Dresden - Zerstörung eines Welterbes - eine Bilderserie

  • Mal unabhängig da von daß ich mit Glaubens und Religionsdingen nichts am Hut habe, weiß ich nicht was eine Diskussion darüber bringen soll (außer vielleicht sinnlose Streiterein) ?

    Es geht doch hier auch viel mehr um die umstrittene Waldschlößchenbrücke - daß man wegen dieser Baumaßnahme nun Dresden das Weltkulturerbe absprechen will, halte ich für völlig überzogen. Sicher ist die Brücke kein architektonisches Kleinod, jedoch sah ich bei weitem schon grausamere Brückenkonstruktionen. Wenn es nach mir ginge, hätte ich dort eine Sandsteinbogenbrücke bevorzugt - so ganz im Stile der Dresdner Altstadtarchitektur.
    Gut, da bleibt natürlich die Frage wer es denn hätte bezahlen sollen, abgesehen da von daß sich die Bauzeit um so einiges verlängert hätte.
    Verkehrstechnisch war diese Verbindung ja wohl notwendig, welche Alternativen hätte es denn da gegeben? Die Elbe untertunneln? Wäre technisch sicherlich machbar gewesen, meines Erachtens nach allerdings mit Verlusten an Altbausubstanz in der Nähe der Ufer.

  • daß man wegen dieser Baumaßnahme nun Dresden das Weltkulturerbe absprechen will


    Das ist bereits geschehen.

    Ich finde es schade, wenn nur über das "Bauwerk Brücke" diskutiert wird - ist das nicht fast wie die isolierte Betrachtung von Architektur - unter Ausschluss der Aspekte Stadtraum, Ort, Identität, Geschichte, ...?

    Für viel schlimmer als das Bauwerk selbst (das ich für sich betrachtet eigentlich gar nicht schlimm finde) halte ich die AUSWIRKUNGEN auf den Raum, durch den diese Brücke gezogen wurde! Der Elbhang, die Sichtbeziehungen, der kilometerlange zusammenhängende landschaftliche Freiraum inmitten der Stadt, ...

    Zitat

    Verkehrstechnisch war diese Verbindung ja wohl notwendig


    Dazu gibt es völlig gegensätzliche Meinungen.

    "Neue Brücke macht den Osten zur Staufalle": Zerstörung eines Welterbes - eine Bilderserie

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!


  • Dazu gibt es völlig gegensätzliche Meinungen.

    Unstrittig ist allerdings die Tatsache daß sich durch den Brückenschluß Gegenden erreichen lassen, welche bisher nur durch sehr große Umwege anfahrbar waren. Natürlich, wenn wo Baustellen sind, werden sich diese immer als Staufallen erweisen - nur sollte es ja im Normalfall nicht geplant sein, Dauerbaustellen einzurichten (auch wenn die Realität uns diesbezüglich mitunter eies besseren belehrt :biggrin: )

    Mir persönlich wäre eine schonendere Lösung dieser verbindung auch lieber gewesen - die Frage ist nur; "wie wäre eine solche realisierbar gewesen?" Der Kraftfahrzeugverkehr nimmt weiter zu - eine unschöne, jedoch nicht aufzuhaltene Entwicklung welche zusätzliche Verkehrswege erforderlich macht...und da denke ich, ist die Waldschlößchenbrücke nicht einmal das größte Problem. :unsure:

  • Der Kraftfahrzeugverkehr nimmt weiter zu - eine unschöne, jedoch nicht aufzuhaltene Entwicklung welche zusätzliche Verkehrswege erforderlich macht


    Auch diesbezüglich gehen die Ansichten weit auseinander.

    Neue Straßen erzeugen neuen Verkehr.

    Ich persönlich setze eben die Prioritäten anders. Ich habe aber auch keinen Führerschein - und wohne in Öko-Freiburg. :biggrin:

    Im verlinkten Artikel ging es nur im vierten Punkt um Baustellen - als Folge der Verkehrszunahme durch die Brücke müssen wohl weitere Straßen ausgebaut werden.

