorhanden war. Mit dem grünen Hut hatte das Schloss sogar noch bauliche Reste der ehemaligen Cöllner Stadtmauer aufzuweisen.
    Leider hat dieser Teil des Schlosses zu kleine Räume, sodaß eine Nutzung für Einbäume oder Riesenskulpturen nicht in Frage kommt. Warum hat man denn keine Räume für ein Museum über das Schloss übrig? Wieso hat man denn nicht in den Räumen ein Hotel eingerichtet? Geht doch auch in anderen Schlössern????
    Weil man nicht wollte! Man muss ja überall seinen modernen Stempel als Zugeständnis aufdrücken.

    Das schlimmste an dem Wiederaufbau ist doch, dass man nur die Hülle bauern will und selbst die nicht komplett. Im Grunde genommen wird das Schloss ein komplett moderner Bau mit drei (plus Teile des Schlüterhofes) barocken Fassaden.
    Geht man davon aus, das es hätte noch schlimmer kommen können, ist es ein Erfolg.
    Geht man davon aus, das es hätte besser werden können, ist es eine Niederlage.

    Jedenfalls wird man diese Ansichten NIE WIEDER BEKOMMEN

    http://www.berliner-schloss.de/picupload/20030215151548.jpg

    http://www.berliner-schloss.de/picupload/20030209174309.jpg

    http://www.berliner-schloss.de/picupload/20030215145152.jpg

    http://www.berliner-schloss.de/picupload/20030127223413.jpg :weinenblau:

    http://www.berliner-schloss.de/picupload/20060414110640.jpg

    http://www.berliner-schloss.de/picupload/20060414110600.jpg

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • http://www.tagesspiegel.de/berlin/Schloss…;art974,2694298

  • Zitat

    ...Die teilnehmenden Büros sollten für den Fall der Fälle Interimsfassaden entwerfen, die so lange gebraucht würden, bis die Steinmetze und Bildhauer mit den Barockfassaden fertig sind. Diese Übergangsfassaden könnten dann nach und nach wieder abgenommen und durch die Barockvariante ersetzt werden. Das Berliner Büro Kleihues und Kleihues zum Beispiel schlug eine Fassade aus Faserzementplatten vor (gemeinhin Eternitplatten genannt), die übergangsweise angebracht werden könnten.

    :schreckgrau:

    Bloss nicht!
    Aber das ist ja mal wieder typisch, erst mit nur drei Barockfassaden locken, dann können die nicht pünktlich fertig gestellt werden und die (natürlich modernen) Interimsfassaden bleiben dann, weil man sich ja dran gewöhnt hat....oder so ähnlich.


    Allen APHlern einen guten Rutsch und möge das Jahr 2009 für das Antlitz unserer Städte besser werden!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ich glaube es gibt reichlich Fachkraefte in Polen ....
    Die koennen dann eventuell gegen West Tarif hier ""tuechtig""arbeiten

    aber auch dies ist natuerlich wieder eine Ausrede der Anti Schloss Maffia um den Wiederaufbau auf irgendeine weise zu verzoegern oder, noch besser, zu verhindern, wir kennen allmaehlich die Methoden...

    Heute sind es die Fachleute die fehlen, morgen ist es das Geld, uebermorgen ist es wieder etwas anderes... und naechste Woche vielleicht wieder ein anderes "'Gegen Argument""

    einfach die Geduld bewahren ist meinere Meinung nach Beste ( tun wir schoen seitdem Jahre 1990..) 8)

    wuensche euch Allle eine gutes un gesundes 2009!!! :D

  • Guido Hinterkeuser, ein tüchtiger und geradliniger Schwabe für Preußen:

    Zitat

    Die preußische Geschichte hat den Munderkinger und Wahl-Berliner spätestens seit seiner im Jahr 2003 als Buch erschienenen Doktorarbeit übers [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] und dessen barocker Baugeschichte nicht mehr losgelassen.[...]

    http://www.szon.de/lokales/ehinge…23.html?apage=0

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat von "Palantir"
    Zitat

    Als historische Vorbilder für den Wiederaufbau nennt Hinterkeuser das Neue Schloss in Stuttgart und die Residenzen in Mannheim und München, aber auch die Schlösser in Warschau und Vilnius in Litauen. Dass im wiederaufgebauten Stadtschloss neben dem Berliner Dom die außereuropäische Kultur aus den Museen in Berlin-Dahlem mit China, Amerika, Ozeanien, Asien und Afrika beheimatet werden soll, befriedigt Hinterkeuser nicht. "Ein paar Räume sollten für Preußen übrig sein: für dessen Geschichte und die Bau-geschichte des Schlosses." Ein Teil der früheren Innenausstattung des Schlosses ist verteilt auf Museen und Schlösser in Potsdam. "Viel war im Krieg ausgelagert, und manches kam 1958 nach der Erbeutung aus Russland zurück. Auch das Silberbüfett des Hauptfestsaals. Heute ist es im Schloss Köpenik.

    Recht hat er! Damit stellt man einen wirklichen Bezug zum historischen Schloss her.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat von "van Dyk"

    Ich glaube es gibt reichlich Fachkraefte in Polen ....
    Die koennen dann eventuell gegen West Tarif hier ""tuechtig""arbeiten

    aber auch dies ist natuerlich wieder eine Ausrede der Anti Schloss Maffia um den Wiederaufbau auf irgendeine weise zu verzoegern oder, noch besser, zu verhindern, wir kennen allmaehlich die Methoden...

    Heute sind es die Fachleute die fehlen, morgen ist es das Geld, uebermorgen ist es wieder etwas anderes... und naechste Woche vielleicht wieder ein anderes "'Gegen Argument""

    Die Sache mit dem Fachkräftemangel ist wirklich ein albernes "Argument". Schließlich haben wir Deutsche es auch vollbracht das Karlsruher Schloß, das Dresdner Schloß, die Dresdner Frauenkirche und den Zwinger etc. wiederaufzubauen. Ferner hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz doch auch Jugendbauhütten eingerichtet, wo sicherlich ebenfalls Leute zu rekrutieren wären. Aber man braucht sich ja auch nicht mit jedem "Argument"/Geschwätz der Antis auseinanderzusetzen.

    Für weniger Ideologie!

  • Das könnte man doch als Schloßblockierer locker miteinander verknüpfen:

    erstens gibts keine Fachkräfte und falls doch, gibts für sie keine Parkplätze.

    Bumms, aus. :peinlich:

  • Und falls doch nachgewießen werden könnte, dass ein paar Parkplätze zustande kämen, dann gibt es auch noch das Argument der erhöhten Feinstaubbelastung...

    Ach Gott, warum hast Du nicht alle gleichmäßig mit Hirn versorgt?

  • Zitat

    Die Sache mit dem Fachkräftemangel ist wirklich ein albernes "Argument". Schließlich haben wir Deutsche es auch vollbracht das Karlsruher Schloß, das Dresdner Schloß, die Dresdner Frauenkirche und den Zwinger etc. wiederaufzubauen. Ferner hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz doch auch Jugendbauhütten eingerichtet, wo sicherlich ebenfalls Leute zu rekrutieren wären. Aber man braucht sich ja auch nicht mit jedem "Argument"/Geschwätz der Antis auseinanderzusetzen.

    Oh je oh je. Ihr solltet Euch doch besser einmal mit ein klein wenig Fach- und Hintergrundswissen ausstatten, bevor Ihr hier diesen Unsinn verzapft! Ich bin ehrlich gesagt ziemlich entsetzt über das bisweilen geringe Wissensniveau, mit dem z. T. hier diskutiert wird - kein Aushängeschild fürs aph!!

    Der Bilderhauer, der hier vor Kapazitätenmangel sprach, tat dies aus Erfahrung - er ist kein Schloßgegner (allein schon aus Gründen der Berufsehre geht das nicht).

    Fakt ist aber, daß das Bildprogramm des Berliner Stadtschlosses (das zu den größten und bedeutendsten Schlössern Europas gehörte) 3-4 mal (!) aufwendiger war/sein wird, als die Dresdner FK (Wiederaufbaudauer: 10 Jahre bei höchstem High-Tech-Anteil und unter - leider - viel zu großer Eile (Innenraum: :daumenunten: ).
    Das Karlsruher Schloß stand noch im Außenbau (innen wurde nichts rekonstruiert).
    Am DDner Zwinger wurde 22 Jahre (!) wiederaufgebaut (1945-67) - nur hier ist der Aufwand mit dem des Berliner Schlosses vergleichbar - und nicht 3-4 Jahre, in denen man das Schloss rekonstruieren will (und nota bene nur im Außenbau).

    Und: Herr von Boddien verzapft - sorry - auch Unsinn wenn er glaubt, daß man die Steine des Schlosses in der Maschine schneiden kann. Das Lebendige und Hochwertige einer rekonstruierten Natursteinfassade wird nur durch Handbearbeitung erreicht (an der DDner FK wurde jeder Stein noch einmal von Hand überarbeitet!). Und hinsichtlich des Ornamentalen gehörten die Erzeugnisse aus Schlüters Werkstatt zum besten Europas - an jeder Fensterachse war es etwas verändert bzw. individuell.