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    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (15. September 2012 um 10:44)

  • Hätte man nicht einfach die Stelzen der Brücke hinter einem begrünten Wall verbergen können, so dass die Brücke erst da "beginnt", wo in der Bildmitte die beiden rot-weißen Pfosten sind? Die verschandelnde Wirkung wäre m.E. ein wenig verringert.

  • Hätte man nicht einfach die Stelzen der Brücke hinter einem begrünten Wall verbergen können, so dass die Brücke erst da "beginnt", wo in der Bildmitte die beiden rot-weißen Pfosten sind? Die verschandelnde Wirkung wäre m.E. ein wenig verringert.

    Die Idee fände ich gut - die Frage ist nur, würde ein solcher nicht bei erhöhtem Wasserstand wieder zerstört werden?

  • Dann wäre aber die Blickbeziehung von den Elbwiesen auf die Altstadt total verstellt. So kann man die Stadtsilhouette immerhin durch die - aufgrund der Burger Überarbeitung doch sehr schlanken - Stelzen und Bögen sehen.

  • Schlossgespensts Idee wäre sowohl für die Blickbeziehungen im Elbbogen, als auch für den Hochwasserschutz eine Katastrophe und letztlich sogar noch schlimmer als diese Brücke. Wer hätte das für möglich gehalten...

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Aber Neinneinnein. Es muss ja kein Wall sein. Es muss auch keine hohe Wand sein. Ich bin kein Unterstuetzer dieser Bruecke, im Gegenteil! Aber einige niedrig gehaltene Buesche nahe den vom Fluss am weitesten entfernten Stahltrassen, ohne diese zu ueberragen, wuerden das Bild durchaus weicher gestalten. Fuer genuegend Durchblicke koennte leicht gesorgt werden.

  • Schlossgespensts Idee wäre sowohl für die Blickbeziehungen im Elbbogen, als auch für den Hochwasserschutz eine Katastrophe und letztlich sogar noch schlimmer als diese Brücke. Wer hätte das für möglich gehalten...


    Nur zur Erinnerung: die einzig erkennbare Katastrophe für die Blickbeziehungen im Elbbogen ist diese Brücke!!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Mich persönlich stört die Brücke nicht so extrem, ich sehe darin eher eine Art notwendiges Übel aufgrund der doch recht starken Überlastung des Blauen Wunders (übrigens derzeit die einzige Brücke zwischen Dresdner Stadtzentrum und Pirna auf rund 18 km, wenn ich auf meiner digitalen Landkarte richtig nachgemessen habe).

    Wirklich beeinträchtigt werden die Sichtbeziehungen doch nur an einer Stelle: Nämlich auf den rund 500 Metern der Bautzner Straße, bevor diese Richtung Weißer Hirsch im Wald verschwindet.

    Vom Zentrum aus ist die Brücke von der Augustusbrücke nicht und von der Carolabrücke aus nur mit einem leichten Zoom zu erkennen, siehe hier (da finde ich die Hochhäuser am Terrassenufer störender):

    Damit will ich jetzt aber keinesfalls irgendeine Polemik auslösen, nur stören mich die Fehlentwicklungen in der Dresdner Innenstadt (ganz speziell der Postplatz) ungleich mehr als eine Brücke, die nun eben mal steht und auch sicherlich nicht mehr abgerissen wird.


  • Nur zur Erinnerung: die einzig erkennbare Katastrophe für die Blickbeziehungen im Elbbogen ist diese Brücke!!


    Wie bitte darf ich diesen deinen Kommentar verstehen?

    @Webmaster:

    Leider beträgt die prognostizierte Verkehrsentlastung des Blauen Wunders höchstens 9 Prozent. Diese wird allerdings durch die Mehrbelastung des Knotenpunktes Schillerplatz konterkariert.