    Also: In 3-4 Jahren ist das Stadtschloss nicht zu schaffen ohne daß hier ein solcher Billigpfusch entsteht, der dann Wasser auf die Mühle der Reko-Gegner sein wird.

    Deshalb: Eile mit Weile!

  • Zitat von "Oktavian"

    Fakt ist aber, daß das Bildprogramm des Berliner Stadtschlosses (das zu den größten und bedeutendsten Schlössern Europas gehörte) 3-4 mal (!) aufwendiger war/sein wird, als die Dresdner FK (Wiederaufbaudauer: 10 Jahre bei höchstem High-Tech-Anteil und unter - leider - viel zu großer Eile (Innenraum: :daumenunten: ).

    Das solltest du erklären. Was gefällt dir denn nicht am Innenraum der Frauenkriche? Ich habe regelmäßig die Jahrbücher über den Wiederaufbau gelesen und im Jahrbuch von 1996 war ein ausführlicher Bericht über die vorgenommenen Studien bezüglich der Innenraumfarbigkeit. Anscheinend hat man jahrelang im Vorfeld geforscht. Und die Kuppel scheint durch Christoph Wetzel fachlich sehr gut ausgemalt worden zu sein. Es sind teils sogar Neuschöpfungen, weil die ursprüngliche Gestalt der Gemälde durch spätere Übermalungen verloren ging. Er musste sich quasi in den Duktus des Barock reindenken. Habe auch mal die Dokumentation über Wetzel gesehen, die kurz nach der Weihe der Frauenkirche ausgestrahlt wurde. Er scheint sich sehr viel Mühe gegeben zu haben bei seinen Studien im Vorfeld. Er ist sogar nach Venedig gefahren und hat dort Fresken studiert. Aber das brauche ich dir sicherlich nicht zu erzählen, denn das weißt du sicherlich. Deshalb ist deine Kritik auch unverständlich. Oder bist du Befürworter eines modernen Innenraums?

  • Bevor du hier Oktavian völlig unsinnigerweise das Befürworten eines modernen Innenraums vorwirfst, würde ich dir raten, seinen Beitrag nochmal genau zu lesen. Dann wirst du merken, dass er von Bauplastik geredet hat (mit Bildprogramm ist im kunsthistorischen Sinne nicht zwangsläufig ein Gemälde gemeint), und auch das auf den Innenraum bezogen war. Und nicht auf die Ausmalung.

  • @ Oktavian,
    sicherlich stimmen wir alle darin überein, dass je länger und genauer die historische Fassade des Schlosses traditionell erstellt wird, desto besser wird sie dem alten Schloss entsprechen. Das so ein gewaltiges Vorhaben nicht innerhalb der geplanten Zeitspanne in dem Maße ausgeführt wird, wie wir uns das wünschen ist doch auch klar, oder? Das aufwendigste des Humboldt Forums wird doch nur die Fassade sein, der Rest wahrscheinlich eben nicht! Würde man tatsächlich handwerklich und historisch genau (ähnlich der Frauenkirche) rekonstruieren, wäre das in der Tat ein unvorstellbares Bauvorhaben, das mehrere Generationen dauern würde. Das wäre der Idealfall, der aber nicht im Geringsten durchsetzbar ist. Der dem historischen Schloss am Nächsten käme.
    Das, was jetzt gebaut werden soll, wird niemals den Rang einer Rekonstruktion, ähnlich der Dresdner Hauptattraktionen haben. Insofern ist der Vergleich etwas unpassend.

    Was hier aber schon seit längerem debattiert wird, ist doch, das solche Äusserungen (vom Bildhauer oder von anderen Fachleuten) von den Wiederaufbaugegnern unabhängig von derer Richtigkeit,dazu missbraucht werden, gegen den Schlossbau unablässig zu wettern.
    Das man auf solche "Äusserungen" anders reagiert, als auf eine rein fachliche Auseinandersetzung ist doch nachvollziebar.

    Ich wünschte mir, dass der Wiederaufbau des Berliner Schlosses genau die gleichen schöngeistigen unerschrockenen Förderer auf der ganzen Welt gehabt hätte, wie es die Mutter aller Rekonstruktionen, die Frauenkirche gehabt hat.
    So entscheiden eben nur Zahlen und Bebauungspläne und andere zersetzende Kräfte mit. Schade!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat

    Das solltest du erklären. Was gefällt dir denn nicht am Innenraum der Frauenkriche? Ich habe regelmäßig die Jahrbücher über den Wiederaufbau gelesen und im Jahrbuch von 1996 war ein ausführlicher Bericht über die vorgenommenen Studien bezüglich der Innenraumfarbigkeit. Anscheinend hat man jahrelang im Vorfeld geforscht. Und die Kuppel scheint durch Christoph Wetzel fachlich sehr gut ausgemalt worden zu sein. (...) Deshalb ist deine Kritik auch unverständlich. Oder bist du Befürworter eines modernen Innenraums?


    *lach* Selbstverständlich bin ich nicht ein Befürworter eines modernen Innenraums... Mit Wetzel und der Kuppel hast du natürlich recht. Es ging mir bei meinem Beitrag aber um die Tatsache, daß alles etwas zu schnell ging. Gerade der Innenraum-Reko WAR nicht unproblematisch, da man nur nach Analogien, nicht jedoch nach realen Befunden arbeiten konnte. Man hat eine Probe gemacht und die dann "durchgewunken". Wenn man heute den (Gemeinde-)Raum betrachtet, muß man feststellen, daß die Farben alle etwas zu hell geworden sind. Es hätte noch um einiges kräftiger, kontrastreicher (ja, ja, Ihr habt recht gelesen: bunter und barocker) werden müssen. Dazu hätte man etwas länger die erste Probe auf sich wirken lassen müssen und das Ganze nach der ersten Probe diskutieren müssen. Aber das wollte die Stiftung nicht, da ja alles schnell-schnell gehen mußte. Notabene: Man war ein Jahr früher fertig - die Postsozialistische Planübererfüllung läßt grüßen ;)
    Auch die Orgel (d. h. das moderne Werk - ich rede nicht vom Prospekt) gilt bereits nach 3 Jahren der Beendigung des Wiederaufbaus von fast allen, die sie gehört haben, als verfehlt: Sie ist einfach zu groß für den Raum und erschlägt ihn förmlich akustisch... Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...

    Zitat

    Würde man tatsächlich handwerklich und historisch genau (ähnlich der Frauenkirche) rekonstruieren, wäre das in der Tat ein unvorstellbares Bauvorhaben, das mehrere Generationen dauern würde. Das wäre der Idealfall, der aber nicht im Geringsten durchsetzbar ist.

    Na ja gut - aber was will man denn nun eigentlich in Berlin? Reko oder Fake? DAS ist es doch was ich meine, was den Gegnern das Wasser auf die Mühlen gibt! Das ist ja auch das was am Neumarkt schiefgelaufen ist bzw. schiefläuft...

  • Lieber dauert das ganze Bauvorhaben ein paar Jahre länger und wird dafür handwerklich und kunsthistorisch einwandfrei ausgeführt, als wenn ein schnell durchgepeitschtes Schloß am Ende wirkt wie eine ehemals schöne Frau mit Botox-Gesicht, nämlich im Prinzip immer noch schön, aber ausdruckslos und ohne Mimik und damit irgendwie unecht. Das Schloß kann ruhig langsam Stück für Stück heranwachsen. Hauptsache, man fängt auch tatsächlich mal an. Insoweit gebe ich Oktavian recht.

    Ein paar Jahre länger sollte allerdings nicht 30 Jahre oder länger bedeuten, dann läuft irgendetwas falsch - ich will das fertige Schloß ja auch noch eine Weile genießen können (und ich bin auch keine 20 mehr). Die Steinmetze sollen so gut arbeiten wie sie können und so schnell, wie die von ihnen erwartete Qualität ihrer Arbeit es eben zuläßt. Was nicht geht, geht eben nicht. Daß man sich fachkundige und geschickte Verstärkung aus Polen holt - was spräche dagegen?

    Wie ist eigentlich die Qualität beim neuen Braunschweiger Schloß zu bewerten? Ich rede hier selbstverständlich nur von der Sandstein-Fassade (und nicht von den tragenden Betonwänden und dem C&A-H&M-Geschwurbel dahinter). Auf mich, der ich nicht vom Fach bin und nur Fotos kenne, wirkt die Fassade für sich genommen sehr gelungen, wie ein renoviertes echtes Schloß - und damit wie ein gelungener Testlauf für Berlin (wie gesagt: nur die Fassade!). Aber was sagen die Fachleute eigentlich dazu?

  • Ganz recht, was du da schreibst, Schloßgespenst.

    Hier empfiehlt der altersweise Kunsthistoriker: Ne (aphler-)Exkursion organisieren und nach Braunschweig fahren und dort vor Ort das "Original" (bzw. die originale Reko) studieren. Es geht einfach nichts über die eigene Anschauung um den Gesamteindruck beurteilen zu können (es gibt in BS übrigens noch zwei weitere schöne Rekos: die "alte Waage" und den gesamten 19.Jh.-Saal in der Burg Dankwarderode - sehr sehenswert beides!)
    Am Innenraum der Dresdner FK wirken die (kontrastverstärkten) Postkartenaufnahmen (leider!) auch besser als das Original!