    Abgesehen davon besteht Dresden nicht nur aus seiner doch recht kleinen "Altstadt". Da wiegt die Zerstörung des Naturraumes schwerer als der Blick von Frauenkirche, Schlossturm und Co.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Da wiegt die Zerstörung des Naturraumes schwerer als der Blick von Frauenkirche, Schlossturm und Co.

    ganz so drastisch sehe ich es jetzt nicht. Es ist ein klein wenig vom Ufer überbaut worden, gut - Autobahnen und Landstraßen hingegen fressen sich durch ganze Wälder.....nur wer mag heute noch per Waldweg z.Bsp. von Dresden nach Berlin reisen? :biggrin:
    Mehr kultureller Nachkriegsschaden wurde m.E. in Dresden mit Betonplattenbauten angerichtet. :wink:

  • Die einzigartige Weite des unberührten/naturnahen Elbraumes im Zentrum einer Großstadt war ein Wert, der so manche Forsten und Heiden in den Schatten stellen durfte. Dieser wurde in seiner Mitte durchschnitten. Ob man das in seiner letzten Konsequenz sieht oder nicht, sei einmal offen gelassen. Mich jedenfalls schmerzt dieser Anblick, da ich zudem noch um den zweifelhaften Nutzen der Querung weiß.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Na ja, unberührt war der Naturraum natürlich nicht - die Elbauen wurden bei der Begradigung der Elbe gezielt zur Aufnahme von Hochwasser angelegt. Unberührte Natur bestünde im Dresdner Raum wohl eher aus einer ausgedehnten Sumpflandschaft, in der die Elbe ausgedehnte Mäander bildet.

    OT:

    Die einzige weitgehend unberührte Flußlandschaft ist in Mitteleuropa das obere Lechtal in Tirol an einigen Abschnitten - dort (beispielsweise bei Forchach) besteht fast das ganze Tal aus einer Art von Schuttlandschaft, in welcher der Lech in unzähligen Armen recht chaotisch fließt und ständige neue Flußarme bildet. Wirklich erstrebenswert ist ein solcher Zustand in einem dicht besiedelten Land natürlich nicht, man lese sich mal die Stadtchroniken von Städten wie Köln durch, wo der Rhein vor der Begradigung jedes Jahr durch neue Flußarme unzählige Todesopfer forderte.

  • Ich denke, man muss die Gegend in all ihren Facetten vor der Störung kennengelernt haben (und zwar nicht nur über Fotos), um die Angelegenheit hinreichend beurteilen zu können. Bevor ich diesen innerstädtischen Landschaftsraum ausgiebig erkundet hatte, war ich ein Befürworter dieser Brücke - das sagt wohl alles. Der Vorher-Nachher-Unterschied ist gewaltig, wie ich bei meinem letzten Besuch feststellen musste.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das Entscheidende an diesem Schandbau ist m.E.:

    Die sogenannte "Waldschlösschen"-Brücke (welch dreister Euphemismus) würde heute nicht stehen, hätten es Konzerne und Banken nicht gewollt. Mitg "Demokratie" hat diese absichtliche Irreführung der Bevölkerung durch gezielte Vorenthaltung von Information und begleitet von aggressiven Propagandakampagnen (Fessie & Konzernlobby & Medien) rein gar nichts zu tun. (Hätte die Manipulationsstrategie, die besonders niedere Bevölkerungsschichten ansprach, beim ersten Bürgerbegehren nicht funktioniert, hätte man so lange abstimmen lassen bis die gewünschten Ergebnisse erzielt worden wären).

    Dem Kommentar des geschätzten Webmasters (571), dass die Fehlentwicklungen in der City weitaus schlimmer seien, stimme ich zwar zu. Dennoch heisst das für mich nicht, dass die Elbtalzerstörung mir egal wäre, ich denke ja nicht nach dem Motto "hier liegt sowieso Müll, also macht es nichts wenn noch mehr hingeschmissen wird". Gerade in einer solchen Stadt, die so viel erlitten hat und wo so viel Kulturgut vernichtet wurde, sollte man wirklich jeden Centimeter ehren, der den Feuersturm überstand. Übrigens: Überall auf der Welt versucht man in Grossstädten inzwischen den Verkehr aus den Innenstädten hinauszuhalten, in Dresden leitet man ihn nun absichtlich hinein. Wenn das nicht im wahrsten Sinne des Wortes "rückwärtsgewandt" ist....! Und ausgerechnet diejenigen, die das initiieren, werfen uns diese Eigenschaft vor. :kopfschuetteln:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Das Entscheidende an diesem Schandbau ist m.E.:

    Die sogenannte "Waldschlösschen"-Brücke (welch dreister Euphemismus) würde heute nicht stehen, hätten es Konzerne und Banken nicht gewollt. Mitg "Demokratie" hat diese absichtliche Irreführung der Bevölkerung durch gezielte Vorenthaltung von Information und begleitet von aggressiven Propagandakampagnen (Fessie & Konzernlobby & Medien) rein gar nichts zu tun. (Hätte die Manipulationsstrategie, die besonders niedere Bevölkerungsschichten ansprach, beim ersten Bürgerbegehren nicht funktioniert, hätte man so lange abstimmen lassen bis die gewünschten Ergebnisse erzielt worden wären).


    Manipuliert haben aber vor allem die Brückengegner,
    mit Fotoaufnahmen aus verzerrenden Perspektiven,
    mit suggestiven Formulierungen wie "Monsterbrücke" und "Autobahntrasse" und nicht zuletzt auch dünkelhaften Beschimpfungen der Brückenbefürworter als "niedere Bevölkerungsschicht"

    Nichtsdestotrotz - Der Drops ist gelutscht.
    Die Brücke steht und viele frühere Skeptiker finden sie garnicht schlimm.

  • Mich jedenfalls schmerzt dieser Anblick, da ich zudem noch um den zweifelhaften Nutzen der Querung weiß.

    Naja, ich als in Berlin aufgewachsener und in München lebender hab da natürlich leicht reden - verstehen kann ich es aber. Als Mitte der 60iger Jahre in Berlin Treptow sich durch die idillisch gelegene Elsenstraße über die Spree eine 8 spurige Brücke fraß, war ich auch zutiefst schockiert und konnte mich mit diesem Bauwerk nie anfreunden (in Anbetracht dessen daß sich dort allerdings bald die Stadtautobahn rüberfressen wird, finde ich plötzlich dieses Bauwerk garnicht mehr soo abstoßend). Der Bau der Elsenbrücke war damals umumgänglich, da die Oberbaumbrücke im Grenzgebiet lag und somit gesperrt war, und die Stralauer Behelfsbrücke dem Verkehr nicht mehr stand hielt.

    In Dresden haben wir eine recht ähnliche Situation - schon zu DDR Zeiten galt das "blaue Wunder" als arg überlastet, ich meine mich daran erinnern zu können daß an dieser Brücke beständig Reparaturen ausgeführt werden mußten. In sofern sehe ich persönlich, hier auch eine gewisse Entlastung des ehrwürdigen Verkehrsdenkmales "Blaues Wunder".

  • @ Webmaster:

    "Unberührt" bezog sich auf den Maßstab einer Großstadt und war im Sinne von "naturnah" zu verstehen. Natürlich ist das Elbtal eine vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft.

    @ Fließe:

    Liest du auch die von anderen Nutzern eingestellten Beiträge? Das Blaue Wunder wird nun gerade kaum entlastet (9 Prozent). Außerdem könnte das Denkmal nach entsprechender Pflege, die man in den letzten Jahren bei fast allen Dresdner Brücken sträflichst vernachlässigt hat (vielleicht wartet man erst auf das Auslaufen der Förderungen?), noch jahrzehntelang treueste Dienste leisten.

    @ Miwori:

    Du hast natürlich vollkommen recht! Nachdem auf beiden Seiten schwere Fehler begangen wurden, ist der Drops nun tatsächlich gelutscht. Leider aber scheint die Geschichte hauptsächlich Verlierer zu kennen.
    Die Hauptschuld gebe ich hierbei vor allem der Landesregierung, die im Klima einer von 60 Jahren Diktatur geprägten, und damit demokratisch nicht geschulten Gesellschaft, einfach nur Machtpolitik betrieben hat. Das allerdings ist hier in Sachsen ein allgemeines Problem.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe